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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.03.1922
- Strukturtyp
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- 1922-03-18
- Erscheinungsdatum
- 18.03.1922
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X- 66, 18. März 1922. Redaktioneller Teil. VSrseLLlLU f. d. Dttch«. viichbandcl. Produktion die Wirtschaftlichkeit der Einzelunternehmens erhöhen können. Eine Überproduktion treibt ja auch durch ungesunde Stei gerung der Nachfrage die Herstellungspreise (Papier, Druck, Buch binderei) unnötig in die Höhe. Faßt man das Ganze zusammen, so läßt sich Wohl sagen: es ist unbedingt notwendig, daß der Buchhandel der allgemeinen Preissteigerung sich mit seinen Erzeugnissen anschltetzt, daß er dabei die bisher bewiesene allzu große Ängstlichkeit überwindet und die notwendigen Schritte rechtzeitig tut, es ist aber mich not wendig, daß er dabei sich auf die Grenzen besinnt, die durch die wirtschaftlichen Verhältnisse gerade ihm gezogen werden, und daß er deswegen sich nicht nur mit der Pretshinaufsetzung begnügt, sondern die Gelegenheit zum Zusammenschluß zu gemeinsamem Vorgehen im Sinne einer Verminderung der Konkurrenz und einer Einschränkung der Produktion benutzt. vr. Gerh. Menz. Anschließend daran bringen wir noch einen Brief des Herrn Robert Lutz an die Red. des Bbl. zum Abdruck, dessen Aus führungen sich mit den unsrigcn vielfach berühren. Wir bemerken vorweg, daß wir Herrn Lutz nicht mißverstanden zu haben glau ben, vielmehr seinen Standpunkt im großen ganzen durchaus tei len und uns freuen, in seinen Darlegungen zum Teil unsre eigenen Ansichten bestätigt zu finden. Herr Lutz schreibt uns: »Im Anschluß an die drei Artikel im Bbl. Nr. 42 vom 18. Februar, die sich mit Fragen der Preispolitik, Geldentwer tung usw. befassen, stellen Sie eine Erörterung dieser Dinge von seiten des Börsenblattes selbst in Aussicht. Da nun mein von Herrn Bachem beleuchteter Aufsatz über die Abwirtschaftung des Vcrlcgerkapitals, wie mir zu Ohren kam, gelegentlich schon mißverslairden wurde, erlaube ich mir, einem solchen etwaigen Mißverständnis bei Ihnen mit folgendem vorzubengen: Man hat mir gesagt, es sei ganz unmöglich, daß wir Ver leger mit unseren Bücherpretsen den Goldwert könnten erreichen wollen, wie ich das Vorschläge. Ich bin aber gar nicht dafür eingetreten, daß wir mit den Bücherpreisen auf den Goldwert Hinaufrücken, sondern nur dafür, daß wir ihm erheblich näher kommen, als es bisher der Fall ist. Ich bin mir vollständig klar darüber, daß es einfach nicht möglich ist, den Goldwert zu erreichen. Damit im Zusammenhang möchte ich etwas noch schärfer Herausstellen, als es in meinem (aus Raumgründen von der Stuttgarter Verleger-Vereinigung gekürzten) Referat geschehen ist. Solange wir unter dem Goldwert bleiben, erleiden wir Kapitalverluste. Diese können wir bis zu einem gewissen Grade tragen in der Hoffnung darauf, daß 1. uns die Valutagewinne einen wenn auch nur geringen Ausgleich dafür schaffen, und 2. daß in nicht zu ferner Zeit (und «he wir an Kapital mangel abgestorben sind) die Preise für die Herstel lung der Bücher und die allgemeinen Unkosten einmal einen Höhepunkt überschreiten und sich dann abwärts bewegen werden; wenn wir dann eine Zeit lang an den Ladenpreisen feschalten, denen die höchsten Her stellungskosten usw. zugrundeliegen, und wenn wir der weiteren Verbilligung der Herstellung mit unseren Ladenpreisen langsamer, viel langsamer Nachfolgen, als die Herstellungspreise sinken. Also beispielsweise, wenn die 5. Auflage eines Werkes für das Stück 15.— Gestehungskosten brauchte und die 6. Auflage nur noch .L 12.— Gestehungskosten: daß wir dann den Ladenpreis der 5. Auflage auch noch für die (in der Herstellung bereits billiger gewordene) 6. Auf lage feschalten. Wie schon erwähnt, mußte aus Raumgründen in der Ver vielfältigung meines Referats einiges gestrichen werden. Ich hatte zum Schluß noch daraus aufmerksam gemacht, daß es natürlich fraglich ist, bis zu welchem Grad wir dem Goldwert nahekommen könnten, denn wir können nicht wissen, welchen Preis das Publikum für Bücher anzulegen gesonnen oder in der Lage ist. Es besteht tatsächlich die Gefahr, daß ein großer Teil unserer Verlagserzeugnisse zu einem einigermaßen den Verhältnissen angemessenen Preis überhaupt nicht mehr ver käuflich ist. Diese Gefahr halte ich für außerordentlich ernst, und mein Referat schließt mit dem folgenden Satz: .Sollten wir dann beim .wahren Wert' unserer Bücher (bzw. einem diesem nahekommenden Preis) aus die Dauer keine Käufer mehr für unsere Erzeugnisse finden, dann ist da mit der untrügliche Beweis erbracht, daß der deutsche Buch handel, angesichts der Verarmung unseres Volkes und des überwiegenden Verlangens nach nichtgeistigen Genüssen, nicht mehr lebensfähig ist und vorläufig keine Zukunft mehr hat. Dann möge jeder einzelne Verleger mit sich darüber ins Klare kommen, ob er glaubt, sein Vermögen für eine soziale und Kulturausgabe opfern zu sollen oder nicht'. Sehr wichtig scheint es mir auch zu sein, daß die Sorti menter darüber aufgeklärt werden, daß es in ihrem wohlver standenen Interesse liegen mutz, das Publikum über die Not wendigkeit der Bücherverteuerung aufzuklären. Ich habe wie derholt die Erfahrung gemacht, daß das Sortiment sich durch den »flotten« Geschäftsgang darüber hinwegtäuscht, daß die Bücher in der Hauptsache nurdeshalb so stark gekauft wer den, weil sie geradezu schand- und spottbillig sind. Das Sortiment muß sich darüber klar werden, daß es ja rur gedeihen und bestehen kann auf der Grundlage eines lebens fähigen Verlags. Wenn der deutsche Verlagsbuchhandel in sei ner Gesamtheit wegen Kapitalmangel zu kümmern anfängt, dann verkümmert genau ebenso auch das Sortiment. Hochachtungsvoll RobertLutz«. Aus der Geschichte des russischen Buchhandels. Von vr. Arthur Luther. Im Jahre 1916 erschien in Petersburg ein 50V Seiten starkes Buch in russischer Sprache, das auch für den deutschen Buchhändler eine Fülle des Interessanten enthielt, damals aber infolge des Krieges natürlich nicht zu uns gelangen konnte. Es betitelte sich »Aa üviLvom po3tu« (Auf buchhändlerischer Warte) und hatte den inzwischen verstor benen langjährigen Prokuristen der Wolffschen Buchhandlung in Peters burg Sigmund Libro witsch zum Verfasser. Das Werk ist der Buch' Handlung gewidmet, für die der Verfasser fast ein halbes Jahrhundert tätig war. Es enthält eine kurze Geschichte der Buchhandlung und eine Reihe von Einzelaufsätzen über ihren Gründer, seine literarischen und buchhändlerischen Freunde, seine Mitarbeiter und Gehilfen, seine verlegerischen Unternehmungen. In Summa ergibt sich so ein un- gemein fesselndes, reichhaltiges Bild, das auch für den buchhändlerisch interessierten deutschen Leser von großem Reiz ist, denn es gibt wohl kaum einen nennenswerten deutschen Verleger, der nicht mit Wolfs in Petersburg zu tun gehabt hätte. War doch Wolfs der erste russische Buchhändler, der den Vertrieb deutscher, französischer und englischer Bücher in Rußland in großem Maßstabe organisierte, auf diesem Ge biete die führende Stellung errang und sie bis zum Zusammenbruch Rußlands behauptete. Zugleich war er der erste erfolgreiche russische Verleger großen Stils. Der bolschewistischen »Sozialisierung« siel auch dieses großzügige Unternehmen zum Opfer. Kommerzienrat Ludwig Wolfs, der Sohn des Gründers der Firma, der ihr Leiter seit 1897 war, lebt heute als Flüchtling in Wiesbaden. Moritz Wolfs, 1825 als Sohn eines geachteten Arztes in Warschau geboren, begann seine buchhändlerische Laufbahn nach kurzer Lehrzeit in seiner Vaterstadt in Paris in der Bossengefchen Buchhandlung, gerade als diese in den Besitz von F. A. Brockhaus überging. Hier war es vor allem der Pariser Vertreter von Brockhaus, Ed. Avenarius, der einen sehr großen Einfluß auf den jungen Wolfs ausllbte und unter dessen Leitung dieser drei Jahre arbeitete. Ans den Rat von Avenarius begab Wolfs sich dann nach Leipzig und arbeitete hier IV2 Jahre bei W. Engelmann, u. a. auch an den verschiedenen Fachbibliographien dieses Verlags. Es folgten weitere arbeitsreiche Jahre in Lemberg, Krakau, Wilna, endlich in Petersburg, wo er 1853, nach mehrjähriger Tätigkeit in der Jssakowschcn Buchhandlung, sein eigenes Geschäft er- ösfnetc. Es entwickelte sich sehr schnell und sehr glücklich, vor allem weil an seiner Spitze ein Mann stand, der sein Lager stets auf dem laufenden zu halten wußte, der sich den Interessen und Wünschen seiner Kunden vortrefflich anpaßtc und der — was bei einem russi schen Buchhändler damals und noch lange nachher etwas ganz Außer gewöhnliches war — eine vielseitige gründliche Bildung besaß und in seinen Büchern nicht bloß »Ware«, sondern Geistescrzeugnisse sah. Des halb war er auch ein ausgezeichneter Lehrer seiner jungen Angestellten, 345
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