Russische Schatten „^ulLkielmunsen von einer AersäeLu bevvunäern^erten OlrjektivitÄt" schreibt Prof. Arthur Luther in einem längeren Aufsatz über das Buch von R. von Raupach, den wir nachstehend gekürzt veröffentlichen: Aer Verfasser dieser Aufzeichnungen war vor dem Kriege Mitglied verschiedener Militärgerichte, zu letzt Militärstaatsanwalt, und unter Kcrcnski Mitglied der „Außerordentlichen Kommission zur Unter suchung der Tätigkeit der ehemaligen zarischcn Minister". Er hatte also reichlich Gelegenheit, EOblick ltt tire entse/relttknc/e/r t/es/io/ttrse/ren Gebens zu gewinnen. Von diesen seinen Beobachtungen und Erfahrungen berichtet er nun in dem Buch - mit einer geradezu bewundernswerten Objektivität. Aber hinter dieser Ob,ektivität verbirgt sich doch eine tiefe Liebe zu seinem russischen Vaterlande und ein tiefer Schmerz über den Zusammenbruch, dessen Unvermeidlichkeit aus seiner Darstellung klar hervorgeht. Seine eigene politische Überzeugung formuliert Raupach folgendermaßen: „Ich teilte die Menschen in zwei Gruppen: Anhänger der Ordnung und Anhänger der Unordnung. Zu dieser Art Menschen gehörte im Grunde unser ganzes russisches halbgebildetes Bürgertum." Das mag primitiv klingen - wer aber die russischen Verhältnisse wirklich, nicht nur aus der Literatur, eie/' kann nie/rt unt/i in, Kau/iac/r su ^eben. Einige dieser konservativen „Unordnungsmenschen" weiß Raupach glänzend zu kennzeichnen. Wie denn überhaupt seine Charakteristiken der einzelnen Personen mit das Fesselndste und Wertvollste am ganzen Buche sind: hier vor allem bewährt sich «eka^/ keobae/rkent/e une/ se/rae^ulPer/ene/e Der schwächliche Zar, der verbohrte Doktrinär Miljukow, der eingebildete Phantast Kerenski, der „von einer Mauer von Dummheit und Selbstsucht umgebene hilflose Gefangene" Koltschak - sie alle werden mit einer geradezu un/reenrke/ren ckan^este/it. Szenen, wie die der Vernehmung Kercnskis in der Kornilow-Sache, vergißt man nicht, wenn man sie einmal gelesen hat. Raupachs Darstellung der „weißen Bewegung" ist wohl das Erschütterndste von allem. Ein Wort noch zur Übersetzung Carlo von Kügclgens. Sie ist ausgezeichnet, weil sie von einem Manne stammt, der nicht nur die russische Sprache beherrscht, sondern auch die russischen Verhältnisse genau kennt, der alles, wovon das Buch berichtet, selbst miterlcbt hat. Deutsche P°st aus dem Osten, Berlin ? ^ II I. 1.181 VLKI.^6 I. L I ? 2 I 6 492