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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.12.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-12-01
- Erscheinungsdatum
- 01.12.1936
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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vörknbvatt für den Deutschen Buchhandel Bei Tagungen ausstellen? — Ja! Am praktischen Beispiel der Ausstellung zum Natursorscher- und Arztetag in Dresden stellte Or. Liebe im Börsenblatt vom 3. November 1936 eine betriebswirtschaftliche Untersuchung an, die sür den flüchtigen Leser an zahlenmäßiger Gründlichkeit wenig Wünsche ossenlassen mag. Zweiseilos war es auch sür den Verleger aufschlußreich, die Ertragsseite einer Ausstellung einmal von der WAt der nackten Zahlen her beleuchtet zu sehen, Ausgabenquellen zusammengestellt zu finden, die, wie sich zeigt, den Ertrag empfind lich beschneiden können. Bei näherem Zusehen werden indessen methodische Unrichtigkeiten offenbar, die im Hinblick aus die Folgen nicht unwidersprochen bleiben dürfen. Wie die ersten mir bekannt gewordenen Auswirkungen schon jetzt erkennen lassen, hat nämlich die tiefgestimmte Haltung des Aussatzes von Or. Liebe Wasser auf die Mühle der AusstellungSpessimisten geleitet, zum Schaden der buchhändlerischen Gemeinschaftsarbeit, die Curt Berger für Aus stellungen schon im Börsenblatt vom 17. Oktober 1936 als so drin gend notwendig forderte. Es sei mir darum gestattet, in seinem Namen und mit seinem Einverständnis den Faden noch einmal aufzugreisen. Ich schicke die Hauptpunkte in knapper Fassung voraus: 1. Negativ: u) Die Erfolgsschwankungen bei Ausstellungen sind unberechen bar. Folglich kann ein »kasuistischer Beitrag», wie der im Börsenblatt vom 3. November 1936 grundsätzlich Gültiges nicht beibringen. b) Mit Zahlen läßt sich hier alles und nichts beweisen. Es wäre ein leichtes, aus anderen Ausstellungen entgegengesetzte Unterlagen beizubringen. o) Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung dieser Art ist ge eignet, die Sicht auf die notwendigen gemeinbuchhändleri schen Erfordernisse zu verbauen. 2. Positiv: u) Es ist notwendig und sollte eine selbstverständliche Pflicht für den Verleger sein, sich bei den notwendigen, wenn auch im Augenblick nur repräsentativ scheinenden Ausstellungen an den Kosten zu beteiligen. b) In diesem Sinne ist eins Buchausstellung Gemeinschafts arbeit, durchgesührt von einem einzelnen, getragen von einer Gesamtheit. e) Der Erfolg im Augenblick und in der Nachwirkung legt sich aus den Buchhandel um und erweist das Ausstellungswesen als für den wirtschaftlichen Aufstieg förderlich. Im einzelnen ist dazu folgendes auszusühren: Die vielen Erfolge, wo man sie nicht erwartet hätte, die vielen Mißerfolge, wo man vor einem Rätsel stand, zeigen deutlicher als man es wünschen möchte, daß die Aussichten jeder Ausstellung von einer Vielheit schwer bestimmbarer Einflüsse abhängen. Ost sind es die Raumverhältnisse, die Lage der Ausstellung oder ihre Anord nung, vielleicht auch das Verkaufsgeschick des Ausstellers, die An zahl der Tagungsteilnehmer, ihre Zusammensetzung und der Grad ihrer Beanspruchung durch das Tagungsprogramm. All das ist nur ein Teil der Kräfte, deren Zusammenspiel den Endcrfolg bestimmend beeinflußt. Je mehr man dies erkennt, im gleichen Maße verliert die Unbestechlichkeit der Zahl an Beweiskraft, desto deutlicher hebt sich aber auch für den prüfenden Beobachter die Unmöglichkeit ab, an einem einzigen praktischen Beispiel die Frage für oder wider die Ausstellung befriedigend zu klären. Der grundsätzlichen Auswertung seiner Zahlen hätte Dr. Liebe den Nachweis vorausschicken müssen, daß für einen guten Erfolg sämtliche Voraussetzungen nach Menschenvcrmögen erfüllt waren. Gerade in diesem Zusammenhang gewinnt die Frage, die Curt Berger in seinem Aufsatz ausgcworfcn hatte, besonderes Gewicht: War es richtig, eine Ausstellung zu einer so vielseitigen Tagung nach Verlegern zu ordnen? Was schon bei einer Tagung mit einheit licher Tcilnchmcrschast unvortcilhast ist, hier war cs wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb auf den einzelnen ein so niedriger Kaus- betrag fiel. Oder wollte jemand Zweifel darein setzen, daß die Ab- satzaussichten beeinträchtigt sind, wenn sich etwa ein Chemiker seine Fachbücher aus der Menge medizinischer, physikalischer und biolo gischer Werke heraussuchen muß, anstatt sie geordnet und in wirkungs voller Geschlossenheit an einer Stelle vorzufinden? Meine Worte haben nicht den Sinn einer Kritik an dem besonderen Fall; wenn sie auch im ganzen den Sortimentern gelten, so wollen sie an dieser Stelle die Verleger aufrufen, dem ausstellenden Buchhändler künftig die Freiheit zu einer Raumgestaltung und Anordnung zu lassen, wie sie die Eigenart der Tagung jeweils gebietet. Der gebräuchlichste Einwcmd gegen die Einträglichkeit von Aus stellungen beruft sich daraus, daß der Erfolg nur dem Verleger zu gute komme. Demgegenüber ließe sich einfach einwenden, daß das Sortiment seinerseits jahraus jahrein der Verlagswerbung den Groß teil seines Absatzes verdankt; aber cs soll hier einmal der grund legende Denkfehler aufgedeckt werden, der dieser Ansicht zugrunde liegt. Freilich wird sich vielleicht der süddeutsche Tagungsteilnehmer auf einer norddeutschen Tagung ein Buch nur vormerkcn, aber er wird es bei seinem eigenen Buchhändler kaufen, und damit das Sortiment zum Mitnutznießer des Verlages machen. Selbst wenn er sich an den Verlag wendete, würde dies an der Tatsache nichts ändern in einer Zeit, da unmittelbare Lieferungen praktisch unter bleiben. Umgekehrt hat wiederum ein norddeutscher Sortimenter Nutzen von einer süddeutschen Tagung und darum sollte jeder aus stellende Buchhändler, den einmal das niederdrückende Gefühl be schleichen will, als säe er, ohne ernten zu können, sich sagen, daß ihm wer weiß wie oft schon die Zinsen aus der Ausstcllungsarbeit eines Kollegen am anderen Zipsel des Reiches mühelos zugute kamen. So ist das gesamte Sortiment immerwährend am Erfolg der Aus stellungstätigkeil beteiligt. Dazu fügt sich noch eine weitere Erfah rung: Tagungen Pflegen gerade aus der näheren Umgebung des Tagungsorts am stärksten besucht zu werden. In diesen Teilnehmer kreisen erwirbt sich die Buchhandlung durch ihre Ausstellung das An sehen der Zuständigkeit und schafft sich damit eine Quelle nachwirken den Erfolgs. Gerade an dieser Stelle ist es notwendig, aus die Be trachtung vr. Liebes zurückzugreifen. Man kann diesen Zahlen die bestechende Wirkung nicht abstrciten. Wer sich aber von ihrem Bann befreit, dem wird auch ihre ungleichwertige Beweiskraft nicht ent gehen; denn so muß man es doch wohl nennen, wenn den mit höch ster Gründlichkeit erfaßten Unkosten andererseits Absatzzahlcn gegcn- überstehen, die nur den augenblicklichen Erfolg während der Aus stellung widerspiegeln. Es würde doch niemand aus den Gedanken kommen, die Notwendigkeit und den Erfolg der Buchwoche nur nach dem Absatz ihrer sieben Tage zu bemessen. Auch von dem Beispiel der Schrift des Tagungspräsidenten aus ist der Frage nicht näher zukommen, zumal sich sein Vortrag und das Gesamtprogramm an keiner Stelle mit dem Inhalt der Schrift berührte und somit die unmittelbar werbende Einwirkung fehlte. Es bleibt noch über das finanzielle Wagnis ein Wort zu sagen. Man schafft Tatsachen nicht aus der Welt, indem man sie übergeht, und darum soll gerade diese Frage mit aller Ernsthaftigkeit aus gegriffen werden. Es ist nicht zu leugnen, daß ein Sortimenter mit seinen meist bescheidenen Mitteln die Gefahr des Mißerfolges nicht allein zu tragen vermag. Ist es indessen nicht eine selbstverständ liche Pflicht, daß, wo einer den Mut hat, sür alle zu stehen, auch alle zu dem einen halten? Curt Berger hat, als Prokurist eines großen wissenschaftlichen Verlages redend, die Hand geboten, indem er es für notwendig erklärte, daß dem Sortimenter eine angemessene Platzgebühr entrichtet würde, die ihm in der Gesamtsumme die Hauptlast abnähme, damit er innerlich frei wird sür seine Verkauss- arbeit. Auf diesem Wege der praktischen Gemeinschaftsarbeit und des Zusammenhaltens werden wir weiterkommen. Wir werden dann auch die Frage der von den Gesellschaften ge forderten Platzmiete ruhiger beurteilen als es in den Darlegungen vr. Liebes geschehen ist. Jedes Unternehmen beruht auf Gegen seitigkeit und diese besteht auch zwischen Wissenschaftler und Buch handel; folglich ist im grundsätzlichen Sinne nichts dagegen einzu wenden, wenn die tagende Gesellschaft Platzmictc fordert, wovon sie ohnehin zumeist einen Teil wieder abzuführen gezwungen ist. Mag die Forderung gerecht oder ungerecht, niedrig, mäßig oder hoch sein, so wird man doch in keinem Fall, wie es geschah, die deutschen wissenschaftlichen Gesellschaften einer Abwälzung ihrer Unkosten aus den Buchhandel beschuldigen dürfen. Wer weiß, mit welchen Kosten, 10S1
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