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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1934
- Strukturtyp
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- 1934-04-04
- Erscheinungsdatum
- 04.04.1934
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- Deutsch
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Weitere Urteile über: Wer einmal aus dem lZlecknapk krilZl H> lloman » Li.-LZ. lausend * Kartoniert K/Vl 4.Zo » beinenband Z.so bI.8.Volksblatt. Vieleleld.L7.iV1ärriyZ4 Strafgefangene Willi Kufalt geht in seiner Zelle auf und ab.- Fünf Schritte hin, fünf Schritte her. Wieder fünf Schritte hin..." Eine Woche, ein Jahr, ein Leben. Und nun wissen wir schon was kommt, die Anklage gegen die Richter. Die Anklage gegen den Staat. All das literarische Lamento, das einige Schriftsteller in den letzten Jahren um Hinz und Kunz, will sagen: um jeden kleinen und großen Verbrecher aufsuhrten. Man wird uns daher ein leises Mißtrauen nicht übelnehmen. Aber das Buch müßte nicht von Hans Fallada sein, der uns die „Bauern, Bonzen und Bomben" und den „Kleinen Mann — was nun" bescherte, wenn es sich tmhohlenPathoserschöpfte.VtelmehnFallada schreibt dasDeutsch, das wir sprechen, und spricht das Deutsch, das wir denken. Das Buch, das beendet war, noch ehe die Erneuerung des Vaterlandes in allen Teilen durchgeführt war, liegt zeitlich mit seinem Ausblick im Heute. Der ganz und gar kleine Mann will nichts mehr vom soge nannten humanen Strafvollzug und vom leeren Geschwätz der Literaten wissen. Er will nicht, daß man im Gefängnis Filmtheater und Sport plätze für ihn errichtet. Er ist zufrieden, wenn man ihn dort nur gerecht behandelt. Der Schluß des Buches ist die vielleicht schmerzlichste Ohr feige, die das humane Literatengestammel vergangener Zeiten bekam: „Hier hat man ganz seine Ruhe. Hier quatscht keiner auf einen los. Hier braucht man nichts zu beschließen, hier hat man sich nicht so zu sammenzunehmen. Schön, so ne Ordnung. Ganz zu Haus. Und Willi Kufalt schläft sachte, friedlich lächelnd ein." Das heißt: in der Geborgenheit des Gefängnisses ist er sicher vor Re solutionen und vor der Wohlfahrt alter Tanten, die ihm Pulswärmer stricken. Hier ist er sicher vor denen, die in ihm ein soziales Problem sehen und faustdicke Bücher um ihn herum schreiben. Nur noch ein kleines, dann wird Hans Fallada ganz unter der Zeit sein, die heute schon alle erleben, und er wird heimgeftmden haben aufs Land und zu Jean Paul und Wilhelm Raabe, und er wird uns eine Geschichte erzählen, die also beginnt: „Wir hatten mal ein Kind..." Zu Weihnachten will er sie uns vorlegen. Wir freuen uns schon darauf, wie sich die Zeit eines Men schen freut, der sie als Dichter immer um ein gutes Stück voraus ahnte. Und Hans Fallada hat schon von den Bauern geschrieben, als noch mehr Bonzen und Bomben als Sauberkeit da waren. Und er hat schon in den Nöten eines kleinen Mannes die Liebe entdeckt, als andere Literaten darin nur und allein den Schmutz und das Verbrechertum sahen. Und wenn er heute vom Blechnapf schreibt, so kündet er darin schon die irdene Schale an, aus der wir allesamt, Gerechte und Unge rechte, Richter und Gerichtete, unser täglich Brot essen, sobald man uns keine Almosen gibt, sondern: Arbeit. Keine Gnade, sondern das: nun zeige, daß Du ein ganzer Kerl bist, Kerl! Werner Rusack fi-snr Lcüsuwecker in Nation u.8cvrUttum veriin - so. ^lärr 10Z4 Fallada ist einer, der an den Fingern einer Hand herzuzählenden wenigen Menschen in Deutschland, welche ohne Pathos, ohne Tendenz auf freundliche und eindringliche Weise erzählen können. Fallada will weiter nichts als eben nur erzählen. Er hat keine Tendenz, er hat keine Absicht, er hat keinen Willen - er will eben nur erzählen. Und während man diese ausgezeichnet erzähl- ten Bücher liest, die so sympathisch und so neutral und so gut geschrieben sind, während all dem hat man, erst leise aufsteigend und dann stärker werdend, das hintergründige Gefühl: hier teilt sich ein sehr behutsamer, gescheiter, vorsichtiger, tastender Mensch den Mitmenschen mit. llreurreitung - Verlin . L4. Err 1-Z4 Dies Buch ist kein Lesebuch und kein „Ro- man"; es macht keine Zugeständnisse; es ist schonungslos wie das Leben selbst. Und -hier ist das Leben oft roh und brutal; es ist unerbittlich grausam. Mit zwingender Logik und unmittelbarer Lebensecht heit hat Fallada den ungleichen Bruder seines „kleinen Mannes" diesen Weg gehen lassen. Fallada geht es um die Schilderung von Menschen, die er aus Gründen mensch- licher Anteilnahme liebgewann. Und diese Freude ist ehrlich, denn Fallada formt mit einer Fülle von kleinen, fast unscheinbaren und bedachtsam-liebevollen Beobachtungen und Feststellungen einen lebendigen Men- schen und um ihn eine lebendige Welt: AlleSgewinntdieMöglichkeit desDa« seins. So können seine Gestalten unserer Beachtung sicher sein; sie tragen in ihrer Schilderung so viel eigene Prägung und lebendige Eigenart, daß sie die Umgebung äußererEinschränkungenundEinflüsseüber- dauern. F. Morgcnroth
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