Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19090327
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190903274
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19090327
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-03
- Tag1909-03-27
- Monat1909-03
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
lernung eines guten Französisch, eben des gemischten Personals wegen, ziemlich gering. Auch dürfte die Art des Geschäftsbetriebs nicht viel von dem zu Hause gewohnten abweichen, so daß auch in dieser Beziehung wenig Neues zu lernen wäre, und bei Stel lungen in solchen Häusern eigentlich nur die Annehmlichkeit »in Paris gewesen zu sein« Zurückbleiben würde. Außer diesen Kom missionsgeschäften kommen nur noch einige wenige internationale Sortimente in Frage (Le Sondier, Flammarion <L Vaillant, Fisch bacher, Haar L Steinert), ebenso einige Antiquariate (Klincksieck, Weiter), Noch seltener endlich sind Stellen, die man in rein fran zösischen Verlagshäusern findet. Zu diesen verhältnismäßig ge ringen Chancen kommt noch das starke Angebot von Volontairen, die, wenn sie auch nach einer gewissen Zeit in eine bezahlte Ge hilfenstelle aufrücken, sich mit einem so geringen Gehalt begnügen, und durch den heimatlichen Wechsel auch begnügen können, daß die Aussichten für wirkliche Gehilfen, die darauf angewiesen sind, von ihrem Gehalt leben zu müssen, noch geringer werden. Nun gibt es zwar Firmen die grundsätzlich nie mit Volontairen arbeiten (wie Plon-Nvurrit äc Cie,), andere, die Volontairen den Vorzug geben (Calmann-Lsvy, Boyveau L Chevillet, Felix Juven), endlich noch andere die überhaupt keine Ausländer anstellen; diese letzteren dürften die Mehrzahl bilden. Ist jemand in der angenehmen Lage, als Volontair nach Paris kommen zu können, so wird er meistens ohne jedes Engage ment hierher kommen, um sich an Ort und Stelle etwas zu suchen, und wird wohl bald auch etwas finden. Wesentlich anders liegt der Fall bei den Gehilfen: sehr groß ist die Zahl der jenigen, die mit großer Ausdauer und Geduld einen Offertenbrief nach dem andern nach Paris schreiben, häufig genug auch an Firmen, die gar keine offene Stelle ausgeschrieben hatten. Das damit erzielte Resultat dürfte aber zu der darauf verwandten Mühe und Arbeit in gar keinem Verhältnis stehen, denn die jenigen, die auf diesem Wege eine Stelle in Paris gefunden haben, sind verschwindend wenige. Nicht selten kommt es auch vor, daß im Börsenblatt offene Stellen in Paris ausgeschrieben werden; aber diese Angebote sind meist anonym, und dann hat die Sache irgendeinen Haken: es find nämlich jahraus jahrein so viele stellenlose Gehilfen in Paris, von denen der eine oder andere entschieden für die in Betracht kommende Stelle genligen würde, und die suchende Firma weiß auch ganz gut, wo diese Gehilfen zu finden sind, sodaß sie gar nicht nötig hätte, deswegen nach Leipzig zu schreiben. Noch geringer endlich ist die Zahl derjenigen, die auf ein gezeichnetes Inserat hin eine Stelle in einem großen und angesehenen Hause finden; aber diese wenigen Auserwählten werden ihr Engagemem meist nicht zu bereuen haben. Am schnellsten und einfachsten finden diejenigen etwas, die ohne Engagement »aufs Pflaster« hierher kommen, in der Voraus setzung allerdings, daß sie sich einige Monate ohne Anstellung über Wasser halten können. Immerhin möchte ich diesen Rat nur unter Vorbehalt geben; sicher ist das Mittel keineswegs, und es sollte jeder mit dem Umstande rechnen, eventuell nach einigen Monaten erfolglosen Wartens unverrichteter Sache wieder abziehen zu müssen. Unter denen, die ohne Stelle hier warten, haben nur wieder diejenigen am meisten Aussicht, die außer guten Berufskenntnissen am besten französisch können. Das ist nun zwar ein Punkt, den viele nicht glauben wollen und der Ansicht sind, in Paris lerne man »ganz von selbst« französisch. Es ist erstaunlich, zu sehen, mit wie wenig französischen Sprachkennt- nissen die meisten jungen Gehilfen nach Paris kommen, und noch erstaunlicher, wie wenig manche unter ihnen auch nach jahre langem Aufenthalt gelernt haben. Mag das in der Schule Ge lernte auch noch so fest sitzen, erst wenn man an Ort und Stelle ist und die Sprache praktisch anwenden soll, merkt man, wie wenig man sie beherrscht. Am meisten spürt das derjenige, der auf der Suche nach einer Stelle von Haus zu Haus geht und sich dabei kaum verständlich machen kann. Der beste Rat, den ich allen denen, die die Absicht haben, nach Paris zu kommen, geben kann, ist der, in Freistunden richtig die französische Gram matik oder irgendein französisches Konversationsbuch zur Hand zu nehmen und lieber zu viel darin zu studieren als zu wenig. Die wenigen, die das Glück haben, mit einem festen En gagement in der Tasche hierher zu kommen, werden von der be treffenden Firma die nötigen Winke in betreff Unterkunft, Verpflegung usw. erhalten. Diejenigen aber, die sich hier erst etwas suchen wollen, werden gut tun, sich mit den hier anwesenden deutschen oder ausländischen Kollegen in Verbindung zu setzen, denn bei dem starken Wechsel, der hier besteht, ist man in Gehilfenkreisen immer noch am besten über offene Stellen unterrichtet. Hier möchte ich einschalten, daß die in Deutschland so beliebten bürgerlichen Familienpensionen in Paris fast unbekannt sind; sie sind für junge Leute, die neben ihrem Beruf auch Paris kennen lernen wollen, unpraktisch, z. B. schon dadurch, daß man durch die Mahlzeiten immer an eine bestimmte Zeit gebunden ist, was namentlich Sonntags störend empfunden wird, und meistens auch teurer, als wenn man sich ein möbliertes Zimmer mieten und irgendwo auswärts essen würde, in irgend einem Restaurant, wo man gerade geht und steht und wo jede Mahlzeit mit Trinkgeld gleich bezahlt wird. In Paris wohnt man also meistens im Hotel, worunter aber nicht die in Deutschland üblichen Hotels für Passanten zu verstehen sind, sondern nichts anderes als Pen sionen in großem Stil, als möblierte Häuser, in denen einzelne Zimmer vermietet und die dann Hotels genannt werden. Der Passantenverkehr, auf den sie gar nicht eingerichtet sind, ist in solchen Hotels gleich null; die Zimmer werden wöchentlich oder monatlich vermietet, und zwar bewegen sich die Preise im letzteren Falle von etwa 35 — 40 Frcs. an aufwärts. Zu essen gibt es in solchen Hotels meistens nichts, auch nicht das erste Frühstück am Morgen (auf das der Franzose übrigens häufig verzichtet), sodaß alle Mahlzeiten auswärts eingenommen werden müssen und jeder sich dabei nach eigenem Gutdünken und nach seinem Kassenbestand einrichten kann. Auch um Wäsche, Kleiderreparaturen und dergl. wird sich niemand dort kümmern. Ein solches Hotel, das in nächster Nähe derjenigen Firmen liegt, die vorzugsweise ausländische Gehilfen beschäftigen, wie Fischbacher, Haar L Steinert, Brockhaus, Le Soudier, Nilsson, Wetter, und dessen Kundschaft sich schon seit Jahren hauptsächlich aus deutschen Buchhandlungsgehilfen zusammensetzt, liegt in der Rue Jacob Nr. 25. Wenn nun ein junger Ankömmling keine Bekanntschaften oder Verbindungen in Paris hat, so wird er gut tun, sich in dieses Hotel führen zu lassen, das eben durch seine starke Frequenz von Berufsgenossen unter der Bezeichnung »Buch händler-Hotel« in Gehilfenkreisen bekannt ist und das nicht besser und nicht schlechter ist als andere auch; er kann sicher sein, dort immer deutsch sprechende Kollegen zu finden, die ihn über das Nötigste im Leben in der Weltstadt, über etwa offene Stellen u. a. aufklären werden. Auch empfiehlt es sich, sich an den in Paris bestehenden ausländischen Buchhandlungsgehilfenverein zu wenden; die Adresse des Vorsitzenden, der jungen Berufsgenossen immer mit Rat und Tat beistehen wird, ist aus dem Buchhändleradreß buch ersichtlich. Soviel über Ankunft und Unterkommen. Nun zur beruf lichen Seite dieser Ausführungen. Die Arbeitszeit ist in Paris meistens kürzer als in Deutschland: in großen Verlagshäusern beginnt sie durchschnittlich um */z9 Uhr morgens und endigt, bei anderthalbstündiger Mittagspause um 6 Uhr abends, was damit Zusammenhängen mag, daß nach 6 Uhr aufgelieferte Postsachen den Anschluß an die Abendschnellzüge nicht mehr erreichen. Für Drucksachen ist die letzte Frist sogar 5 Uhr abends, was für eilige Bestellungen aus dem Auslande, die erst nachmittags hier eintreffen können und noch am gleichen Tage ausgesührt werden müssen, wichtig ist zu beachten. Überstunden kommen selten vor und dauern dann nur bis 7 oder ^/z8 Uhr abends; eine Sonn tagsarbeit gibt es seit der vor etwa zwei Jahren eingeführten
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder