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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.04.1928
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- 1928-04-03
- Erscheinungsdatum
- 03.04.1928
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liche Freundschaft, sondern nur rein geschäftliche Interessen ver banden. Dabei legte er stets großen Wert darauf, daß im Kreise seiner Familie und seiner Gäste immer eine heitere Gemütlichkeit herrschte, denn das war für ihn die beste Erholung von den An strengungen des geschäftlichen Lebens. Er hat auch in Grimma zu Beginn des Winters 1814/15 eine Abendgesellschaft »Heiter keit« gegründet, die nach seinem Ableben noch bis 1845 bestanden hat. Diese Gesellschaft kam jede Woche an einem Abende im Gasthause zusammen. An jedem Gesellschaftsabend wurde ein kleiner Vortrag in zwangloser Form gehalten, meist fiel ihm selbst diese Ausgabe zu oder er legte den Freunden literarische Neuigkeiten vor; im übrigen war dann die Sitzung einer heiteren allgemeinen Unterhaltung gewidmet. Von dieser Gesellschaft ist auch, hauptsächlich auf Göschens Anregung, die Gründung eines überaus gemeinnützigen Instituts ausgegangen, die Grimmaische Sparkaffe, die im Dezember 1824 zum erstenmal angeregt wurde und die sich dann vortrefflich entwickelte, von Göschen selbst nicht nur mit Rat, sondern auch mit Tat gefördert. Nach diesen Darlegungen kann man sich leicht vorstellen, daß Göschens geschäftliche Tätigkeit aus absoluter Ehrlichkeit, Ge wissenhaftigkeit und Anständigkeit aufgebaut war. Das zeigt sich vor allem in der Tatsache, daß er seinen Autoren so hohe Hono rare auszahlte, wie man es damals sonst nicht gewohnt war. So hat er Wieland für die zweite Auflage seiner sämtlichen Werke 7099 Taler Honorar bezahlt, bei neuen Schriften aber für jeden Druckbogen 15 Taler. Schiller bekam von ihm für den Druckbogen drei Louisdor. Wie sehr Schiller mit seinem Hono rar zufrieden war, zeigt sein Brief an Göschen vom 27. Oktober 1799, worin er sagt: »Sie haben mich nicht bezahlt, sondern belohnt, und die Wünsche auch des ungenüg samsten Autors übertrofsen«. Sehr empfindlich war er gegen alle Literaturerzeugnisse, die moralisch nicht einwandfrei waren. Als ihm der Rat von Grimma die Verordnung des Konsistoriums zu Leipzig vom 22. Februar 1828 mittcilte, worin der Vertrieb der Memoiren Casanovas bei Strafe verboten wurde, da er widerte Göschen am 18. März, also kurz vor seinem Tode: »Ich zeige hierdurch an, daß ich Casanovas Memoiren niemals be zogen und verkauft habe und diese auch ohne Verbot nicht ver kauft haben würde«. Aber nicht nur im eigenen Geschäft hat Göschen jederzeit getreulich nach diesen streng rechtlichen Lebensanschauungcn ge wirkt, auch darüber hinaus im weiten Bereiche des deutschen Buchhandels ist er immer mit dem größten Nachdruck für diese Grundsätze eingetreten. Im Kreise der Kollegen war er wegen seiner ehrenwerten Geschäftsführung allgemein bekannt und ver ehrt, sodaß er bei allen gemeinsamen Angelegenheiten immer wieder herangezogen wurde, um mit Rat und Tat dabei mit- zuhelsen. So auch im Jahre 1892, als auf der Leipziger Oster messe eine Anzahl von Buchhändlern zusammcntrat, um eine Vereinigung aller deutschen Buchhändler auf der Grundlage ge wisser Grundsätze ins Leben zu rufen. Da ließ er, als Manu skript gedruckt, eine Denkschrift erscheinen: »Meine Gedanken über den Buchhandel und über dessen Mängel, meine wenigen Erfahrungen und meine unmaßgeblichen Vorschläge, dieselben zu verbessern«. Er legte den Kollegen auch den Entwurf zur Gründung eines Börsenvereins vor. Damals kamen seine Vor schläge noch nicht zur Ausführung. Dagegen erlebte er es noch in seinem hohen Alter, daß 1825 in der Ostermesse der Börsen verein der Deutschen Buchhändler zustande kam und die erste Börsenordnung genehmigt wurde. In gleicher Weise war Göschen auch jederzeit bestrebt, auf typographischem Gebiete das denkbar Höchste zu leisten, gleich viel ob er damit auch den größten materiellen Gewinn erzielte oder nicht. Seine Prachtausgabe von Wielands Werken, sein Homer von Heyne, sein Neues Testament von Griesbach und andere Prachtwerke waren Musterleistungen, die ihm in der ganzen typographischen Welt einen Namen von vorzüglichem Klange verschafften. Es mag genügen, noch daran zu erinnern, daß der Ingenieur Friedrich König, wenige Jahre bevor er durch die Erfindung der Schnellpresse zum weltberühmten Manne wurde, im Jahre 1894 an Göschen schrieb: »Leider wird die Buchdruckerkunst in Deutschland fast durchgängig ohne Me Ehre und Ämulation betrieben. Sie sind der einzige Buchdrucker, der mit Ambition arbeitet, darum wende ich mich mit Vertrauen an Sie.« Jn seinem Verlage hat es Göschen verstanden, einen weit ausgebreiteten Kreis von Gelehrten und Schriftstellern um sich zu versammeln, namentlich ward ihm das Glück beschert, mit den gefeiertsten Dichtern seiner Zeit, mit Goethe und Schiller, mit Klopstock und Wieland in nahen freundschaftlichen Verkehr zu treten. Im Jahre 1785 hat er mit Schiller, als dieser nach Leipzig kam, in täglichem Umgänge gestanden, da er ein Freund von Körner war, der zu der Reise Schillers nach Sachsen die Veranlassung gegeben hatte. Göschen hat dann verschiedene Werke von Schiller gedruckt und ist bis zu dessen frühem Tods immer in freundschaftlicher Verbindung mit ihm geblieben. Wie hoch ihn Schiller geschätzt hat, dafür nur ein Beispiel noch. Bald nach seiner Verheiratung richtete Schiller am 14. März 1799 folgende Einladung an Göschen: »Kommen Sie ja recht bald hierher, lieber Göschen, und gönnen Sie mir die Freude, Sie in meinen häuslichen Kreis aufzunehmen und Sie zum Zeugen meines Glückes zu machen. Kommen Sie mit Ihrer Jette, und lassen Sie zwischen Ihnen beiden und meiner Lotte ein freund schaftliches Band anknüpfen«. Auch Goethe und Klopstock haben Göschen sehr hoch geschätzt und manches bei ihm verlegen lassen. Auch von Lessing hat er mehrere? in Verlag gehabt, ebenso von Bode, L. F. Huber, I. Fr. Jünger; Musäus, der schon 1787 starb, konnte ihm nur mehr einen Aufsatz für ein Taschenbuch übersenden. Ebenso stand er in nahen freundschaftlichen Be ziehungen zu Seume, dann zu Jffland, zu Kind und zu Houwald. In den ersten zehn Jahren hat er in den Leipziger Meßkatalogen nicht weniger als 329 Nummern seines Verlages angekündigt. Zum Schluß endlich mag noch erwähnt werden, daß Göschen auch selbst schriftstellerisch tätig gewesen ist, namentlich hat er viele Erzählungen geschrieben, die aber großenteils anonym in verschiedenen Zeitschriften erschienen sind. Viele seiner kleineren Erzählungen sind in dem 1813 von ihm selbst in Grimma be gründeten »Wochenblatt für Stadt und Land» abgedruckt, die zumeist eine bestimmte moralische Tendenz haben. In seiner literarischen Tätigkeit tritt uns wieder seine hohe Bildung und seine geistige Begabung entgegen, sowie die Fähigkeit, seine Ge danken in anmutiger und leichtverständlichsr Form auszudrücken, seine Ideen in fließender und gefälliger Sprache darzustellen. Göschen war somit eine geistig hochstehende Persönlichkeit, ein edler Charakter, ein Geschäftsmann allergrößten Stils. Der deutsche Buchhandel und die deutsche Buchdruckerei werden alle zeit aus diesen hervorragenden Standesgenossen stolz sein. Zur Erinnerung an Georg Joachim Göschen. Von vr. I. G o l d fr i e d r i ch. Am 5. April 1828 starb Georg Joachim Göschen. Sein Leben füllt etwa die gleiche Zeit aus wie das Goethes, er ist 1752 geboren. Die tätigen Jahrzehnte eines Lebensalters bis zu seiner Mittagshöhe fielen für ihn in die Zeit, in der eine neue formende Kraft in Werken der Schriftsteller, Ausstattung der Bücher und Gestaltung der buchhändlerischen Einrichtung durchbrach. Mit allen drei Seiten ist Göschen in einer Weise verbunden, die ihn über die Gesamtfläche historischer Erinnerung weit emporhebt. Sein Leben ist nicht ohne Tragik; in seiner Gestaltung spiegelt sich der Verlauf der Gesamtgeschichte wieder, aber nicht, ohne noch mehr in der Persönlichkeit gegründet zu sein. Die Höhe seiner Bahn liegt um die Wende des neuen Jahrhunderts, d. t. gegen Ende der Zeit der Klassiker und vor Beginn der Napoleonifchen Kriege; er ist damals auf der Höhe des Erfolges als Geschäftsmann, ist gefeiert als der Elzevier, Didot und Bodoni der Deutschen und ist der Diktator des deut schen Buchhandels, der die Grundzüge von 1825 und 1888 zieht. Die Höhe trägt, da auf sie zwei Jahrzehnte des Lebens folgen, als solche den Niedergang in sich und erhebt sich schon mitten in ihm. Berg und Tal sind geistig nicht so einfach profiliert wie in der Natur. Wenn aber, ein Ungelernter, Cotta, zwei Jahr zehnte später im Buchhandel austauchend, als seitdem Göschen
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