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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1936-08-04
- Erscheinungsdatum
- 04.08.1936
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- Deutsch
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Der Weltkongreß für Freizeit und Erholung in Hamburg Friede unter den Böllern im Banne der Freude! Das war das Leitmotiv des Welt-Freizeit-Kongresses, der vom 23. bis zum 30. Juli 1838 in Hamburg stattfand. Mit der Friedenstaube, die der Freudenspenderin Sonne entgegenfliegt, kam es im offiziellen Kongrest-Abzeichen symbolhaft zum Ausdruck. Freude braucht der Mensch, um arbeits- und leistungsfähig zu bleiben, Freude nicht nur nach der Arbeit, sondern auch bei der Arbeit. Was in den einzelnen der fünfzig Kulturstaaten der Welt, die auf dem Ham burger Kongretz vertreten waren, getan worden ist, was alles noch getan werden kann und muß, darüber sollten auf den Sitzungen, die an den ersten drei Kongresttagen als Plenarsitzungen aller Abgeordneten, an weiteren drei Tagen als Kommissionssitzungen für einzelne Teilgebiete stattfanden, die Ansichten und Meinungen ausgetauscht werden. Neben dieser offiziellen und unter Ausschluß der Öffent lichkeit sich vollziehenden Kongreßarbeit sollte jedoch auch noch Praktische Friedens- und Völkerverständigungsarbeit geleistet werden. Zu diesem Zwecke waren aus vielen Ländern nicht nur offizielle Vertreter, sondern mehr oder minder umfangreiche Gruppen gekommen, die als Sänger, Tänzer oder sonstwie noch das Volkstum ihrer Nationen erhalten. Ebenso waren aus sämt lichen deutschen Gauen solche Gruppen herangezogen worden, um sich gegenseitig, den ausländischen Teilnehmern wie auch den zahl reichen Kongreßbesuchern aus nah und fern ein Bild kultureller Freizeitausfüllung auf volkstümlicher Grundlage zu geben, das dann Vonseiten des Gastgeberlandes noch durch Vorführungen von HI., BdM., SA., SS., Arbeitsdienst und Arbeitsdank, Werkscharen und vieler anderer Organisationen propagandistisch ergänzt wurde. Den Mittelpunkt bildete am Sonntag ein riesiger Festzug, an dem zweihundert Festwagen und rund hundert tausend Menschen teilnahmen und der bei zweieinhalbstündiger Vorbeimarschdauer ein eindrucksvolles Bild von der ungeheuren Beteiligung am Kongresse bot. Dieser Sonntag klang dann in ein einzigartiges Volksfest der Nationen aus, bei dem schon die An näherung zwischen Pen Gästen und den Gastgebern sinnfällig zum Ausdruck kam. Das ist sozusagen der »moralische Erfolg«! des Kongresses im kleinen. Im großen ist er ja in den offiziellen Reden der aus wärtigen Bevollmächtigten, über die auch die Tagespreise aus führlich berichtet hat, hinlänglich zum Ausdruck gekommen. Aus ihnen sprach die unverkennbar aufrichtige Bewunderung von allein, was sie in Deutschland gehört und größtenteils auch mit eigenen Augen kennengelernt haben. Es besteht gar kein Zweifel darüber, daß die Methodik, die das neue Deutschland bei der Organisierung der Freizeitgestaltung anwendet, in vielen Län dern der Welt Schule machen wird, zum Segen vieler Menschen. Es steht weiterhin außer Zweifel, daß Deutschland auf dem Ge biete der Freizeitarbeit schon jetzt führend und mustergültig in der Welt dasteht, obwohl doch unser gewaltiges Fcierabendwcrk »Kraft durch Freude- eben erst in seinen Grundrissen vollendet ist. Tiefe Eindrücke hintcrließ auch die Ausstellung »Frei zeit und Erholung für alle», die den gesamten und viel gestaltigen Fragenkomplex sowohl unter dem Gesichtswinkel des Erreichten wie des Erstrebten in einer allgemeinverständlichen, außerordentlich sinnfälligen und im äußeren Aufbau künstlerisch vollendeten Darstellungsweise umfassend behandelte. Schönheit der Arbeitsstätten wie der Wohn- und Freizeitstätten des arbeiten den Volkes, Feierabendbeschäftigung in der Stadt wie auf dem Lande, Reisen und Sport, die passive und vor allem die aktive Kulturerziehung, um nur die ganz großen Teilgebiete anzuführen, waren mit allen neuzeitlichen Mitteln der Ausstellungstechnik vom Modell bis zum Monumentallichtbild ausführlich berücksich tigt worden. Unvergeßlich sind vor allem die Beweise, wieviel echtes Künstlertum noch in den sogenannten kleinen Volksschichten lebendig ist. Was für staunenerregende Hochleistungen vermögen z. B. Versicherungsangestellte, Schmiede, ungelernte Handarbeiter, Stenotypistinnen, Köchinnen und Beamte auf dem Gebiete der Malerei und Plastik, des Musikinstrumenten- und Apparatebaus hervorzubringen, wovon die Öffentlichkeit überhaupt nichts weiß. Die HI. zeigte in gesonderter Ausstellung u. a. sehr umfangreiches Material zum Reichsberufswettkampf; andere Sonderausstel lungen betrafen den Arbeitsdienst und die kulturell-künstlerische Feierabendgestaltung. Gab diese Ausstellung einen fesselnden und instruktiven Quer schnitt durch alles, was sich gegenständlich, sei es nun im Ori ginal, im Modell, in photographischer oder graphisch-erläuternder Form zeigen läßt, so ergänzten zwei Einzelveranstaltungen das mehr theoretische Bild, das die Ausstellung bot, noch nach der Seite der Praxis hin, indem sic die manchen Kongreßteilnehmern noch völlig ungeläufigen Begriffe der Werkfeierstunde und Werk kunstausstellung durch beispielhafte Veranstaltungen in großen Hamburger Betrieben zu verdeutlichen suchten. Die Werkfeier fand im Gaswerk auf dem Grasbrook statt, und zwar in einer gewaltigen kreisförmigen »Halle-, die sich unten im großen Gas behälter befindet. Hier, in einer Umwelt starrer Stahlkonstruk tionen, unter einer schwach kuppelsörmig emporgewölbten Stahl decke, über der die ungeheure Gassäule des gefüllten Gasometers lastet, erklangen vor mehr als tausend Gästen aus mehreren hundert Kehlen junger Werkschärler die neuen Weisen der Arbeit, begleitet von einem stark besetzten Blasorchester — ein unbeschreib lich herrliches Klang- und Stimmungsbild, eine einzigartige Ver einigung von Kunst und Leben, von Realität und Irrealität! Und nochmals fand die Kunst zu einer Stätte der Betriebsamkeit, als im Betriebe einer großen Wollspinnerei eine Werk-Kunst ausstellung eröffnet wurde. Gemälde, Graphiken, Plastiken wurden gezeigt, um Arbeiterinnen und Arbeiter wieder zur echten Kunst zurückzuführen, um den an kitschigen »Schlafzimmerbildern- verdorbenen Geschmack allmählich wieder zu läutern, um zu zeigen, daß Wertarbeit nicht teurer ist als minderwertige Massen ware, auch wenn man dabei vielleicht auf die Anschaffung eines oder des anderen Stückes verzichten müßte. Auch die junge Bühnenkunst fand im Rahmen des Kon greßprogramms gebührende Berücksichtigung. Hans Schwitzte, ein junger durch Hörspiele bereits bekannt gewordener Dichter, kam am Eröffnungstage mit einem Festspiel »Der Friede der Fahnen« zu Gehör. Richtungweisend zeigte sich aber neben dem Wollen des Dichters die Musik, die der junge, aus der HI. hervorgegangene Komponist Georg Blumensaat dazu geschrieben hat. — Ein zwei tes programmatisches Bühncnwerk — wenn diese Bezeichnung hierfür überhaupt noch angebracht ist — lernten wir in dem »Frauenwerk- von Hermann Grauerholz kennen. Die musikalische Unterlage von Gustav Mävers ist flüssig und eingängig. Als Be weise des Ringens unserer jungen Dichtergeneration um das Bühnenwerk der Zukunst verdienen beide Spiele volle An erkennung. Es wäre noch über manch andere Veranstaltung des umfang reichen Kongreßprogramms etwas zu sagen. Erwähnt werden soll nur noch ein Nachmittag im schönen Jenisch-Hause, zu dem die Stadt Altona ausländische Kongreßteilnehmer zu Gaste geladen hatte, und der in seiner Verbindung von Hausmusik und Gesellig keit als Beispiel einer gehobeneren Freizeitgestaltung zu verstehen war. Alz in der letzten Tagesstunde des 30. Juli ein Riesenfeuer werk auf der Außenalster mit dem dröhnenden Krachen seiner Trommelfeuerkanonaden den Schluß des Kongresses verkündet hatte, lagen hinter uns Tage einzigartigen Erlebens, Tage der Freude und des Friedens unter den Völkern der Erde, die allen denen, die sie miterleben konnten, lange Zeit unvergeßlich bleiben werden. Welche Rolle aber hat auf diesem Kongresse eigentlich das Buch gespielt, werden unsere Leser fragen. Denn das Buch ist doch schon seit Jahrhunderten und Jahrtausenden einer der wesent- , lichsten »Freizeitgestalter- des Menschen gewesen. Fast mochte es scheinen, als ob dem Buche nicht der ihm gebührende Platz cin- geräumt gewesen sei. Aber man muß sich einmal vergegen wärtigen, daß die Fülle des Stoffes, der zu berücksichtigen war, K8S
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