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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.08.1940
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- 1940-08-15
- Erscheinungsdatum
- 15.08.1940
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Friedrich Perthes' Schwiegervater Vor zweihundert Jahren, am 15. August 1710, wurde Matthias Claudius, der »Wandsbecker Bote«, geboren. Da dessen älteste Tochter, Caroline Jlsabe Claudius, am 2. August 1797 die Frau von Friedrich Perthes wurde, wird es nicht unangebracht erscheinen, seines zwcihundertsten Geburtstages auch an dieser Stelle zu gedenken. * Im Mai 1793 hatte der etnundzwanzigiährige Buchhandlungs- gehilfc Friedrich Perthes seine Lehrstelle in Leipzig verlassen, um in der Buchhandlung des Hamburgers Benjamin Gottlob Hosfmann tätig zu sein. Und bereits nach drei Jahren — am 11. Juli 1796 — konnte er mit Hilfe von wohlhabenden Gönnern, welche in den zwar armen, aber zuverlässigen und strebsamen Buchhändler ihr be rechtigtes Vertrauen setzten, eine eigene Handlung in Hamburg eröffnen. Zu feinen Kunden, bald väterlichen Freunden, gehörte auch der Dichter und Philosoph Friedrich Heinrich Jakobi, der kurz vor her infolge der französischen NevolutionSkriegc von Düsseldorf auf dem Schloß zu Wandsbek Zuflucht gesucht hatte und in freundschaft lichem Verkehr mit der Familie des Wandsbecker Boten stand. Durch ihn, bei ihm lernte Perthes, der bereits in dem mehr rationalistisch eingestellten Kreise des Doktors Neimarus und des gebildeten Groß- kanfmanns Sieveking verkehrte, auch Matthias Claudius, ferner den holsteinischen Landadel, Carsten Niehuhr, ^n Herausgeber des »Deutschen Museums« Boje, die Grafen Stolberg, den »Luise«-Dichter Voß und die katholische Freundin Claudius', die Fürstin Gallitzin kennen. Am 27. November 1796 war es, als Perthes durchs Hamburger Stcintor schritt, um die Lübecker Landstraße hinanszuwandern, an der Claudius mit den Seinen ein geruhsames Poetenleben ver träumte. An jenem Tage lernte Perthes die älteste Tochter des Wandsbecker Boten, die liebliche Caroline Jlsabe Claudius kennen, mit der er sich am 30. April 1797 verlobte, um sie am 2. August desselben Jahres zu heiraten. Zu Anfang der Ehe hatte es die junge Frau nicht ganz leicht, sich in die Atmosphäre eines nicht ruhigen Geschäftshauses einzuleben; sie war die Tochter eines stillen Familienheimes, war die Tochter des Wandsbecker Boten, und welch Gegensätze waren Vater und Ehemann! Perthes hatte bei der frtthverwitweten Mutter und bei Nudol- städter Verwandten eine kärgliche Kindheit gehabt, war dann friih als schwächlicher Knabe in die harte Lehrzeit zum Leipziger Buch händler Böhme gekommen, wo er Tag für Tag, Jahr für Jahr vom Morgengrauen bis tief in die Nacht hinein hatte arbeiten müssen. Und diese Jahre hatten den schwächlichen Jungen wohl gelegentlich aufs Krankenlager geworfen, hatten ihn aber nicht zu zerbrechen vermocht, sondern ihn zu jenem zäh strebsamen, unbeirrt bildungs hungrigen, sich emporkämpsenden Manne geformt, aus den später mit vollem Recht der ganze Buchhandel stolz sein konnte und kann. Dagegen war Matthias Claudius im behaglichen Pastorenhause seiner nachsichtigen Eltern zu Neinfeld ausgewachsen, war auf die Universität gegangen und ohne ein Abschlüße,ramen ins Elternhaus zurückgekehrt, hatte es dann kurze Zeit als Privatsekretür des Grafen Holstein in Kopenhagen versucht, um schließlich bei dem Lokalblätt chen »Wandsbecker Bote« die Feuilletonleitung und die »Plaudereien-« zu übernehmen. Aber als nach kurzen Jahren das Blatt sein Er scheinen einstcllte und Claudius das Glück hatte, durch Herders Ver mittlung eine gutbcsoldete Staatsstellung in Darmstadt zu erhalten, beklagte Claudius sich bald, daß er zuviel zu tun habe; er habe sich eine Stellung mit weniger Gehalt, jedoch auch mit weniger Arbeit gewünscht. Und schon nach einem Jahre kehrte er mit Hilfe der Herzogin von Weimar, welche die Reisekosten bezahlte, nach Wandsbek zurück, wo ihm nun wohlhabende adlige Freunde durch ständige Hilfe erlaubten, das von ihm ersehnte geruhsame Poetendasein zu führen. Diese Gegensätze in der Auffassung dem tätigen Leben gegenüber konnten beiden Männern und auch Caroline natürlich nicht verborgen bleiben. Bei dem guten Willen aller aber ist es nie zu einem Bruch gekommen. Ja, Perthes erkannte den Verfasser so schöner Gedichte wie »Bei dem Grabe meines Vaters«, »Morgenlicd eines Bauers manns«, »Abendlied eines Bauersmanns«, »Rheinweinkied«, »Ein Lied vom Reifen«, »Abendlicd« usw. freudig als echten Dichter an und wurde trotz geschäftlicher Bedenken bereitwillig sein Verleger. Claudius dagegen ist wiederum durchaus seinem ihm wesens fremden Schwiegersohn gerecht geworden. Zwar mag er Perthes nicht beigestimmt haben, als dieser in der trüben Franzvsenzeit die tapferen Worte schrieb: »Es ist dieser Zeit eigen, daß man nicht durch Zurückziehen sich rettet, sondern durch regsames Vorwärtsgehen«. Und als Claudius 1813 infolge seines Schwiegersohnes tatkräftigen Eingreifens gegen Napoleon aus seinem Dichterhcim nach Kiel fliehen mußte, da auch die Verwandten der von Napoleon Verfolgten in L8« Gefahr waren, ist er — nach den Aufzeichnungen seiner Enkelin Agnes Perthes — recht verzagt und unwillig gewesen und verstand seine Tochter Caroline nicht, welche sich im Laufe glücklicher Ehcjahre so weit vom Vater weg zum Gatten hin entwickelt hatte, daß sie heroisch schreiben konnte, sie wäre stolz darauf, daß ihr Mann auf der Liste der von Napoleon fürs Fllsiliertwcrdcn gesuchten Patrioten stände. Aber in der Verbannung war es, da Claudius in dem letzten Büchelchcn seines Lebens »Predigt eines Laienbruders zu Neujahr 1814« schrieb: »..Als aber eine edle Stimme aus dem Norden es — Deutschland — weckte, besann es sich sein; der alte Mut erwachte; groß war die Menge der Helden; und die vereinte Kraft und Weis heit machte dem Unfug ein Ende«. Diese Anerkennung für die Män ner der Befreiungskriege durfte auch der Schwiegersohn Friedrich Perthes fiir sich in Anspruch nehmen. Die Stunde der Befreiung schlug im Mai 1814 sowohl für Claudius wie für Perthes. Für den Greis aber waren die Tage gezählt; er ist gestorben am 21. Januar 1815, und zwar im Ham burger Hanse seines Schwiegersohnes, des unvergessenen Buchhänd lers Friedrich Christoph Perthes. Albert Petersen. Leipziger Herbstmesse Die Neichsmesse Leipzig Herbst 1940 wird in der Zeit vom 25. bis 29. August abgehalten. Sie wird wie üblich als Mustermesse in zweiundzwanzig Messcpalästen der Leipziger Innenstadt durch geführt. Nach den bisher vorliegenden Anmeldungen werden rund 6000 Firmen aller Branchen ausstellen. Etwa zwanzig Staaten stellen ihre hauptsächlichsten Landcsprodukte in großen repräsentativen Kol lektiv AussteMmgen aus. Für die deutsche Wirtschaft wird die Neichsmesse Leipzig Herbst 1940, ebenso wie die Frühjahrsmesse, die mit einem außerordentlich großen Erfolg abschloß, von ganz be sonderer Wichtigkeit sein. Der Verlauf der Frühjahrsmesse hat ein dringlich gezeigt, wie in Kricgszeiten, wenn altgewohnte Handels- wege zerstört sind und die einem normalen Güteraustausch cntgegen- stehenden Hemmungen bisherige Verbindungen unterbrechen, eine so zentrale Messe wie Leipzig um so mehr Bedeutung erlangt, da sie dem Kaufmann die einzige Gelegenheit bietet, sich an Hand ihres umfassenden Angebotes zu orientieren und alle bestehenden Liefcr- möglichkeiten auszunutzen. Besonders aber auch im Hinblick auf die sich anlmhnendc Neuordnung des kontinental-europäischen Wirt- schaftsraumcs und der damit zusammenhängenden Umgestaltung der Versorgung der einzelnen europäischen Volkswirtschaften wird die Leipziger Messe, die nicht nur der deutschen, sondern der Wirtschaft aller Länder dient, noch eine ständig wachsende Bedeutung erhalten. Wie alle anderen Zweige der Neichsmesse, so hatte im Frühjahr auch die Bücher- und Bildermesse einen gewaltigen An sturm von Interessenten und Käufern zu verzeichnen. Zu diesem Erfolg trugen nicht nur die Besucher aus Großdcutschland, sondern auch die der angrenzenden neutralen Länder bei. Ein noch weit räumigeres Wirkungsfeid ist der Herbstmesse geboten. Die gewaltigen Ereignisse, die sich in den letzten Monaten vollzogen haben, tragen das ihrige dazu bei, um den Erzeugnissen des deutschen Buch- und Bildverlages wie denen der kartographischen Anstalten jene welt weite Verbreitung zu sichern, die der hohen Mission der Kunst Gutenbergs entspricht. Mit der Herbstmesse wird auch das Gutenberg-Gedenkjahr seinen Ausklang in Leipzig finden. Die N e i ch s - W e r b e - M e s s e im Ning-Meßhaus wiederholt die vom Frühjahr her bekannte Gutcn- bcrg-Jubilänmsschau. Die geschichtliche Abteilung zeigt in großen Um rissen die Entwicklungslinien der Buchkunst und des Wcrbcwesens. In der Sonderschatt der W i r t s ch a f t s g r u p p e Druck werden die für den Export bestimmten Erzeugnisse des Buchgewerbes ausgestellt. Der Hauptanteil entfällt wiederum auf die Firmen-Aus- stellungen. Damit bietet sich noch einmal Gelegenheit, den gegen wärtigen Stand der einzelnen Verfahren und ihre Anwendung im Werkdruck, Jllustrationsdruck und namentlich im Werbedruck kennenzulerncn. Ergänzt werden diese Darbietungen durch die Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen der Neichs-Werbe Messe und der Vcrpacknngsmittclschau. Die Gemeinschaftsschau des deutschen Buchbin dergewerbes im Meßhaus »Großer Reiter« zeigt neben künst lerischen Einbänden in bester Handwerkskunst Chroniken, Mappen, Behälter und Kästchen aller Art. Diese Ausstellung bildet eine gerade von ausländischen Besuchern geschätzte Bereicherung der Bücher- und Bildcrschau im Meßhaus »Stentzlers Hof«. Die Deutsche Reichsbahn hat allen ihren Dienststellen Anweisung über die bevorzugte Beförderung von Sendungen zur Leipziger Herbstmesse 1940 gegeben. Bis zum 29. August werden die für die Leipziger Herbstmesse bestimmten Sendungen von etwaigen Ver kehrssperren ausgenommen. Desgleichen sind die Reichsbahndienst- Nr. 18S Donnerstag, den 16. August 1910
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