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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-14
- Erscheinungsdatum
- 14.11.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^ 265, 14. November 1918. Redaktioneller Teil. «»u-nbl-ttd. DIjchn. Buchh»i,d-I. 12339 lftortsetzung zu Seite 12L8».> der ganz erklärlich ist; dort werden tausende von gleichen Exem plaren mit einem Male in erstaunlich kurzer Zeit hergestellt, die bil lig sein können und billig sein müssen; hier wird jedes Buch in dividuell nach den Wünschen des Bestellers dauerhaft gebunden. Während bei den Masseneinbänden die Einbanddecken des Buches und dieses selbst, jedes für sich allein, meist in getrenn ten Räumen hergestellt werden und, wenn beide Teile fertig sind, das Buch in die Decke geklebt, eingehängt wird, heftet der Kleinmeister das Buch auf Hand, setzt die Deckel an das Buch direkt an und überzieht dann erst dessen Rücken und Deckel. Wäh rend die Verbindung des Buches mit dem Deckel bei den Massen- etnbänden eine lose ist, nur eine lose sein kann, werden bei den Handeinbänden die Deckel des Buches mit diesem wirklich fest und unabreißdar verbunden, wodurch der Handeinband den Vorzug größter Haltbarkeit erhält. So ist es z. B. ohne Kraftanstrenguug und ohne Schwierigkeit möglich, bei einem Masseneinband das Buch aus der Decke zu reißen, was bei einem auf tiefen Falz angesetzten Handeinband ganz unmöglich ist. Der Zusammenhang zwischen Buchblock und den Buchdeckeln ist bei den Massenein bänden immer ein loser, weil es durch die technische und bil lige Herstellungsweise nicht anders möglich ist. Die Großbuchbinderei könnte ihre Einbände weil solider Her stellen, wenn es der Besteller bezahlen würde. Das tut dieser aber nicht, um den Verkaufspreis des Buches, des Umsatzes we gen, so niedrig als möglich halten zu können. Es ist kaum zu glauben, daß bei den Preisofferten der Groß- buchbinder oft ein Viertelpfcnnig eine ausschlaggebende Rolle spielt. Der Preis des Masseneinbandes steht zurzeit auf einer bedauerlich tiefen Stufe, durch die Preisunterbietungen, die sich manche Großbetriebe gegenseitig, zum alleinigen Nutzen der Be steller, machen. Freudig zu konstatieren ist dagegen, daß der deutsche Verleger einband im Vergleich zu den ausländischen Masscneinbänden, was Exaktheit und Sauberkeit und Wohl auch den Geschmack be trifft, als der beste der Welt zu bezeichnen ist. Das haben die Ausstellungen der letzten 15 Jahre bewiesen. Außer diesen Verleger-Leinenbänden, die ich bis jetzt im Auge hatte, werden natürlich auch Halb- und Ganzleder-Massen bände hergcstcllt, d. h. ebenfalls in die fertige Decke eingehängt, auch diese entsprechen nicht der Haltbarkeit, die man bei Hand bänden erwarten kann. Von England her kam vor etwa 10 Jahren eine Sorte sehr billiger Ganzlederbände, die die Warenhäuser sofort aufnahmen, die besonders die Klassiker darin binden ließen. Dieses Leder, meist in roter Färbung, ist gespaltenes Schaf leder und weniger haltbar als gutes Packpapier. Daß nun in unserer Zeit, die mehr und mehr Qualitätsarbeit verlangt, dem biicherliebendcn Publikum etwas Besseres, als die üblichen Lcinenbände geboten werden müsse, haben seit einigen Jahren einige deutsche Verleger eingesehen. Sie machten Ver suche, Handeinbände fabrikmäßig, soll heißen in kleinen Men gen, Herstellen zu lassen. Diese Versuche sind als nicht gelungen zu betrachten, da sie sich entweder ebenso teuer stellten wie die vom Kleinmeister gefertigten oder eine schlechte Technik und min derwertiges Ledermaterial zeigten. Das Publikum irreführend war ferner die Propaganda, die einige dieser Herren in ihren Verlagsprospekten dafür machten. In einem mir vorliegenden heißt es wörtlich: »Es ist hervorgehobc», daß charaktervolle Werke heute wieder mehr aus Bünde gebunden werden (Soll heißen: auf Bindfaden mit der Hand ge heftet. D. V.), und zwar in der ganzen Auflage, was eine erhebliche Verbesserung des Verlegereinbandes be deutet. Solcherlei Einbände sind mit Privatbänden (Soll hei ßen: Handbänden. D. V.) vollkommen gleichwertig.« Der Verfasser dieses Prospekts hat ohne Zweifel im guten Glauben gehandelt, aber wahr ist es nicht, was er schreibt. Wenn auch das Buch auf Bünde (Bindfaden) geheftet, dann aber in die vorher gefertigten Halbleder-Decken eingehängt wird, wie es bei den Bänden dieses Verlegers der Fall war, so ist ein solcher Band nicht zu vergleichen mit dem guten Handeinband, der auf tiefen Falz angesetzt und ins Leder ge macht, also nicht in Decken gehängt ist. Ein solcher Handband erst ist ein wirklich gebundener, dauerhaftester Einband, den, in dieser soliden Art gearbeitet, ein Verleger der Kosten und der Zeit wegen, gar nicht in der ganzen Auflagcnhöhe auf den Markt bringen kann. Etwas Gutes haben die Bestrebungen dieser Verleger allerdings gezeitigt: dank der zu Rate gezogenen Künstler haben alle diese Einbände durchweg ein höchst geschmackvolles Äußeres. Von Handeinbänden bildet der sog. künstlerische Ganzleder band die höchste Stufe; solche Einbände sind nach einem besonde ren Entwürfe, mittelst der H a n d v e r g o l d e - Technik ausge führt. Sie tragen meist eine reiche Dekoration und können nicht billig sein, da in ihnen die höchste Kunstfertigkeit des Buchbinders zum Ausdruck kommen soll. Diese reiche Verzierung ist natürlich keine Notwendigkeit, vielmehr kan» ein Ganzleder-Handband mit einer einfachen Linie an den Deckelkanten und nur den Titel auf dem Rücken tragend, sobald er technisch einwandfrei hergestellt ist, auch geschmacklich wertvoll sein, ohne gleich ins Geld zu lau fen. Die Handeinbände aller Art bieten für den, der seine Bü cher liebt, noch einen besonderen Vorzug: daß er bei seinem Buch binder die Bücher nach seinem Geschmack und seinen Ideen bin den lassen kann, sich also nicht, wie bei den Masseneinbänden, den Geschmack eines einzelnen aufzwingen zu lassen braucht, den er außerdem mit Tausenden anderer teilen muß. Ich bitte in meinen Ausführungen nicht etwa eine Spitze gegen die Verlegereinbände zu erblicken; sie sind selbstverständlich eine Notwendigkeit und dienen dem Kulturfortschritt in eminen ter Weise, indem sie für billiges Geld gute und schöne Bücher in die Massen tragen. Der Zweck dieser Zeilen besteht darin, den Bücherfreunden den Unterschied der Technik des Masseneinbandes und des Handeinbandes zu erklären, um ihnen die Kenntnis von der Güte der Technik des Handeinbandcs zu geben, den sie bei besonders guten, wertvollen oder seltenen Büchern auf alle Fälle bevorzugen sollten. Ebensowenig wie ein gutsituierter Mann seine Kleider im Magazin fertig kauft, ebensowenig sollte er seine guten Bücher fertig kaufen, sondern sie nach seinem Geschmacke binden lassen. Man denke an die Worte des verstorbenen Kunst ästhetikers Prof. Stockbauer: »Bücher, die einen dauernden Wert für eine Familie besitzen, die man mit Verständnis sich auswählt und verständnisvoll benutzt, verdienen es auch, daß sie anständig gebunden werden. Man lasse sich die Kosten nicht gereuen, ihnen auch ein dauerhaftes und schönes Lederkleid anzuziehen.« Zum Schlüsse will ich noch die Ansichten eines der bekann testen deutschen Bibliophilen und eines der besten Bucheinband kenner, die wir in Deutschland haben, des Herrn vr. Bogeng, anführen, die er in seinem bei W. Knapp-Halle erschienenen treff lichen Werke: »Der Bucheinband« teilweise niedergelegt hat. Herr vr. Bogeng sagt folgendes: »Der Verlegereinband ist trotz der großen Anstrengungen, die gemacht werden können, den mit aller Sorgfalt handgearbeiteten Einbänden an Gebrauchswert nachstehend; wenn man das vor ausschickt, so wird man immerhin zwei Büchergruppen unterschei den können, für die man die folgenden Unterschiede machen kann: daß die eine Gruppe von ihnen eine so sorgfältig als mögliche Einbandarbeit und womöglich eine ebenso gute dekora tive Ausstattung aufweist, während es bei der anderen Gruppe mehr darauf ankommt, einen billigen Gebrauchsband zu schaf fen, dessen Gebrauchswert allerdings auch dieser Billigkeit ent sprechen wird. Das war die Tendenz des Verlegerbandes, wie er sich seit 1830 in England, seit 1860 in Deutschland entwickelt hat. D. h. der Verlegereinband hat den praktischen Zweck in sei ner Billigkeit, die in der technischen Möglichkeit seiner Herstellung begründet ist. Nun hat sich im neuen deutschen Verlegereinbande neuer dings eine Tendenz herangcbildet, die den Absichten des Verle gereinbandes vollkommen widerspricht, indem sie ihn in über flüssiger und unnötiger Weise verteuert. Anstatt daß man sich an den guten brauchbaren Überzugsstoff hält, den die Gewebe liefern, und immerhin haltbare Ganzleinenbände herstellt, für deren Deko ration die Verzierungsverfahrcn des Masseneinbandes ausgezeich net und künstlerisch ausgiebig sind, hat man den Luxusindustrie band geschaffen, der sich dem Handbande anzugleichen sucht.
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