Nummer 120, 36. Mai 1936 Börsenblatt für den Toitschcn Buchhandel » 2639 Am Juni 1<-1H geriet ich im (Fcfccht bei Roaczewka in wolhpnie» in russische Gefangenschaft und kam durch irgendeinen Irrtum der russischen Militärbehörden inet einigen wenigen Lameraden auf die deutschen Lolonien an der Wolga, obgleich dies verboten war. Oie Wolgadeutschen sollten allcrhöchstens mit Österreichern, nicht aber mit Reichsdeutschen in Berührung kommen. So lernte uch die Wolga dörfer und ihre schlichten altväterlichen Bewohner kennen. Zweieinhalb Jahre lebte ich mit ihnen zusammen, war anfangs Lnecht bei einem Bauern, dann Färber, Weber und schließlich Hauslehrer, kam also mir allen Lreiscn in Be rührung und wurde von ihnen als Gleichgestellter unter Gleichen angesehen und dementsprechend hchandelt. Ich habe die Wolgadeutschen in Freud „»- Leid kcnnengelernt, hob eins ihrer Linder aus der Taufe, feierte ihre Oerlohungen und Hochzeiten mit und be malte auch drei alten Bauern die Grabkreuze. So machte ich auch die Anfänge des Bolschewismus Mit ihnen durch und erlebte die ersten Brandschatzungen ihrer blühenden friedlichen Dörfer, die unsinnige» Requisitionen von Dich und Getreide. Da wollte ich den Wolgakolonisten, die so manchen gefangenen deutschen Soldaten wie ihr eigenes Lind ausgenommen hatten, em Denkmal setze», aber auch gleichzeitig den Bolschewismus so zeichnen, wie er sich jeden Tag offen barte, nämlich in seiner ganzen nackten grauenhaften Wirklichkeit. Das konnte Nicht durch einen nüchternen trockenen Bericht nnt statistischen Tabelle» erreicht werden, für die sich doch nur ein kleiner Rreis besonders Interessierter gefunden hätte. vielmehr mußte Lies in einer Zorn, geschehen, Sic auch Sem Manne, Ser neben mir in Ser Straßenbahn saß, Sas wahre Gesicht Scs Bolsche wismus zeigte» Das aber konnte ich nur erreichen, wen» ich meine eigene» Erlebnisse um den Bolschewismus mit den späteren Geschehnissen im Wolga gebiet, über die ich als Schriftführer des Vereins der Wolgadeutschen in Berlin ständig unterrichtet blieb, in erzählende Form brachte. Und so ist denn dieser Roman entstanden. Walter Boje. öronil an r>er>Volga ^lli flisfol-lscfi-poüilsc^sll komau voll Weiter Koje In I-sinen gebunclen 6^1 3,66 Am 9. Juni 1936 üsfspn lVlp aus — bsstsüsn Sis pscfli^Sltlg. Loncispangsbot auf clsm 6ssts!!?st!s!! Auslieferungslager in Leipzig: Carl Fr. Fleischer (^) (ss) Auslieferung für Österreich: Dr. Franz Hain, Wien 367*