Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.12.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-12-01
- Erscheinungsdatum
- 01.12.1936
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19361201
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193612019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19361201
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1936
- Monat1936-12
- Tag1936-12-01
- Monat1936-12
- Jahr1936
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Deshalb richte ich an Sie den Appell: Öffnet dem Arbeiter, dem Bauer, dem Handwerker, dem gesamten Volke die Tore der Kunst weit und groß! Ruft das ganze Volk hinein in unsere Theater, in unsere Kunsttempel, laßt alle Menschen an dem Schönen teilnehmen. Schließt keinen Volksgenossen aus dieser Kulturgcmcin- schaft der Deutschen aus. Ich bin felsenfest überzeugt, daß wir als dann ein Fundament'für die Ewigkeit unseres Volkes bauen werden.» Nach dieser oft von Beifall unterbrochenen Ansprache spielte das Berliner Philharmonische Orchester unter Leitung von Prof. Raabe die Einleitung und den ersten Satz des Konzertes A-Dur für Orgel und Orchester von Georg Friedrich Händel, dann betrat Reichsminister vr. Goebbels das Rednerpult zu einer kultur politisch bedeutsamen Rede, in deren Mittelpunkt Fragen der Kunstkritik standen. Er betonte, daß er bei diesem vierten großen Rechenschafts bericht weniger von der Organisation als vielmehr von der Leistung sprechen könne, da heute mit Befriedigung festgestellt werden darf, daß die Organisation festgefügt und ausgerichtet steht und es möglich mache, der Erreichung des großen Zieles näherzukommen. Es wurde keine Mühe gescheut, um den Künstler wieder ins Voll zu stellen und ihn Mitarbeiten zu lassen an den großen Aufgaben des Aufbaues der Nation. Überall habe sich die Erkenntnis Bahn ge brochen, daß der Zweckder Organisation es nicht sei, Kultur zu machen, sondern Kulturführung zu be treiben. vr. Goebbels führte weiter aus, daß es nicht nötig sei, mit Zahlen und Daten den unaufhaltsamen Siegeszug unseres Kultur lebens darzulegen, da dieser Aufstieg offen und für jedermann sicht bar zutage liege: die früher leeren Theater sind wieder überfüllte Stätten der Bildung, der deutsche Film hat mit wahrhaften Mei sterleistungen im vergangenen Jahr seine große Probe bestanden, die deutsche Presse vertritt heute wieder mit deutschen Federn deutsche Ziele und ist bereit zum geschlossenen Einsatz für die Ver fechtung unserer nationalen Ideale. Das Schrifttumist gereinigt von Elementen des Verfalls und ringt zu neuem Licht. Diebilden- den Künstler haben neue Aufgaben, die deutschen Konzert säle füllen sich mit musikbesessenen Menschen, der Rundfunk übermittelt ungezählten Millionen die Schätze unserer Kultur und unseres Geistes. Nach kurzen Worten über die Bedeutung der ge meinsamen Feierstunde der Reichskulturkammer und der NS.-Ge- meinschaft »Kraft durch Freude« wandte sich Or. Goebbels gegen eine Reihe von Hindernissen und Hemmungen, gegen die zur rechten Zeit angegangen werden müsse. Das bedeute nicht behördliche Einmischung in die inneren Belange der Kunst, sondern diene einer einheitlichen kulturpolitischen Linie. Eines der wichtigsten Probleme ist die Frage der Kunstkritik, die Reichsminister Di. Goebbels dann eingehend behandelte. Kunstbctrachtung — nicht Kritik »Die überheblichen Besserwisser, die heute durch ewiges Queru- lantentum den Ausbau unseres Kultur- und Kunsttebens mit ihrem mißtönenden Begleitgelang verfolgen, sind nur die getarnten Nach fahren dieser jüdischen Kritikerautokratie. Wir haben kein Mittel unversucht gelassen, die Kunstkritik aus den einzig richtigen Weg der Kunstbetrachtung zurückzuführen und ihr damit die Möglichkeiten einer weiteren Existenz in die Hand zu geben. Alle diese Versuche sind sehlgeschlagen. Man hat manchmal den Eindruck, daß die kriti schen Komplexe schreibender Nörgler, die sich auf anderen Gebieten nicht mehr betätigen können, nun auf dem Gebiet der Kunst ab reagiert werden sollen. Dem muß vorzeitig ein Riegel vorgeschoben werden. Ich habe mich deshalb veranlaßt gesehen, in einem Erlaß vom heutigen Tage die Kritik überhaupt zu verbieten und sie durch die Kunst betrachtung oder Kunstbeschreibung ersetzen zu lassen. Das bedeutet keine Unterdrückung der freien Meinung; aber seine freie Meinung darf nur der vor die Öffentlichkeit tragen, der eine freie eigene Mei nung besitzt und auf Grund seines Wissens, seiner Kenntnisse, seiner Fertigkeiten und Fähigkeiten obendrein das Recht hat, über andere, die mit den Schöpfungen ihrer Phantasie an die Öffentlich keit appellieren, zu Gericht zu sitzen. Ost aber ist es umgekehrt. Wir haben es in jüngster Zeit noch in Berlin erlebt, daß zwei-, dreiundzwrnzigjährige Jünglinge gegen vierzig-, fünfzig jährige verdiente, weltberühmte Künstler vom Leder zogen, ohne bei ihren kritischen Gängen auch nur eine Spur von Fachwissen und Sachkenntnis ins Feld führen zu können. Sie sollen sich nun zuerst einmal darin üben, ein Kunstwerk zu beschreiben. Im übrigen wird die Kunst am Verschwinden der Kritik keinen Schaden nehmen. Falsche Größen sterben meistens spätestens nach einem Jahr, auch wenn sie nicht von einem Kritiker getötet werden. Wirklichen Größen aber soll aus diese Weise die Freiheit ihres Schaffens und die Unantastbarkeit ihrer künstlerischen Ehre ge sichert werden. Es soll in fünfzig Jahren von unserer Zeit nicht mehr dasselbe gesagt werden, was wir von der Zeit vor fünfzig Jahren sagen müssen: daß sie es, ohne einen Finger zu rühren, zuließ, daß die wirklichen Genies von kritischen Eintagsfliegen ge quält und gemartert wurden und zum Teil sogar daran zerbrachen. Eine zweite Frage, die in diesem Zusammenhang eine nähere Betrachtung verdient, ist die der Erotik in der Kunst. Wir haben in den vergangenen Monaten ein paar Filme die Zensur passieren lassen, die in prüden und zugeschlossenen Kränzchen einiges Befremden hervorriefen. Und zwar haben wir das mit Bewußtsein getan. Denn auch die Probleme, die die Geschlechter untereinander auszumachen haben, sind darstellenswert, vorausgesetzt, daß das mit dem nötigen Geschmack geschieht. Es handelt sich also hier mehr um eine Takt- als um eine Moralsrage.» Der Präsident der Reichskulturkammer behandelte dann die vielgestaltige Problematik des Kitsches in der Kunst. Es dürfe nicht alles, was Primitiv sei, als Kitsch verdammt werden. Es solle des halb nicht nur auf das Produkt, sondern auch aus die Gesinnung ge schaut werden. Die mehrtausendjährige Vergangenheit unseres Volkes sei ein einheitliches Ganzes und könne nicht nach Belieben und mit Willkür in ihre Bestandteile zerlegt werden. Niemand habe das Recht, an die Gestalter unserer Vergangenheit die Maßstäbe unserer Gegenwart anzulegen. Karl der Große und Widukind seien für uns gleicher maßen leuchtende Figuren deutscher Geschichte. »Dasselbe«, so fuhr vr. Goebbels fort, »gilt auch für unser Kunst- und Kulturerbe. Es ist unhistorisch und zeugt von einem vollkommenen Mangel an ge schichtlicher Pietät, etwa Schiller oder Goethe mit einer leichten Hand bewegung abtun zu wollen, weil sie uns angeblich nicht liegen. Das ist eine Versündigung an unserem großen Kul turerbe, aus dem wir alle, ob bewußt oder unbe wußt, stehen, dessen wir in unserer ganzen geisti- genExistenzteilhaftigwerden, indaswirhinein- geboren worden sind und das in unserer Zeit in ihr gemäßen Formen weiter zu entwickeln und 1046
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder