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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1938
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1938-01-04
- Erscheinungsdatum
- 04.01.1938
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- Deutsch
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Die kleinen Läden sind in die Straße wie Alkoven eingebaut, ihre Wände sind vom Fußboden bis zur Decke mit der gelehrten Ware bedeckt. Und da die Fläche wegen der für japanische Spar samkeitsbegriffe hohen Miete pro Quadratmeter knapp genug bemessen ist, so muß natürlich manches Buch, fiir den Kunden unsichtbar, in die zweite, dritte und vierte Reihe nach hinten wandern. Herr Grenberg greift an einem schön geordneten Büchcrtisch einen Band aus der ersten Reihe heraus. Zu seinem Erstaunen ist ein dünner, roter Banmwollfaden daran befestigt, der zwischen den Büchern wciterlänst und sich in der unergründlichen Tiefe des Stapels verliert. Der Verkäufer, ein Jüngling in schwarzem Ki mono, mit klugen Angen, bemerkt, daß sich der Fremde über den Faden wundert. Er tritt an den Tisch heran und fragt, ob er noch mehr vom selben Verfasser wünsche. »Hai-Hai?« flüstert er erwartungsvoll und macht seine vierzehn Bücklinge. Herr Grenberg bejaht, weil er wissen möchte, was nun geschieht. Der Jüngling verfolgt den Faden und gräbt sich vorsichtig in die Bücherstapel, die so geschickt anfgebant sind, daß er sich in wenigen Minuten ein Loch in der Richtung des Fadens geschaffen hat. Er taucht ganz hinein und kommt prompt mit einem Arm voll Bücher »desselben Verfassers« zurück. So kann man zwanzig Kilo Lascadio Hearn oder sechs Werke über Hiroshige haben. Das Er gebnis des Untertauchens kann ebenso ein Arm voll Homer, Mark Twain, Charles Lindbergh, Martin Luther oder Selma Lagerlöf sein. Die Möglichkeiten sind hier unbegrenzt; aber das Hervorgezogene hat immer eine gewisse Beziehung zu dem Buch, in dem der Faden befestigt war. Der Japaner liebt die Bücher sehr, und in diese kleinen Läden wandern die wirklichen Kenner. Sorgfältig nehmen sic den einen ihnen, wenn sie nicht den Verkäufer rufen. Und das ist selten nötig, denn der ganze kleine Laden ist einem deutlichen System unter worfen, in dem sich der Eingeweihte von selbst znrechlfindct. Wenn wir bei uns in Europa in einem staubigen Antiquariat gewesen sind, eilen wir heim, schneuzen uns und waschen die Hände. In Japan ist cs umgekehrt. Sehen Sie den Studenten in der Uniform dort draußen! Erst trocknet er sich sorgfältig die Hände am Taschentuch, dann greift er vorsichtig zu dem Buch, das er sucht. Das darf nicht schmutzig werden. Und mit erhobenen Händen be wundert er es zunächst ein paar Sekunden, bevor er cs öffnet. Denn schon in der Grundschule hat er gelernt, sein kleines Lesebuch erst mit beiden Händen anfzuheben nnd mit Respekt zu betrachten, che der Lehrer ihn zum Lesen aufforderte. Genau so muß er es ja auch mit der Teetasse beim Cha-no-y», der Teezcremonie, machen, ehe er trinken darf. Eine alte, schöne Sitte in Japan heißt: »Das ehr würdige Buch achten und bewundern!« Und Sic können sicher sein, daß der Japaner niemals in seinem Schulbuch kritzelt oder Esels ohren macht, oder Papiergeschoße aus den KatechiSmnsseiten fabri ziert. Er würde wohl lieber sterben, als sich solch einer Gering schätzung gegen die heilige Quelle der Weisheit schuldig machen. Auch mehrbändige Nachschlagewerke in numerierten Reihen stehen hier zur Einsicht für den Kunden. Und alte Lehrer wie junge Schul buben und manche weitgereiste Touristen gehen hier schweigend zwischen den Stapeln und Tischen herum, suchen Seltenheiten, stu dieren ein Lexikon oder bewundern die alten Holzschnitte. Einige der Einheimischen haben sich ganz einfach in einer ruhigen Ecke hin- gehockt. Dort lesen sie stundenlang, vielleicht den ganzen Tag, bis sic das nötige Wissen aus dem Buch geschöpft haben. Dann be danken sie sich bei dem Inhaber mit einer tiefen Verbeugung und verschwinden im Gewimmel der Straße. Nähert man sich ihnen, fragen sie höflich, ob sie im Wege säßen. Niemand stört sic, und alles ist frei und kostenlos in diesem originellen Studierzimmer. Dem Staub ist sozusagen der Eintritt verboten. Er wird vom Inhaber und seiner Familie in Schach gehalten. Diese haben immer ein Staubtuch über der Schulter und oft sogar eine weiße Binde vor Mund und Nase. Das ist in Japan eine fast ebenso beliebte Einrichtung wie die Hornbrille. Es gibt in dem vorbildlich sauberen Land auch nicht ein Lebensmittelgeschäft, eine Bäckerei oder Hotel- küchc, wo die hygienische GcsichtSbinde nicht jeden dort Beschäftigten zierte, der die geringste Erkältung hat oder sein Gesicht dicht über den Eßwaren haben muß. Einladung zu einer Lesung des Dichters Gerhard Schumann in Leipzig Am 7. Januar 1938, 20 Uhr liest im Deutschen Buchhändler haus Gerhard Schumann, der Nationalpreisträger für 1936, Mitglied des Neichskultursenats nnd des Kultnrkreises der SA. Ger hard Schumann gestaltete in seinen Gedichtbänden, von denen hier nur genannt seien »Ein Weg führt ins Ganze«, »Die Lieder vom Reich«, »Wir dürfen dienen«, die Idee des Reiches. Ans den Dich tungen von Gerhard Schumann, die inzwischen Gemeingut vieler deutscher Menschen wurden, spricht ein unerschütterlicher Kampswille, dessen Träger stets bereit sein werden, das Reich zu schirmen. Um immer mehr deutsche Menschen auf diesen Kampfwillen, den Gerhard Schumann in sich trägt, hinzulenken, um sich dann auch für eine immer weitere Verbreitung der Werke von Gerhard Schumann ein- setzen zu können, werden hiermit alle Buchhändler von Leipzig auf- gcforöert, an der Lesung des Dichters teilzunehmen. Karten fiir Mitglieder der Ncichskulturkammer sind gegen Vor zeigung des Bcrnfsausweises zum Vorzugspreise von RM —.50 zu haben. Fiir buchhändlerische Lehrlinge stehen gegen Vorzeigung des entsprechenden Bcrufsausweises Freikarten zur Verfügung. Die Karten sind möglichst in betriebsweiser Bestellung anzu fordern bei der N e i ch s s ch r i f t t u m s k a m m e r, Gruppe Buchhandel. Staatliche Volksbüchereistelle in Mecklenburg Laut Verfügung des Mecklenburgischen Staatsministeriums, Abt. Unterricht, vom 15. Dezember v. I. führt der bisherige Arbeitsaus schuß für das mecklenburgische Volksbüchereiwesen mit sofortiger Wirkung die Bezeichnung »Staatliche Volksbüchereistelle in Mecklen burg«. Seine Anschrift lautet: Schwerin i. Mecklbg., Königstraße 19. „Heinrichshofen 1797—1937", eine Jubiläumsschrift Die seit 1797 bestehende Firma Heinrichshofen in Magdeburg hat eine Jubiläumsbroschnre »110 Jahre Heinrichshosen« hcraus- gegcben, die, geschmackvoll aufgemacht, auf sechzehn Seiten in Wort und Bild einen umfassenden Überblick über Umfang und Wachstum des Unternehmens vermittelt. Vorangestcllt ist der Schrift das Bild des zweiten Besitzers W. von Heinrichshofen, der, als er 1881 im hundertsten Lebensjahr starb, seinem Sohn Theodor ein fcstgegründctes Verlags- und Sortimcntsuntcrnchmcn hinterließ, das auf Grund freundschaftlicher Beziehungen des Gründers zu den großen Kompo nisten und Musikkünstlern seiner Zeit als hervorragenden Zweig den Musikverlag entwickelt hatte. Auf dieser Grundlage organisch weiter wachsend, gefördert durch die Neigungen der Inhaber, die, bis heute Nachkommen Wilhelm von Heinrichshofens, dem Geschäft jeweils ihre persönliche Note gaben, wurde es zu dem umfassenden Umschlagplatz geistiger Güter und kultureller Bedarfsgegenstände, der uns in dieser Schrift in einzelnen Abbildungen entgcgentritt. Wir erfahren daraus, daß die Firma Heinrichshosen nach Ab trennung des Verlages am Ende des Weltkrieges folgende einzelne Fachgeschäfte in getrennten Abteilungen in sich vereinigt: eine Buch- Pianohandlnng, eine Lehrmittelhandlnng, eine Sprcchmaschinen- und Schallplattenhandlung und schließlich eine Rundfnnkhandlnng. Ein Verzeichnis am Schluß des Jubiläumsheftes über das Lager und die Gebiete, die von einzelnen Fachabteilungen gepflegt werden, läßt erkennen, daß die Firma Heinrichshosen in Magdeburg wohl eines der umfangreichsten und vielseitigsten Unternehmen dieser Art ist. Eine Weihnachtsüberraschung im Eugen Diederichs Verlag Beim Schlußappell am 21. Dezember eröfsnete Niels Diederichs als Betriebsführer der Gefolgschaft, daß die Verlagsleitung be schlossen habe, eine Pensionskasse zugunsten der Mitarbeiter und Hinterbliebenen zu stiften. Pensionsberechtigt ist jeder Mitarbeiter nach vollendetem zwanzigsten Dienstjahr. Ebenso ist in weitem Nahmen für die Hinterbliebenen gesorgt. Die Pcnsionskasse ist, wie uns mit geteilt wird, von vornherein mit einem Betrage ausgcstattet, der auf Jahrzehnte hinaus alle Ansprüche sicherstellt. Der Betriebsobmann des Verlages dankte mit bewegten Worten für diese großherzige Stiftung, die die altbekannte Tradition des Verlages wciterführe. In der dankbaren Versicherung der Gefolg schaft, mit ihrer Arbeitskraft und ihrem Arbeitswillen dem Verlage und seinem Wirken treuverbunöcn zu bleiben, schloß dieser denk würdige Appell. In der Tschechoslowakei verbotene deutsche Druckschriften Banmann, H.: Unser Trommelbube (Voggenreitcr-Vcrlag, Potsdam). Blumensaat, G.: Lied über Deutschland (Ebenda). Brockhaus, Der Kleine. 2. Ausgabe vom Jahre 1930 mit der Er gänzung vom Jahre 1933. Bnckreis, A.: Politik des 20. Jahrhunderts (Panorama-Verlag, Nürnberg).
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