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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1900
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1900
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- Deutsch
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115, 19. Mai 1900. Nichtamtlicher Teil. 3891 schneider. Aus Dresden war erschienen Geheimer Regierungs rat Roscher, aus Berlin der Vizepräsident des Reichstags, Freiherr von Frege - Weltzien, der Reichstagsabgeordnete für Leipzig, Professor vr. Hasse, der Direktor der Reichs druckerei Geheimer Rat Wendt und der Direktor der Biblio thek des Kunstgewerbemuseums vr. Jessen, aus Mainz dessen verdienstvoller Oberbürgermeister vr. Gaßner. Die Künstler schaft Leipzigs war fast vollzählig erschienen. Der deutsche Buchhandel war durch den Gesamtvorstand des Börsen vereins vertreten. Aus dem fernen Odense war Herr Carl Milo, der Vorsitzende des Vereins der dänischen Provinz buchhändler, aus dem Haag Herr August Belinfante, der Vorsitzende des niederländischen Buchhändler-Vereins, ge kommen. Ein sehr gefeierter Gast war der fünfundachtzig- jährige Herr Generalkonsul Lorck, der langjährige frühere Sekretär des Centralvereins für das Buchgewerbe, dessen un ablässige Anregung nicht wenig zur Ausführung des Baues bei getragen hat, und dem der heutige Tag somit Genugthuung und Ehre brachte. Ein Orgelvorspiel nach G. F. Händels Chor »Seht er kommt mit Preis gekrönt« eröffnete die Feier. Nachdem es verklungen war, trat der Universitätsprediger, Herr Professor vr. Rietschel, zum Rednerpult. Derselbe verehrte Geistliche hatte mit beredtem Worte den Grundstein des Hauses geweiht; nun folgte er der Bitte, auch für das über dem Grundsteine in Pracht und Größe erwachsene Haus den Segen des Höchsten herabzustehen. Es geschah mit nachfolgendem Weihewort, dem die Festversammlung andachtsvoll lauschte: -Unser Anfang geschehe im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Amen! Das Haus, dessen Errichtung vor fünfzehn Jahren zuerst geplant ward, zu dem vor dem Kantate sonntag 1898, am siebzigsten Geburtstage unseres geliebten Königs Albert, der Grundstein gelegt werden konnte, ist in Schönheit erstanden. Seine Thore haben sich aufgethan, durch Wort und Gebet soll cs seine Weihe empfangen. Drei Hammerschläge er klangen nach altem Brauch auf dem Grundstein des Hauses, be gleitet von manchen guten, kräftigen Worten. Drei Worte seien heute zur Krönung dieses Hauses mit allem, was es in sich schließt, zur Weihe gesprochen, drei Worte zur Weihe des Deutschen Buchgewerbehauses, entnommen aus dem Buche der Bücher, das auch als das erste vollendete Werk im Buchdruck in die Welt hinausging. -Das erste Wort weckt ein Blick auf diese Ehrenhalle und die Marmorgestalten, die es in sich schließt! Der Kinder Ehre sind ihre Väter. Vor uns stehen die Gestalten der Väter, die Bahn gebrochen haben für eine große Entwickelung. In der Mitte Johann Gutenberg, dessen geschichtliche Persön lichkeit ja wohl von mancher Sage umrankt ist, an dessen Namen aber unlösbar die Dankbarkeit des deutschen Volkes und der ganzen Welt sich knüpft; weil er als erster die Kunst, mit metallenen Zungen zu reden, gefunden und ihr Bahn ge brochen hat. Er hat den Anstoß zu einer Bewegung gegeben, deren Wellenkreise zu Trägern wurden alles dessen, was des Menschen Geist auf allen Gebieten zum Wohle der Menschheit schafft. Ihm zur Seite Aloys Senefelder, dessen Erfindung des Steindrucks eine von ihm selbst ungeahnte Entwickelung gefunden hat, der die bildende Kunst und die Erfindung, mit der Sonne zu malen, in den Dienst des Buchhandels gestellt und neue Kreise erschlossen hat, deren weitere Entfaltung wir noch nicht zu er messen vermögen. Dort Friedrich König, ein Mehrer von Guten- bcrgs Kunst, der durch die Erfindung der Schnellpresse ein Werkzeug geschaffen, das heute in staunenswerter Vervollkommnung das ge druckte Wort und Bild in unzählbarer Menge hinaussendet in alle Welt. Drei große Männer unseres deutschen Volkes, deren Wirken segenbringend ineinandergreift, deren Namen all die ver schiedenen Künste und Gewerbe zusammeuschließen, die, in diesem Hause innig vereint, die Wechselwirkung der Kräfte zu harmonischem Erscheinen bringen sollen, lind die Gestalten anderer Männer sollen sich später anschließen, die unserem Volke und der Welt zum Segen geworden sind auf dem großen Gebiete des Buch gewerbes. Unser Herz schlägt höher in dem Bewußtsein: sie waren unser, unsere Väter, deren Segensgabe sich auf uns, die Kinder und Kindeskinder vererben, die den Namen des deutschen Volkes vor der Welt preisen. Ja, der Kinder Ehre sind ihre Väter. -Ein zweites Wort als Losungswort für alle die Arbeitsgebiete, die in diesem Haus einen Sammelpunkt gefunden: das Paulus- Wort: -Wir können nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.- Weltweisheit und Wahrheit werden uns im Bilde in dieser Halle grüßen, und auch die Dichtung, die demnächst droben neben der Wahrheit stehen wird, ist so wenig eine Gegnerin der ewigen Wahrheit, daß sie mit der Macht der Phantasie nur dem Guten, dem Schönen, dem Wahren, das ewig bleibt, wenn die Wirklichkeit vergeht, dienen will! Eine Leuchte für das Licht der Wahrheit in vollem Umfang dieses Wortes soll das gesamte Buchgewerbe sein. Wort und Bild, die es hinaus sendet, sind eine Macht ohnegleichen auf dieser Erde. Segen und Fluch liegen darin verborgen. Ob das Wort die Wahrheit oder die Lüge und den hohlen Schein verkündet, ob es dem Edlen und Guten oder dem Gemeinen dient, ob es als Licht unserem Volke auf dem Wege der Wahrheit vorleuchtet oder ob es als Irrlicht aus dem Sumpf niederer Leidenschaften geboren, in die Lüge, in die Gemeinheit, in das Verderben lockt, das ist die entscheidende Frage. In diese Stunde klingt mahnend Mops Senefelders Wort hinein: -Ich wünsche, daß die Steindruckerei der Menschheit durch vortreffliche Erzeugnisse vielfältigen Nutzen bringe und zu ihrer größeren Veredelung gereiche, niemals aber zu einem bösen Zweck gemißbraucht werde. Dies gebe der Allmächtige, dann sei gesegnet die Stunde, in der ich sie erfand.- Nichts wider die Wahrheit, Alles für die Wahrheit, das sei der Wahlspruch eines jeden, der als ein Glied in der großen Kette, die das Buchgewerbe zusammen schließt, sich cinfügt. Luther nennt die Buchdruckerkunst -die letzte Flamme vor dem Auslöschen der Welt-. O, möchte sie stets als eine reine Flamme leuchten zum Segen aller kommenden Geschlechter auf Erden, möchte mit unwiderstehlichem Drang aus den Herzen aller, die für unser Volk wirken, das Bekenntnis sich Bahn brechen: -Wir können nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit-. -Und nun das dritte Wort, es führt uns hinauf zu Gott: Von ihm, durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit. Was wäre eine Weihe dieses Hauses ohne den, der alles bereitet. Von dem Gott unserer heidnischen Väter, Baldur, dem Gott des Lichts, der droben im Bild noch zur Darstellung kommen wird, werden wir geführt zu dem großen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, in dessen Namen unser Weihewort auch den Anfang ge nommen. Von dem heidnischen Gott des Lichtes steigen wir auf zu dem Vater des Lichts, den keine Kunst darzustellen vermag, zu unserem Vater in Christo Jesu. Von ihm sind alle Dinge. Es ist etwas Geheimnißvolles um das Talent und die Gaben des Geistes, die aus der Verborgenheit eines Menschenherzens unwider stehlich sich Bahn brechen und die Werke schaffen, von denen das Dichterwort gilt: Großer Menschen Werke zu sehen, schlägt uns nieder, doch erhebt es auch wieder, daß so etwas vom Menschen geschehen. Woher diese Gaben? Alle gute Gabe und alle voll kommene Gabe kommt von oben herab, vom Vater des Lichts. So lautet die alte kirchliche Epistel des Sonntags Kantate, die als Weihewort vor zwei Jahren über dem Grundstein dieses Hauses erklang. Von ihm sind alle Dinge, darum Ihm allein sei Ehre in Ewigkeit. Durch ihn sind alle Dinge, denn Er giebt zum Wollen das Vollbringen, zum Fleiß das Gelingen, zum Wirken den Segen, Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Zu ihm sind alle Dinge, denn was aus der Wahrheit ist, das muß ihn verherr lichen, gleichviel, ob es im Dienst des irdischen oder ewigen, des leiblichen oder geistigen Wohles der Menschen steht, denn beides steht unlösbar zusammen, und Gottes ist beides, Himmel und Erde. So wird die Stunde der Weihe zu einem Weckruf -Lursum ooräa, Zloria tibi ckomins in sxoslsis-, von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge, Ihm sei Ehre in Ewigkeit. -Ja, Dir allmächtiger Gott, Du unser Vater in Christo Jesu, sei Ehre, Preis und Dank, daß Du dieses Werk deutscher Kraft, deutschen Fleißes, deutscher Kunst hast herrlich gelingen lassen. Und wie unter Deinem gnädigen Schutz der Bau vollendet worden ist, so gieb auch Deinen Segen zu allem, dem dieses Haus dienen soll. Latz uns in Dankbarkeit gedenken, daß der Väter Segen den Kindern Häuser baut, laß uns stets streben allein nach der Wahr heit und in ihr Dir dienen, laß alles gereichen zu Deinem Wohl gefallen und zu Deiner Ehre. Segne Kaiser und Reich, segne unseren König und das Vaterland, segne alle deutschen Fürsten und Völker. Laß Deine Gnadensonne über unserem gesamten Volke nicht untergehen. Gieb Deinen Segen zur Arbeit des edlen deutschen Buchgewerbes in all seinen Zweigen, daß sie gereiche zum Heil unseres Volkes. O Herr hilf, Herr laß wohl gelingen. Amen!- Dem Weihcwort folgte die Eröffnungsrede des ersten Vorstehers des Deutschen Buchgewerbevereins, Herrn vr. Oskar von Hase, die wir in Nr. 110 d. Bl. vom 14. Mai im Wortlaut zum Abdruck gebracht haben. In das Hoch, das der Herr Redner auf Ihre Majestäten den Kaiser und den König und auf die Fürsten des Reichs am Schlüsse aus brachte, stimmte die Festversammlung mit freudigem Rufe ein. 521
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