Dt6 errre»" ^au unti Dle/rte^ln Vie-er lieferbar: Im 8.— 10. Tausend erscheint soeben Erinnerungen einer Überflüffigen 282 Sekten. In Leinen RM 5.40 Dle .Frankfurter Zeitung" schreibt über dieses ungewöhnliche Buch in einer ausführlichen Besprechung am 3. März 1940: »Nach der quälenden Bltterkekt des Titels könnte man fürchten, es mit einem wehleldkgen und ankläge- rischen Erlnnerungsbuch zu tun zu haben,- doch da ist nichts davon. Die gleiche derbe Lebenskraft, der gute Humor, der unvoreingenommene Sinn für das Wirkliche, die aus Lena Lhrists Dauernromanen und Münchener Geschichten sprechen, walten auch hier klar und einfach, fast möchte man sagen: sich ihrer selbst entäußernd, und mit einer erstaunlichen Anschaulichkeit erzählt sie, was war. Die Aufzeichnungen beginnen mit der frühen Kindheit bet den Großeltern in einem bayrischen Dorf, der einzigen und kurzen Spanne unbefangener Lebensfreude, die diesem Menschenkinde beschert war, und führen durch die harten Münchner Jahre bis zu ihrer ersten unglücklichen Ehe. Was ist das für eine elementare Welt mit ihrem jähen Nebeneinander von Hell und Dunkel: Zuweilen fühlt man sich eher in zeitlicher Nachbarschaft Grimmelshausens und des .Narrenschkffs" als um die Wende unseres Jahrhunderts. Das Lächeln, das Lena Christ oft zu wecken weiß und das ihrer eigenen Güte entspringt, das herzhafte, wenn auch seltenere Lachen, das einen über den Schilderungen mancher Szenen aus dem elterlichen Wirtshaus ankommt, sie können freilich nicht darüber hinwegtäuschen, wie erbarmungslos und zerstörend das Leben mit dieser Frau verfuhr. Es ist schwer, in ihrem Schicksal einen versöhnlichen Sinn zu finden: wenn nicht anderswo, so meint man, ihn in ihrer bewunderungswürdigen Erzählcrgabe sehen zu müssen, die Natur selbst ist, und in ihrer Fähigkeit, auch im barsten Elend sich den Blick für die menschliche Wahrheit zu bewahren und nicht zu verbittern. Wo liegt die Schuld, wenn sie nicht trugen?? Das Bildnis auf dem Umschlag des Buches zeigt ein herbes und gütiges Gesicht, von Leiden gleichsam bis auf seinen reinen Kern geschliffen: das Auge scheint zwischen Verwundern und Verzweiflung zu fragen, ob dies des Lebens letztes Wort für sie sek. Wir wissen, wie es lautet: als Neununddreißigjährige setzte Lena Christ ihrem Dasein ein Ende." T l//vo Nr. 87 Dienstag, den 19. März 1940