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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.04.1937
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- 1937-04-29
- Erscheinungsdatum
- 29.04.1937
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 97 (R. 19) Leipzig. Donnerstag den 29. April 1937 194.Jahrgang Die deutsche Arbeitsdichtung — Ein Querschnitt Zum Tag der Arbeit vr. ll. I«. — Der verhängnisvollen Sucht, Bewegungen und Strömungen des geistigen und kulturellen Lebens mit bequemen Kennmarken zu versehen, um sie dadurch gleichsam festzulegen, ver danken wir den Begriff des Arbeiterdichtcrs. Er ist uns aus einer Zeit überkommen, die der Welt des Arbeiters im großen ganzen verständnislos gegenüberstand und die daher auch den dichtenden Arbeiter als etwas Ungewöhnliches, aus dem Rahmen des sonsti gen künstlerischen Lebens des Volkes Heraustretendes ansah. Man war mit dem Begriff Arbeiterdichter schnell zur Hand, mau wandte diesen Begriff mit Vorliebe an in Verbindung mit einem hoch mütig einschränkenden »nur« — ein Arbeiterdichtcr; man glaubte sich dadurch hinreichend von ihm »distanziert« zu haben, und man sah nichts dabei, wenn man auf diese Weise die künstlerische Aus sage aus der Welt des Arbeiters aus dem Ganzen ausschloß, weil sie den herrschenden Schulen in Abwehr gegenüberstand. — Es ist in letzter Zeit mehrfach darauf hingewiesen worden, daß der Be griff des Arbeiterdichters heute überholt ist. Wir kennen nur den Dichter, dessen Schaffen in enger Verbindung mit dem Leben des Volkes steht, wobei es von ganz nebensächlicher Bedeutung ist, ob sich seine künstlerische Aussage über der besonderen Berufswelt des Arbeiters, des Bauern, des Handwerkers oder des Soldaten er hebt. Wir sprechen statt dessen lieber von einer Arbeitsdichtung und meinen damit eine Dichtung, aus der uns im gesamten ein Bild der Lebens- und Arbeitsordnung unseres Volkes entgegentritt. Die Eroberung der Maschinenwelt, der Welt des Industrie arbeiters für die Dichtung verdanken wir in der Hauptsache Dich tern wie Josef Win ekler, Gerrit Engelke, der in den letzten Kriegstagen noch gefallen ist, und H e in r i ch L er s ch, der im vorigen Jahre allzu früh die Augen schloß. In ihren Werken hat sich der neue Stoff sofort auch neue Formen geschaffen, die im Bereiche der Lyrik bis dahin kaum gewohnt waren. Die weit ausladenden, in breitem Fluß dahinströmenden Verse Wincklers, Engelkes und Lerschs zeigen das Besondere, das Einzigartige die ser neuen dichterischen Welt an. Wir finden hier noch vielfach das Unheimliche, Dämonische, Niederdrückende, das die neu herauf- kommende Jndustriearbeit, das Dasein im Schatten der Maschine für den Menschen an sich hat. Dazu kommt die ganze Mißachtung und Verachtung des Arbeiters, das mangelnde Verständnis für sein Tun, die soziale Lage, die alle Zusammenwirken, um den Arbeiter in eine feindliche Abseitsstellung neben dem Leben des Volksganzen hineinzudrängen. Wir finden den erschütternden Ausdruck dieser Stimmung in vielen Gedichten Heinrich Lerschs, die auf den Grundton gestimmt sind: -Und daß nichts von dir darin aufersteht, das schafft dir deinen Schmerz, Prolet«. Das wird mit einem Schlage anders, als durch den Sieg der nationalsozialistischen Bewegung eine völlig neue Lebensordnung des deutschen Volkes geschaffen wird. Wie eine Erlösung geht es durch die Arbeiterschaft hindurch, und alsbald finden wir den be glückenden Ausdruck dieser Erlösung in den neuen Versen Heinrich Lerschs und anderer. Die Stellung des Arbeiters im Volksganzen wird eine grundlegend andere. Der Arbeiter wird mitberufen zur Gestaltung der Geschicke der Nation; er trägt mit an der Verant wortung für das Wohl des Volkes, er erlebt damit aber auch das Hochgefühl des Menschen, der mit dem, 'was er tut, und sei es auch vom bescheidensten Platze aus, wichtig und ernst genommen wird als Glied des Volkes. Damit ist der Arbeiter endgültig für die Nation zurückgewonnen. Diese neue Lebenstatsache finden wir in der jüngeren Avbeitsdichtung gestaltet. Nun fragt Heinrich Lersch nicht mehr: »Was schasst dir deinen Schmerz, Prolet?-, sondern er ruft beglückt und bekenntnishaft aus: »Wir Werkleute all hüten die deutsche Erde, sind fruchtbar aus ihrem Schoß, Mit kämpfenden Hämmern schlagen wir uns aus aller Knecht schaft los. Schmolz auch bas göttliche Band zwischen Mensch und Werk in hassenden Flammen: Wir Werkieuie all schmieden ein neues Volk zu stolzer Freiheit zusammen.« An der ehernen Wirklichkeit dieser neu gewonnenen Lcbenseinheit, an der stahlharten Festigkeit des Bandes, das sich um alle Berufe und Stände schlingt, gibt es keinen Zweifel mehr, wenn wir jenes unvergleichliche Gedicht von Baldur von Schirach »An einen Arbeiter« lesen, in dem von Schirach in letzter Schlichtheit das Verhältnis zwischen dem Arbeiter und dem Kämpfer — und diese beide sind es, die das Schicksal des Reiches bestimmen — prägt: Ich fasse deine harte Hand: Hier halte ich mein Vaterland. Da alles rings zusammenbricht, Stehn wir vereint und wanken nicht. Aus unfern: Herzschlag wächst empor Der Glaube, den bas Volk verlor. Denn du und ich, wir fühlen schon, In diesem Pulsschlag die Nation. Damit wird nun auch das Verhältnis zur Arbeit selbst, zur Maschine ein anderes. Selbstverständlich ist die Arbeit des Men schen mit der Maschine eine Notwendigkeit, die heute nicht mehr aus der Welt zu schassen ist. Aber für das Dasein des Arbeiters kommt es darauf an, wie er sich zu seiner Arbeit, wie er sich zur Maschine, wie er sich zum »Fließenden Band« stellt. Er reibt sich auf, wenn er gezwungen ist, die Maschine zu hassen, weil er in ihr etwas Feindliches, Dämonisches, seine Kraft Verzehrendes sieht. Seine Arbeit jedoch bekommt einen ganz neuen Sinn, wenn er weiß, daß er mit ihr ein wichtiger Hebel im Leben des Volks ganzen ist, wenn er in der Maschine nicht mehr den feindlichen Dämon, sondern die Helferin sieht, die er mit seiner Hand und mit seinem Geist bändigt, und die ihn befähigt, die größten Leistungen zu vollbringen. Dazu kommt weiterhin die Neugestaltung des Arbeitsraumes, dis die Fabrik für den Arbeiter wirklich etwas wie eine Heimat werden läßt. Dieses neue Verhältnis des Menschen zur Arbeit findet in der jüngsten Akbeitsdichtung ihren Ausdruck. Die Maschine stimmt mit ein in den brausenden Rhythmus, der über das Leben des Volkes hinjubelt. So singt Hans-Jürgen Nierentz: »Wir dienen dem Werk, wir dienen der Tat Im Brausen der Maschinen ober: »Dem Werk der Hände ist entstammt Die Kraft, die aus Maschinen flammt« Im Werk aus Stahl und Eisen» Wie ein Ruf kehrt in diesem Gedicht am Schluß jeder Strophe das Wort wieder: »Die Maschinen!», und wir spüren nicht nur aus diesem einen Lied von Hans-Jürgen Nierentz, daß der Ma schinenwelt alles Feindliche, Niederdrückende genommen ist. Die Arbeit an der Maschine sieht Ferdinand Oppen berg als heiligen Volksdienst: »Hört die Walzen, hört die PressenI Wie das Eisen knirscht und kracht.» Nr. S7 Donnerstag, den 2S. April 1SS7 379
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