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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.04.1937
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1937-04-03
- Erscheinungsdatum
- 03.04.1937
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- Deutsch
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großen Tageszeitung oder Zeitschrift erwähnt; wie oft findet man hier Anzeigen, die den gleichen Artikel anbieten, von denen die eine durch eine geschickte Schlagzeile oder eine kleine aber auffällige Strich ätzung sofort ins Auge fällt, während die andere infolge der rest losen Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Raumes nichtssagend Und unauffällig unter den anderen Anzeigen verschwirtdet. Deshalb betonen erfahrene Werbefachleute immer wieder den Wert einer geschickten Raumverteilung, d. h. daß die ganze Anzeige aus har monische Verteilung von bedrucktem und unbedrucktem Raum ab- gestimmt sein muß. Genau das gleiche, was bei der Anzeige zu beachten ist, gilt von der Gestaltung des Sonderfensters, Harmonische Raumverteilung ist das oberste Gesetz für jedes Schaufensterbild, Ein schönes Beispiel hierfür bot kürzlich eine Berliner Buchhandlung, die unter An lehnung an den Heldengedenktag einige der markantesten Bücher über den Weltkrieg und die Freikorpskämpfer in würdiger Weise in einem Sonderfenster ausstellte. Nur wenige Bücher, aber solche, die restlos in den Rahmen dieser Ausstellung gehörten, waren ver wandt worden. Zur Rechten lag ein Stahlhelm der Deutschen Armee und eine Granate, zur Linken ein Stahlhelm der französischen Armee, ein französisches Bajonett und ein Säbel, Im Vorder grund lag ein Schriftplakat mit einem Mahnwort über die Helden von Verdun, Das Fenster machte auf jeden Beschauer einen tiefen Eindruck, es erzielte trotz — oder vielleicht gar infolge — seiner Schlichtheit eine sehr starke Wirkung, Obwohl in keiner Weise der HeldengÄenktag im Fenster selbst Erwähnung fand, fühlte man den inneren Zusammenhang, was diesem Fenster eben sein besonderes Gepräge und seinen hohen Wert gab. Wir haben gesehen, daß Blickfang und geschickte Raumverteilung Grundbedingungen für wirkungsvolle Sonderfenster sind. An Gegen ständen für einen Blickfang hat der Buchhändler keinen Mangel, Für das einem Dichter gewidmete Sonderfenster dienen Bild, Büste oder Totenmaske als Blickfang, oder auch nur ein geschmackvoll ge schriebenes oder gedrucktes Zitat aus den Werken des Dichters, Im erdkundlichen Sonderfenster wird der Globus den Mittelpunkt bil den, für das Handwerk-Fachbuchfenster stellen befreundete Hand werksmeister bestimmt das erforderliche Werkzeug zur Verfügung, Fertige Bastelarbeiten wie Flugzeuge, Schiffsmodelle und ähnliches werden als Blickfang und Anregungen im Sonderfenster für Bastel bücher sehr anregend wirken. Diese Reihe läßt sich nach Belieben vergrößern, da die Gelegenheiten zur Gestaltung von Sonderfenstern nahezu unerschöpflich sind. Wenn wir im Vorstehenden gesehen haben, daß ein Sonder fenster immer einen Ruhepunkt für das Auge haben mutz, um wirklich aufzufallen, so gibt es eine Ausnahme, für die diese Regel nicht zutrifft, nämlich das Fenster des billigen Buches, Nun soll damit aber keineswegs gesagt sein, daß derartige Fenster wie die »Krabbelkisten« aussehen müssen, denn einmal hat dies eine baldige Ermüdung des Beschauers zur Folge, der bei der Fülle des Ge botenen mitunter (und zwar sehr zum Nachteil des Buchhändlers) das ihn gerade Interessierende übersieht, zum anderen gibt es bei Werken, die nur einmal vorrätig sind, oft große Schwierigkeiten, wenn das Buch aus dem Fenster genommen werden muß. Aus diesem Grunde sollte auch jedes Fenster mit Gelegenheitsangeboten nach einem bestimmten System geordnet sein. Als praktisch hat sich hierfür die Einteilung nach Wissensgebieten erwiesen. Man fertigt sich dazu kleine Kärtchen an mit den verschiedenen Bezeichnungen wie: Philosophie — Geschichte — Sportbücher — Technik — Kunst — Selbstunterrichtswerke — usw. Wer jetzt das übersichtlich geordnete Fenster betrachtet, wird immer erst nach den ihn am meisten interessierenden Wissensgebieten schauen, und wenn er ein Buch verlangt, weiß der Buchhändler sofort, wo er es findet, Preis schilder sind in einem solchen Fenster natürlich unerläßlich, dagegen ist für Fenster, die eine gewisse Würde zum Ausdruck bringen, von deren Verwendung abzuraten. Das sogenannte »Ramschsenster« ist zu vermeiden. Mit solchen Fenstern wird dem Wert des Buches geschadet — ein gutes Buch ist aber niemals wertlos, auch dann nicht, wenn es im Preise herabgesetzt ist. Die zweite Gruppe sind die Sonderfenster, die der Werbung für einzelne Berlage dienen. Für den Sortimenter, der sich zu einer solchen Verlagssonderwerbung bereit erklärt, ist die Gestaltung des Fensters vereinfacht, da der Verlag meistens nicht nur eine Vorlage für die Ausgestaltung, sondern darüber hinaus auch Blickfänger und sonstiges Dekorationsmaterial mitliefert. Natürlich läßt sich das in der Vorlage gegebene Muster nicht immer originalgetreu nachbauen, da ja die Raumverhältnisse eines jeden Geschäftes andere sind. Für den Verleger bedeutet eine derartige Werbung zunächst natürlich ein Risiko, denn er trägt nicht nur die Kosten für die Anfertigung des Dekorationsmaterials und die weit über den üblichen Rahmen hinausgehenden Bedingtlieferungen, er muß auch noch damit rechnen, daß der größte Teil der zurückkommenden Bücher infolge Ver blassens und anderweitiger Beschädigung durch die Schaufenster auslage nicht mehr als neu verkäuflich ist. Selbst wenn der Sorti menter noch so behutsam mit den Büchern umgeht, lassen sich Be schädigungen nicht vermeiden. Diese Tatsachen sind dem Verleger von Anfang an bekannt, und deshalb legt er meist immer Wert darauf, daß möglichst seine gesamte Produktion ausgestellt wird. Er sagt sich, daß eines oder mehrere seiner Bücher bestimmt inter essieren, und er rechnet deshalb mit einer Verminderung der Rück sendungen, Diese Ansicht hat oft schon zu großen Enttäuschungen Veranlassung gegeben. Die Fülle des Gebotenen nimmt der Aus stellung den Charakter eines Sonderfensters, es wird ihm also kein erhöhtes Interesse entgegengobracht, sondern es wirkt wie ein ge wöhnliches Buchfenster, Diese Gefahr wächst mit der Anzahl der ausgestellten Bücher, Der Verleger sollte sich deshalb auf eine Aus wahl beschränken und für die übrige Verlagsproduktion lediglich durch sein Berlagsverzeichnis werben, das er dem ausstellenden Sortimenter in ausreichender Anzahl zur Abgabe an das Publikum zur Verfügung stellt. Handelt es sich hierbei um einen Spezialverlag für bestimmte Wissensgebiete oder bestimmte schöngeistige Literatur, so wird sich jeder Beschauer des Sondcrfensters ohnehin das Verlags- Verzeichnis vom Sortimenter erbitten, falls die Berlagsrichtung sein Interesse findet. Sollte der Verleger aber befürchten, daß das nicht geschieht, so kann er beim Sortimenter anregen, daß neben dem Fenster ein Kasten mit Verzeichnissen und Prospekten angebracht wird, der die Aufschrift »Zur kostenlosen Mitnahme« trägt. Der Sortimenter wird natürlich die Verzeichnisse und Prospekte mit seinem Firmenstempel versehen, sodaß der Kunde auch später weiß, wo er das gewünschte Buch vorrätig findet. Man sollte immer darauf bedacht sein, nach dem Ausräumen eines Sondersensters nicht alle ausgestellt gewesene Literatur sofort ganz aus dem Gesichtskreis des Publikums zu nehmen; viele Firmen gehen hier einen sehr praktischen Weg, indem sie eine kleine Auslese noch in Schaukästen einige Tage ausstellen, sodaß spätere Inter essenten immer noch etwas von der letzten Ausstellung vorsinden. Endlich kann man die Wirkung eines Sondersensters noch dadurch unterstützen, daß man im Innern des Geschäftes einen Büchertisch aufbaut, der ausschließlich Werke enthält, die mit dem Fenster in Verbindung zu bringen sind. Auf diesem Tisch findet der Kunde einmal die ausgestellten Werke zur Einsichtnahme und außerdem diejenigen, die man infolge Raummangels oder zur Wahrung der besseren Übersicht nicht mehr ins Schaufenster bringen konnte. Im Falle einer Sonderwerbung für einen Verlag werden auf diesen Tisch gleichfalls alle die Bücher ausgelegt, die nicht im Fenster ausgestellt werden konnten. Im Fenster darf ein Hinweis darauf, daß weitere Literatur über das ausgestellte Gebiet im Laden bereitwilligst und unverbindlich vorgelegt wird, nicht fehlen. Nicht immer wird und kann sich ein Sonderfenster sofort aus wirken; viel zu viel Umstände sprechen hierbei mit, vor allem kann man ja nie damit rechnen, daß der Interessent beim Sehen eines ihn interessierenden Buches sofort auf den Kauf eingerichtet ist. Weiß er aber, wo er das ihn interessierende Buch erhalten kann, wird er daraus zurückkommen, selbst wenn Wochen darüber hingehen. Des halb kann man ein abschließendes Urteil über die Wirkung eines Sondersensters auch niemals sofort fällen. Sammelt sich aber das Publikum vor einem Fenster, so hat man bereits die Gewähr, daß die Ausstellung interessant ist; bleibt man dann gar länger vor dem Fenster stehen, kann unbedingt damit gerechnet werden, daß die Aus stellung dem Geschmack und dem Wunsche der Beschauer entspricht, und ein Buchhändler, der diese beiden Punkte für sein Sonderfenster buchen kann, dürfte mit dem Erfolg, ganz gleich ob dieser sofort oder später sich einstellt, sicherlich auch zufriedeipsein, Otto Dennewitz, Berlin. SSI
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