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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1940
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- 1940-04-04
- Erscheinungsdatum
- 04.04.1940
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Fahrbare Frontbuchhandlungen am Westwall Auch ernstere Bücher finden lebhafte Beachtung Die geistige Betreuung der Frontsoldaten beschränkt sich nicht allein auf die unterhaltsamen Darbietungen all der vielen eingesetzten Frontbühnen. Auch dem Buch ist eine wesentliche Aufgabe zugedacht. Diese Gesichtspunkte waren mit die maß gebenden, die bald nach Beginn des Polenfeldzuges zur Grün dung der »Zentrale der Frontbuchhandlungen« mit dem Sitz in der Reichshauptstadt führten, einer Gemeinschaftsgründung des Oberkommandos der Wehrmacht, des Reichspropagandaministe riums, der DAF., der Reichsschrifttumskammer und des Börsen vereins. Das erste sichtbare Zeichen fruchtbarer Arbeit war dann die erste fahrbare Frontbuchhandlung. Bereits am 23. Dezember des vergangenen Jahres konnte der erste Frontbuchautobus Berlin verlassen. Das Ziel war der Westwall, waren die Soldaten in den Bunkern und die des Vor feldes. Inzwischen sind nun bereits sechs weitere Wagen gefolgt. Zweitausend Bände sind in jedem der Hauptwagen ver staut, 1500 beträgt die »stille« Reserve des Anhängers. Aber was will das schon bei dem Lesebedürsnis unserer Feldgrauen bedeuten. So konnte der eine der Wagen bereits nach vier Tagen etwa 270 Bände als verkauft melden. Selbstverständlich bewegte sich der tägliche Buch umsatz nun nicht etwa in demselben Ausmaße. Denn einmal waren die aufgesuchten Truppeneinheiten nicht gleich groß, zum andern gilt es aber auch zu bedenken, daß nicht überall ein gleich großes Lesebedürfnis vorausgesetzt werden kann. Doch immer war es eine große Freude beobachten zu können, mit welcher Herzlichkeit unsere Frontsoldaten das Eintreffen der Frontbuchautobusse begrüßten. Freilich, kleine »Miß-Verständnisse galt es da und dort zu klären. Denn einige unserer Feldgrauen waren der Ansicht ge wesen, daß die Fronlbuchhandlung eine Leihbücherei sei. Andere wieder hatten schon darin geschwelgt, sich durch besonders er mäßigte Buchpreise eine vollständige Hausbibliothek in der Hei mat cinrichten zu können. Aber daraus konnte selbstverständlich nichts werden, denn die Buch Preise der Frontbuchhandlun gen sind die üblichen, nur mit dem Unterschied — im Gegensatz zum Frontbuchverkauf während des Weltkrieges —, daß hier der Reinertrag aus dem Buchverkaus keinem privaten Einzel unternehmen zufließt. Tief beglückend aber waren der überall spürbare kame radschaftliche soldatische Geist und die kamerad schaftliche Unterstützung, die dem Frontbuchhändler und dem Fahrer nicht nur durch jeden einzelnen der Männer am Westwall, fanden auch durch alle Wehrmachtstellen zuteil wur den. Das beschränkte sich keineswegs nur aus das Bcreitstellen nächtlicher Quartiere — denn im Wohnwagen ließ es sich wäh rend der strengen Wintermonate trotz eingebauter Heizungs anlage, wenigstens in der ersten Zeit, weder schlafen noch arbei ten. Auch bei Reparaturen am Wagen fanden sich immer hilf reiche Hände. Diese enge Verbundenheit zwischen Frontbuchhändler und Frontsoldaten dokumentiert sich nicht zuletzt auch darin, daß die Wagen oft bis auf wenige hundert Meter Entfer nung von der französischen Grenze arbeiteten. Ja, einem der Frontbuchhändlcr war sogar Gelegenheit gegeben, bis zu einem in vorderster Stellung befindlichen deutschen MG.- Posten vorzndringen, ungefähr drei Kilometer auf französischem Boden. Daß aber auch sonst die einsatzfreudige Arbeit dieser Män ner keiner Spazierfahrt an die Front glich, sondern von Ge fahren stets umlauert war und immer sein wird, zeigt folgender Bericht eines der Frontbuchhändler: »Wieder liegt ein Tag» vor uns. Die erste halbe Stunde Fahrt am frühen Morgen ging ohne Ereignis vorüber. Aber plötzlich befanden wir uns an einer Stelle, an der die Straße in steilen Kurven ins Tal fällt. Glücklich hatten wir die erste Kurve hinter uns. Da bemerkten wir mitten auf der abschüssigen Straße zwei Wagen, die sich ver geblich bemühten, den Berg zu erklimmen. Im selben Augenblick mußten wir zu unserem eigenen Schrecken feststellen, daß unser Wagen nicht mehr zu halten war: wir hatten nämlich eine voll ständig vereiste Stelle der Straße erreicht. Uns beiden — Fahrer und Frontbuchhändler — setzte schier der Herzschlag aus. Aber hier galt es, Nerven zu behalten. Denn vor uns befanden sich ja noch die zwei Wagen. Und dabei blickte uns schon wieder eine Kurve entgegen. Zur linken Hand aber hob sich steil eine Felswand empor und zur rechten gähnte drohend ein Abgrund uns entgegen. Und schon hatte der eine der vor uns befindlichen Wagen von unserem Wohnwagen einen kräftigen Schlag erhal ten, ohne Erbarmen aber rutschten wir dem Abgrund zu, sahen uns mitsamt dem Wagen irgendwo zerschmettert liegen. Da — im letzten Augenblick — gelang es dem Fahrer, den Wagen seit wärts gegen die Felswand zu drücken und ihn so zum Stehen zu bringen. Das waren einige bange Minuten, und ich werde sie nicht so bald vergessen . . .- Die Reichhaltigkeit und auch die thematische Verschiedenartigkeit der mitgeführten Werke — ganz abgesehen davon, daß nicht vorrätige Bücher sofort über die »Zen trale- in Berlin nachbcstellt werden können — boten und bieten den Frontsoldaten nach vielleicht langer Zeit erstmals wieder die Möglichkeit, ein Buch nach eigener Wahl zur Hand nehmen zu können. Und hiervon wurde nur zu gern Gebrauch gemacht. Neben dem Soldaten aber stand auch der General als Käufer. Und manch zufriedenes Wort galt der vorzüglichen Einrichtung dieser Frontbuchhandlungen, die oft und gern von Offizieren eingehend besichtigt und gewürdigt wurden. Die dem Frontbuchhändler als Betreuer solch einer fahr baren Frontbuchhandlung gestellte Aufgabe ist vielseitig und recht verantwortungsvoll. Der Frontbuchhändler soll ja die Bü- 106
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