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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1936
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1936-07-09
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1936
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- Deutsch
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Nummer 157, S. Juli 1SS6 Börsenblatt fllr den Deutschen Buchhandel können. Aber auch der Sortimentsbuchhandel spürte sehr bald, worum es bei diesem Verleger ging. Wenn wir wissen, daß Willi Bischofs einer alten thüringischen Bauernfamilie entstammt, so verstehen wir nicht nur seine Zähig keit in der Arbeit, seine grenzenlose Bejahung aller Lebensfreude, seine Liebe zur Jagd und zu Tieren, überhaupt zur Natur, sondern begreifen auch die andere Seite seines verlegerischen Wollens und Wirkens. Seine buchhändlerische Laufbahn führte ihn von Sonne berg in Thüringen bis nach Berlin. Den Rus als »Erwecker deut scher Männlichkeit und Heerrufer der deutschen Revolution- hat er sich nicht nur als Verleger mit seinen Büchern erworben. Wie es für ihn selbstverständlich war, daß er 1914 sofort als Kriegsfrei williger ins Feld rückte, so fühlte er sich immer, wenn es um Deutschland ging, mit seiner ganzen Persönlichkeit verpflichtet. Als er sich kaum von seinen schweren Kriegsverletzungen erholt hatte, zog cs ihn schon wieder zur Brigade Ehrhardt nach Döberitz, mit der er dann auch in Berlin einmarschierte. Das Scheitern dieses Versuchs, Deutschland von der roten Systemherrschast zu befreien, führte ihn ganz der Aufgabe zu, als Buchhändler und Verleger für die Befreiung Deutschlands zu wirken. Er war nach der Entlassung aus dem Heer 1917 Geschäfts führer der »Täglichen Rundschau- geworden und hatte in dieser Zeit den Dom-Verlag gegründet. Schon Ende 1919 ist in diesem Verlage das erste Buch von Adolf Stein (Rumpelstilzchen) erschie nen: »Friedrich der Vorläufige, die Zieh und die anderen-, ein prachtvoll freches Buch, worin die führenden Roten, Ebert und Genossen, mit einer Schärfe und einem Hohn abgekanzelt wurden, wie es sich zu diesem Zeitpunkt noch niemand getraut hatte. Zwi schen diesem Anfang und dem Jahr 1936 liegt für den heute Fünf zigjährigen eine arbeitsame Zeit. Nach dem Verkauf der »Täglichen Rundschau- an Stinnes gründete er eine eigene Firma unter dem Namen Widder-Verlag und baute sie zusammen mit dem 1923 hinzu erworbenen Brunnen-Verlag zu einem nationalen Kampf verlag aus. Bei seiner eindeutigen Haltung, in einem rücksichtslosen Kampf gegen die Mächte des Verfalls, war der Verleger Willi Bischofs im Staate der Braun-Severing schnell der bekannteste, aber auch unbeliebteste deutsche Buchhändler. Dieser »Ruhm- war nicht leicht verdient. Schon 1924 wurde er zusammen mit Adolf Stein wegen Verächtlichmachung der Republik und Beleidigung des Präsidenten Ebert angeklagt, kurz vor der Verurteilung durch den Staatsgerichtshos jedoch von dem Reichspräsidenten von Hin- denburg amnestiert. Sprühende Lebensfreude und beharrliche Ar beitskraft verließen Willi Bischofs nie. Wenn es um die deutsche Sache ging, nahm er alle Schwierigkeiten in Kauf. Wer als Autor in seinen Verlag ausgenommen wurde, der gehörte zu einer Kampfgemeinschaft. Es wurde die äußerste Leistung von ihm ver langt, aber sein Verleger stand auch stets für ihn ein, wenn er in Not war. Dem wahrhaft deutschen Schrifttum ist Willi Bischofs in den über anderthalb Jahrzehnten seiner Verlagsarbeit eine wirk liche Stütze gewesen, obgleich die Novemberrepublik alles tat, um seinen Verlag und seine Autoren vernichtend zu treffen. Mehr als einmal hatte er die Staatsanwaltschaft der Braun-Severing im Nacken. Herbert Bolcks »Rebellen um Ehre- wurden verboten, das Buch jenes Volck, der den Weltkrieg als Lüneburger Dragoner mitgemacht, später im Baltikum seine Haut für Deutschland zu Markte getragen und schließlich die schwarze Bauernfahne in Schleswig-Holstein geschwungen hatte. Die kleine Schrift von Adolf Stein »Für wen? Ein Rückblick von 1914 bis 1924- wurde für Preußen verboten. Dennoch erreichte sie die Riesenauflage von 600 000 und half die Kräfte für den Kampf gegen die Verräter der deutschen Ehre zu sammeln. Dieser Adolf Stein schrieb unbeirrt, obgleich es ihm verboten wurde, 1924 als erster Berichterstatter der bürgerlichen Presse beim Hitler-Prozeß in München, daß wir einem Ereignis der Weltgeschichte gegenübcrstünden und Adolf Hitler ein Mann sei, !der mit eisernem Willen die Dinge erkenne und sie packe. Willi Bischofs »entdeckte- dann einen Autor, dessen Schaffen für die gegenrcvolutionäre Bewegung von gewaltiger Bedeutung wurde: Felix Riemkasten. Zwar wurde er von den »literarisch- eingestellten Zeitgenossen nicht erkannt, um so mehr aber wurden Ricmkastens Werke begeistert von allen gesund empfindenden Deut schen gelesen. Dieser Schriftsteller durchschaute die Hohlheit der so- 816 genannten Führer von damals, die di« eigenen Genossen »Bon zen« nannten, und schrieb 1928 seinen großen Roman »Der Bonze«, der einen aufsehenerregenden Erfolg hatte. In Würdi gung seines besonderen Wertes ist er in die erste Liste der hundert Bücher für nationalsozialistische Büchereien ausgenommen worden. In jener Zeit gehörte Mut dazu, ein solches Buch zu schreiben, Mut aber auch dazu, es zu verlegen. Hunderttauscnde fanden darin die Bestätigung ihrer Zweifel und ihrer Ablehnung. Riemkasten hatte in diesem Buch eine neue eigene Form des politischen Romans geschaffen. Mit seinen weiteren Werken »Genossen-, »Der Götze- und »Weggetreten« zeichnete er eine ganze Epoche in ihrer inneren Leere, im Stumpfsinn ihrer Führer und der Massen. Es ist ihm gelungen, von dieser traurigen Zeit eine eindringliche, durch ihr« Kläglichkeit erschütternde Chronik zu geben. Jene Tage sind vergangen und doch bleiben diese Werke als Mahnung auch in unserer und zukünftiger Zeit gültig. Der Impuls, aus dem Willi Bischofs zu handeln Pflegte, wird uns besonders deutlich, wenn wir uns die Entstehungs geschichte des ältesten Kampsfunkblatts der Bewegung, des »Deut schen Senders«, vergegenwärtigen, der jetzt mit dem »NS.-Fun!« vereinigt worden ist. Es gab in Deutschland eine Unzahl von Rundfunkzeitschristen, bei deren Durchblättern der Leser vergeblich nach deutschem Geist und deutscher Kultur suchte. Wie der Rund funk selber, so verherrlichten auch die Rundfunkblätter jene Größen wie Kerr, Tucholsky usw. Dieses Wagnis einer neuen deutschen Rundfunkzeitschrist bewährte sich. Sie wurde zum Sammelpunkt für alle die Menschen und Bestrebungen, die sich ernsthaft um eine deutsche Kultur im Rundfunkwesen bemühten. Seine zielbewußte Pflege des kulturellen Aufbaus gab dem »Deutschen Sender- eine besondere Stellung und hob ihn heraus. So verdankt die echte deutsche Rundfunkarbeit der Initiative und Arbeitskraft des Ver legers Willi Bischofs Pionierdienste in höchstem Maße! Im Laufe der Jahre hat Willi Bischofs eine stattliche Anzahl von Büchern verlegt. Wie die Persönlichkeit des Verlegers nicht ohne Humor ist, so fehlt es auch dem Verlage nicht an heiteren Büchern. Es würde zu weit führen, wollten wir alle Verlagswerke berücksichtigen. Hervorgehoben sei noch die Arbeit seines treuesten Mitarbeiters Adolf Stein, der ihn bis zum heutigen Tage begleitet und manches erfolgreiche Buch und das erfolgreichste des ganzen Berlages, das Mussolinibuch »Der Schmied Roms- geschrieben hat, das heute bereits im hundertzehnten Tausend erschienen ist. Die verlegerische Arbeit spielt sich heute nicht mehr im rück sichtslosen politischen Kampf ab, den Willi Bischofs stets überlegen und mit Humor bestand, wie das kleine Gedicht zeigt, das er am Tage des zehnjährigen Bestehens seines Berlages an seine Gäste richtete: Zum Frühstück, das wir heut' bereiten, geziemt sich wohl ein ernstes Wort: In Preußen kann man mich nicht leiden und nahm mir die »Rebellen- fort. Ich seh' aus diesem kühlen Grunde zur Zeit etwas verboten aus, doch hoffe ich, die Tafelrunde macht sich nicht allzuviel daraus. Zwar trifft mich für Verlegertaten manchmal des roten Bannes Strahl, doch sei den Ängstlichen verraten: gcfrühstückt wird bei mir legal! Die Gegenwart stellte an den Verleger neue Aufgaben. Eine große Zahl von Ehrenämtern zeugt nicht nur von dem großen Vertrauen, das der feiner Zeit »berüchtigte« Verleger für »Brun nenvergiftung» im Dritten Reich genießt, sondern wieder auch von seiner Einsatzfrcudigkeit und Arbeitsenergie. Als Führer des Reichsverbandes der deutschen Zeitfchriften-Verlegcr ist er zugleich Mitglied des Kleinen Rates des Börfenvcreins. Der Präsident der Reichskulturkammer berief ihn zum Mitglied des Präsidialrats der Reichsprcssckammer und im vergangenen Jahre zum Mitglied des Rcichskultursenats. Er ist außerdem Präsidialmitglicd des- Werbc- rats der deutschen Wirtschaft. Die äußere Anerkennung für seine Verdienste ist ihm nicht versagt geblieben. So wünschen wir ihm von Herzen, daß er noch lange in demselben Unternehmungsgeist und mit der ihm eigenen Tatkraft zu wirken vermöge! Karl Thulkc.
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