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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1936
- Strukturtyp
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- 1936-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1936
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- Deutsch
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Nr. 285 <R. 148) Leipzig, Dienstag den 8. Dezember 1936 103. Jahrgang Vom Sinn und Zweck unserer Arbeit Von Martin Wülfing, stellv. Leiter des Deutschen Buchhandels Der Tag von Weimar und die ihn umschließenden Ereignisse haben in der Öffentlichkeit einen äußerst starken Widerhall gesunden. Das kann der deutsche Buchhandel immer wieder mit großer Befrie digung feststellen. Eine solche Feststellung bedeutet für uns aber eine ernste Mahnung. Denn das öffentliche Interesse — und damit auch weite Kreise unseres Volkes —, das sich in den letzten Jah ren mehr denn je fast aller unser deutsches Schrifttum be rührenden Fragen bemächtigt hat, ist der äußere Beweis dafür, daß der neue Staat die Pflege und Förderung des deutschen Buches als eine unerläßliche Ausgabe erkannt hat. Wie kann und soll diese aber wirksam werden? Nur wenn wir selbst als deutsche Buch händler unser Wollen und unsere tägliche Arbeit — auch wenn sie uns mit ihren Sorgen dann und wann einmal die erforderliche Schwungkraft zu nehmen droht — einem höheren Gesetz unterordnen. Es soll hier nicht in erster Linie davon die Rede sein, daß wir uns als Berufsstand — und damit jeder einzelne auch für sich — den kulturellen Wünschen und Bestrebungen des nationalsozialisti schen Reiches verantwortlich zu fühlen haben. Das ist schon so oft und eindringlich betont und gefordert worden, daß heute an dieser Voraussetzung wohl nicht mehr gezweifelt werden kann. Solche Fest stellungen verlieren selbstverständlich dadurch nicht an Gültigkeit, daß Ausnahmen — wie überall — auch hier die Regel bestätigen. Der deutsche Buchhändler ist seinem ganzen Wesen nach im gewissen Sinne immer Idealist gewesen. Deshalb ist er auch gern und freudig bereit, den Idealen des neuen Reiches nachzueisern und sich seiner Forderungen nicht zu verschließen. Es soll hier vielmehr von den Dingen des Alltags gesprochen werden. Auch diese müssen immer wieder aus dieser Ebene heraus gehoben werden, damit sie Sinn und Zweck unserer Tätigkeit nicht in unerwünschter Weise beeinträchtigen. Aber jedör, der sich ernst haft mit solchen Fragen zu beschäftigen bemüht, wird klar und ein deutig feststellen müssen, daß wir uns nicht nur mit dem »Buch- markt« als solchem — und auf diesem mit mehr oder weniger ge lungenen geistigen Erzeugnissen unterhaltender bzw. wissenschaft licher Art — auseinanderzusetzen haben, sondern auch mit einer außerordentlich stark verästelten, daneben aber reiche Kenntnisse und Erfahrungen voraussetzenden »Buchwirtschaft«. Es schelte uns niemand, wenn wir uns immer wieder dafür einsetzen, daß auch die wirtschaftlichen Fragen unseres Berussstandes eine gesunde und saubere Grundlage erhalten. Das hindert nicht, daß wir den Primat der Politik vor der Wirtschaft restlos aner kennen. Wir wollen nur verhindern, daß diese Dinge zu leicht ge nommen werden oder daß man sie etwa mit nichtssagenden Phrasen zu erledigen versucht. Denn der wirtschaftliche Erfolg hängt ja — besonders wenn man an das Gesamtschrifttum denkt — nicht etwa allein von der Gesinnung oder von irgendwelchen Gefühlsmomenten ab, sondern, abgesehen von mancherlei Begleiterscheinungen, beson ders von der Tüchtigkeit des einzelnen und von der Möglichkeit, die wirtschaftlichen Notwendigkeiten und Gesetzmäßigkeiten, soweit sie zweckmäßig sind und der nationalsozialistischen Weltanschauung die nen, richtig zum Einsatz bringen zu können. Etwas anderes ist ja puch kaum denkbar; denn wir bekennen uns ja nicht zum National sozialismus, um mit ihm Geschäfte zu machen, sondern wir sind im Gegenteil bereit, für unsere Hingabe an die neue Idee auch Opfer zu bringen. Ein heroischer Staat wird von den Menschen immer Opfer verlangen müssen. Er wird aber auch bereit sein, alles nur Mögliche zur Erhaltung seiner Einzelexistenzen einzusetzen. Das alles mögen vielleicht Selbstverständlichkeiten sein und trotzdem erscheinen sie uns im Hinblick auf die nunmehr erfolgte Aufgabe der bisherigen Organisationsform unseres Berussstandes sehr wesentlich. Nicht als ob die wirtschaftliche Seite unserer Berufs tätigkeit bisher zu kurz gekommen wäre. Durchaus nicht; wir aste erkennen vielmehr dankbar an, daß erst der neue Staat Energien wachgerufen, auseinanderstrebende Kräfte zusammengeführt und durch seine ordnende Hand jene Zustände beseitigt hat, die einer sinn vollen Wirtschaftsführung früher im Wege standen. Jetzt sollen wir diese Verantwortung aber selbst tragen. Das ist der Sinn des Wei marer Beschlusses, der uns eine neue Verpflichtung überantwortet hat. Deshalb wollen wir auch nicht mit Bedenken und Vor behalten an diese Arbeit Herangehen, sondern mit Genugtuung feststellen, daß Männer aus dem Berufsleben heute das Wohl und Wehe ihres Berufsstandes in Händen tragen. Diese Ent wicklung will uns durchaus als sinnvoll und zweckentsprechend er scheinen. Denn wie sieht es eigentlich in organisatorischer Hinsicht praktisch aus? Der Staat, der auf Grund des nationalsozialistischen Totalitäts gedankens auch das kulturelle Leben unserer Nation zu betreuen be rufen ist, hat sich in der Reichskulturkammer ein Instrument ge schaffen, das die Schöpfer und Mittler deutscher Kultur zur höchsten Entfaltung zu bringen und sie für den Aufbau des neuen Reiches einzusetzen bestrebt ist. Die Einzelkammern — in unserem Falle die Reichsschrifttumskammer — sollen darüber wachen, daß alles das, was wir Nationalsozialisten von jeher als schädlich und verwerflich erkannt haben, aus unserem Kulturleben verschwindet, und der Wille des Führers — auch auf dem Gebiet der Kultur — bis in die letzte Zelle hineingeträgen und verwirklicht wird. Wenn wir jetzt organi satorisch restlos in der Reichsschrifttumskammcr aufgegangcn sind, so freuen wir uns, an dieser Arbeit nunmehr unmittelbaren Anteil nehmen zu können. Daneben werden der Leiter des Deutschen Buch handels und seine Mitarbeiter vor allem dazu berufen sein, dem Berussstand die Durchführung seiner kulturellen Mission dadurch zu ermöglichen, daß seine wirtschaftlichen Grundlagen ein festes Funda ment erhalten. Denn man kann in Anlehnung an das Wort Juvenals »meiw sann in corpore sano« auch sagen »ein gesundes Schrifttum in einem gesunden Wirtschaftskörper«. Hier sind wir allerdings in starkem Maße auf die freiwillige Mitarbeit unserer Bcrufskame- raden angewiesen. Es ist sicher oft nicht leicht, neben der Berufsarbeit auch noch eine umfangreiche Tätigkeit als Fachschastsleiter oder als Gau- bzw. Ortsobmann auszuüben. Daneben stehen die Männer, die als 1069
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