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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1922
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- 1922-03-18
- Erscheinungsdatum
- 18.03.1922
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Redaktioneller Teil. durchaus relativer Begriff ist. In dem Aufsatz «Sind Bücher teuer?«, der im Katalog der Berliner Herbstschau »Buch und Bild» zum Abdruck gelangte, hat der Verfasser ausgeführt, daß ein Roman, dessen Ladenpreis 1914 7.50 betrug, so bis 1917 blieb, dann 1918 auf 10.-, 1920 auf 26.- und 1921 auf 35.— erhöht wurde, bei wirklicher Anpassung an die Geldentwertung statt dessen schon 1916 12.-, 1917 aber 15—, 1918 18.75, 1919 34.—, 1920 83.20 und 1921 .kt 150.— hätte kosten müs sen. Hier ist als Geldentwertung das zugrundegelegt, was in den allgemeinen Statistiken einerseits an dem Kurs im inter nationalen Verkehr und andererseits an den Durchschnitts-Groß- handels- und -Kleinhandelspreisen als Kaufkraft der Mark ermit telt war. Jede genaue Untersuchung zeigt aber, daß zwischen der Kaufkraft einer Währung im internationalen Verkehr und ihrer innere» Kaufkraft stets ein beträchtlicher Unterschied besteht. Auch unter unseren heutigen Verhältnissen ist das Zugrundelegen der einfachen Goldrelation für den inneren Verkehr noch nicht mög lich. Die innere Kaufkraft der Mark ist jedoch ebensowenig ein einheitliches Gebilde. Zieht man z. B. Mieten, Geldzinsen und Ähnliches in Betracht, so kommt man zu einem ganz anderen Ergebnis, als wenn man von Kohlen- und Eisenpreisen ausgeht. Andere Differenzierungen zeigen sich, wenn man die Erhöhung der Löhne und Gehälter, die keineswegs gleichmäßig erfolgt ist, in Betracht zieht. Vor allem aber ist zu bedenken, daß die Kauf kraft der Mark letzten Endes an den Warenpreisen selbst gemessen wird, daß also Heraufsetzung der Warenpreise ohne gleichzeitige Verbesserung im Stande des allgemeinen Volksvermögens und -etnkommens lediglich weitere Geldentwertung bedeutet. Wenn also der Vorschlag aufgetaucht ist, durch Ermittelung einer der allgemeinen Entwicklung folgenden Indexziffer die jeweilige An- Passung der Bücherpreise an die Geldentwertung erleichtern zu helfen, so darf, abgesehen von den Schwierigkeiten, überhaupt einen für alle annehmbaren Jndexzuschlag zu finden, nicht über sehen werden, daß sich auch hier die Schlange in den Schwanz beißt. Die Erörterung über die Anpassung der Ladenpreise an die Geldentwertung geht nun vornehmlich von der Gewinnberechnung aus. Ohne aus diese Probleme hier näher eingehen zu wollen, sei doch darauf hingewiesen, daß sich bei allen Erörterungen über Bi- lanzierungssragen, die heute eine große Rolle spielen, bisher ge zeigt hat, daß für unsere gegenwärtig schwankenden Verhältnisse ein sicherer Matzstab und ein neues brauchbares Schema noch nicht gefunden werden konnte. Es liegt das daran, daß unsere Zeit überhaupt nicht mit einheitlichen, stets vergleichbaren Werten zu rechnen imstande ist. Namentlich die Rücksicht aus die Steuer gebarung zwingt immer wieder zur Verschleierung der tatsäch lichen Wertverhältnisse. Es ist deshalb Wohl nicht angebracht, sich bei der Erörterung des ganzen Problems einseitig nur von diesen Gesichtspunkten leiten zu lassen. Das praktisch Bedeutsame ist zweifellos die Tatsache, daß in vielen Betrieben die liquiden Mittel bedenklich zusammenschmelzen und zur Fortführung des Be triebes im alten Umfange oder gar zur Erweiterung desselben nicht ausreichen. Es braucht das mit Gewinn- und Verlustfragen nicht unbedingt zusammenzuhängen, noch allein daraus hervor zugehen. Daß die vorhandenen Mittel nicht ausreichen, davon ist auch die Schwerindustrie trotz großzügiger Preiserhöhungen in noch weit größerem Maße betroffen worden. Hier hat man sich durch Aufnahme neuer Kapitalien helfen müssen, namentlich wo es sich um Aktiengesellschaften handelte. In der Tat wird es nicht möglich sein, die Mittel, die zur Aufrechterhaltung und zum ge sunden Ausbau benötigt werden, lediglich durch Erhöhung der Einnahmen bei der Realisierung vorhandener Werte heranziehsn zu wollen. Man wird sich vielmehr eben nicht nur an den Kon sum, sondern auch an den Kapitalmarkt zu wenden haben. Das hat für den Individualbetrieb zugegebenermaßen seine Schwierigkei ten. Durch die Folgen des Krieges ist ja das deutsche Volk über haupt in die Not versetzt, daß ihm das Sparen und Kapitalbildsn rmgeheuer erschwert wird. Hat man das bisher unter dem Ein fluß einer Scheinkonjunktur und auf dem Papier ziffernmäßig wachsender Gewinne noch nicht stärker empfunden, so wird doch, namentlich bei Durchführung der neuen Stenern und der geplan ten Zwangsanleihe, die bittere Wahrheit an den Tag dringen. 344 X- 66, 18. März 1922. Hier wird gerade der Buchhandel besonders schwer betroffen, da der Gesellschaftsbetrieb in seinen Reihen vorläufig noch die Aus nahme bildet. Gerade der Buchhandel muß sich aber die Frage, ob er die benötigten erweiterten Mittel nur aus dem Konsum zu beschaffen suchen darf, sehr ernsthaft vorlegen. Der Krieg und seine Folgen haben im Absatzgebiet tiefgreifende Veränderungen mit sich ge bracht, deren Auswirkungen vorläufig ebenfalls noch nicht überall deutlich geworden sein dürften. Manche Veränderungen lassen sich ja auch nur überaus schwer erfassen, nur Einzelnes ist bereits statistisch einwandfrei erweisbar. So wurde im Bbl. vor einiger Zeit (1921,Rr.260> auf den Gebnrtenaussall in den letzten Jahren hingewiesen, der eine Verminderung der Schulkinderzahl, mithin der Absatzmöglichkeiten für Schulbücher bedeutet. Ebenso wurden einmal Zahlen für die Verschiebungen im Besuch der Universitäten gebracht, die nicht nur die wirtschaftliche Notlage illustrierten, sondern vor allen Dingen auch den Beweis erbrachten, daß be stimmte Zweige, wie zum Beispiel die Theologie, einen überaus starken Rückgang aufweisen, was selbstverständlich ebenfalls Ein schränkung der Absatzmöglichkeiten bedeutet. Endlich wurde ge legentlich auf die Verschiebungen in den Einkommensverhült- nissen hingewiesen. Alles das sind Dinge, die der Praxis selbst verständlich mindestens gefühlsmäßig längst bekannt sind, die zum Teil auch in den Erörterungen innerhalb des Buchhandels in der letzten Zeit schon wirksam waren. Diese Fragen werden aber noch eingehend untersucht werden müssen, wenn mit vereins- mäßigen Maßnahmen den veränderten wirtschaftlichen Verhält nissen nachgegangen werden soll. Denn z. B. auch bei Ermittelung einer Indexziffer, wie sie oben erwähnt wurde, würde man natürlich nicht übersehen dürfen, daß für den wissenschaftlichen Buchhandel nicht die gleichen Maßstäbe angelegt werden dürfen wie für Unterhaltungslektüre u. a. mehr. überprüft man alle Bedingungen, so drängt sich der Schluß aus, daß mit der einfachen Anpassung der Ladenpreise an die Geld entwertung allein eine wirkliche Hilfe überhaupt nicht gefunden werden kann. Erhöhung der Verkaufspreise wird für viele Er zeugnisse sehr rasch die Realisierbarkeit einschränken, wenn nicht ausschließen. Gewisse Bücher finden, wenn sie zu teuer werden, überhaupt keinen Absatz mehr. Die schon jetzt zugegebene Absatz kürzung, die eintreten würde, müßte ja auch verminderte Ein nahme bedeuten, sodaß namentlich beim Verlag die benötigten flüssigen Mittel vermutlich so nicht die gewünschte Stärkung er fahren würden. Neben der notwendigen Verminderung der Span nung zwischen Verkaufs- und Herstellungspreisen, deren Bedeutung keineswegs herabgesetzt, sondern stark unterstrichen werden soll, wären also noch weitere Maßnahmen ins Auge zu fassen, die die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu bekämpfen imstande find. Hier sind in erster Linie Produktionseinschränkung und Verminde rung der Konkurrenz zu nennen. Die Verhältnisse haben von selbst bereits in einigen Fällen zum Zusammenschluß mehrerer Betriebe entweder zu dauernder Zusammenarbeit oder zu ge legentlichem gemeinsamen Vorgehen geführt. Darüber hinaus käme ein Zusammenschluß >m Sinne wenigstens ganz loser Prets- konventionen für verwandte Betriebe in Betracht. Es würde viel leicht genügen, wenn sich die Verleger verwandter Literaturgrt- tungen wenigstens auf die Einhaltung gewisser Mindestpreise ver pflichten könnten. Darüber hinaus könnten vielleicht Vereinba rungen derart getroffen werden, daß die Gefahr einer Überpro duktion beschworen wird. Erinnert man sich z. B. daran, wieviel Neuerscheinungen im Zusammenhang mit dem Namen Einstein kurz hintereinander auf den Markt geworfen wurden, so wird man sich dem Eindruck nicht verschließen können, daß die Absatzfähig keit derartiger Werke für jedes einzelne wesentlich größer geblie ben, die Herausgabe also wirtschaftlicher gewesen wäre, wenn ihre Zahl im ganzen kleiner geblieben wäre. Der Buchhandel war stolz darauf, daß schon im vergangenen Jahre die Zahl der Neu erscheinungen wieder die Höhe der Vorkriegszeit erreicht hatte. Man glaubte, daraus schließen zu können, daß der deutsche Buch handel auch wirtschaftlich den Krieg somit überwunden habe. Vielleicht ist aber das deutsche Volk heute viel zu arm, als daß es sich noch eine Verlagsproduktion im Umfang« der Vorkriegsjahre leisten könnte. Zweifelsohne wird allein eine Einschränkung der
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