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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1900
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- Erscheinungsdatum
- 19.05.1900
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- Deutsch
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3892 Nichtamtlicher Teil. 115, 19. Mai 1900. Es folgten nunmehr die Ansprachen der Vertreter aller höchster und höchster Persönlichkeiten, sowie hoher Behörden und Körperschaften. Als erster nahm Seine Excellenz der Herr Staatssekretär des Innern, Staatsminister vr. Graf von Posadowsky-Wehner, der beauftragte Vertreter Seiner Majestät des Deutschen Kaisers, das Wort zu fol gender Begrüßung: -Meine hochverehrten Herren! Als vor mehr als vier und einem halben Jahrhundert der große Vorfahr des deutschen Buch gewerbes, Johann Gutenberg, seine beweglichen Lettern erfand, ahnte er nicht, welche weltgestaltende Kraft seine Erfindung in sich trug. Diese Schriftzeichen stellten ein kleines, aber wichtiges Heer von Kämpfern dar, das in alle Lande hinausgezogen ist und schließlich die Welt erobert hat. Der Buchdruck verbreitete die Schöpfungen des menschlichen Geistes, er befreite den Einzelnen aus den Fesseln der geistigen Vereinsamung und brachte ihn in lebendigen Zusammenhang mit der Gedankenwelt und den Fort schritten der übrigen Menschheit. So war die Erfindung Johann Gutenbergs eine wahrhaft geistesbefrciende That. Es ist kein zu fälliger Umstand, daß das deutsche Buchgewerbe gerade hier in Leipzig, der uralten Lindenstadt, sich zu so hoher Blüte ent wickelt hat. Hier liegt auf jedem Fußbreit Erde der Hauch ge schichtlicher Erinnerung. Die Völker Europas sind durch diese Stadt gezogen, unter ihren Mauern haben unsere Vorfahren um Leben und Freiheit gekämpft. Die alte ehrwürdige Hochschule weist eine glänzende Reihe berühmter Gelehrter auf. Die muster haften Schulen des Landes förderten die ästhetische Erziehung der Jugend. Die Kunst hat hier alle Zeit eine Heimat und ver ständnisvolle Würdigung gefunden. In einer Stadt mit so stolzer Geschichte, in einer Stadt, wo so hervorragende Männer lebten und wirkten, mußte sich der Gesichtskreis ihrer Bewohner erweitern und das geistige Leben sich vertiefen und veredeln. So wurde Leipzig unter der landesväterlichen Fürsorge hochsinniger Fürsten eine der hervorragendsten deutschen Stätten für Litteratur und Kunst, die ihren eifrigen und feinfühligen Dolmetscher in seinem Buchgewerbe fanden. Mit berechtigter Genugthuung kann deshalb dieses Gewerbe heute auf seine mehr als vierhundcrt- jährige Geschichte zurückblicken, die gleichzeitig die Geschichte deutscher Geistesbildung und deutschen Sittenlebens ist. -Wenn Seine Majestät der Kaiser die Gnade gehabt hat, mich zu beauftragen, heute in Ihrer Mitte zu erscheinen und dem Deutschen Buchgewerbeverein Allerhöchstseine Glückwünsche zu diesem Festtage auszusprechen, so hat Er damit bekunden wollen, welche hohe Achtung Er für Ihre Thätigkeit empfindet und welchen Wert er Ihrer Wirksamkeit beimißt. Als äußeres und bleibendes Zeichen hierfür hat Allerhöchstderselbe dem Buchgewerbeverein Seine Marmorbülte verehrt, welche ich die Ehre habe Ihnen hier mit zu übergeben. -Möchten die gegenwärtigen und kommenden Geschlechter in dem Bildnis des Deutschen Kaisers, das Sie in dieser herrlichen Halle aufgestellt haben, stets das Sinnbild des in seinen Fürsten und Völkern neu geeinten Reiches erblicken!- (Lebhaftes Bravo!) Dem hochgestellten Redner, dessen Worte die Fest versammlung mit herzlichem Beifall begrüßte, löste Herr Kreishauptmann vr. von Ehren stein ab und überbrachte im Aufträge Seiner Majestät des Königs von Sachsen folgende königliche Botschaft, die die Versammlung mit ehr furchtsvollem Dank entgegennahm: -Meine Herren! Das Ereignis, das sich heute hier vollzieht, erweckt das teilnahmvolle Interesse nicht bloß der Stadt Leipzig, sondern weiter Kreise des deutschen Vaterlandes, füllt ein denk würdiges Blatt in der Kulturgeschichte unseres Volkes. Noch sind wir bewegt von dem erhabenen Bilde, das sich in diesen Tagen durch die Vereinigung aller Souveräne Europas in der Reichs hauptstadt vor unseren Blicken entrollte und heute weihen wir ein Kind eben des Völkerfriedens, der in jener Vereinigung eine weithin sichtbare Darstellung fand. Einem Werke gilt unser Bei sammensein, das dem deutschen Volke besonders wichtig und teuer erscheint, weil es ein Bollwerk und Rüstzeug werden soll für die Pflege von Kunst und Wissenschaft, als deren Diener es sich von jeher gefühlt hat — einem aus eigener Kraft geschaffenen Werke, das der Thatkraft und Einigkeit der Berufsgcnossen für alle Zeilen ein ruhmvolles Zeugnis ausstellt. -Wenn aber heute Eindrücke der Gegenwart noch so mächtig auf uns einwirken, so tritt uns doch zugleich lebendig vor die Seele die Erinnerung an Vergangenes, an den Tag, an dem wir das Schwesterhaus dieses Hauses seiner Bestimmung übergaben, in dem wir gleichsam den Grundstein zu dem heute hier geweihten legten, und das nun mit diesem zusammen den vereinten Zwecken dienen wird. Damals wie heute hatten sich Vertreter aus allen Teilen Deutschlands in Leipzig zu einer hochgesinnten Versamm lung vereinigt, und die damalige Feier erhielt dadurch einen bc- onderen Glanz, daß sie durch die Anwesenheit von unseres Königs und Landesherrn Majestät ausgezeichnet war. Durch das Ihnen bekannte Zusammentreffen ist Allerhöchstderselbe heute zu seinem Bedauern abgehalten, die gleiche Gunst der heutigen Versammlung zu erweisen. Allein es ist des Königs Wille und Befehl, daß der lebhafte Anteil, daß die angelegentlichen Wünsche, mit denen Seine Majestät dieses Werk begleitet, dieser Versammlung ver kündet werde, und ich bin berufen, in der mir anbefohlenen Allerhöchsten Vertretung Ihnen diese königliche Botschaft hiermit zu überbringen. -Lassen Sie uns denn unter dem herrlichen Bilde unseres erhabenen Kaisers, das Ihnen soeben verliehen worden ist, unter dem Bilde unseres Königs und Landesherrn, des letzten unserer Heldenführer in der großen Zeit, des Einzigen, dessen teures, ehrfurchtgebietendes Haupt die Sonne des neuen Jahrhunderts bescheint, und im Hinblick auf das sogleich zu enthüllende Denk mal des unsterblichen Gutenberg das Gelübde erneuern, immerdar eingedenk zu sein der Aufgabe, die in der Reihe der Völker der Erde dem Deutschen Volke gestellt ist, Hüter und Mehrer zu sein der idealen und geistigen Güter der Menschheit, immerdar zu treben und zu ringen nach dem Licht und nach der Wahrheit. -Heute aber, wo dieser prächtige Bau sich über uns erhebt, lassen Sie uns auch die Pflicht der Dankbarkeit gegen die Männer nicht versäumen, die in selbstloser Hingabe und in rastlosem Berufseifer diesen Bau so schön und würdig vollendet haben, und auch in dieser Beziehung dem Beispiel unseres gnädigen Königs olgen, der den Verdientesten und Erfolgreichsten unter ihnen mit der ihm vorhin von mir überreichten Ehrung ausgezeichnet hat. Möge der Same, den diese Männer ausgestreut haben, reiche Früchte tragen zum Gedeihen des Deutschen Buchgewerbes, zum Heil und Segen des Deutschen Vaterlandes!- (Lebhaftes Bravo!) Der Chef des Großherzoglich sächsischen Kultusdeparte ments in Weimar, Wirkliche Geheime Rat Freiherr von Pawel-Rammingen, sprach im Aufträge Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen: -Meine hochverehrten Herren! Namens Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen, meines allergnädigsten Herrn, höchstwelcher zu seinem aufrichtigen Bedauern wegen seines Kuraufenthaltes in Wiesbaden verhindert ist, heute dieser schönen nationalen Feier persönlich beizuwohnen, und der deshalb mich als höchstseinen Vertreter hierher zu senden geruht hat, danke ich für die freundliche Einladung und überbringe Ihnen, meine Herren, höchstdessen Grüße. Ich danke sodann auch namens Seiner Hoheit für die Huldigung, welche an dieser festlichen Stätte für meinen gnädigsten Herrn und sein Fürstenhaus sowohl durch die Rede des Herrn Vorsitzenden des Deutschen Buchgewerbevereins, als auch durch die bildliche Darstellung dreier um die Kunst und Wissenschaft hochverdienter Vorfahren in dieser Ehrenhalle des deutschen Buchgewerbes so würdig zum Ausdruck gebracht worden ist. Der Großherzog Carl Alexander selbst, nach der Tradition seines Hauses ein eifriger Förderer von Kunst und Wissenschaft, hat mit dem lebhaftesten Interesse Kenntnis genommen von dieser hervorragenden Feier, die in so inniger Beziehung steht zu dem deutschen Geistes- und Kulturleben, an dessen Förderung und Pflege Weimar und sein Fürstenhaus nicht zum geringsten Grade in den verschiedenen Zeitepochen und über die Grenzen der engeren Heimat hinaus zum Segen Deutschlands mitgewirkt haben. Ich glaube ganz im Sinne Seiner Königlichen Hoheit zu sprechen, wenn ich diese Geistesgemeinschaft betone, wenn ich dieses geistige Band, das zwischen Weimar und Thüringen und Ihren Bestrebungen, meine Herren, besteht und bestanden hat, hervorhebe, und wenn ich dieses Fest als eine nationale Feier deutschen Geisteslebens ganz besonders begrüße. Zur Vollendung aber dieses uns heute vor Augen geführten schönen Werkes, dieses herrlichen Vereinshauses und des dreifachen Ehrendenkmals spreche ich im Namen Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen dem Deutschen Buchgewerbeverein und der Stadt Leipzig als der Centrale seiner Bestrebungen und seiner Interessen hiermit die wärmsten und aufrichtigsten Glück- und Segenswünsche aus.- (Lebhaftes Bravo!) Die Wünsche des Deutschen Reichstags überbrachte in Vertretung des Präsidenten Grasen Ballestrem der erste Vice- prästdent, Kammerherr von Frege-Weltzien: -Hochzuverehrende Herren! Es ist mir der ehrenvolle Auftrag geworden, im Namen des deutschen Reichstags für die ehrenvolle Einladung zu danken, welche der Deutsche Buchgewerbeverein an den Vorstand des deutschen Reichstags zu richten die Freundlich keit gehabt hat. Der Herr Präsident Graf Ballestrem würde wahr scheinlich selbst an dieser Stelle stehen, wenn ihn die Geschäfts-
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