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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1936
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- 1936-08-04
- Erscheinungsdatum
- 04.08.1936
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- Deutsch
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Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Präsident der Reichsschrifttumskammer geworden, der Aufruf datiert vom 29. November 1935 — die Spende, an deren erster Planung SS.-Obersturmführer Heß maßgebend beteiligt war, überhaupt noch durchführen lasse. Diese Frage mußte ihre Beantwortung in dem Willen der Beteiligten finden. Kurz nachdem der Aufruf veröffent licht worden war, legte eine Besprechung in der Kammer fest, daß die Reichsschrifttumskammer Träger dieser Gemeinschaftstat fei. Es wurde gleichzeitig zum Ausdruck gebracht, daß ein Erfolg wesentlich vom Einsatz des Buchhandels abhinge. Dieser Auffassung, schon in der ersten Besprechung rasch durch Beispiele belegt, hat die Ent wicklung Recht gegeben. Dem deutschen Buchhändler, der ein Arbeiter für das ganze Volk sein will und muß, fiel es zu, diese Kulturspende' zu tragen. Es gab zwar einige Stimmen, die den nationalsozialisti schen Sinn dieser Spende nicht verstanden, die es nicht begriffen, daß hier das Buch neben Brot, den Anzug und die Kohle gestellt werden sollte, daß diese Spende ein Bolksbekenntnis zum Buche war. Die Meinung, daß z. B. durch diese Spende der Preis für das Buch und das Preisgefühl gefährdet würden, kommt aus einer Enge des Gesichtsfeldes, von der weder ein großes wirtschaftliches noch kultur politisch zünftiges und zukünftiges Handeln überhaupt zu erwarten ist. Dieses Handeln verlangt bei aller Kühle des Kopfes die Kühnheit des Herzens. Es ist eine Ehre für den Berufsstand, daß diese Stim men der Vereinzelung auch vereinzelt waren. Die Spende selbst hat die Gemeinschaft und den Willen zur Gemeinschaft in einer groß artigen Weise bestätigt. Es muß an dieser Stelle betont werden, daß es sich zunächst um eine einmalige Buchspende in dieser Form gehandelt hat. Bon vornherein hat Staatsrat Hanns Johst diese Spende und die Form dieser Spende auf den Winter 1935/38 beschränkt. Wenn sie dem nach in dieser Form nicht wiederholt wird, so war das von allem Anfang an vorgesehen und ist nicht etwa durch das Ergebnis be stimmt. Denn wie sieht dieses Ergebnis aus? Nach einer genauen Aufstellung sind durch die Wintcrhilfsspende der Reichsschrifttums kammer in einunddreißig Gauen gesammelt und verteilt worden 118 566 Bücher und Schriften im Werte von RM 338 607.—. (Nicht mitgerechnet sind bei diesem Ergebnis einige tausend Bände, die aus irgendwelchen Gründen nicht zur Verteilung gelangten.) An diesem stolzen Erfolg ist der deutsche Buchhandel in seiner Ge samtheit vom Angestellten und Buchvertreter bis zum größten Ver lag ausschlaggebend beteiligt. Ja, es kann gesagt werden, daß diese Spende so gut wie ausschließlich eine Tat des deutschen Buchhandels ist. Der für den Buchhandel zuständige Sachbearbeiter hatte darum nur zu recht, wenn er von Anfang an die Beteiligung auch der or ganisatorischen Möglichkeiten des Buchhandels und dessen Bedeu tung für das Gelingen des großen Werkes als entscheidend heraus stellte und betont hat, daß der einfachere Teil der Aufgabe das Zu sammenkommen der Bestände, der schwierigere ihre sinngemäße Verteilung sei. Es ist gerade dem Buchhändler klar, daß eine der artige Spende ihren Sinn nur dann findet, wenn das richtige Buch in die richtige Hand kommt. Die ganze Sammlung wurde deshalb auch von vornherein darauf eingestellt. Zunächst in der Zusammen setzung des Spendengutes: Es wurden nicht etwa nur Romane ge sammelt, es fanden sich Werke aus allen Gebieten geistiger und be ruflicher Betätigung überhaupt. Und es wurde betont, daß natürlich der Volksgenosse, dessen Alltag von der Not am einfachsten beherrscht wird, das Recht auch auf ein rein unterhaltendes Werk hat, wenn er es wünscht. Gewiß sollte hier aus dem unermeßlichen Reichtum geistiger Leistung, deren Hüter der Buchhandel ist, gespendet werden, gewiß sollte bei dem echten Hunger gerade in ärmeren Kreisen das wertvolle Buch an erster Stelle stehen, aber es hätte einen schlimmen Rückfall in schulmeisterliche und letzten Endes lebensentfernende Bildungsbestrebungen bedeutet, wenn lehrhafte Grundsätze ange- wendct worden wären. Geprüft wurde jedes Buch auf innere und auch äußere Sauberkeit; Bücher, die etwa das Abenteuer lediglich mit der Folter reiner und übler Sensation verwechseln, wurden ausge schaltet. Es ist bei derartigen Unternehmen ebenso unerläßlich, den Gesichtspunkt der Strenge zu üben, wie die Enge unerbittlich abzu lehnen. Ihr tatsächlicher nicht in Zahlen erfaßbarer Erfolg hängt von der Lebendigkeit und nicht vom Dogma ab. Die Wirkung wird nicht nur vom Buch als solchem, sondern schon durch die Art be stimmt, mit der es gegeben und — in anderen Fällen — verkauft 682 wird. Der buchhändlerische Dienst am Buche ist ja mehr ein Dienst am Leben selbst, als an einer Einrichtung des Lebens. Das galt und gilt auch für eine derartige Unternehmung. über die Art der gewählten Verteilungen haben die Einzel berichte Aufschluß gegeben. Derart große Verteilungen können nur gestützt auf vorhandene Einrichtungen vorgenommen werden. Maß gebend für die Verteilung war also, daß diejenigen Volksgenossen festgestellt wurden, die für Bücher empfänglich sind und daß ihnen das passende Buch nicht als ein Almosen, sondern als ein Dienst an dem im Buch, verkörperten deutschen Geist zugeleitet wurde. Hier bei hat die Organisation der NSB. in außerordentlicher Weise mit- gcarbeitet. Die herausgegebenen Richtlinien haben sich bewährt. Die Ver teilung erfolgte in verschiedenster Form. Sie konnte in Berlin schon am 5. Januar mit einer großen, überfüllten Kundgebung eröffnet werden, zu der der Leiter des Winterhilfswerkes erschienen war. Neben den rund hunderttausend mit Büchern bedachten Volks genossen wurden in besonders armen Gebieten über hundert Dorfbüchereien gegründet, deren Ergänzung über den Buchhandel erfolgen wird. Außerdem wurde eine Reihe von Büche reien in Wärmehallen eingerichtet. Die Werke können dort jedoch lediglich in den Wärmestuben gelesen werden. An Rückwanderer wurde in einer besonderen Veranstaltung des Nückwandereramtes eine große Zahl von Büchern gegeben. Es sind überall tausende Ansatzpunkte sür das Lesen und Ge winnen durch das Lesen geschaffen worden, der ungeheure Reich tum der im Buch beschlossenen Möglichkeiten wurde vor den staunen den und glühenden Augen der Beschenkten ausgebreitet, das große technische Werk neben der Kunstgeschichte, das Asienbuch neben deut scher Lyrik, die Weite des Himmels neben der großen Stille und Schönheit verborgener Heimat und die Zeugen und Zeugnisse völki scher Vergangenheit neben den unmittelbaren gegenwartsgestaltenden Werken führender Persönlichkeiten. Fünfhundert Exemplare Hitler, Mein Kampf, fünfhundert weitere Bücher von Goebbels, Rosenberg, Or. Leh, zweitausend Jnselbücher, als Geburtstagsgabe des Ver lags zum fünfundsechzigsten Geburtstag von Frau Handel-Mazzetti tausend Exemplare der Werke dieser Dichterin, Hunderte der schönen Velhagen-Monographien wurden verteilt, dazu Fachbücher aus allen Gebieten. In einem Gau stiftete eine einzige Stelle drcißig- tausend Bände im Werte von je RM 5.—. Selbstverständlich wurde die Aufstellung dieses Reichtums syste matisch vorgenommen. Der Plan, »Buchhandlungen« einzurichten, in denen die Beschenkten i h r Buch mit der Liebe aussuchen können, die zum Buchkauf gehört, und damit auch dem Gedanken der »buch- händlerischen Aufgabe« zu dienen, konnte durch die Kürze der Zeit nicht allgemein durchgeführt werden. Bei der Verteilung in Berlin wurden — betreut von Jungbuchhändlern — 20 Kleinsortimente eingerichtet, deren »Läden« gestürmt wurden. Es ist klar, daß diese Verteilung sich nur an bestimmte Kreise wenden konnte. Diese Kreise waren allerdings nicht gesellschaftlich festgelegt; da gab es Akademiker, Architekten, Künstler, Faustarbeiter, Frauen aus allen Schichten. Aber sie ließ sich zunächst hauptsächlich nur in größeren Städten durchführen. Damit komme ich zum Aus gangspunkt zurück. Schon aus Gründen der Gerechtigkeit müßte eine Wiederholung sich also an weitere Kreise wenden und ihre Art dementsprechend einrichten. Jedes der verteilten Bücher ist durch ein Exlibris ausgezeichnet worden. Dadurch sollte es seine besondere Note erhalten, gleichzeitig sollte eine Weitergabe etwa an das Antiquariat auch in einzelnen Fällen unterbunden werden. Für die künstlerischen Entwürfe stellten sich der Maler Studienrat Eugen Bischofs-Ulm, der das schöne Ex libris »Buch und Brot« und das eindrucksvolle Bild der beiden Hände schuf, die ein Fenster aufstoßen und ein Buch hereinrcichen, sowie Herr Gerhard Kücken-Berlin für Schriftcntwürfe zur Ver fügung. Mehrere Druckereien stifteten die Drucklegung. Wert und Wille haben diese Spende zu einer der schönsten Be kundungen adligen Geistes, ofsencn Gemeinschaftssinnes und über zeugter Bestätigung der Wirklichkeitsbedeutung des Buches gemacht und die Wirkung bestimmt.
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