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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.11.1928
- Strukturtyp
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- 1928-11-24
- Erscheinungsdatum
- 24.11.1928
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- Deutsch
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X: 273, 24, November 1928, Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d Dtschn. Buchhandel. bestätigen, den wir schon vorher gewonnen hatten. Nur bei 3 der untersuchten Gemeinden sind die Kopfzahlen bei den höheren Schulen stärker als bei den Volksschulen gestiegen. Vergleicht man die Lehrer- und die Schülerbüchereien mit einander, so zeigt sich, daß für die Zeit seit 1914 das Schwerge wicht für die Mehraufwendungen kommunaler Schulbücherei mittel ganz überwiegend bei den Schüler büchereien liegt, die sich damit also einer bevorzugten Fürsorge der Gemeinden er freuen, Auch das bestätigt die schon oben gemachten Fest stellungen, Von 18 Gemeinden, die hierfür Bergleichsmaterial bieten, wurden 1914 bei 10 Gemeinden die Lehrerbüchereien höher als die Schülerbüchereien und gleich dotiert; 1926 ist das nur noch bei 8 und 1927 nur noch bei 5 dieser Gemeinden der Fall, Was nun schließlich noch die Volksschulen im besonderen an betrifft, so bewegen sich bei 19 Gemeinden, die hierfür vollstän dige Angaben machen, die Aufwendungen für Lehrer- und Schillerbüchereien zusammen in Kopfzahlen der Bevölkerung 1914 zwischen 0,7 und 4,4 Pfennigen, 1926 aber zwischen 3,6 und 1k>,3 Pfennigen, Der Durchschnitt beträgt für 1914: 2,6 und für 1926: 8,1 Pfennige, Die letztgenannte Zahl würde, wenn man den prozentual ziemlich geringen Anteil für die Lehrerbüchereien in Abzug bringt (genaue Zahlen sind dafür leider nicht festzu stellen), ungefähr die Schätzung bestätigen, in der oben für die Schülerbüchereien der Volksschulen der im Reichsdurchschnitt auf den Kopf der Bevölkerung entfallende Betrag auf etwa 6,4 Pfen nige beziffert wurde. Die starke Verschiedenheit der von den Ge meinden ausgeworfenen Mittel, wie sie sich z, B, für 1926 in der bedeutenden Spanne zwischen 3,6 und 10,3 Pfennigen äußert, zeigt, wie die Überzeugung von der Notwendigkeit solcher Auf wendungen in den Gemeinden durchaus verschieden sich äußert, und daß daher eine ganze Reihe von Gemeinden noch wesentlich hinter der möglichen Durchschnittsleistung zurückbleibt. Wenn hier versucht worden ist, am Beispiele Sachsens zum ersten Male einen umfassenden Überblick über die materiellen Voraussetzungen der Schulbüchereiarbeit zu geben, so mutz zum Schluß noch einmal getont werden, daß vor allem für die Schülerbüchereien das eigentliche Problem, nämlich das der päd agogischen Wirkung, hinter diesen Zahlen liegt. Jede noch so günstige materielle Förderung dieser Büchereien wird nämlich dann erst zu der erwünschten lebendigen Wirkung kommen, wenn sich die neuen Formen einer freien literarischen Erziehung im Unterricht durchgesetzt haben werden. Man darf nicht übersehen, daß es bis dahin an vielen Stellen noch ein gutes Stück Weg ist. Freilich muß vermieden werden, daß kleinliche und kurzsichtige Sparsamkeit hier von vornherein die besten Bemühungen im Keime erstickt. Man wird unter diesen Gesichtspunkten auch der Beantwortung der vom Börsen verein den deutschen Volksschullehrern vorgelcgten Frage: »Kann die Volksschule ihre Schüler zum guten Buch erziehen?» mit be sonderem Interesse entgegensehen, Gerhard Schönfelder, Leipzig, Die Sammlung Kippenberg Von Gustav K i r ft e l n »Bei jedem Tritt eröffnet sich uns die manische Welt, die Goethen innig und beständig umgab, die in Ewigkeit den wett eifernden Künstler zur Ehrfurcht hinreißt, alle Verächter, auslän dische und inländische, studierte und unstudierte, im Zaume hält und den reichen Sammler in Kontribution setzt«. Diese wunder samen Worte, aus Goethes Brieftasche entnommen und mit leichter Biegung auf Goethen selbst gewendet, fielen mir ein, als ich in dem grandiosen dreischisfigen Bau wandelte, den Anton Kippen berg als Katalog über seiner Sammlung errichtet hat. Schon 1913 hatte Kippenberg ein aufsehenerregendes Verzeichnis herausgegebcn; aber die drei wuchtigen Bände, die er jetzt als zweite Auflage*) ans Licht fördert, stellen das einstige Opus in den Schatten. Und nicht nur deshalb, weil aus den damals 4000 Nummern heute 8000 geworden sind! * *) Katalog der Sammlung Kippenberg. (2. Ausg.) Leipzig: Insel-Verlag 1928. 3 Bde. (XVIII, 316: VIII, 330: 209 S. mit 73 z. Tl. färb. Tafeln u. Faks.) 4° Hldr. NM. 160.—. 1288 Verleger sein ist ein würdiges Geschäft: zumal dann, wenn man nur Würdiges zu produzieren sich geschworen hat und genug Charakter besitzt, diesen Schwur wirklich zu halten. Solch seltenes Exemplar von Verleger kann sich mit jenem Koch vergleichen, der am Ende seines Lebens stolz bekannte, daß er seine kulino-moralische Weste niemals durch den Gebrauch einer Konservenbüchse befleckt habe. Glücklich, wem aus soviel Verleger-Tugend das Vermögen (im Doppelsinne) erwächst, in Künsten oder Wissenschaften erfolgreich zu dilettieren. Neben Wilhelm Engelmann, dem Chodowiecki-Forscher, neben Salomon Hirzel, dem Goethe-Wissenschaftler, steht nun Anton Kippenberg. Wie kam Ktppenberg dazu, Goethe-Sammler zu werden? Ende der 90er Jahre, nachdem er in der Hampe'schen Buchhandlung seiner Vaterstadt Bremen die Lehre absolviert hatte und nach einiger Wan derschaft bei Wilhelm Engelmann zu leitendem Posten gelangt war, begann er mit heißem Bemühen in Albert Kösters germanistischem Seminar an der Leipziger Universität zn studieren. Seine Doktor- Arbeit zielte auf den merkwürdigen Teufelsbündler, den Herzog von Luxemburg: um dessen historische Persönlichkeit klarzustellen, verschaffte sich Kippenberg die erreichbare Literatur; bei der wei teren Vertiefung begann ihn die Teufelsbündlerei so zu interessieren, daß er ihre gedruckten Spuren an sich zog, schließlich der Figur des Faust begegnete, und von hier aus suchend und grabend zu Fausts letzter Verklärung vordrang: zu Goethe. Als er 1905 den Insel- Verlag übernahm, waren die Konturen einer organischen Sammlung gezogen. Der lebhaft einsetzende geschäftliche Verkehr mit den Goethe- Stätten erweiterte das Blickfeld auf Alt-Weimar, und auf der Suche nach Alt-Weimars Resten erschlossen sich ungeahnte Fundgruben des kostbarsten Goethe-Gutes. Mit den Jahren ward dann aus dem ursprünglich privaten Gärtchen ein Quellgebiet für den öffentlichen Betrieb der Wissen schaft; das seit 1921 regelmäßig erscheinende »Jahrbuch der Samm lung Kippenberg« stellt sich in manchem Betracht neben das »Jahr buch der Goethe-Gesellschaft«. Weit darüber hinausgewachscn, nur eine Anhäufung einzelner Kostbarkeiten zu sein, die der Be sitzer zu eigener Ergötzung betrachtend in die Hand nimmt oder Freunden zeigt, ist die Sammlung zu einem Kosmos geworden, der der Welt sinnvolle Erkenntnisse schenkt. Ein Beispiel: Kippenberg erwirbt bei Henrici die Handschrift Felix Mendelssohn-Bartholdys von seiner Komposition des Goetheschen Festliedes zu Zelters 70. Ge burtstage »Lasset heut am edlen Ort Ernst und Lust sich mischen«. Da zeigt sich, daß in Mendelssohns Niederschrift des seiner Kompo sition unterlegten Textes die zweite und dritte Strophe von Goethes Gedicht miteinander »verwechselt« sind; gleichzeitig aber auch, daß dadurch der bisher schwer erkennbare Sinn des Gedichts nun plötzlich klar wird. Da keine eigenhändige Niederschrift Goethes von dem Gedicht erhalten ist, erkennen wir nun, daß wir infolge eines Setzer fehlers, der sich wie eine ewige Krankheit durch alle Ausgaben Goethes durchgeschleppt hat, bisher die logische Linie des tausend fältig zitierten Gedichtes mißverstanden haben. * So ist das Geordnete, Organische, reinlich Getrennte und dabei zutiefst zentral Befruchtete, also im edelsten Sinne »Goethische« der bedeutsamste Zug der ganzen Kippenbergschen Sammelleistung: und gerade dies spiegelt sich klar in den drei Katalogbänden. Der Er fahrene, der sie durchblättert, spürt das mit besonderem Ergötzen. Große und kleine Krystalle schießen zusammen, jeder zu vielseitiger Betrachtung reizend. Man greife nur einmal die Abteilung der Privatdrucke heraus, die irgendwo bei irgendwelchen festlichen Ge legenheiten in alter und neuer Zeit Goethen und seinem Werk gewidmet worden sind. Wie lebt in solchen Liebesdiensten der wahr haft kultivierte Deutsche, der sich zum Festmahl nichts besseres weiß, als beim Pokulieren eine kleine Goethe-Gabe zu verteilen. (Gesegnet seid mir, bibliophilische Symposien!) Und dann wieder: die herrliche Abteilung der plastischen Bild werke nach Goethe und. Goethes Umwelt. Fast möchte man meinen, daß Martin Klauer erst durch Kippenbergs Sammlung von den Vergessenen auferstanden ist. Oder schauen wir uns eine der glück lichsten Erwerbungen Kippenbergs an, die bis vor wenigen Jahren im Besitz der Familie Vulpius gewesenen realistisch getreuen Minia turbildnisse Goethes, Christianes und Augusts, die 1811 Josef Fried rich Naabe nach dem Leben mit aller Feinheit des Kleinmalers geschaffen hat. Oder — aber wohin soll ein solches Oder-Oder-Oder führen! Und wenn wir erst gar anfangen wollten, von Goethes Handschriften zu sprechen, von seinen Schulheften, von der eigen händigen Niederschrift der Gesänge Selmas, von autographischen Juwelen wie »Edel sey der Mensch«, von Blättern aus dem »Divan«, vom Widmungsgedicht für Minchen Herzlieb, bis wir
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