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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1936
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- 1936-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1936
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- Deutsch
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Nummer 241, 15. Oktober 1938 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel schäften eine verstärkte Aufmerksamkeit zuwendet und neue Arbeits gemeinschaften ins Leben ruft. Es werden also in vielen Orten, wo Volksbibliothekare sind, auch jungbuchhändlerische Arbeitszellen be stehen. Ihr« Arbeitsthemen werden sich vielfach mit denen der Volks bibliothekare stark berühren, und es ist ja bereits in einigen Orten erprobt, daß sich zwei so nahe verwandte Berufe in vielem fördern und unterstützen können. Wie die Zusammenarbeit im ein zelnen beschaffen sein kann, möchte ich jetzt nicht erörtern. Lassen Sie mich aber mit dem Wunsche schließen, daß sic weiterschreite und daß die Freundschaft zwischen Volksbibliothckar und Buchhändler noch enger werde und beide immer fester verbinde zum gemeinsamen Dienst an unserem Schrifttum und an unserem Volk. Wehrhafte Dichtung der Zeit Die sechste Berliner Dichterwoche Zum sechsten Male veranstaltete in der vergangenen Woche die NS.-Kulturgemeinde zusammen mit der Reichshauptstadt eine Dichter woche, die diesmal dem Gedanken der inneren Wehrhaftigkeit gewid met war. Nach diesen sechs Tagen darf, muß gesagt werden, daß diese Woche den Erfolg ihrer Vorgängerinnen überlroffen hat. Wir schließen uns den Worten einer Berliner Zeitung an, die in einem der ersten Berichte betonte, daß für die Durchführung der Wochen praktische Erfahrungen nicht mehr gesammelt werden müssen, daß aber gelegentlich die Säle noch größer sein dürften. Das mag jeden Fernstehenden in Erstaunen setzen, denn es ist früher selten gelungen, einen Kreis von mehreren hundert Menschen um einen Dichter zu scharen, der aus seinen Werken vorlas. Diese Dichterwochen haben ge zeigt, und besonders die sechste hat es erneut unter Beweis gestellt, daß diese Dichterabende nicht mehr die Sache eines »Kreises« oder »Klubs« oder einer »Gemeinde« sind, sondern daß sie zu einer Sache des bücherlesenden Volkes geworden sind, sei es nun in der Berliner Innenstadt oder in den Vororten wie Charlottenburg, Zehlendorf oder gar Hermsdorf, das über 40 Fahrtminuten vom Zentrum der Hauptstadt entfernt liegt. Wir haben in dieser Woche erlebt, daß ein Saal, der etwa 800 Menschen faßt, über 1000 ausgenommen hat und daß fast noch einmal soviel vor den verschlossenen Türen umkehren mußten. Die Menschen standen oder setzten sich aus den Fußboden und wurden trotzdem nicht müde, die Dichter zu hören, die aus ihren Werken lasen. Das ist ein gutes Zeichen. Und wenn hier gleichzeitig von einem praktischen Erfolg etwas geschrieben sein soll, so sei er wähnt, daß die Büchertische nach Schluß der Veranstaltung meist ausverkaust waren und daß an einem Abend einer der Dichter fast zwei Stunden lang nur seinen Namen in eben gekaufte Bücher schrieb. Die NS.-Kulturgemeinde hat sich auch die Mühe gemacht und durch eine Rundfrage in Buchhandlungen festgcstcllt, daß nach solchen Wochen die Bücher der Dichter, die gelesen hatten, viel stärker verlangt worden sind. Auch das ist ein gutes Zeichen. Für die Durchführung sucht die NS.-Kulturgemeinde immer neue Wege, um dem Dichterabend auch eine äußere würdige Gestalt zu geben und es bleibt unvergessen, wenn z. B. SA.-Stürme mit ihren Fahnen einziehen, um den Dichter und SA.-Kameraden Witte! zu hören oder wenn die SS. (6. Standarte) einen Abend des aus- landdeutschen Dichters Heinrich Zillich umrahmt. Hier sei auch er wähnt, daß diese Abende nicht nur aus Berlin beschränkt geblieben sind. Vom Winter 1935/30 an ging die NS.-Kulturgemeinde daran, die in Berlin erprobten Veranstaltungen auf das Reich zu übertragen und durch eine sorgfältige Unterrichtung und Schulung der örtlichen Veranstalter und durch Überwachung durch die Amtsleitung den Lesungen eine einheitliche weltanschauliche und künstlerische Ausrich tung und Gestaltung zu geben. Es wurde dafür gesorgt, daß die Lesungen in angemessenem, dem Dichter und seiner Kunst würdigen Rahmen durchgesührt wurden, und es wurde vor allen Dingen darauf hingewiesen, daß ein Dichterabend den Anspruch auf die gleiche Fest lichkeit und Würde hat wie ein großes Konzert oder eine Theater vorstellung. Der Abschluß des ersten Winters, in dem in etwa 250 Orten insgesamt 800 Dichterlesungen durchgeführt wurden, zeigte, daß man auf dem richtigen Wege war und daß nach den vor liegenden Berichten die Erwartungen erfüllt und die gesteckten Ziele in den meisten Fällen erreicht wurden. Eine besondere Beachtung fanden die Dichterlesungen in den kleineren Städten und auf dem Lande. Und auch hier zeigte sich, daß gerade die Form der Feierstunde besonders geeignet war, neue Kreise für die Dichtung zu gewinnen, ob nun in einem großen Dorf in der Lüneburger Heide der vierte Teil aller Einwohner zu einer Dichterlesung kam oder ob ein Dichter in Dorsgasthöfcn in vergessenen Winkeln des Bayerischen Waldes zu Waldarbeitern und Bauern sprach, oft wurden die Feierstunden nicht nur den Hörern, sondern auch den Dichtern selbst zu erschütterndem 898 Erlebnis. Mer einen dieser Abende sagt der Thüringer Dichter Kurt Kluge: »Das war für mich ein ganz eigenes Erlebnis. Ich hatte In dem vollbesetzten Raum das Gefühl einer geradezu intensiven Ver bundenheit mit den Menschen, die mir zuhörten. Und hinzu kam ein zweites Gefühl: das des Dankes dafür, daß die Frau dort unten, die ein Kopftuch umhatte, daß der einfache Mann aus dem Volke, einem die Ausgabe leicht machten, daß sie mitgingen, daß sie begriffen«. Die Auswahl der Dichter für die sechste Woche war durch die Stellung des Themas gegeben. Hinzu kam, daß gleichzeitig das erste große Kriegsdichtertreffen in Berlin durchgesührt wurde und daß dieses und die Dichterwoche selbst ein einheitliches Ganzes bilden sollten. So las am ersten Abend Rudolf G. Binding, den der Stadtschulrat Or. Meinshausen begrüßte. Or. Meinshausen betonte gerade in seiner Einführung, daß solche Wende, wie sie Berlin nun schon so oft erlebt hat, früher nicht möglich gewesen seien. Aus seinen Werken las der Dichter die Proben, die dem Thema der Woche ge recht wurden, so aus »Stolz und Trauer«, die Novelle »Wir fordern Reims zur Übergabe auf« u. a. Der zweite Abend gehörte dem Dichter Bruno Brehm, der durch den Leiter der Berliner Volksbücherei, Di. Schuster ein- gcführt wurde, der gleichzeitig eine gedrängte, in ihrer Kürze meister liche Darstellung des Werkes des Dichters gab. Am dritten Abend las Wilhelm Kohlhaas aus seinen bisher erschienenen Büchern »Der Häuptling der Republik« und »Das verkaufte Regiment». Wilhelm Kohlhaas, der zum erstenmal in Berlin gelesen hatte, errang sich an diesem Abend die Herzen seiner Zuhörer, die ihm zum Schluß begeistert zujubelten. Gerade an diesem Abend hatte man das Gefühl, daß cs dem Dichter gelungen war, seinen Büchern viele neue Freunde zu erringen. Der vierte Abend sah Heinrich Eck mann am Vortrags- Pult. Wir kennen bis jetzt erst ein Buch des Dichters. So war es schön, zu erleben, daß der Dichter die Erwartungen, die man in ihn gesetzt hat, auch in seinen Erzählungen erfüllt, von denen man an diesem Abend einige hörte. Die Ausgestaltung der Feierstunde hatte die HI. übernommen, während an den drei vorherigen Abenden kleinere Orchestergemeinschaften gute deutsche Musik vortrugen. Wie stark das dichterische Werk eines Mannes wirken kann, er lebte man besonders an den beiden letzten Abenden, bei Erhard Wittek, der in Hermsdorf las, und bei H e i n ri ch Z i lli ch, der in Charlottenburg zu Wort kam. Wir glauben, daß gerade diese bei den Dichter in den Männern der SA. und den Männern der Schutz- stasfel die richtigen Zuhörer fanden, denn aus ihren Werken spricht ein stolzer und männlicher Geist, hier wurde auch am lebendigsten, was wir unter wehrhafter Dichtung verstehen. Diese Woche hat, ähnlich wie die früheren, auch in der gesamten deutschen Presse ein großes und nachhaltiges Echo gefunden. Wir glauben, daß gerade durch dieses Echo die Wirkung aus die Menschen der Hauptstadt noch verstärkt worden ist. Erfreulich ist es, daß sich auch der Berliner Buchhandel an seinem Teil um die Vertiefung dieser Wirkung bemühte. Natürlich stellen gerade diese Herbstwochen besondere Anforderungen an ihn. Trotzdem hat er nicht versäumt, wenigstens teilweise, im Schaufenster für dis Dichterwoche und be sonders für die Bücher der Dichter zu werben, die in dieser Woche lasen. Wir hoffen, mit gutem Erfolg! Nach diesen sechs Wochen können wir mit Überzeugung sagen, daß die Dichtcrabende in Berlin zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens der Reichshauptstadt geworden sind und daß die jenigen, die Gelegenheit hatten, die Abende zu erleben, auf die Fort führung dieser Arbeit warten. Wir begrüßen diese Arbeit, weil sie nicht zuletzt geleistet wird für das deutsche Buch. Lgb.
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