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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1911
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- 1911-04-10
- Erscheinungsdatum
- 10.04.1911
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4478 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. Zk 83, 10. April 1911. Abdruck aus dem Dresdner Anzeiger vom 26. Februar 1911 Auch eine Dänin! ^^^ls vor kurzem die Dänin Karin Michaelis der Welt das unliebsame Schauspiel bot, in ihrem Buch: Das I gefährliche Alter und in öffentlichen Vorträgen hierüber ihr eigenes Geschlecht zu entwürdigen, indem sie ihr beklagenswertes Seelenleben und elwa das einzelner anderer kranker Individuen zu verallgemeinern und das ganze weibliche Geschlecht unserer Tage auf das gemeinste zu beschimpfen suchte, brach ein gerechter Sturm der Ent rüstung wohl unter den meisten anständig fühlenden Männern und Frauen Deutschlands aus; denn noch lebt im all gemeinen gottlob ein schöner Familiensinn, der nicht duldet, daß man ehrenwerte Frauen und Mütter verunglimpft. Der Verfasserin dieser Zeilen drängte sich da unwillkürlich der Vergleich mit einer anderen dänischen Frau auf, die gleichfalls ein Buch geschrieben, ihr ergreifendes Lebensschicksal aber, das leuchtende Bild dieser Frau, einer großen dramatischen Künstlerin, deren Reinheit und sittliche Größe, Schönheit und Grazie seinerzeit die Bewunderung aller bedeutenden Männer und Frauen Dänemarks erregte, wie ihre Kunst vier Jahrzehnte lang ganz Kopenhagen entzückt hat, überragt freilich himmelhoch eine Karin Michaelis. Sie hat die Würde der Frau zeitlebens hochge halten und wahrhaft veredelnd vorbildlich auf Tausende eingewirkt. Wer hoher Eindrücke voll das unvergleichliche Thorwaldsen-Museum durchwandert und im Allerheiligsten, dem letzten Zimmer mit seinen reichen Schätzen an persönlichen Reliquien des Meisters, angelangt ist, der fühlt seinen Blick gefesselt durch das lebensgroße Bild einer schönen jungen Dame von bezaubernder Anmut und mit wundervollen Augen: Johanna Luise Leiberg. die gefeierte Schauspielerin, von der auch Schloß Frederiksborg herrliche Bildnisse aufweist. Einen ganz besonders hohen Genuß aber bietet ihr Buch: Johanna Luise Leiberg, ein Leben in der Erinnerung noch einmal durchlebt (Leipzig, L. Laeffels Verlag), und weihevolle Stunden bereitet es seinen Lesern. In dürftigen Verhältnissen von deutschen Eltern geboren und durch die harte Schule einer entbehrungsreichen Kindheit gegangen, besuchte die kleine Pätges von ihrem achten Jahre an die Ballettschule, wo ihr erstes Auftreten im König lichen Theater als Kind in Correggio die Zuschauer tief ergriff. Die ernste Kleine war gar bald der Liebling des Publikums und blieb es in immer steigendem Maße, nachdem sie, später ganz zum Schauspiel übergegangen, als blutjunges Mädchen schon die größten Rollen bewältigte. Mit dem Dichter und Philosophen Staatsrat Leiberg überaus glücklich vermählt, blieb sie doch der Kunst treu bis nach dessen Tode, übernahm dann auf vieles Drängen noch die Regie am Nationaltheater, der Stätte ihres Wirkens, die sie sieben Jahre lang mit größtem Erfolg ver waltete, bis sie an ihrem siebzigsten Geburtstage, am 22. November 1882, ganz von der Öffentlichkeit zurücktrat, gefeiert von der Studentenschaft mit einem Fackelzuge, wie dies vierzig Jahre zuvor nach ihrer ersten Aufführung der Dina in ebenso überwältigender Weise der Fall gewesen war. Welch durch und durch vornehme Frauennatur, welch hoher Ernst der Lebensauffassung, welch große Be scheidenheit und schlichte Darstellung des vielgestaltigen Lebensbildes mit seinen interessanten Erlebnissen und berühmten Persönlichkeiten jener Zeit aus diesen Aufzeichnungen der edlen Frau zu uns spricht, ist wundervoll. Einige Sähe des reichen Inhaltes seien hier wiedergegeben: „Ich war nun 16 Jahre alt und brauche wohl nicht zu erzählen, daß ich, wie jedes junge Mädchen in meiner Stellung, viele Anbeter harte. Besonders wurde ich von solchen, die mich nur von der Bühne her kannten und nicht wußten, wie zurückhaltend ich war, in einer mehr oder weniger aufdring lichen Weise verfolgt. Aber keiner hatte Erfolg, wie viele Mühe sie sich auch darum gaben. Ich faßte die Nach stellungen der unbekannten Lerren als eine Beleidigung gegen mich und meinen Stand auf und sah tief verletzt in ihnen ein Zeichen von der geringen Meinung, die sie von meiner Ehrbarkeit hatten. Ich will nicht damit ermüden, aufzuzählen, wie oft ich Gegenstand dergleichen Verfolgungen war. Aber man hat wirklich kaum eine Vorstellung davon, in welchem Grade ein junges Mädchen, das in der Gunst des Publikums steht, von allen Seiten versucht wird. Mich aber ließ alles kalt. Durch meine tiefe Schwermut, von der die Lerren keine Ahnung hatten, und durch ein tiefgewurzeltes Ehrgefühl gefeit, ging ich unschuldig und unberührt durch alle diese Versuchungen hindurch, wofür ich Gott nicht dankbar genug sein kann. Mit voller Wahrheit darf ich sagen, daß ich mir in dieser Linsicht nicht das geringste vorzuwerfen habe, während ich oft mit Erstaunen zurückdenken muß an die Kraft und Bestimmtheit, die ich in so jugendlichem Alter zeigte. Keine Überlegung lag hier zugrunde — nur unmittelbares Takt- und Pflicht gefühl. Es siel mir niemals ein, daß es anders sein könnte, und deshalb wandelte ich mit Gottes Lilfe den geraden Weg, ohne nach rechts oder links zu sehen Ich glaube — und ich bin glücklich in diesem Glauben —, daß eine liebevolle Vorsehung einen Engel an unsere Seite setzt und zu ihm spricht: ,Zeige ihr den Weg, denn sie ist einsam und bedarf eines Führers."
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