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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.05.1940
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1940-05-21
- Erscheinungsdatum
- 21.05.1940
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- Deutsch
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eigenen Kulturleislungen zeige. Eingerahmt wurde die Eröff nung durch die mit Begeisterung aufgenommenen Darbietungen des Kölner Kamnier-Symphonie-Orchesters unter der Leitung des Dirigenten Erich Kraack, das Werke von Bach und Mozart zu Gehör brachte. Bei der anschließenden Führung mußten die Räume des großen Andrangs wegen vorübergehend geschlossen werden. Re gierungsrat Or. Hövel führte die Ehrengäste zunächst durch den Saal, der den deutsch-ungarischen Kulturbeziehungen gewidmet war und aus Leihgaben der Nationalbibliothek Wien und des Ungarischen Nationalmuseums bestand. Hier war von den älte sten lateinischen Drucken an alles versammelt, was in Deutsch land über Ungarn geforscht und veröffentlicht worden ist, beson ders zahlreich war das 17. Jahrhundert mit Darstellungen über die Türkenkriege vertreten. Neben Übersetzungen aus dem Unga rischen standen deutsche Originalwerke, die, wie Stifters Werke, bei Heckenast in Budapest erschienen sind. Der zweite Saal, die Hauptabteilung, enthielt das heutige deutsche Schrifttum. Es war gelungen, in einer Auswahl von etwa 4000 Bänden einen ausgezeichneten und klug ausgewogenen Querschnitt zu geben, wobei der Schwerpunkt auf Gebiete der wissenschaftlichen Lite ratur gelegt wurde. Die einzelnen Fachgebiete waren durch eine vom Reichsvcrband der deutschen Zeitschristen-Verleger zur Ver fügung gestellte Schau deutscher Zeitschriften ergänzt. Unter der von Blumen umrahmten Führerbüste waren die Hauptwerke des Nationalsozialismus ausgestellt. Rechts davon schlossen sich die Gruppen Altere und Neue deutsche Dichtung, Literaturge schichte, Kunst, Deutschland im Bild, Architektur, Pädagogik und Philosophie an. Zur Linken, in der wissenschaftlichen Abteilung, waren Medizin und Technik besonders umfangreich, nämlich mit je 800 Bänden, vertreten. Weiter schlossen sich rechts Wissen schaft und Wirtschaft an. Der dritte große Saal brachte eine Gutenberg-Sonderschau. In etwa dreißig Vitrinen war eine ausgezeichnet zusammengestellte Schau des deutschen Buches in seiner Entwicklung durch fünf Jahrhunderte untergebracht. Von den Inkunabeln führte sie bis zu den Drucken der Gegenwart. Bearbeitet war diese Gutenberg-Abteilung durch vr. Minkowski vom Fachamt Druck und Papier der DAF. worden'). Im vierten Saal waren schließlich billige Buchreihen und eine kleine Aus wahl Jugendbücher, außerdem die Gruppen Biologie, Zoologie, Geologie, Land- und Forstwirtschaft u. a. untergebracht. Die Berliner Architekten Otto Renner und Peter Pixis hatten cs als erfahrene Ausstellungsspezialisten verstanden, den Büchern und Zeitschriften in den prunkvollen Räumen des Vigado mit Vitrinen und Tischen einen in Farbe und Form vornehm schlichten Rahmen zu geben, dessen repräsentative Wir kung durch Kunstgewerbe und Blumenschmuck gesteigert wurde. In der ungarischen Presse fand die Ausstellung einen weit reichenden Widerhall. Die Budapester große Bücherparade des im Krieg stehenden Deutschen Reiches beweise, schrieb »Esti Ujsag«, mit welch riesigem Selbstbewußtsein und ohne Erschütte rung der Seele dieses bewunderungswürdige Volk fähig ist, sein geistiges Leben weiter zu entwickeln. Die Zeitung »Függetlenseg» schrieb: »Es wurden die Bücher eines Landes ausgestellt, von dem gewisse Kreise sagten, es habe infolge des Ausbootens eini ger entarteter Genies und jüdischer Schreibkünstler seine alte Kultur aufgegeben. Nun, diese 4000 Bände sind eine wunderbar schöne und sprechende Widerlegung dieser plumpen Fabeln. Die Propagandisten mögen sagen, was sie wollen, in Deutschland verstummen die Musen trotzdem nicht!» Im Zusammenhang mit der Eröffnung der Ausstellung fand eine Reihe von Empfängen und gesellschaftlichen Veran staltungen statt. Der Deutsche Gesandte von Erdmannsdorff ver sammelte führende Männer des ungarischen Kulturlebens und die deutschen Gäste in der Gesandtschaft. Umgekehrt wurden die deutschen Vertreter von der Presseabteilung des ungarischen Außenministeriums und von Kultusminister Homan empfangen. Bei einem Presseempfang in der Ausstellung ergriffen von deut- ') über diese Abteilung hat das Fachamt Druck und Papier in Berlin einen Katalog »Fünf Jahrhunderte seit Glltenberg» her ausgegeben. scher Seite Universitätslektor vr. Schurig, Regierungsrat vr. Hövel vom Propagandaministerium und Bibliotheksrat vr. Jürgens, der Leiter des deutsch-ausländischen Buchaustauschs, der mit verschiedenen wissenschaftlichen Abteilungen an der Aus stellung beteiligt war, und von ungarischer Seite Ministerialrat Zimmer, der Leiter des ungarischen Nachrichtenbüros, das Wort. Der Besuch der Ausstellung war außerordentlich stark. An der Spitze der lü 000 Besucher, die sie im Laufe von zehn Tagen aufzuweisen hatte, stand der ungarische Ministerpräsident Gras Teleky, der anderthalb Stunden in ihren Räumen verweilte. Vormittags und nachmittags sanken von sachkundiger Seite Führungen in deutscher und ungarischer Sprache statt. Die buch händlerische Betreuung wurde von der Budapester deutschen Buchhandlung Knapp übernommen. Der Leiter der Sektion Budapest des ungarischen Buchhänd ler-Vereins, Or. Bela von Zuvor, vereinte einen Kreis ungari scher Kollegen mit deutschen Gästen. Gerade im Zusammensein mit Buchhändlern erwies es sich als besonders erfreulich, daß der Erfolg der Ausstellung durch Anbahnung und Vertiefung persönlicher Beziehungen ausgeweitet werden konnte. Neben Verlegern waren als Vertreter des Leiters des Deutschen Buch handels der Geschäftsführer der Abteilung lll der Reichsschrift tumskammer, Thulke, und Or. Heß vom Börsenverein anwesend. Unabhängig von der Ausstellung sprach der stellvertretende Leiter des Reichsverbandes der deutschen Zeitschristen-Verleger Alfred Hosfmann in diesen Tagen vor ungarischen Zeitschriften- Verlegern über die Organisation des deutschen Zeitschriften- und Pressewesens. Auch an diesem Abend fand man sich in geselligem Kreis bei regem Gedankenaustausch zusammen. Die offiziellen Veranstaltungen ließen genügend Zeit zu ausgedehnten Slreifzügen durch das Budapester Sortiment. Schon ein erster flüchtiger Rundgang durch die Hauptstraßen Pests mit ihrem lebhaft pulsierenden Verkehr ließen uns immer wieder befriedigt vor diesem und jenem Schaufenster eines Buch händlers verweilen. Das deutsche Buch stand nahezu gleichwertig neben dem ungarischen, und es erwies sich in der Zahl der aus gestellten Titel auch dem englischen und französischen weit über legen. Das Emigrantenschristtum, das doch die Buchhandlungen Hollands bei unserem Besuch im vergangenen Jahre so beherrscht hatte, fehlte völlig. Daß das politische Buch nicht im Vorder gründe steht, ist bei der Struktur der meisten Buchhandlungen Budapests erklärlich. Dagegen sind aktuelle Englandbüchcr und Welt- und wirtschastspolitische populäre Bücher überall zu sehen. Im schöngeistigen deutschen Schrifttum überwiegt das etwas leichtere Buch und die Übersetzung, während die schwerblütigere deutsche Dichtung naturgemäß einen härteren Stand hat. Deutsche wissenschaftliche Literatur wurde in ganzen Sonder- fcnstern gezeigt. Dabei war keineswegs festzustellen, daß man irgendwo etwa um der Buchausstellung willen das ständige Ge sicht verändert hätte. Sehr lebhaft war auch hier der Ruf'nach Antiquabüchern, und es mag nachdenklich stimmen, daß sogar deutsche Kinder, die zweisprachig erzogen werden und selbstver ständlich fließend deutsch sprechen, lesen und schreiben, ihren Karl May lieber Ungarisch in Antiqua lesen als Deutsch in Fraktur. Bereits am zweiten Tage begannen wir mit dem systema tischen Besuch aller bedeutenderen Buchhandlungen. Die Auf nahme war überall herzlich und bot immer wieder Gelegenheit zu ausführlichen Unterhaltungen über die Möglichkeiten der ein zelnen Firmen im Einsatz für das deutsche Buch, überraschend ist nicht nur die große Zahl der Buchhandlungen, sondern auch das vielfach sehr geschmackvolle und übersichtliche Bild der ein zelnen Firmen. Durchaus mustergültig repräsentiert sich in die sem Sinne die seit vier Jahren bestehende Deutsche Buchhand lung, deren Leiter Gustav Knapp sich in dieser Zeit eine stetig wachsende Position zu schassen wußte. Erfreulich ist, daß seit einiger Zeit das deutsche Buch in erster Linie sachlich-wissenschaftlicher Art mehr und mehr auch in den Sortimenten der ungarischen Provinzstadte Einführung findet. Dies ist dem Einsatz junger Firmen zu danken, die sich die aktive Vertretung deutscher Verlage sehr angelegen sein las sen. Wir sind gerne bereit, über unsere Eindrücke und Erfah rungen im einzelnen Auskunft zu geben. Daß wesentliche Teile 1S4 Nr. 118 Dienstag, den 21. Mai 1910
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