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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1937
- Strukturtyp
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- 1937-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1937
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- Deutsch
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Anfang ZW erscheint Wt 8 8 II 8 8 Der deutsGe Lawrence Auf Grund der Tagebücher uUd Aufzeichnungen des verstorbenen Konsuls, deutscher und englisch! Dagobert Ca. 320 Seiten mit 21 Tiefdrucktaseln und einer > luellen und des unter gleichem Titel erschienenen Buches von Christopher Sykes bearbeitet von >n Mikusch Ite von Iran. Geheftet RM 6.—, Leinen NM 8.20 Eigentlich dürfte die große deutsche Waßmuß-Biographie, die nach sorgsamster und zeitraubender Vor- bcrcUung nunmehr erscheint, den Untertitel „Der deutsche Lawrence" nicht tragen, denn Konsul Wilhelm ! Waßmuß war ein Mann, der nicht mit anderen Männern der Tat verglichen zu werden braucht. Er hat seine gewaltige, einmalige Aufgabe in Persien ebenso gut zu lösen versucht, wie es Lawrence in Arabien getan hat, nur mit viel weniger Mitteln. Aber die ganze Welt hat dem Konsul Waßmuß jenen Ehrentitel „Der deutsche Lawrence" gegeben, und so ist es verständlich, daß ein Engländer, Christopher Sykes, bewußt seinem ersten Buch über Waßmuß diesen Titel beifügte und die Leistung des Deutschen in besonderem Maße anerkannte. Die romantische und heldische Geschichte, die in dem vorliegenden Buch erzählt wird, war in den Einzelheiten bisher eigentlich nur den wenigen Kameraden des verwegenen und einflußreichen Mannes bekannt. Waßmuß hat jedoch über seine vielfältigen Erlebnisse genaue Tagebücher geführt. Einen großen Teil dieses Materials hat er in einer Höhle in Persien verborgen, als er aus dem Lande fliehen mußte. Von dort hat er in Gemein schaft mit seiner Frau nach dem Kriege die Aufzeichnungen retten können. Doch leider waren die Tagebücher zum Teil infolge von Witterungseinflüssen unleserlich geworden. Man kann sich denken, wie mühevoll es gewesen ist, eine genaue Sichtung der umfangreichen Aufzeichnungen vorzunehmen. Durch Dagobert von Mikusch, der die Biographie bis aufs letzte betreut hat, und dem manche bislang unbe- > nützte Quellen, so die des Auswärtigen Amtes in Berlin, zur Verfügung standen, ist nun aber ein einzig- j artiges Werk entstanden, mit dem sich schon vor Erscheinen die große deutsche Presse beschäftigt hat, da die seltene kulturpolitische Bedeutsamkeit des Buches überall erkannt worden ist. IKLI^k: 8HI.I60 III ork rLii5cmriri „oix 741« Waßmuß in südpersischer Tracht, die blauen Augen sehr milde unter der hohen Filzkappe, aber zwei Pistolen im Gürtel, die ihm berühmt schnell zur Hand waren: eine der Eurvpäergestalten, die besser in ein Heldenepos oder eine alte Chronik zu passen scheinen als in ein Kapitel Kriegsführung des so. Jahrhunderts, einer der Einzelgänger zwischen den Fronte»; faszinierende, höchst absonderliche Menschen, wie auserlesen, in einem Ringen, das auch in ihrem weglosen Gebiete schließlich von einer technischen Übermacht entschieden werden mußte, noch den Triumph der heroischen Einzelpersönlichkcil sichtbar zu verkörpern und dem Heldensagenschatz der kämpfenden Völker neue Kapitel hinzuzufügen. ii« «ricsssLdiok:« »xni-idi Es ist von Männern zu berichten, die einem Kreis von Diplomaten, Offizieren und Gelehrten bekannt sind, aber in unserem Volk noch kaum einen Namen haben. Ihr Ruf war im Auslande eher verbreitet als in Deutschland, und in englischer Sprache ist einem von ihnen früher ein Denkmal gesetzt worden als in seiner eigenen. Ich meine Waßmuß, den deutschen Konsul, der im Weltkrieg ein weites Ge biet Südpersiens so unsicher machte, daß auf bri tischen Generalstabskarten ein weißer Fleck unbe tretenen Bodens von der Größe Frankreichs mit seinem Namen beschriftet wurde. Dieser Konsul Waßmuß ist aus den ersten Blick eine sagenhafte Figur. Aber er ist nur einer aus einer Gruppe von Männern, die sich auf eigene Faust einen Kriegs schauplatz verschafften, ganz am Rande der Ausein andersetzung der Völker und außerhalb der Zirkel kreise deutscher oder türkischer Generalstäbe. Christopher Sykes hat über jene sagenhafte Gestalt des Deutschen, der während des Weltkrieges ganz Südpersien in Atem hielt, eine liebevolle Schilderung gegeben: über Waßmuß, den „deutschen Lawrence". „Männer", so sagt der Verfasser über seine Erlebnisse in Persien, „die Waßmuß ge kannt hatten, umarmten mich, wenn sie hörten, daß auch ich ihn gekannt, und bra chen in Tränen aus, wenn sie nach so langer Zeit wieder diesen zauberhaften Namen hörten." Waßmuß hat neues Leben ge wonnen. Unvergessen ist der Klang seines Namens in Persien, wo er weiterlebt im Volk. Unvergessen wird er jetzt auch uns Deutschen bleiben. 0 I L V IU rt I I. i»l 191» Waßmuß ist ein Symbol für alle kühnen, gewandten und gefährlichen Methoden, die Deutschland bei der Gewinnung des Ostens anwandte. Im November 1914 versuchten wir vergeblich, diesen jungen Herrn zu fan gen, aber er entging uns wie die „Goeben" und, eine „menschliche Goeben", blieb er den ganzen Krieg hindurch eine beständige Drohung, eine politische Macht, mit der wir rechnen mußten, ein Faktor, der Tau sende von britischen Soldaten festhielt und beschäftigte. Seine Aufgaben löste er mit einem Erfolg, der für einen einzelnen gerade zu unglaublich ist. Erst griff uns ein Stamm an und dann ein anderer. Daraufhin muß ten britische Verstärkungen nach Persien gesandt werden zu einer Zeit, wo jeder Mann dringend anderswo gebraucht wurde. I^6ksi.^rr Waßmuß ist wirklich eine der deutschesten Figuren der Kriegsgeschichte. Ein verträumt wirkender Ge lehrter, der sich in sein Thema — die südiranischen Stämme und ihren Lebensbezirk — verbohrt hatte, und dem aus dieser kennzeichnenden Einseitigkeit fast selbstverständlich die Kraft, der Wille und die Fähigkeit zum Bestehen der härtesten Proben er wuchs. Alles andere ist logische Folge: die Zähigkeit, die Romantik, gelegentlich die List und der Humor, die sein höchst persönliches Duell mit dem britischen Weltreich kennzeichnen. Auch daß er, weißhaarig, von Entbehrungen, Kämpfen, Enttäuschungen und würdeloser Behandlung in der Gefangenschaft ge zeichnet, in den Nachkriegsjahren wieder in diesen deutschen Gelehrtentyp hincinwuchs, verträumt ebenso wie fanatisch, und in jedem Zuge Zivilist, wie er im Tropenhelm oder Burnus in jedem Zug ein Freischarführer war. 08L^K «HILK VON NlklvHKIll^Vk:« 1» vüi-LiscllLk« Waßmuß war ein aufrechter deutscher Mann, streng in seinen Anschauungen, hart gegen sich, bedürfnis los und bescheiden, von unbeugsamem Willen, mit dem er an einem einmal gefaßten Entschluß festhielt, und von einer seltenen Herzensgute. Kein Mann von weltmännischen Formen und Kompromissen, sondern schwerblütig, zurückhaltend, ja einsam. Und was ihn besonders auszeichnete: eine unbedingte Wahrheitsliebe. Dies trug ihm auch das anders unverständliche Vertrauen seiner Freunde in einem Lande ein, das so voll Lug und Trug war. 17 I. I L I SS S t Nr II0 DicnStl SSS5
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