Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 303 (R. 112) Leipzig, Dienstag den 31. Dezember 1840 107. Jahrgang Ltleujahrsgrutz Von Hanns Iohsl Lin Jahr größter buchhändlerischer Anspannung, stärksten Einsatzes und auch schönster buchhändlerischer Bewährung liegt hinter uns. Aus der Kälte und der äußeren Stille eines Harken Winters ist dieses Jahr zu einem weil über die Zeit ragenden Mal von menschlicher Tapferkeit, Leistung und geschichtlichen Entscheidungen empvrgewachsen. Mitten in dieser heroischen Zeit hat das Buch seinen Wert, seine Lebensnotwendigkeit und -kraft stärker als je zuvor bewiesen, es hat mit an den Fronten der Waffenträger und der Hammcrschläger gestanden, hat im Winterfeldzug der Vorbereitung ehrlich und wacker mitgekämpft, hat überbrückt, geholfen, vermittelt und als Millivnentruppe der inneren Wehrmacht seinen Dienst sichtbar erfüllt. Der deutsche Buchhandel in allen seinen Gruppen sah diese Ausgabe klar. Trotz ver minderter Arbeitskräfte hat ec doppelte, dreifache, vielfache Arbeit geleistet, sich den Schwierigkeiten mutig gestellt und sie überwunden. Mein Gruß zum neu herausziehenden Jahr an Sse alle, deutsche Buchhändler, kann nur in meinem Dank für diese Bereitschaft beginnen. Lr gilt dem jüngsten Lehrling wie dem verantwortlichen Betriebssichrer, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auf allen Posten, er richtet sich besonders an die tapferen Frauen, die für die zur Wehrmacht eingcrückten Männer einsprangen. Lr wendet sich aber auch an meine ehrenamtlichen Mitarbeiter aus Ihren Reihen. Der Krieg hat gerade von ihnen zusätzlichen Einsatz verlangt. Neben den vergrößerten Anforderungen ihrer eigenen Betriebe hat meine Kammer sie auch noch verstärkt in Anspruch nehmen müssen, und sie haben sich zum Wöhle des Gesamten nie versagt. Vor allem ist es mir ein Bedürfnis des Herzens, dem Leiter des Deutschen Buchhandels, meinem Freund und Partei genossen Wilhelm Baur für seine immerwährende Sorge, Betreuung, Umsicht und unermüdliche Arbeit zu danken. Lin Weihnachtsgeschäft, wie es kaum einmal eines gab, liegt hinter Ihnen, und cs ist nicht so, daß nur äußere Gründe diesen Sturm auf das Buch, aus Ihre Arbeitskraft veranlaßt haben. Mit viel innerem Bedürfnis sind die Menschen zu den Schätzen des deutschen Schrifttums aus den Werkstätten des Berlages in die Sortimente ge kommen, viele Augen glänzen vor innerer Freude über das, was Sie, deutsche Buchhändler, vermittelt haben; an Wievielen Feldpostsendungen haben Sie alle mitgewirkl. . . ja, das Buch ist gerade im Kriege vielen zum wirklichen Geschenk, zum inneren Erlebnis geworden. Dieses Bewußtsein wird Sie, Buchhändler auf allen Posten zwischen dem Buch und dem Leser ehren, belohnen und anspvrnen. Stolz und froh wollen wir nun ohne große Worte das neue Jahr beginnen. Geschlossen und entschlossen, mutig und demütig glauben und wissen wir, daß auch wir Buchschaffende notwendige, Not wendende Rüstungsarbeiter am Bau der neuen Zeit, am Ausbau unseres heiligen Vaterlandes, des gewaltigen, überwältigenden Großdeutschland sind und sein werden. Ich hoffe schließlich, daß 1941 den Frieden erbringt und alle, die heute noch den ehernen Schutzwall der Front bilden, als Sieger in die glückliche Heimat heimkehren. 47»