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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.09.1936
- Strukturtyp
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- 1936-09-15
- Erscheinungsdatum
- 15.09.1936
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- Deutsch
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Nummer 215, 15. September 1936 Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Max Nöder-f Im 74. Lebensjahr ist am 10. September früh in Mülheim (Ruhr) Max Röder aus dieser Zeitlichkeit abberusen worden. Kantate hatten ihn seine Freunde noch wie üblich in Leipzig begrüßen kön nen, und so frisch und rüstig erschien er auch diesmal wieder, daß schwerlich jemandem — ihm selbst wohl am wenigsten — der Ge danke hat kommen können, es möchte das letzte Tressen sein. Nun steht mit den Hinterbliebenen der deutsche Buchhandel trauernd an der Bahre des Mannes, der aus der Geschichte des Berufs und seiner Organisation in den Jahren nach dem Weltkrieg nicht sort- zudenken ist und dort für immer seinen Ehrenplatz behält. Ins besondere der rheinisch-westfälische Buchhandel wird »seinen« Max Röder so leicht nicht vergessen. Der Verstorbene entstammte einer Barmer Familie, die durch freundschaftliche, später auch ver wandtschaftliche Beziehungen Ver bindung mit den Langewiesches hatte. Bon daher kam es Wohl, daß schon der Vater sich dem Buch handel zuwandte, obgleich er ur sprünglich für einen anderen Beruf bestimmt gewesen war. Er starb, kaum fünfzigjährig, 1882. Das Ge schäft wurde zunächst von der Witwe weitergeführt. Anfänglich stand Max Röder der Mutter zur Seite. 1887 aber machte er, vier- undzwanzigjährig, sich selbständig, indem er von Carl Ziegenhirt—dem heute noch in Leipzig im Ruhestand lebenden — dessen 1845 gegründete Sortimentsbuchhandlung in Mül heim an der Ruhr erwarb. Seit 1906 trägt die Firma, in eine G. m. b. H. umgewandelt, den Namen Max Röders. Die Anfänge seines buchhändlerischen Lebens fie len so in die epochemachenden Jahre der Krönerschen Reformbewegung. Kein Wunder, daß er alle Zeit seit dem ein unerschütterlicher Ver fechter des Grundsatzes des festen Ladenpreises war. Daß er 1887 an jener außerordentlichen Hauptversammlung des Börsenvereins in Frankfurt a. M. teilgenommen hat, die diesen mit der neuen Satzung auf jenen Gedanken endgültig sestlegte, ist für seinen buchhändlerischen Standpunkt grundlegend und für immer richtung gebend geworden. Er sah aber auch mit offenen Augen um sich herum in seiner rheinisch-westfälischen Heimat das gewaltige Wachsen des jungen, sich industrialisierenden Deutschen Reiches. Mülheim, das einen Thyssen und Stinnes beherbergte, war der rechte Platz dazu. Und Max Röder beobachtete nicht nur interessiert und ver ständnisvoll, er wußte auch zuzupackcn und schaltete sich in den allgemeinen Aufschwung geschickt und tatkräftig ein. Um den Aus bau seines Geschäftes bemüht und ganz davon in Anspruch ge nommen, trat er in den nächsten Jahren im buchhändlcrischen Vereinsleben noch nicht weiter hervor. Erst als 1910 nach end gültiger Fertigstellung der Verkaufsordnung mit dem neu entbren nenden Kampf um den berühmten »Vcrlcgerparagraphcn« der sich verschärfende Gegensatz zwischen Verlag und Sortiment die Er rungenschaften der Kröner-Zeit in Frage zu ziehen drohte, kam seine Stunde. Zwei Gedanken schienen sich damals von selbst nahc- zulegen: Aufbau einer selbständigen, reinen Sortimcntsorganisation und Sicherung maßgeblichen Einflusses für diese in den Kreis vereinen. Bestrebungen der Art waren lange im Gange. Aber es mangelte zunächst an der nötigen Zielsicherheit. Mit andern be teiligte sich Max Röder 1912 an der Gründung einer Vereinigung der Sortimenter des Rheinisch-Westfälischen Jndustricbezirks, und in deren Auftrag vertrat er aus der Hauptversammlung des Kreis vereines Rheinland-Westfalen 1914 mit Eifer und Geschick einen 7S8 Antrag, weitere solche Zusammenschlüsse herbeizusühren und ihnen Sitz und Stimme im Kreisvereinsvorstand zu sichern. Der zweite Teil des Antrags war nicht durchzusetzen; aber der erste wurde zu einer allgemeinen Anregung für den Gesamtbereich des deutschen Buchhandels gemacht. Im weiteren Verfolg dessen war Max Röder dann später auch an der Vorbereitung der Gründung der Deutschen Buchhändlcrgilde beteiligt. Man war auf ihn aufmerksam geworden, hat ihn jedoch — glückliches Schicksal — nicht an die Spitze der Gilde gestellt, obwohl er 1914 sofort als zweiter Schatzmeister in den Vorstand des Kreisvercins Rheinland-Westfalen gewählt und schon das Jahr darauf als Nachfolger von Heinrich Schöningh d. A. sein Vor sitzender (bis 1921) geworden war. 1918 erfolgte seine Wahl in den Vorstand des Börsenvereins, und von 1924 bis 1930 stand er als Erster Vorsteher an seiner Spitze. Seit langem war in ihm zum ersten Male wieder ein Vertreter des Sor timents dazu berufen. Die Säkular feier der Spitzenorganisation des ge samtdeutschen Buchhandels sah ihn so als dessen Repräsentanten. Seine mannigfachen Verdienste fanden 1933 schließlich in seiner Ernennung zum Ehrenmitglied dankbare Anerken nung, wie er auch schon von seinem Kreisverein zum Ehrenvorsitzenden gemacht worden war. Überblickt man rückschauend diese Laufbahn, so muß man die Rasch heit des kühnen Aufstiegs in schwer ster Zeit und den rückschlagfreien, glänzenden Erfolg bewundern. Die Begründung ergibt sich aus der gan zen Persönlichkeit des Verstorbenen. Die rheinische Heimat hatte diesem kerndeutschen Mann jenes glückliche Temperament mitgegebcn, das sich ihm die Herzen öffnen ließ, wie er selbst offen und zugänglich, hei ter und lebensbejahend war. Ein Freund der edlen Frau Musika, auch selbst ausübend, kein Ver ächter eines guten Tropfens, liebte er frohe Geselligkeit, ein Lebcns- künstler im besten Sinne, ohne Pathos, voll echter Liebenswürdigkeit auch im Sachlichen. Und er konnte treu sein. Nicht klügelndem Kalkül noch raffinierter Dialektik verdankte er seine Erfolge. Viel leicht sah der Außenstehende manchmal überhaupt keinen Plan, zu wenig Überlegtheit, auf jeden Fall niemals fanatische Verbohrtheit. Max Röder wirkte aus seinem unerschütterlichen Optimismus, besser gesagt: aus seinem unbeirrbaren Glauben an die gute Sache. In stinktiv verbreitete sich um ihn das Gefühl, daß nicht vergiftet noch vergiftend sein könne, wofür er sich einfetzte. Bei seiner angeborenen Anlage mußte gerade die Jugenderfahrung von 1887 zur frucht barsten Überzeugung werden. Er wollte das Sortiment stark, aber er wollte nicht seine Diktatur. Und er sah nicht nur das Sortiment, sondern stets den ganzen Buchhandel. »Es gibt keine verschiedenen, sondern nur gemeinsame Interessen», schrieb er deshalb 1921. Daß Einigkeit stark mache, hatte er erlebt. Daraus war sein Glartbe er wachsen, daß der Buchhandel alle Nöte zu überwinden vermöge, so fern er nur die Notwendigkeit der Verständigung nicht aus den Augen verlöre und sich immer wieder wie 1887 zusammcnfände. Dieser Glaube war das Beste, das er für seinen Berus einzusetzen und in die Waagschale zu Wersen hatte, und es war letzten Endes ein Einsatz der Person, kein papierncs Programm. In diesem Sinne war Max Röder in Zeiten schwerster Kämpfe und scheinbar aus sichtsloser Auseinandersetzungen der gegebene Vermittler. In diesem Sinne kann aber auch die Erinnerung an ihn eine lebendige Kraft bleiben und über seine irdische Existenz hinaus zu einem wertvollen Erbe für den deutschen Buchhandel werden. gm.
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