I.EULIX6L siLm »mxm Eurz vor seinem Tode im Mai 1935 beschäftigte sich der ehemalige Kraftradfahrer T. E. Shaw, besser bekannt unter dem Namen Lawrence von Arabien, mit Plänen für eine Befriedung Europas. „Im Jahre 1918", schrieb er mir einst, „entstanden die Keime des meisten von dem, was wir jetzt laut aussprechen; damals aber waren es nur Gedanken." Und später: „In jenen Kriegsjahren lernten wir eine Menge, und das macht uns unvordenklich älter als die Alten oder die Jungen." Er sah das Vergangene klar und suchte nach einer wahrhaften Möglichkeit, starre allgemeine Auffassungen zu überwinden. Er sah, wie in Deutschland Adolf Hitler schrittweise die Hoffnungen des gemeinen Mannes verwirklichte, ihn mit Vertrauen erfüllte und so nach und nach der Nation sein eigenes Antlitz gab. Da Lawrence wußte, wie die Presse oder wenigstens eine gewisse Richtung seine eigenen einfachen Handlungen unrichtig dargestellt und sein eigenes Leben vollständig verfälscht hatte, argwöhnte er, daß alles, was über die großen, Deutschland bewegenden Ideen verbreitet wurde, auch in krassem Gegensatz zur Wahrheit stünde. Er las Hitlers Reden, und sein Verdacht wurde bestätigt. Ein Mann, der in der vordersten Infanteriefront gedient hatte, der verwundet wurde, der durch Giftgas fast sein Augenlicht einbüßte, ein Mann, der Beethoven liebte und nur dafür lebte, seinen Landsleuten Glück und nationale Ehre wiederzugeben, ein Mann, der das Ideal für die Jugend wurde, das war einer, der nicht nur die Wahrheit kannte, sondern der sie auch verkünden und in die Herzen anderer verpflanzen konnte, ein solcher Mann war der Eckstein für eine neue wahrhafte Befriedung Europas. Wie aber sollte man diese Idee auf England übertragen? In der Albert Hall in London müsse eine Massenversammlung ehemaliger Kämpfer abgehalten werden, die dadurch weitest gehendes Echo finden würde, daß er selbst sie einberiefe. Seine Rundfunkrede würde allein schon durch ihre einfache Wahrheit und Parteilosigkeit die gleiche Auffassung der fran zösischen, englischen und deutschen Familienväter dartun, die, in ihrer Jugend in dem Zwange der damals herrschenden Gedanken und Vorstellungen befangen, sich jetzt verzweifelt danach sehnten, daß aus dem Kampf- und Trümmerfelde ihrer Generation eine neue Welt in Europa entstehen möge, wie er sie selbst in seinem Inneren erträumte. ,,^nZio-6erman Kevrel«" ? ^ II I. I.I87' VLKI.^0 I. L I ? 2 I 0 1176 Nr. 69 Freitag, den 12. März 1987