ci->zä WkI_K» Martin Grambauer Erster in der Schule und Kirchen junge — das verpflichtet ihn zur Tugend. Aber zugleich ist Martin auch der Häuptling der Kumme- rower Dorfjugend — das reimt sich manchmal schlecht zusammen! Und außerdem hat er eine heimliche Freundin . . . Die beiden von Kummerow im Spiegel der ersten Urteile: Ulrike Breithaupt bas schöne PfarrcrStöchterchen. An ihr war eigentlich ein Bub ver- lorcngegangen; denn sie ist über all dabei, wo es was auszuhecken gibt ,.. Nicht gerade zur Freude ihres Vaters; denn... Pastor Breithaupt ist ein strenger Mann mit schallen der Stimme. Mit Knuff und Puff schiebt er die harren Konfirmanden- SchSdel an die Psorte des ernsten Lebens heran. Aber er ist nicht nur Seelsorger, sondern auch Bauer. „Die Zahl der Bücher aus Kindheit und Entwicklung, die zumeist wohl auch von Selbsterlcbtem berichten, ist groß. Und wenn eines herausragen soll aus dieser hohen Zahl, dann muß es ein besonderes, ein bedeutendes Buch sein. Froh und voller Be glückung habe ich „Die Heiden von Kummerow" gelesen, und wenn ich je einmal wieder zwischen drängender Arbeit mir selbst eine ganz schöne, ganz gute Stunde schenken will, dann werde ich wieder lesen in dem Buch von den frohen, eigenwilligen, stiernackigen Jungen aus dem pommerschen Dorf Kummerow, das im Bruch hinterm Berge liegt. Meine ganze Jugend im Dorf ist mir plötzlich zum wachen Erlebnis geworden, als ich die Dorfgeschichte der Heiden von Kummerow las, die genau so die Geschichte meiner Kindheit in einem bayerischen Dorf ist und ohne Bindung an Landschaft und Zeit die Jugendgeschichte eines jeden Bauernjungen sein könnte. So sieht die große Welt im Dorf — von der Blickhöhe des Kindes her gesehen — aus, und ich glaube nicht, daß ich einmal schon ein so wahrhaftiges Kindheitsbuch gelesen habe, das gerade durch seine Wahrhaftigkeit zur absoluten dichterischen Geltung erhoben wird. Freude, Beglückung, Not und Seligkeit meiner Jugend sind wieder über mich ge kommen mit diesem großen Buch von kleinen Dingen, die es so nur im Dorf gibt, von dem das Volk herkommt, die so nur ein Dichter nacherleben kann, der Jugend und Dorf mitgenommen hat ins Leben. Wenn einer aber, der vom Dorf in die Stadt zog, einmal Angst bekommen sollte vor dem Zerriebenwerden in der unbeseelten Raserei überm Asphalt, dann möge er dieses Buch nehmen und lesen und so seine Jugend Nachkommen lassen . . Josek Martin Dauer, Dorten, rs. s. lS37 „Das ist ein durch und durch lebendiges Buch, wie ich lange keines gelesen habe! Und es ist auch ein dichterisches — wie könnte eS anders auch lebendig sein. Es ist ein nieder deutsches Buch, obgleich es in hochdeutscher Sprache geschrieben steht. Aber das Niederdeutsch guckt augenzwinkernd aus diesem Hochdeutsch lustig und listig hervor. Ja: lustig, denn es ist auch ein fröhliches Buch — bei allem Ernste und mancher Weisheit, die auf einmal ba- fteht, wenn man ihrer durchaus nicht gewärtig war. Darin besteht sogar der Humor dieses Romans." Hermann Claudius, Fuhlsbüttel, s. s. tSZ7 Nr. 145 Montag, den 28. Juni 1937