Mann holen, und dann würden sie den Herrn Leutnant auf der Matratze mitnehmen. Das sei Unsinn, völliger Unsinn, erwidert Gregory, da blieben alle drei in Gefahr, und das liefe sicher schlecht ab. ,Dann bleibe ich bei meinem Herrn Leutnant. Wo werde ich Herrn Leutnant grade beut allein lassen — ausgeschlossen!' stößt Fritz heraus. ,Sei vernünftig, Fritze, ich sebe ja, du meinst es brav. Aber jetzt marsch, mach, daß du wegkoninist, kein Wort weiter!' Fritze glübt im Trotz seiner Jugend. ,Jch will aber nicht! Wenn die hier ihre Marmeladcneimer auskippen — und der Herr Professor kann sich nicht mal rühren — da muß ich doch zupacken.' Gregorys Züge spannen sich wie Drähte, seine Blicke schießen. Musketier Fritz Schmidt, ick bcseble Ihnen dicnsslicb sofort in den Unterstand zu gehen.' Fritze erschrickt und verschwindet. Die Beschießung bälk stundenlang an. Im abgesseisten Keller jenseits der Straße bocken sie, wie der Augenblick sie zusammen trieb, sie dösen vor sich hin, die zwanzig oder dreißig Mann, das iss ja nichts Neues, wenn der Franzose heute auch verrückter loslcgt als sonst. Fritze ruckt jedesmal auf, sobald ein eiserner Brummer zerschellt und die Dächer klirren, die Mauern dröhnen läßt. Als das Toben zwischendurch abflaut, will er binauS, aber ein Unteroffizier hält ihn fest; der glaubt das zu kennen, wenn einem ganz Grünen die Nerven durchgehen. Endlich wird es still in der Luft. Sie steigen auf die Straße hinauf, die mit Ziegelstücken und Putzkrümeln besät ist; irgendwo schwelt ein Brand. Vor dem .Kommando Gregory' starren sie in ein schwarzes Wandloch, aus dem ei» dünner Schwaden zieht, Auch in die Seiten- mauer ist eine zackige Öffnung bincingcscbmcttert,als wenn ein riesiger Schmiedehammer draufgeschlagen hätte. Ihre Schritte werden leise in schlimmer Ahnung. Die Tür hängt schräg in einer losen Angel, Schutt unc ^ c bedecken die Dielen. Gregory liegt da mit wachsgelben Lippen, und seine Stirne nr n ic Schnee. Von der Brust bis zu den Schenkeln sickert Blut über ibn bin, das aus der zerrissenen Decke quillt. Fritze würgt eS im Hals, er wagt seinen Leutnant nicht anzureden. Der Stabsarzt kommt, er ächzt und räuspert sich, aber er sagt kein Wort. Er denkt: Verdammt, daß ich gestern quasselte, beute werde er noch steifer sein. Sacht entfernt er die zerfetzten Hülle» und blickt in den roten Schlund. Dann flüstert er zu den Männern, die hinter ibm stehen: ,Granatstück in den Leib, wird nicht mehr weggebracbt, wäre zweckloses Quälen.' Als der Doktor die lindernde Spritze ansetzen will, gibt Gregor» Widerspruch zu verstehen. Der Sterbende bannt noch einmal die fliehende Kraft, um zu sprechen. ,Sind heute viele von uns getroffen?' haucht er mit schwerer Zucht der Laute. .Einige.schon', nickt der Arzt, .einige müssen Abschied nehmen.' .Dann legt mich mit ihnen in ein Grab.' Welche anderen Wünsche er noch habe, fragt der Doktor so gleich mütig, wie er vermag. Gregor» bebt noch einmal den Kopf und weitet die Augen. .Ich habe das meine getan. Ick habe auch alles gesagt, was ick zu sagen hatte. Nun ist eS gut.' .Lxitus', das ist das einzige, was der Stabsarzt murmelt, als cine Weilc später der Major die Stätte betritt. Fritze bat das Gefickt in die Arme vergraben und ü bcrsiebt völlig das Ersckcinen des Re kommandeurs. Gerhard Schultz«.Pfaedzer: „Ein Her; für uns". Preis drosch. F M 2v, in Ganzleinen 4 M;o