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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.01.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-01-19
- Erscheinungsdatum
- 19.01.1912
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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788 VörsrublaU f. d. Dtschn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 15, IS. Januar 1912. Berliner Briefe. i. Rückblick. — Die Schillerstistung. — Staat und Kunst. — Buchhandel. — Jubilare. — Ein Tauschangeboi. Ein Jahr ist um, und alle Arbeit dieser Periode, schnelles Wagen wie vorsichtiges Kalkulieren, begeisterte Arbeit und müde Resignation, sic finden ihr prosaisches Fazit in der Differenz zweier Zahlenreihen im Hauptbuch. Die guten Zeiten des Buchhandels scheinen ja vorläufig dahin zu sein, so daß in diesen Tagen des harten Kampfes Urteile wie -nicht ganz so schlecht wie letztes Jahr« schon den Charakter eines Lobes angenommen haben. Wie in dieser Beziehung das Berliner Weihnachtsgeschäft war, darüber hoffe ich den Kollegen auf Grund einer Umfrage in einigen Tagen Kunde geben zu können, heute möchte ich statt dessen ein paar Sätze aus dem Jahresbericht der Berliner Handelskammer wiedergeben, der, wenn auch auf allgemeiner Grundlage aufgestellt, doch auch für unseren Beruf einiges Interessante bietet: »Zwei Tatsachen sind es, die dem Wirtschaftsjahr 19ll den Stempel ausdrücken: steigender Umsatz, sinkender Unternehmer gewinn. Durch die regelmäßige Zunahme der Bevölkerung Deutschlands wird die Notwendigkeit einer jährlichen Produktions steigerung begründet; von einer günstigen Gestaltung der Gewerbs- tätigkeit kann also nur dann die Rede jein, wenn die Menge der erzeugten und zum Konsum gelangten Güter über das Maß hinausgeht, das an sich schon durch die Zunahme der Be völkerung, ganz abgesehen von den sich steigernden An sprüchen der Lebenshaltung, gefordert wird. Daß dies für das Jahr ISIk zutrifft, unterliegt keinem Zweifel. Wenn bereits im Jahre 1910 die Umsätze der geschäftlichen Unternehmungen eine erhebliche Vermehrung gegenüber dem Vorjahre gezeigt hatten, so ergab sich für das Jahr 1911 die erfreuliche Tatsache, daß die Steigerung in gleichem oder aus manchen Gebieten in verstärktem Grade anhielt. Ein Zeugnis hierfür bieten in erster Linie die Verkehrsziffern der Eisenbahnen; denn die Einnahmen der deutschen Bahnen aus dem Güterverkehr waren im Jahre 1911 um etwa 9 Prozent größer als im Vorjahre. In gleichem Maße beweiskräftig sind die Verhältnisse, die im Jahre 1911 aus dem deutschen Arbeitsmarkt herrschten. Während des ganzen Jahres 1911 war zu beobachten, daß sich das Verhält, nis zwischen Angebot und Nachfrage aus dem Arbeitsmarkte besser ausglich als in den Vorjahren.« In der Januarnummer der »Neuen Rundschau« erhebt der Berliner Schriftsteller Hans Kyser schwere Angriffe gegen die Verwaltung der »Schillerstiftung«. Seine auf die Originalberichte der Sekretäre des Instituts gestützte Kritik legt leider die Vermutung nahe, daß ein sehr hoher Prozent satz der durch die Opferwilligkeit aller Kreise des deutschen Volkes aufgebrachten Millionen zur Unterstützung von Per sonen, »die um die Nationalliteratur verdienstlich gewirkt haben«, in wenig angebrachter Gutmütigkeit an Blau strümpfe und Dilettanten verschleudert worden ist. Einzelne Angriffe von Dichtern wie Fontane und Liliencron haben schon längere Zeit ahnen lassen, daß die gute Absicht der Spender nicht immer befolgt wird, aber die scharfen Angriffe Kyscrs haben jedenfalls die Verwaltung gezwungen, endlich Farbe zu bekennen. Daß sie sich zunächst in persönlichen Beleidigungen des Kritikers ergeht, spricht wenig für sie. Jedenfalls wird man dem Erscheinen der in Aussicht ge stellten Entgegnung mit großer Spannung entgegensehen. Vor kurzem wurde bekanntlich gelegentlich der Kleist gedenktage die Sammlung eines Fonds zu ähnlichen Zwecken begonnen. Der vorliegende Fall legt nun die Frage nahe, ob die schwerfällige und doch immer etwas bureaukratisch angehauchte Form der Stiftung gerade für diese Art von Wohltätigkeit das richtige ist. Jeder Redakteur einer größeren belletristischen Zeitschrift, jeder Inhaber eines größeren Verlages kennt Schriftsteller, die der Hilfe würdig und bedürftig sind. Sie werden einem Mäcen gern und gewissenhaft Auskunft geben, wo mit 1000 Talern der Literatur ein Dienst zu leisten ist. Ist es nicht bester, einem so ein Jahr ruhigen Schaffens zn garantieren, als ein Dutzend um Spenden von 200, 300 jahrelang herumbetteln zu lassen? Und dabei ist gerade hier schnelle Hilfe die große Hauptsache. Das Selbstbewußt- scin des ringenden Künstlers, sein Optimismus und vor allem seine geschäftliche Unersahrenheit werden ihn in den meisten Fällen versäumen lassen, nach Art eines guten Kaufmanns sich »beizeiten einzudecken-. Bittet er um Hilfe, so ist in der Regel keine Zeit mehr für einen langen bureaukratischen Instanzenweg. Hans Kyser hat die Absicht ausgesprochen, im Februar- Heft der »Neuen Rundschau« seiner Kritik der Schiller stiftung positive Vorschläge folgen zu lassen. Ich werde darauf an dieser Stelle zurückkommen. Ich habe öfters auf den Mißstand hingewiesen, daß über das Recht, ein Buch zu verbreiten, ein einzelnes Land gericht zuständig ist. Jetzt soll als erster Schritt zur Besserung auf diesem Gebiete eine Zentralstelle zur Be kämpfung unzüchtiger Bilder und Schriften geschaffen werden, auf deren Zweck und Organisation bereits in Nr. 2 u. S d. Bl. hingewiesen wurde. Ein ähnliches Ziel der Konzentrierung und Vereinheit lichung der Staatsaufsicht über die Kunst bietet das Projekt eines »Reichstheatergesetzes«, zu dessen Vorbereitung Anfang Dezember im Reichsamt des Innern eine Konferenz zu sammentrat, nachdem die vielfach beim Theater zutage tretenden Mißstände in einer Reihe von Reichstagsverhand- lungcn dargelegt worden sind. Auch der Kampf der Berliner Polizei gegen die »Künstlerateliers» berührt dieses kniffliche Grenzgebiet zwischen Kunst und Staat. Offiziell darf der sechste Stock der Berliner Häuser, wo sich auf den Böden die meisten Ateliers befinden, nicht als Schlafstelle benutzt werden, aber die Polizei drückte bisher meist ein Auge zu, wenn ein armer Künstler an der Stätte seines Ruhmes nächtigte. Kurz vor Weihnachten hieß es nun plötzlich, daß künftig das Gesetz streng angewendet werden sollte. Darob großes Entsetzen bei Malern und Hauswirten. Aber es scheint, daß sich die bildenden Künstler bester mit der Polizei verständigen können, als ihre Kollegen von der Literatur, denn auf die Eingaben der maßgebenden Verbände hin wurde zunächst die Frist verlängert, und es ist zu hoffen, daß in dieser Frage auch künftig die Polizei nicht auf dem Buch staben der Bauordnung bestehen wird. Die altbekannte Zeitschrift »Nord und Süd« ist nach längerem Domizil in Berlin wieder zum Verlag Schottlaender in Breslau zurückgekehrt, wo sie im alten Lindauschen Geiste durch den neuen Redakteur vr. Ludwig Stein fort geführt werden soll. Glück zu, wenn's gelingt, aber die Tendenz einer Zeitschrift zu ändern, bleibt immer ein gefähr liches Experiment. Eine neue Zeitschrift, die namentlich für den deutschen Exportbuchhandel Interesse haben wird, soll vom 1. April d. I. an erscheinen; eine Wochenausgabe des Berliner Tageblatts. Vielleicht wird das Tageblatt mit der Zeit dahinter kommen, daß es zweckmäßig ist, den illustrierten Teil, der nach Wochen doch recht abgeschmackt wirkt, für die Exportausgabe fortzulassen und ähnlich wie die Wochenausgabe der »Frank furter Zeitung« eine möglichst konzentrierte und »leichte» Wochenübersicht zu bringen.
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