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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1900-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1900
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- Deutsch
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115. 19. Mai 1900. Nichtamtlicher Teil. 3893 läge des Reichstags nicht zwänge, in Berlin anwesend zu bleiben, und es ist mir als einem Sohne dieses Landes eine besondere Ehre, daß er mich mit seiner Vertretung heute beauftragt hat. «Es ist, hochverehrte Herren, von Ihrem ersten Herrn Vor steher schon ausgesiihrt worden, daß der deutsche Reichtag hier und da doch schon Gelegenheit gehabt hat, sein warmes Interesse und seine treue Mitarbeiterschaft an den Fragen des deutschen Buchgewerbes zu bethätigen. Ich erinnere mich aus den letzten Jahren sehr gern der Augenblicke, wo Fragen, welche das deutsche Buchgewerbe betrafen, im deutschen Reichstag legislatorisch ver handelt worden sind. Es wehte dann ein höherer Zug durch die oft schweren Verhandlungen, und wir können Gott danken, daß wir solche Gelegenheiten oft suchen und finden können, in welchen dieser hohe Zug dis scheinbaren Wirren der Par teien übertönt und alle Parteien des Reichs und ihre Vertreter sich einigen, um die schönsten Güter der Nation, die gerade das deutsche Buchgewerbe zu allererst zu fördern berufen ist, auch in seiner Weise zu bethätigen. Vor allem aber wollen wir nicht vergessen, daß gerade das deutsche Buchgewerbe, wie es sich hier in der lieben Stadt Leipzig entwickelt hat, einen der schönsten Ringe darstellt, die bestimmt sind, die Einheit der deutschen Stämme zu schaffen, keinen Gegensatz aufkommen zu lassen zwischen Nord und Süd, Ost und West. Daß es allezeit so sein und bleiben möge das ist der aufrichtige Wunsch aller derjenigen Mitglieder des Reichstags, die ich hier an dieser Stelle heute zu vertreten die Ehre habe. »Vor allem aber möchte ich daran erinnern, daß es gewiß nicht ein Zufall, sondern, wie wir Christen sagen, Gottes Fügung ist, daß das deutsche Buchgewerbe gerade im Herzen Deutschlands, in Leipzig, und dadurch gewissermaßen, wenn man Deutschlands Lage in Europa betrachtet, in dem Mittelpunkte Europas sich so großartig entwickelt hat. Das neu angebrochene Jahr hundert wird uns wahrscheinlich Aufgaben stellen, die viele Ver treter deutscher Geistesbildung und deutschen Fleißes auf jedem Gebiete nach allen Kontinenten, nach dem weiten Asien, nach dem dunklen Erdteil Afrika und wahrscheinlich auch nach dem uns zeit weilig auf wirtschaftlichem Gebiete überflügelnden Amerika führen werden. Da ist kein Erwerbszweig so geeignet wie das alte Buch gewerbe, den alten Stolz des deutschen Volkes aufrechtzuerhalten, daß gediegene Tüchtigkeit es auszeichnet und wehrfähig macht im Kampfe mit andern Völkern, die vielleicht durch die Natur und sonstige Verhältnisse scheinbar bevorzugt sind. Hoffen wir also, daß auch künftig das deutsche Buchgewerbe diese hohe Aufgabe so glänzend erfüllen werde wie bisher, daß die deutsche Geistes vertiefung sich als der elektrische Motor erweise, der Wissenschaft und Kunst weiter trägt, soweit Gott der Herr seinen Segen giebt. «Und lassen Sie meinen Gruß schließen mit den Lieblings worten des jungen deutschen Kronprinzen, an dessen Feier ja viele Kreise des deutschen Volkes den regsten Anteil genommen haben. Es konnte gesagt werden an heiliger Stelle, daß sein Lieblingswort wäre: -Fürchtet Gott, ehret den König, habt die Brüder lieb!- Ich glaube, alle diese schönen Gedanken hat das deutsche Buchgewerbe nicht einmal, sondern hundertmal schon in weite Kreise getragen, denn ohne das Buch der Bücher, ohne Luthers Bibel, wo wäre die Entwickelung der Gottesfurcht und Religiosität geblieben? Und ohne das Protektorat der deutschen Fürsten, von dem wir heute wieder gehört haben, und von dem Sachsen insbesondere alle Zeit Zeuge gewesen ist, von dem Wohl wollen unserer Fürsten für unsere ganz besonderen hohen Auf-« gaben, wie könnte da ein deutsches Buchgewerbe existieren, wenn nicht das alte deutsche Wort: Ehret den König! Ehret Kaiser und Reich! in alter Geltung stände. Und: Habt die Brüder lieb! Hochzuverehrende Versammlung, kein deutscher Erwerbszweig hat so Glänzendes in der Fürsorge für seine Arbeiter gethan wie das deutsche Buchgewerbe. Es ist die erste und stolzeste Errungen schaft gerade dieses ganz gewiß ja auch geistig mit an erster Stelle stehenden Gewerbes, daß da ein Sinn und ein Verständnis für sozialpolitische Fragen schon bestand, als dieses Verständnis naturgemäß in weitere Kreise noch nicht hatte dringen können. Daß das so bleiben möge, daß auch diese Tradition dem deutschen Buchgewerbe allezeit gewahrt werden möge, mit diesem Wunsch lassen Sie mich schließen und nur noch hinzu- fügen, daß mir auch der hohe Auftrag geworden ist, bei Ab wesenheit des Präsidenten der Ersten Sächsischen Kammer, der eingeladen war, aber leider verhindert ist, heute der Feier bei zuwohnen, dessen Dank für die Einladung auszusprechen und das warme Interesse, das die Erste Kammer an Ihrer Feier nimmt. Ich kann auf die Worte des hochverehrten Herrn vr. von Hase Bezug nehmen, daß die Ständeversammlung Gelegenheit ge nommen hat, wo sie konnte, das warme Interesse und den ernsten Willen, auch diese stolzeste Eigentümlichkeit Leipzigs aufrechtzu erhalten, jederzeit zu bethätigen, und ich kann bestätigen, daß Herr Präsident Graf Könneritz dies selbst wiederholt haben würde, wenn er nicht amtlich heute verhindert wäre.» (Lebhaftes Bravo!) Siebeiiilndstchzigster Jahrgang. Im Namen der Stadt Leipzig widmete der Bürger meister Herr vr. Dittrich dem Buchgewerbeverein das folgende Begrüßungswort: -Hochansehnliche Versammlung! Insonderheit hochverehrte An gehörige des Deutschen Buchgewerbevereins! Der heutige Tag und die Einweihung der Gutenberghalle bedeutet einen Festtag auch für die Stadt Leipzig und ihre Bürgerschaft. Wir freuen uns mit dem Deutschen Buchgewerbeverein, der die hervorragendsten Ver treter des deutschen Buchgewerbes in sich vereinigt, daß er heute Einzug hält in sein eigenes Heim. Durchdrungen und überzeugt von der Bedeutung des deutschen Buchgewerbes, hat die Stadt Leipzig es sich stets zur Ehre zu schätzen gewußt, eine Ver einigung von Männern in ihren Mauern beherbergen zu können, die sich die Lebensaufgabe stellen, die geistige Entwickelung des deutschen Volkes zu fördern: wie könnte es da anders sein, als daß Rat und Bürgerschaft der Stadt Leipzig an dem heutigen Fest den wärmsten und freudigsten Anteil nehmen? Hohe Freude erfüllt uns, daß die bedeutungsvolle Stellung des deutschen Buchgewerbes uno des deutschen Buch handels, von deren Zusammengehörigkeit durch die Errichtung dieser beiden einander benachbarten und untereinander verbundenen Monumentalgebäude auch nach außen hin einen würdigen Aus druck findet, daß die Machtfülle des deutschen Buchgewerbes und des deutschen Buchhandels damit eine Bedeutung gewinnt, wie sie sonst nirgends noch in die Erscheinung getreten ist. Durch ver schiedene günstige Umstände, durch eine centrale Lage, durch den Vorzug, insonderheit als Sitz einer der blühendsten deutschen Universitäten, in geistiger Beziehung zu stehen mit ganz Deutsch land und weit darüber hinaus, hat sich Leipzig, nicht zum mindesten dank der Intelligenz, Thatkraft und zähen Ausdauer seiner Bürgerschaft, allmählich seit langer Zeit, auf wohlvor bereitetem Boden seiner Sonderentwickelung herausgewachsen zu einer buchgewerblichen Metropole, ja ich darf es wohl als eine Thatsache aussprechen, als eine buchgewerbliche Welt stadt, wie sie einzig vorhanden ist. Und dieser Entwickelung wird durch den heutigen Tag gewissermaßen der Stempel auf gedrückt, der Schlußstein eingefügt, zu unserer aller lebhaftesten Freude. Es war deswegen auch für die Stadt Leipzig und ihre Vertretung eine hocherfreuliche Ehrenpflicht, als es galt, die Wünsche des deutschen Buchgewerbes zu verwirklichen, auf eigenem Boden im eigenen Heim zu sitzen, und ich darf auch für die Zu kunft im Namen des Rates der Stadt Leipzig, dessen erster Ver treter, der Oberbürgermeister Tröndlin, zu seinem lebhaftesten Be dauern heute zu erscheinen durch die bekannte Verkettung der Verhältnisse verhindert ist, ich darf versichern, daß die Stadt Leipzig auch ferner dem deutschen Buchgewerbe die lebhafteste und wärmste Fürsorge angedeihen lassen wird, und daß wir es uns angelegen sein lassen werden, daß der Deutsche Buchgewerbeverein und alle seine Vertreter sich hier in dem neuen Heim, wie in unserer Stadt überhaupt recht wohl und heimisch fühlen, daß sie alle sich stets betrachten mögen als Angehörige unserer Stadt Leipzig. Unsere herzlichsten und wärmsten Glückwünsche be gleiten den Deutschen Buchgewerbeverein zur Vollendung und Ver wirklichung des unternommenen Werkes. Möge dieses Deutsche Buchgewerbehaus alle die Hoffnungen rechtfertigen, die seine Bauherren in edler Begeisterung zum Bau verschreiten ließen! Möge es reichen Segen ausströmen auf die deutschen Lande, auf das deutsche Buchgewerbe; möge es aber auch insonderheit — das ist unser Wunsch, der Wunsch der Stadt Leipzig — ein festes Bindeglied bilden in dem, Gott gebe es, unlösbaren Band zwischen dem deutschen Buchgewerbe und der Stadt Leipzig und ihrer Bürgerschaft!- (Lebhaftes Bravo!) Für die Universität Leipzig sprach deren Rektor Herr Geheimer Hofrat Professor vr. Kirchner: -Hochansehnliche Versammlung! Die Universität Leipzig, deren gegenwärtiger Vertreter zu sein ich die Ehre habe, schließt sich unter aufrichtigem Danke für die ihrem Vertreter zu dem heutigen Festtage gewordene Einladung den schon ausgesprochenen Glück wünschen aufs herzlichste an. Die Hochschulen, das heißt die Stätten der wissenschaftlichen Lehre und der wissenschaftlichen Forschung, in allen ihren Teilen, Lehrende und Lernende, sind der Buchdruckerkunst und dem Buchgewerbe unter allen in erster Linie zu Dank verpflichtet, denn nur mit Hilfe dieser Kunst ist es möglich, die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung der Mensch heit allgemein zu nutze zu machen, dazu beizutragen, daß der Endzweck jedes menschlichen Wirkens, die Veredelung der Mensch heit und die Verschönerung ihres Daseins, zur That werde. Die Universität Leipzig im besonderen weiß es mit Dank zu würdigen, daß sie dieselbe Heimatsstadt hat, wie der Deutsche Buchgewerbeverein, der, man kann wohl sagen, das Herz des Buchgewerbes der ganzen Welt darstellt. Diese 522
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