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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1936
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- 1936-08-11
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1936
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- Deutsch
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zusehen. Nur der eigenbewußte ästhetische Standpunkt der Ver fasser und die Maßstablosigkeit der Theatergewaltigen rechtfertigte die Aufführung solcher Stücke und Produkte. Dieses Aufgeführt werden war nicht zum Segen des Theaters, und die Hochflut dieser Uraufführungen war eine Hochflut epigonaler Schaum schläger, deren Können nicht einmal zum. Hausgebrauch aus reichte». — Andererseits: Wie viel Edles, Wertvolles, Echtes, Gottgeschenktes haben die Theater übersehen von Kleist bis PaulErnst, H. Fr. Blunck, Bacmeister, KurtGeucke und — Willy Meckbach? Es ist erwiesen, daß jeder Drama turg, Lektor, Kritiker etwas anderes beanstandet, aussetzt, bemän gelt und entdeckt. Eine Sammlung solcher Gutachten von »fach männischer Seite« ist — nicht nur eine sprudelnde Quelle guten Humors, sondern auch — eine vernichtende Kritik der Kritik! Es kann sehr wohl einmal sein, daß echte Dichter zum lauten Protest grundsätzlich ihre Zustimmung zur Aufführung ihrer Werke ver weigern! — Das Buchdrama und seine Lesergemeindc aber werden das Feuer der echten dramatischen Dichtkunst hüten! 4. Der echte Dichter soll sich die Bühne erobern, — das ist das eigentliche Ziel, das ich erstrebe. Sie haben recht, Herr Brau müller: »Das Theater ist jene Stätte, wo es sich erweist, ob eine dramatische Dichtung auch wirklich ein Drama ist!« Allein Sie übersehen die praktische Frage »W i e kommt die Dichtung — von deren Wert der wahre Dichter heilig überzeugt ist! — auf die Bühne, wenn die Lektoren und Intendanten versagen? Was soll der Dichter machen, .wenn der Intendant die Tür zujchlägt mit den Worten: »Aus Ihrem Stück spricht Lebenstiefe und Lebens erkenntnis, Ordnung und Klarheit. Dem ungeachtet halte ich es als Theaterstück für unwirksam«. Soll er warten bis irgendwo und wann ein Lektor sich gnädig herabläßt, huldvoll das Werk zu entdecken? Ist das Urteil des Lektors mehr wert als das Sen dungsbewußtsein des echten Dichters? Für den Berufsleser besteht die Gefahr, die Schopenhauer andeutet: »Mancher liest sich dumm.» Das IM ackmiiail ist für manchen Dramaturgen zum Grundsatz geworden. Da gilt mir das gesunde Urteil des unkomplizierten Lesers mehr. Heute organisiert die Reichsschrifttumskammer Vor tragsreisen und Leseabende für Autoren. Da sollen die Dramatiker sich ihre Gemeinden gründen. Mit dem Buchdrama als schwe rem Geschütz und mit ihren Getreuen als Sturmkolonnen sollen die Dichter vorwärtsstürmen und sich die Geltung verschaffen, die ihnen der Kritiker versagt! 5. Den Ausdruck »pamphletische Haltung« weise ich zurück. Verwechseln Sie nicht Temperament und Pamphlet; ich will nicht begeifern, sondern anregen, nicht zerstören, sondern aufbauen. Ich will die Dichter mobil machen zum Kampf gegen das Kritikastertum — nicht gegen das Theater an sich. So bin ich auch verstanden worden. Täuschen Sie sich nicht: eine Mauer von kampfcssrcudigen deutschen Dichtern weiß ich hinter mir! Mein Artikel hat mehr eingeschlagen als Sic ahnen. Mir schreibt die Gattin eines unse rer fähigsten (und verheißungsvollsten) Dramatiker: »Es ist eine wahre Wohltat, Ihre kräftigen Mannesworte zu lesen. Es weht daraus ein frischer Schwarzwaldhöhenwind, der einmal ordentlich alles Mufflige und Muckrige wegbläst. Haben Sie Dank!« Ein mehrfach preisgekrönter Dramatiker schreibt: »So kernige Worte sind selten. Die meisten fragen: Kann ich mir auch nicht schaden, wenn ich einmal ein deutliches Wort spreche?« — Sie fürchten, daß ich nun bei der Untermittelmäßigkeit falsche Hoffnungen er wecke? Nun, da bin ich unbesorgt. Mit Ihnen weiß ich mich eins in der Ablehnung des Unechten. Aber den Dichtern will ich dienen! Was wäre das für eine Kultur, die bedeutende Dichtungen versinken und ihre Dichter unerkannt im Gram verkommen ließe, nur weil die versagen, die »alles wissen und nichts können?« Nie und nimmer darf sich in unserer Nation das Schicksal eines Kleist wiederholen! Niemals darf ein Dichter untergehen, nur damit seine Kritiker recht be halten. Heil alle guten Geister und Meister! Nichts für ungut! Ich bin in herzlicher Verbundenheit Ihr Otto Urbach. Neue Donatfragmente Von Dr. Gerhard Kattermann Bei bibliotheksgeschichtlichen Arbeiten im Magazin der Badi schen Landes bibliothek hatte ich das Gliick, in einem drei bändigen Wiegendruck in Folio-Format als Vorsatzfalze und als Unter legungen unter die Heftschniire der einzelnen Lagen beträchtliche Frag mente eines dreißigzeiligen Donatus in der »ältesten Gntenberglypc« (Type der späteren sechsunddreißigzeiligen Bibel) zu entdecken. Eine Anregung der Schriftleitung des Börsenblattes für den Deutschen Buchhandel gibt mir die Möglichkeit, an dieser Stelle einiges über meinen Fund und über die Erhaltung und Bedeutung der Gulenberg- Donale überhaupt zu sagen. Die miuvr Fi-aminatiea des römischen Grammatikers Aelius Donatus (4. Jahrh. n. Ehr.) en.hält einen Elemcntarknrsus der lateinischen Sprache. In Frage und Antwort werden die grammati kalischen Teile der Rede besprochen und im Paradigma vorgcführt. Der ganze Text ist nicht umfangreich, er würde im Satz der vor liegenden Zeitschrift etwa zwölf Seiten umfassen, falls er ohne die in den mittelalterlichen Handschriften und in den Wiegendrucken üblichen Abkürzungen gedruckt würde. Diese minor des Donatus diente im Mittelalter und darüber hinaus zur Einführung in den Laien-Unterricht, war also ein weit verbreitetes Schul- und Gebrauchsbuch. Daraus folgt, daß nach diesem Text stets große Nachfrage herrschte, daß er aber auch als Einzel exemplar das Schicksal aller nur zu bestimmtem, bald erfülltem Zweck dienenden Schulbücher teilte. Früher oder später wurde er in zer- lesenem Zustand o^der aus anderem Grunde als veraltet empfunden zur Makulatur. Jede ältere Bibliothek zeigt uns, in wie großem Ausmaße die Makulatur alter Pergamenthandschriften und -drucke von den Buch bindern des 15.—17. Jahrhunderts verwendet worden ist. Sind schon mit Pergamentblättern überzogene Buchdeckel nicht selten, so ist die Verarbeitung der Pergament-Makulatur als Vorsatzfalzc geradezu die Regel. Vereinte doch das Pergament in sich zähe Haltbarkeit und leichte Biegsamkeit: kein gleichwertiges Material war den Buchbindern so billig zur Hand. Daneben herrschte vielfach der Brauch, die Innen seiten der Buchdeckel in ganzer Fläche mit Makulatur zu bekleben, wobei Pergament und Papier gleich häufig benutzt worden sind. Zeitlich beschränkter, wenn ich recht sehe, nur Ende des 15. Jahr hunderts geübt, war der Buchbinder-Brauch, die Heftschniire auf der Innenseite der Lage über eine Unterlegung aus Pergament zu führen. Offenbar mißtraute man, besonders bei großen Bänden, der Haltbar keit des Papiers gegenüber dem Truck der Heftschniire. Die ältesten mit beweglichen Lettern gedruckten Ausgaben der ^rs minor des Donatus, die Ausgaben in der nach ihnen auch Donal- type genannten Type der späteren sechsunddreißigzeiligen Bibel, sind auf Pergament gedruckt. Von ihnen haben sich nur größere oder kleinere Bruchstücke in etwa zehn Bibliotheken Europas erhalten, alle auf dem Wege über die Makulierung. Es sind Bruchstücke von etwa zwanzig Exemplaren: die Preußische Staatsbibliothek besitzt davon zahlenmäßig die meisten, während das Britische Museum in gedruckten Zeilen. In der Hauptsache handelt es sich um siebenund- zwanzigzeilige und um dreißigzeilige Ausgaben. Innerhalb beider Gruppen finden sich wieder Unterschiede des Satzes, die verschiedene Auflagen bezeugen. Überschaut man die Abbildungen dieser frühen Druckdenkmäler (in den Veröffentlichungen der Gutenbcrg-Gesell- schaft), all die verschiedenen Stücke, wie sie der Buchbinder-Schere blätter, jeder Rest wiederum verschieden gut erhalten, so mag man mit Recht fragen, warum diesen Pergamenlstücken solch große Be deutung zukommt. ' Gutenbergs Typenformen standen völlig unter dem Einfluß der ihm zum Muster dienenden Buchschrifl. Um die dort übliche Buch- stabcngruppierung, die Abkürzungen und die Buchstabenverbindungen Alphabets mehrere Formen. Diese verschiedenen Formen, ihr Ans- tauchen, die Art ihrer Anwendung an den ältesten Truckocnkmälcrn genau zu beobachten, ist für die historische Untersuchung der Gnten- 701
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