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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.04.1928
- Strukturtyp
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- 1928-04-03
- Erscheinungsdatum
- 03.04.1928
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-i? 80, 3. April 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.ü.Dtschn. Buchhandel. Leipzig nicht hergestellt werden konnte, so entschloß sich Göschen, selbst eine Buchdruckerei anzulegen, und am 11. Februar 1793 richtete er ein Gesuch an den Kurfürsten »um Konzession zur Anlegung einer Buchdruckerei mit lateinischen Lettern nach Didot«. Bis jetzt, so bemerkt er in dieser Eingabe, sei der Buch drucker Unger in Berlin der Einzige in Deutschland, der Didotsche Lettern besitze, die Gewährung seiner Bitte werde also sür Sach sen einen großen Vorteil bringen, um so mehr, als er, Göschen, seine Didotschen Lettern von einem deutschen Schriftgießer habe verbessern lassen, sodaß sie, wie eine beigelegte Probe beweise, die Ungerschen Lettern um vieles überträfen. Sein Gesuch wurde schon unter dem 4. März 1793 genehmigt und es ist ge wiß bezeichnend, wenn von sachverständiger Seite anerkannt wurde, daß dieses Auftreten Göschens die zweite Epoche der Leipziger Typographie eingeleitet habe. Da die Verlagsbuchhandlung Göschens immer größeren Umfang annahm, beschloß er, seine Buchdruckerei von Leipzig nach Grimma an der Mulde zu verlegen, wo seit einiger Zeit keine Druckerei mehr war und wo er in unmittelbarer Nähe das Gut Hohenstädt gekauft hatte, um damit einen Sommer aufenthalt für seine Familie zu begründen. Er kaufte in Grimma ein am Markte gelegenes Haus und suchte um die Konzession zur Errichtung einer Buchdruckerei nach, die er durch landes herrliches Reskript vom 14. Juli 1797 in der üblichen Form erlangte. In demselben Monat noch siedelte die Buchdruckerei von Leipzig nach Grimma über, wo sie zuerst mit sechs, bald dann mit acht Pressen arbeitete. Seit 1793 schon wurde in Göschens Druckerei die Papierglättmaschine angewendet, was wohl der erste Fall dieser Art war. Die Buchhandlung blieb noch sür längere Zeit in Leipzig. In Grimma reichte das an gekaufte Haus bald sür die Druckerei nicht mehr aus, sodaß Göschen schon im November 1801 ein größeres Wohnhaus, in dessen Hofe Gebäude für eine Kattundruckfabrik angebaut waren, ankaufen mußte, ein sehr geräumiges Haus, in dem Göschen nicht nur seine Druckerei unterbrachte, sondern auch seit dem Jahre 1812 selbst mit seiner ganzen Familie die Wintermonate über wohnte. Für den Sommer hatte er schon seit langer Zeit eine Wohnung in Leipzigs Umgebung gemietet. Als sich dann seine Vermögenslage immer günstiger gestaltete, konnte er daran denken, sich einen eigenen Landsitz zu erwerben, den er in dem Gute Hohenstädt bei Grimma fand; dieses hat er im November 1795 angekauft. Zu Ostern 1823 endlich verlegte er auch die Buchhandlung von Leipzig nach Grimma; zu gleicher Zeit über trug er die Leitung der Buchdruckerei seinem ältesten Sohne. Das Familienleben Göschens war denkbar glücklich und nie mals ernstlich getrübt. Im Jahre 1788 verheiratete er sich mit einer Tochter des Justizamtmannes Heun zu Dobrilugk und ge wann eine ebenso schöne wie anspruchslose Frau, die ihr größtes Vergnügen in der Besorgung ihrer Häuslichkeit fand. In welchem Ansehen Göschen damals schon stand, zeigt sich deutlich in dem folgenden Briese, mit dem Schiller am 9. Mai 1788 seinem »Freunde- Göschen zur Verheiratung gratulierte: -Nur in zwei Zeilen, bester Freund, meinen herzlichsten Glückwunsch zur Hochzeit. Der Tag hat mich zu schnell überfallen, sonst hätte ich meinen Pegasus einen Ritt dazu machen lassen, aber das träge Tier will mir jetzt nicht von der Stell?. Was der Himmel an Freuden in den Fingcrhut voll Leben, den er uns beschert, nur Hineinpressen kann, möge Euch beiden in vollem Maße zu Teil werden. Lieben Sie Ihre Frau immer wie heute, das ist alles, was ich Ihnen Schönes zu wünschen brauche, und ich denke, daran solls nicht fehlen. Alles, was ich von ihr höre, hat mich entzückt. Sie wird eine vortreffliche Frau werden. Auf den Dienstag soll Ihre Gesundheit mit dem herzlichsten Anteil ge trunken werden-. Aus dieser Ehe entsprossen acht Söhne und zwei Töchter, von denen sechs den Vater überlebt haben. Er hat sich immer dankbar darüber ausgesprochen, wieviel Freude und Glück ihm seine Kinder bereitet, wie wenig Sorgen sie ihm gemacht haben, was zum guten Teil natürlich aus die ungemein glückliche Erziehung zurückgeht, welche die Frau Göschens ihren Kindern angedeihen ließ. Es mag nunmehr gestattet sein, diesem kurzen Lebensabrisse des bedeutenden Mannes noch einige kurze Bemerkungen über 382 seine Persönlichkeit, über seine geistige Begabung, über seine Ge schäftstüchtigkeit beizufügen. Göschen war in seinem Äußeren eine sehr stattliche, impo nierende Erscheinung, mit edlem Antlitz und frischen Augen, aus denen seine hohe Intelligenz deutlich hervorleuchtete. Seine Sprache war klangvoll und immer auf einen Hohen Ton ge stimmt, seine Ausdrucksweise war sehr gewählt, sein Austreten war gewandt und immer durch einen feinen Takt ausgezeichnet. So war es kein Wunder, wenn er gleich bei seinen Besuchen in Weimar, bei seinem Versuche, hervorragende Dichter als Autoren zu gewinnen, so große Erfolge hatte. Von seinem ersten Besuche bei Wieland 1785 habe ich bereits gesprochen. Bet seinem zweiten Besuche des Dichters drei Jahre später hat sich Wieland so begeistert über den jungen Verlagsbuchhändler ausgesprochen, daß Schiller am 23. Februar 1788 mit gutgemeintem Spotte an Körner schrieb, Wieland habe Göschen sogar »einen vorzüglichen Sterblichen- genannt. Uber Göschens geistige Begabung aber sprach sich Wieland deutlich in einem an ihn gerichteten Brief aus, worin er zunächst seststellt, was ihm Göschen über Entwicklung und Ausführung der beiden Hauptcharaktere in einer Wielandschen Schrift schrieb, habe ihm großes Vergnügen gemacht. Dann fährt er fort: -Solcher Leser, für welche nicht nur im Detail nichts verloren geht, sondern die auch Sinn für die Komposition, Ausführung und Haltung des Ganzen haben, d. i. gerade für das, worauf alles ankommt, solcher Leser wünsche ich mir recht viele; aber unglücklicher Weise gibt es deren unter hundert kaum einen, — weil indertat beinahe ebensoviel Genie, Kopf, Bildung und Kunstsinn dazu erfordert wird, ein solcher Leser zu sein, als ein Autor, der im stände ist, solche Leser zu befriedigen-. Und ein andermal schreibt Wieland an Göschen: »Der Beifall, den Sie meinem Gespräch unter vier Augen geben, schmeichelt mir, so wohl weil er von Ihnen kommt, als wegen des Urteils selbst, das so gedacht und ausgedrückt ist, daß es einem jeden Manne von Geist und Geschmack und Menschenkenntnis, wie gelehrt er auch sein möchte, Ehre machen würde-. Wenn man auch an nehmen wollte, daß Wieland hier durch seine persönliche Vor liebe für den interessanten Mann sich zu einer gewissen Über treibung fortreißen ließ, so wird man doch ohne weiteres den vollen Beweis für eine geistig hochstehende Persönlichkeit in der Tatsache erblicken müssen, daß Göschen auch von Goethe und Schiller des freundschaftlichen Umganges gewürdigt wurde: daß diese Geistesheroen einen geistig nicht sehr hoch stehenden Men schen einer solchen Wertschätzung nicht für wert gehalten hätten, das ist doch Wohl ganz selbstverständlich. Göschen war eine tiefreligiöse Natur, und es war ihm ein Herzensbedürfnis, auch andere für solche Gesinnung zu gewinnen. Das spricht sich deutlich in den Erzählungen aus, die er für das Grimmaische Wochenblatt geschrieben hat, auf die ich weiter unten noch zurückkommen werde. Besonders bezeichnend war für ihn sein sittlicher Ernst, sein sür alles Gute, Edle und Schöne begeisterter Sinn, sein Abscheu gegen alle Gemeinheit und Nieder trächtigkeit. Damit hängt auch die hohe Achtung zusammen, die er der Wissenschaft und ihren Trägern wie auch den Dichtern seines Volkes entgegenbrachte. Unermüdlich war seine Wohl tätigkeit, die er, zu irdischen Gütern gelangt, immer in reichstem Maße geübt hat, immer aber in einer Weise, daß seine Wohl taten nach außen hin nicht in die Erscheinung traten. Nichts war ihm gräßlicher als eine Wohltätigkeit, wobei der Spender darauf abzielte, sich durch diese Wohltaten bei der Gesellschaft in günstiges Licht zu stellen. Nach seiner Auffassung war jeder, der mehr hatte, als er zum Leben brauchte, einfach verpflichtet, dem ärmeren Nebenmenschen zu Helsen, gleichviel ob man Dank erntete oder nicht: das schöne Bewußtsein, seine Pflicht erfüllt zu haben, war für ihn der beste Lohn. Wenn ich soeben von seinem hohen sittlichen Ernste ge sprochen habe, so darf dabei nicht unerwähnt bleiben, daß dadurch bei ihm ein hochentwickelter Sinn für edle Geselligkeit keineswegs ausgeschlossen war. Auf seinem im Sommer bewohnten Land gute wie auch in seiner Winterwohnung hat er jederzeit zahl reiche Verwandte und Freunde als willkommene Gäste bei sich ge sehen, ebenso auch Persönlichkeiten, mit denen ihn nicht Person-
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