Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.08.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1936-08-22
- Erscheinungsdatum
- 22.08.1936
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19360822
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193608221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19360822
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1936
- Monat1936-08
- Tag1936-08-22
- Monat1936-08
- Jahr1936
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nummer 195, 22. August 1936 die guten Manuskripte ihren Weg an die Öffentlichkeit allein finden. Zum anderen aber, datz alle Außenseiter und Sonderlinge, für die die Manuskript-Abteilung der Reichsstelle niemals bestimmt gewesen ist, in zunehmendem Maße glauben, hier eine Krücke für ihre nicht lebensfähigen geistigen Erzeugnisse zu finden. Durch den Wegfall der Begutachtung von Manuskripten sind einerseits jene wohl nie aussterbcnden »verkannten Genies«, die hier noch einmal Morgenluft witterten, in ihre Grenzen verwiesen, zum anderen aber ist für alle ernsthaft literarisch Schaffenden die Möglichkeit gegeben, durch die Leistung sich selbst den gebührenden Platz innerhalb des deutschen Schrifttums zu erkämpfen. Das soll und kann freilich nicht heißen, daß die Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums sich grundsätzlich nicht mehr um junge, noch ringende Schriftsteller kümmern will. Sie wird es im Gegenteil nach wie vor als ihre besondere Ausgabe betrachten, wo cs notwendig ist, helfend und fördernd einzuspringcn. Doch wird dies in Zukunft nur auf dem Wege über die Gliederungen der Be wegung geschehen können. Wenn etwa in den Kreisen der Hitler- Jugend oder des Arbeitsdienstes, auch der Deutschen Arbeitsfront, wertvolle literarische Kräfte erkennbar sind, wird die Reichsstclle sich, wenn es nötig ist, einzuschalten wissen, da sie mit den führenden Stellen in engster Fühlung steht. H. A. Altes und Neues von der Sächsischen Landesbibliothek Von Dr. Johannes Kleinpaul Die in diesem Sommer in Dresden veranstaltete Neichs- gartenschau hat die Sächsische Landesbibliothek zu einer ebenso sehenswerten ergänzenden Ausstellung in ihrem von Gottfried Semper geschaffenen Festsaale veranlaßt. Diese zeigt die Pflanzenwelt, von Meisterhand gezeichnet, gemalt und gedruckt, im Bild. Mit den ersten, von Peter Schösser, dem Gehilfen Guten bergs, gedruckten »Herbarien« hebt die Schau an. Ihnen folgen die berühmten »Kräuterbücher« von Hieronymus Bock, Kaspar Lonitzer und Petrus Andreas Matthiolus und das erste in diesem Betracht wichtige Nenaissance-Werk von Otto Bruns feld. Weiter sieht man, um nur ganz weniges einzeln anzufiihren, Blumenbilder aus den Wiener und Schönbrunner Gärten um 1780 und erste Frühdrucke um 1830. So geht es durch die Jahrhunderte, und es ist unendlich reizvoll, die Loslösung des Pflanzenbildcs von den gotischen Formen, die es anfangs beeinflußten, zu immer größerer Naturnähc zu verfolgen und schließlich seine vollkommen naturgetreue und künstlerische Darbietung zu bewundern. Das Erstaunlichste in dieser Hinsicht wurde im »P i l l n i tz e r H e r b a r i u m« K ö n i g Friedrich Augusts II. erreicht, dessen glücklicher Besitzer jetzt das Botanische Institut der Technischen Hoch schule in Dresden ist. Das Werk umfaßt zehn Bände mit tausend kostbaren Blättern im großen Imperial-Format, die die Hofmaler I. C. B. Friedrich und M. Teitelbach schufen. Auf jedem ist eine einzelne Pflanze in natürlicher Größe gemalt, in einer Naturgetreue und Schönheit, die jeder Beschreibung spottet. Vor jedem Blatte — vor den großen Kaktusblüten und vor den Asterbüschen mit ihrem Gewirr von Zweigen, Blättern und Blüten — denkt man an Apelles, an dessen gemalte Trauben die Vögel pickten. Der Botaniker auf dem sächsischen Throne belohnte die beiden Künstler königlich. Für jedes einzelne Blatt zahlte er 25, wo nicht gar 40 Taler! Aber leicht haben sie sich diese nicht verdient. »Er unter suchte jede Pflanze sehr genau mit der Lupe, und sobald die Zeich nungen in den Fruktifikationsteilcn oder sonst nicht genau Ubcrein- stimmten, mußten sie sie umzeichnen . . .«. Dieses berichtet vr. v o n A n t o n, der im Jahre 1798 eine große Neise durch ganz Mitteldeutschland unternahm, um überall im Inter esse der von ihm gegründeten »Lausitzer Gesellschaft der Wissen schaften« Verbindungen mit bedeutenden Männern anzuknüpfcn. In Weimar suchte er beispielsweise Herder und Wieland auf, in Helm stedt den durch seine großen Sammlungen und seltsamen Ansichten weit und breit bekannten Professor Beireis, den auch Goethe ein mal mit einem Besuche beehrte. Von da kam er nach Leipzig und nach Dresden, wo er von den verschiedensten Gelehrten allerlei heute wenig bekannte Einzelheiten über die E n t st e h u n g d e r Sächsischen Landesbibliothek erfuhr. Diese Bibliothek ist das architektonische Glanzstück von Dresden- Neustadt. Im Jahre 1715 ließ hier, nahe am Elbufer, mit köst lichem Ausblick auf die Altstadt und umrahmt von einem prächtigen Park, der Feldmarschall Graf Fle m ming ein holländisches Palais errichten, das dann, wie viele andere von ihm Ins Leben gerufene Prunkbauten, August der Starke von ihm erwarb. Dieser bestimmte es zur Aufnahme seiner Sammlung von Porzellan aller Zeiten und Völker und ließ es dazu durch Pöppelmann in Longuelune in seiner jetzigen Gestalt umbauen; sogar das Dach sollte mit Meißner Por zellan gedeckt werden; an der Ausführung dieses Planes hinderte den König der Tod. Damals waren die Gemächer mit indischen Tapeten und mit prächtigem japanischem und chinesischem Porzellan ausgestattet, und davon erhielt der Prunkbau seinen heutigen Namen »Japanisches Palais«. — Die Porzellansammlung wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts in den Keller geräumt und erst 1875 im Johanneum erneut ans Acht gebracht, denn im Jahre 1786 bestimmte König Friedrich August II. das Palais zur Landesbibliothek. Der erste Bestand dieser Bibliothek setzte sich aus vielerlei altem Besitz des sächsischen Hofes und mehrerer feiner großer Herren zusammen. Im Jahre 1721 wurde beispielsweise die ganze damalige fürstliche Bibliothek in Zeitz durch achtundsiebzig Schlitten nach Dresden gebracht. Das Folgende über ihre erste Einrichtung sei vr. von Antons Neisctagcbuch entnommen, von dem leider bis jetzt nur ein kleiner Teil veröffentlicht worden ist. Er sagt da, was er bald da, bald dort hörte: »In den sogenannten Japanischen Palast gegangen, der jetzt vom Kurfürsten den Wissenschaften eingeräumt worden ist. Die In schrift auf der Mitte des Portals,vsui pudlico patens' ist vortrefflich. . . . Man sammelt hier vorzüglich alles, was Sachsen betrifft, weil man sich überzeugte, daß dieses vorzüglich in die erste Landes-Biblio- thek gehöre.« »Hosrat Adelung (ein Onkel des Herausgebers der altdeut schen Gedichte aus der Vatikanischen Bibliothek, der .so gefällig war', den Besucher herumzuführen) mcmte, die Bibliothek gehöre nicht nach Dresden, weil man sie daselbst nicht benutze und lieber fades Zeug suche ... Es war einmal der Vorschlag gewesen, daß von allen Büchern, die im Lande herauskommen, ein Exemplar auf die Biblio thek geliefert werden solle, Adelung aber hatte ihn als drückend hiinter- trieben . . . Adelung kauft nicht gern Prachtwerke, sondern brauch bare große Werke, daher hat er erst jetzt Wielands Werke, die große Ausgabe, angeschafft. Es war das letzte Exemplar, welches Göschen hatte.« »Auf der Bibliothek bei Daßdorf. Er zog stark gegen Adelung los, vorzüglich über die Stellung der Bibliothek, da er z. B. die metallurgischen Reisen, die beisammen gestanden, getrennt und zu den Ländern geschlagen habe, welche sie betreffen. Wenn man das ver allgemeinern wollte, welchen Nachteil würde das bringen?« »Bei Adelung mittags zu Tische. Den Kurfürsten kosten seine Baue sehr viel, und er rechnet selbst jedesmal viermal mehr als der Anschlag besagt. Das Japanische Palais einzurichten ward 8000 Taler gefordert, und 40 000 Taler kostete es. So g'ing es auch mit der Leip ziger Sternwarte . . . Für die Bibliothek sind 3500 Taler jährlich ausgesetzt, wozu aber der äußerst pünktliche Kurfürst nicht einen Groschen mehr passieren läßt, sodaß auch einmal Adelung bei einer vorkommenden Gelegenheit 400 Taler vorschießen und im folgenden Jahre weniger kaufen mußte.« »Der Kurfürst wird nie ein botanisches Werk herausgeben, wie man behauptet, dazu sei er zu bescheiden . . . Die kurfürstliche Hand bibliothek enthält vortreffliche Werke. Wenn er nicht mehr Platz hat, so gibt er welche an die große Bibliothek ab. Adelung muß alle neuen Romane lesen, französische und deutsche, weil der Kurfürst sehr be hutsam in der Wahl für seine Frau und Tochter ist und jeden ver wirft, der nur in etwas wider Religion und gute Sitten ist.« »Lauhe hatte dem Senf von Pilsach seine Bibliothek oder 8000 Taler als Fidei-Commiß für die Universität Leipzig hinterlasscn. Der Erbe verglich sich aber mit derselben und war daher imstande, nachher die Bibliothek zu verauktionieren und die Handschriften auf die Dresdner Bibliothek zu verkaufen, da ihm all der Plunder nichts nützt . . . Lauhes Handschriften zum alten deutschen Recht, vorzüglich die Sachsen spiegel, die Böhmer in Herrengossenstädt besaß, hat Adelung für die kurfürstliche Bibliothek gekauft für 150 Taler und hätte 500 gegeben, wenn der unkundige Besitzer es verlangt.« »Handschriften sind sehr wenig da, und auch die Wenigen sind eben nicht von Bedeutung, Oocksx Lpecmli 8ax pioturm» (der Sachsen spiegel mit Bildern, einer der größten Schätze der Landesbibliothek) 727
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder