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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-06-29
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. 149, 29. Juni 1917. fuhr durch ein Nachbarland mi! so dichter Bevölkerung hat nichts Ungewöhnliches. Sie ist vielmehr gering, sehr gering, und von dem, was von unserer Literatur nach Deutschland geht, wird ganz gewiß nur sehr wenig zur Durchfuhr übrigbleiben. Hören wir doch endlich einmal auf mit dem Märchen, wo nach der französische Buchhandel mittelbar in den Händen der deutschen Kommissionäre sei. Bei uns erfolgt, dank der Zen tralisierung der Bücherherstellung in Paris, der Ausfuhrhandel im allgemeinen direkt. Jeder Verleger hat seine Kunden und Geschäftsfreunde in der Welt da draußen und betreibt seinen Handel mit ihnen ohne Vermittler. Dieser Betrieb hat seine Vorteile, aber auch Nachteile. Wenn tatsächlich einige große französische Firmen ihre Vertreter im Auslande haben und weit hin Reisende entsenden können, so gibt es doch auch andere, und zwar solche allerersten Ranges, die wertvolle Werke er scheinen lassen, denen es aber materiell unmöglich ist, für sich allein die erheblichen Kosten zu tragen, die für eine entsprechend würdige Vertretung jenseit der Grenzen und Meere unum gänglich nötig wären. In dieser Richtung müssen wir unser Vorgehen und unsere Bemühungen betätigen und der deutschen, dem deutschen Wesen angepatzten Organisation eine Organisation entgegenstellen, die unsre persönliche Note trägt und unserem Temperament ent spricht. Welche Zeit könnte besser dazu gewählt sein als die jetzige, wo der deutsche Buchhandel, ringsum von feindlichen Heeren eingezwängt, sich in seiner Tätigkeit fast überall ge hemmt, gefesselt sieht! Gott sei Dank, wir haben diese Zeit nicht nutzlos vorübergehen lassen; heute schon hat der Kampf begonnen, ist das gute Werk im Gange. Vereinigt in einer »Loeiötv ä'etuckes pour l'exgoitation clos eckitions kianxaisos« bereitet eine gewisse Anzahl von Pariser Verlegern die Heraus gabe von Katalogen vor, die denen von Deutschland nicht nach stehen werden, und planen gemeinsame Bereisungen des Aus lands, um dort Niederlagen zu gründen, daneben auch die Schaffung eines diesem Zwecke dienenden zentralen Amtes in Paris. Ausgerüstet mit umfassender Berufskenntnis, werden von der Gesellschaft ausgewählte Buchhandlungsgehilfen hin ausgehen, nm in der Fremde Verkaufsläden zu eröffnen, in denen sich das französische Buch vorteilhaft ausgestellt dem Blick der Vorübergehenden zeigt und dem Liebhaber französischer Literatur durch einen Verkäufer angeboten wird, der seinen Beruf von Grund aus kennt. Seine Verkaufsbemühungen wer den durch eine daneben hergehende lebhafte Werbetätigkeit ge stützt und gestärkt. Reisende werden bei den bedeutenderen Bibliotheken, die über entsprechende Ankaufsfonds verfügen, versprechen, ebenso bei den Universitäten, den wissenschaftlichen und medizinischen Fakultäten. Wir werden auch sorgfältig acht geben, daß wir die Öffentlichkeit der Zeitungspresse nicht ver nachlässigen, über deren großen Wert wir uns daheim in unserer Harmlosigkeit nur gar zu leicht hinwegsetzen, wir anderen Fran zosen, die wir sie nicht brauchen. So gut unsere Sache an sich selbst ist, so werden wir doch da, wo wir durchdringen oder Fortschritte erzielen wollen, die Zeitungen des betreffenden Landes mit Anzeigen unserer Veröffentlichungen reichlich be denken und auch dafür sorgen, daß sie ihre Leser über unsere Verlagstätigkeit aus dem laufenden Hallen. Was Leipzigs Handelsmacht bei den Buchhändlern des Erd balls groß werden ließ, das ist vor allem die Bedeutung, die seine Kommissionäre sich zu schaffen verstanden haben. Leipzigs Buchhandel blüht, weil in seiner »Bestellanstalt« im dortigen Buchhändlerhause alle die Tausende von Bestellzetteln aus allen vier Winkeln von Deutschland unverzügliche Erledigung finden. Wenn wir uns für das französische Buch eine überlegene, rühm liche Ausfuhr wünschen, welches Hindernis kann es dann für nns geben, uns eine ähnliche zeit- und arbeitsparende Organi sation zu schaffen? Wir müssen uns angelegen sein lassen, Aussuhrzentren in Paris zu errichten, die sich über die ganze Welt verzweigen, überall Filialen und Bllcherniederlagen er stehen lassen, die auch auf geschickte Weise Verbindungen mit den Groß- und Kleinbuchhändlern der Länder, wo wir Erfolg haben wollen, anzuknüpfen wissen. Das Shstem gegen- 786 fettiger Unterstützung wird — zweifeln wir nicht daran — die glücklichsten Ergebnisse haben. Durch sorgfältige Pflege engen Einvernehmens mit den ansässigen Buchhändlern in der Fremde werden wir unsere Geschäfte fördern und die ihrigen erleichtern, indem wir ihnen behilflich sind, ihrem Verkauf von Büchern in der Landessprache den des französischen Buches hinzu- zusügen. Man wird auch einen kostenlosen bibliographischen und sonstigen Auskunftsdienst einrichten müssen, wo jede An frage sofortige Antwort findet, desgleichen Propaganda-Ämter, die sich unablässig um neue Absatzgebiete bemühen, dafür sor gen, daß jede Filiale enge Beziehungen mit den Zeitungen draußen und den Lokalblättern pflegt, sorgfältig gearbeitete und ebenso ausgestattete Kataloge, nach Abteilungen und Spe zialitäten geordnet, erscheinen lassen. Aus diesem selben Wege ist schon in der Zeit vor dem Kriege ein neues französisches Kommissionshaus, die »L^euos Aönörals cke lidrairie ot cko pudlieatious« mit recht glücklichem Erfolge vorgegangen, und diese Methode hat ihm erlaubt, in die Fremde zu gehen, um draußen am Orte seines Wirkens den Kampf aufzunehmen gegen den deutschen Einfluß, gegen den deutschen Kommis, der noch gar zu häufig die Abteilung des französischen Buches in den Buchhandlungen der Welt unter seiner Leitung hat. Wäre es übrigens nicht ungerecht, zu verschweigen, daß ausgezeichnete Kommissionäre für die Ausfuhr französischer Bücher seit langen Jahren bei uns bestehen: Le Soudier für die deutschsprachigen Länder, Terquem für Nordamerika? Sie haben unserer Korporation unschätzbare Dienste geleistet, und die Jahre nach dem Kriege werden ihren Geschäften ein weit ausgedehn teres Feld der Betätigung eröffnen. Um den Feldzug gegen das deutsche Buch zu gewinnen, haben wir also sicherlich ausgezeichnete Trümpfe in der Hand. Aber eine Verjüngung unserer handelsüblichen Methoden ge nügt nicht; verhehlen wir uns doch nicht, daß wir daneben gleichermaßen auch eine ernsthafte buchgewerbliche Anstrengung betreiben und fördern, gut und billig drucken müssen, wenn wir den Auslandswettbewerb aus dem Felde schlagen wollen. Die Vervollkommnung unserer technischen Herstellung, allen Hilfs- und Handwerkszeuges müssen wir uns fortan besonders an gelegen sein lassen, um billigere Verkaufspreise zu erzielen; denn einzig die können uns instandsetzen, letzten Endes den Sieg über unsere Nebenbuhler davonzutragen. Wenn wir für un sere Papiere das Alfa, das uns entschlüpft ist, wieder werden benutzen können, wenn wir für unsere Druckfarben gewisse Far ben, die uns fehlen, für unsere Maschinen das moderne Werk zeug, das der beendete Krieg wieder freigeben wird, schließlich auch die nötigen Verkehrsmittel und ungefährdeten Schiffahrts linien für unsere Ausfuhr wieder haben werden, dann und nur dann wird Frankreichs Ehrgeiz wieder aufleben können und seinen Büchern den Platz zurückerobern, den man ihnen im Auslande schuldig ist. Den Werken unserer Schriftsteller, der Romanschreiber, Dichter, Historiker, Philosophen, den Arbeiten unserer Gelehr ten und Ärzte gebührt eine schöne Druckausstattung. Der fran zösische Gedanke will mit Geschmack gekleidet, würdig geschmückt sein. Wir brauchen tüchtige, aus den mit reichen Mitteln aus gestatteten gewerblichen Schulen hervorgegangene Handwerker des Buches mit aller Befähigung, wohlunterrichtete Zöglinge heranzubilden, gewissenhafte Arbeiter, die auch mit ihrer Zeit haushälterisch umzugehen verstehen, und wie die alten »Typos« von ehedem stolz auf ihr Werk und ihm mit Liebe ergeben sind. Die »Lvols Lstienne« widmet sich bereits dieser Ausgabe, und ihr Leiter Herr Georges Lccomte hat sich mit lobenswertem Eifer bemüht, in vier Lehr- und Arbeitsjahren brauchbare junge Arbeiter heranzubilden, Leute von Geschmack, Feinheit und Anmut der Form, auch von einer gewissen ge- werklichen Eigenliebe, lauter unbestreitbaren Eigenschaften unserer Rasse. Freilich ist sein Unterricht zurzeit noch gar zu abgeschlossen von der übrigen werktätigen Welt; es wäre zu wünschen, daß er seine Lehre noch unmittelbarer mit industriel len Werkstätten in Berührung brächte.
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