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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1936
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- Deutsch
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Buchhändlers weiter zu den Quellen zurückreicht, da er dem schöpfe rischen Menschen helfend und beratend zur Seite stehen kann; daß er, der Verleger, oft das persönliche Verdienst hat, eine geistige Kraft zu entdecken und ein wertvolles Werk durch seinen Willen erst ins geistige Bewußtsein unseres Volkes zu bringen. Und daß ihn dazu eine ge wisse Leidenschaft treibt, die auch vor Opfern nicht zurückschreckt. Es finden sich genug Beispiele hierfür in der Geschichte des Buchhandels. Und wenn der Jungbuchhändler dem Sortiment angehört, dann wird er nicht ohne Recht sagen, seine Arbeit Übertresse die des Biblio thekars darin, daß sie dem Menschen das Buch nicht zu einer vor übergehenden Benutzung in die Hand gebe, sondern zu einem Eigen- und Dauerbesitz. Der Volksbibliothekar wird zugebcn, daß er auf die Produktion des Buchhandels angewiesen ist und daß er nichts mehr wünschen kann, als daß der Buchhandel die Bücher herausbringe, die er zu seiner Arbeit so gut und dringend gebrauche. Er wird ihm auch die gleichsam ungcborenen Bücher nennen. Und nun stoßen beide auf einen Faktor, der die unterschiedlichen Voraussetzungen beider Berufe erhellt. Während der Bolksbibliothekar bei seiner Arbeit von wirt schaftlichen Erwägungen in hohem Maße frei bleiben kann, ist für den Buchhändler das geistige Gebilde Buch immer zugleich Ware und er dadurch an das Gesetz der Wirtschaftlichkeit gebunden. Ich stehe nicht an, diese Abhängigkeit als ein gesundes Regulativ anzu sehen. Was nicht gekauft wird, weil keine zwingende aeistige Auf- nahmebcrcitschaft da ist, soll auch nicht erscheinen. Was aber für unser geistiges Leben notwendig ist, wird in einem gesunden Volke auch ge kauft werden und muß sich wirtschaftlich tragen, weil anders Schöp fer wie Verleger wie auch der Buchmittler nicht leben können. Das Übel besteht nicht in der Gebundenheit des Buches an die Wirtschaft, sondern in der Gefahr eines daraus erwachsenden Miß brauches. Wo immer der Buchhändler ein sicheres Verhältnis zu seinem Buche als einem kulturellen Wert hat und wo immer er die Verantwortung gegenüber seinem Volke spürt, wird er das Echte pflegen und nicht zögern, das wertvolle Buch selbst gegen Wider stände durchzusetzen. Wo aber ein solches Bewußtsein fehlt, wird er dazu neigen, das Buch nur als einen Gegenstand der händlerischen Kalkulation zu betrachten. Dann gilt ihm das Buch für gut, das den höchsten Absatz erzielt und den höchsten Gewinn abwirst, sei es noch so minderwertig und unfruchtbar. Die Einwirkungen aber solcher Bücher auf die Seele der Menschen, die Folgen für das geistige Leben unseres Volkes werden ihm gleichgültig sein. Wenn solche Grundsätze schon in der Wirtschaft mit toten Waren verderblich wir ken — wie verheerend sie im Reiche der geistigen Werte sind, brauche ich Ihnen nicht erst zu schildern. Sie kennen ja die vergangene Zeit. Und es mag sein, daß unsere zwei jungen Leute einander sogar davon berichten, wie ein Teil der Volksbücherei, die doch an sich jenen wirt schaftlichen Versuchungen ferne steht, dennoch den Ergebnissen der händlerischen Denkweise erlegen, wie anderseits ein Teil des Buch handels seiner nationalen und kulturellen Verpflichtung bewußt ge blieben war. Über eins aber werden der Bibliothekar und der Buchhändler heute unbedingt einig sein: daß die alte liberale händlerische Denk weise überwunden werden muß und daß die Weltanschauung des Nationalsozialismus den Grund gelegt hat für eine neue Berufs auffassung, die sich im Entscheidenden als Dienst am Volke betrachten wird. Dazu müssen sich alle bekehren. Verbot und Gesetz können nicht mehr als die schlimmsten Mißbräuche verhindern. Die Gesundung selbst wird nur von innen heraus kommen, wenn nämlich Buchhänd ler wie Bibliothekar erfassen, daß sie letztlich einen wichtigen politi schen Beruf ausübcn und daß sie vom Führer aufgerusen find, zu ihrem Teil am Neubau Deutschlands mitzuarbeiten. Wieweit der deutsche Volksbibliothekar bis jetzt zu dieser Arbeit gerüstet ist, hat Professor Dähnhardt am Eröffnungsabend dargclegt. Wir wollten hier vorerst nur die besondere und in manchem Betracht erschwerte Verantwortlichkeit des Buchhändlers erkennen. Wir begreifen aber hieraus, daß es der nationalsozialistischen StaatSsührung nicht genügen durfte, den Buchhändler lediglich be rufsständisch in der Reichsschristtumskammer zu erfassen und zu beeinflussen. Sie mußte darnach trachten, vor allem auch auf den Nachwuchs, aus die Jugend einzuwirken und sie im nationalsozialisti schen Geiste zu erziehen. Ja sie entschloß sich zu dem erstmaligen Versuch, diesen Nachwuchs einheitlich zu erziehen. 8SS Ich will hier nicht den Vergleich der alten und neuen Ausbil dung des Volksbibliothekars mit der des Buchhändlers führen, son dern lediglich zeigen, daß auch hier im Buchhandel andere Voraus setzungen gegeben sind, die zu anderen Mitteln zwangen. Der junge Nachwuchs des Buchhandels rekrutiert sich zum größ ten Teil aus jungen Menschen mit Mittelschulbildung, mindestens 36°/° besitzen das Abitur und Universitätsbildung und nur etwa 10°/» gehen mit Volksschulbildung in die Lehre. Nun ist der Buchhandel ein praktischer Beruf, der vorzüglich durch die Lehre in einem guten Be triebe erlernt werden kann. Es ist erklärlich, daß aber in der Praxis der Lehrling mehr gerade in den technischen und kaufmännischen Dingen ausgebildet wird als in den kulturpolitischen. Auch wird nur der kleinste Teil der Lehrlinge durch Untcrrichtsanstalten erfaßt. Es bestehen nur in ganz wenig Städten Bcrufsschulklassen, die auf das Spezifische des Buchhandels eingehen. Allerdings gibt es die eine be reits über achtzig Jahre alte Deutsche Buchhändler-Lehranstalt in Leipzig als eine höhere Fachschule, die in allen Gebieten des Buch handels gründlich ausbildet. Aber sie kann ihrer Bestimmung ge mäß nur einen kleinen Prozentsatz der etwa 2000 in der Lehre stehen den Buchhändler Deutschlands erfassen. Die übrigen werden so wie jeder andere Volksgenosse von der nationalsozialistischen Welt anschauung angesprochen. Hat aber der Buchhandel die vorhin ge nannte politische und kulturpolitische Bedeutung, dann ist nicht mehr als selbstverständlich, daß jeder junge Buchhändler ganz ausdrücklich zum Nationalsozialismus geführt und mehr noch, in seinem Beruf einmal so unterwiesen werden muß, daß er ihn nationalsozialistisch ausübt. Das kann für alle nur an einer Stelle geschehen. Der Reichs schrifttumskammer war diese Notwendigkeit alsbald klar und sie zögerte nicht, den Plan zu einer besonderen Schulung des buchhänd lerischen Nachwuchses in Angriff zu nehmen. Schon zu Kantate 1834 verkündete der damalige Präsident der Reichsschristtumskammer, Or. Hans Friedrich Blunck, die Gründung einer Reichsschule des Deutschen Buchhandels. Das Bestreben der Reichsschristtumskammer und des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, führte der Prä- stdent in seiner Gründungsrede aus, sei bald nach der Machtüber nahme dahin gegangen, »die Bemühungen um eine einheitliche Er ziehung zu krönen durch eine Schule, die zukünftig alle reichsdeut- schcn Buchhändler umfassen wird, in der jeder zumindest einmal von dem erfährt und lernt, was die neue Zeit ihm sagen und ins Leben mitgeben will«. Damit war also die Aufgabe für die zu errichtende Schule ge stellt. Und zwar eine Aufgabe, die zunächst unlösbar erscheinen mußte, wenn man bedenkt, daß die Zahl der in einem Jahre aus lernenden Jungbuchhändler über 760 beträgt und daß, da auch nur begrenzte Mittel für die Schule aufgebracht und von den Schülern verlangt werden können, die Dauer der Schulung für jeden Teil nehmer auf einen Monat beschränkt werden mußte. Die Schule sollte demnach ihre Zwecke durch Vicrwochenkurse mit jeweils 75 männ lichen und weiblichen Lehrlingen erreichen. Zwei Einwände erhoben sich sofort: die Kursusdauer sei zu kurz, um bei der Schwierigkeit der Ausgabe und der Kompliziertheit des Buchhandels einen ausreichenden Stoff zu bewältigen; und vier Wochen reichen nicht aus, um auf 75 Menschen einen nachhaltigen erzieherischen Einfluß zu gewinnen. Ein halbes Jahr wäre wohl zu fordern. Diese Einwände sind sehr ernst und wohl begründet und Ivurdcn von allen am Aufbau der Schule Beteiligten anerkannt. Sie sind prinzipiell auch dadurch noch nicht aufgehoben, daß die Kurse gleichsam um zwei Monate verlängert werden, indem die Lehrlinge vor deni Besuche der Reichsschule eine Reihe von Büchern zur Lek türe und Berichterstattung ausbekommen, und auch nicht dadurch, daß in den Kursen fast das Doppelte eines normalen Pensums be wältigt wird. Es galt also, die Methode zu finden, welche eine stärkste Stofs- bcschränkung zuläßt und gleichwohl zum Ziele führt. Die große Ge fahrenzone für den Buchhandel war durch das liberale Wirtschafts denken geschaffen. An dieser Stelle mußte unter allen Umständen eine Gcgenstellung ausgebaut werden. Das bedeutet, daß das eigent lich Berusskundliche und Technische nicht ausgelassen werden, daß es aber mit jenen Themen und Beispielen bevorzugt werden soll, wo die Wirtschaft sich in kulturpolitischer Verantwortung zu entscheiden hat. Solche Entscheidungen können wiederum nur dann gut und richtig sein, wenn der Buchhändler ein eigenes sicheres Verhältnis zum
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