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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1936
- Strukturtyp
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- 1936-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1936
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- Deutsch
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Nummer 10S, 12. Mat 1936 Wir haben nicht jenem blutleeren Objektivismus gehuldigt, der soweit ging, daß er das eigene Vaterland verobjektivieren wollte, sondern wir haben die Hinneigung zur Rasse, zur Nation und zur Sache des Vaterlandes wieder zu einer Sache der Über zeugung und des Charakters gemacht und haben damit der deut schen Literatur wieder die Tendenz der eigenen Nation ein geimpft. Damit war auch die innere llmkehrung des Volkes zum deutschen Buch gegeben. Vor allem legten wir Wert darauf, die Unterhaltungsliteratur als solche zu pflegen. Denn wir waren der Überzeugung, je mehr ein Volk von den Sorgen des Alltags angefressen wird, um so mehr hat es Anspruch auf Entspannung und Erholung. Es liegt schon ein tiefer Sinn in dem Wort, das wir als Parole über eine der größ ten Organisationen des nationalsozialistischen Staates gesetzt haben: »Kraft durch Freude». Wir waren der Überzeugung, daß die Nation für die schweren Daseinskämpfe, die sie für die Zu kunft auszusechten habe, der Kraft bedürfe, und wir waren weiter der Überzeugung, daß das Kraftreservoir der Nation am besten durch nationale Freude aufgefüllt würde. Ich muß mich aber in diesem Zusammenhang dagegen verwahren, daß Freude gleichbedeutend ist mit geistlosem Kitsch (starker Beifall). Davor haben wir auch die Nation bewahrt. Wir haben die deutsche Literatur davor ge rettet, daß sie nun in einem üblen stinkigen Treiben von Kon junkturhyänen versank. Und ich glaube, damit haben wir uns ein großes Verdienst um das zeitgenössische Schaffen erworben (starker Beifall). Unterhaltung braucht nicht immer mit der Schwere des Gedankens belastet zu sein, aber sie muß rein, sie muß frisch, sie muß gekonnt sein. Auch das reine Unterhaltungsbuch hat seine Berechtigungen, und je schwerer und sorgenvoller die Zeiten sind, um so not wendiger ist es, dem Volke Mittel an die Hand zu geben, die Be schwernisse und die Sorgen zu überwinden. Gerade in solchen Zeiten ist Unterhaltungsliteratur nicht überflüssig oder verächt lich, sondern besonders notwendig. Der entspannte Mensch arbeitet leichter und freudiger als der gespannte und verkrampfte Mensch. Die Spaßmacher des Lebens sind auch immer wieder die großen Sorgenbrecher gewesen. Die Menschen haben sie nötig, sie bedürfen ihrer, und das Volk liebt sie, weil sie dem Volke die Sorgen verscheuchen. Wir haben auch auf wirtschaftlichem Gebiete versucht, dem deutschen Buchschaffen und dem deutschen Buchgewerbe einen neuen Impuls zu geben. Wir haben den Preis planmäßig her untergesetzt; wir haben damit den Konsum an deutschen Büchern gehoben. Es ist der nationalsozialistischen Staats- führung vielfach zum Vorwurf gemacht worden, daß sie durch die Popularisierung von bestimmten Gegenständen den Konsum an teuren Luxusgegenständen dieser Art herabmindere. Es wurde uns immer prophezeit, daß, wenn wir das Volksauto einführten, nur wenige Luxuswagen gekauft würden, daß, wenn wir den Volksempfänger einführten, nur wenige qualifizierte Empfänger gekauft würden, daß, wenn wir Volkstheater eröffneten, die großen und damit teureren Staatstheater sich allmählich ent leerten. Das Gegenteil ist der Fall gewesen. Denn wir haben, indem wir die Unterhaltung, die Entspannung, die Freude und die Kultur popularisierten, nicht die Schichten, die bisher diesen Dingen zugetan waren, den teureren Vergnügungen weg genommen, sondern wir haben die Schichten, die bis her von diesen Kulturgütern ausgeschlossen waren, überhaupt erst an diese Kulturgüter herangesührt (starker Beifall). Nicht diejenigen, die früher Besucher unserer Staatsoper waren, gehen heute in die billigen Volkstheater, sondern diejenigen, die früher niemals ein Theater von innen gesehen haben, sind heute die häufigsten Besucher unserer billigen Volkstheater (starker Beifall). Und nicht die jenigen, die früher auf teuren Superhets Rundfunk hörten, hören heute aus dem Volksempfänger, sondern diejenigen, die bisher vom Genuß des Rundfunks ausgeschlossen waren, haben heute durch den Volksempfänger auch die Möglichkeit, Rundfunkhörer zu sein. Und nicht diejenigen, die auf teuren Luxuswagen bislang über die Straße fuhren, werden in Zukunft als Fahrer der Volks wagen über die Autobahn fahren, sondern diejenigen, die bisher nur neidvoll die anderen ansahen, wenn sie im Auto fuhren, werden in Zukunft die Fahrer von Volkswagen sein. Und so wird es auch in bezug aus das Buch schaffen sein. Wenn wir das Buch verbilligen, so schaden wir damit nicht dem teuren Buch und seinem Absatz, sondern wir er schließen damit dem Buch überhaupt erst Kreise, die bis her vollkommen vom Buch ausgeschlossen ge blieben sind. Das ist das Prinzip, nach dem wir den Kon sum auf dem Gebiete des deutschen Buchschaffens zu heben ver suchten. Denn wir mußten endlich aus der verblaßten Theorie heraus; wir durften nicht immer predigen, daß das Buch ein Luxusartikel sei, sondern wir mußten es wirklich in das Volk hineinführen. Eine zweite Voraussetzung für die neue Jnbeziehungsetzung zwischen Volk und Buch war, daß der Dichter nun auch aus dem Bolkskreise heraus schuf. Denn der Dichter ist der Repräsentant des Volksgeistes. Er gibt nur dem Volke wie der, was er vom Volke empfangen hat. Er und seine geistige Per sönlichkeit ist ohne das Volk gar nicht zu denken und vorzustellen. Er ist das Produkt des Volkstums, und das, was er vom Volke an geistigen und seelischen Krästen empfing, gibt er durch sein Werk dem Volke wieder zurück. Deshalb vor allem hat das Volk einen geistigen Anspruch auf sein Produkt; denn es arbeitet unsichtbar an seinem Werke mit. Deshalb vor allem müssen Buch und Volk Zusammengehen. Und findet das Buch den Weg zum Volke, dann hat es damit seine stabilste Lebensgrundlage. Daraus hinaus liefen alle unsere Bestrebungen. Gewiß, es sei zugegeben, daß wir gelegentlich Rückschläge zu verzeichnen hatten. Die werden immer verzeichnet werden müssen, wenn man sich große Ziele steckt. Ausschlaggebend aber bleibt, daß man sich durch gelegentliche Rückschläge nicht ent mutigen läßt. Jedes Aufbauwerk birgt die Möglichkeit von Krisen in sich. Werden Krisen überwunden, so führen sie nur zu größerem Erfolg. Das ist auf jedem speziellen Lebensgebiet so, genau wie ln der Politik. Kein großer Gewinn kann erzielt werden ohne großen Einsatz. Jeder große Einsatz kostet Nervenkraft, jeder große Einsatz bringt Krisen mit sich, und jede überwundene Krise stärkt die Kraft. So ist es uns gelungen, in diesen drei Jahren bereits große Erfolge zu erzielen. Und auf diesen Erfolgen müssen wir auf bauen. Für diese Arbeit, meine Damen und Herren, wünsche ich von Ihnen Ihrer aller freudige Mitarbeit. Ich kann Sie versichern, daß das deutsche Volk Ihnen dafür seinen Dank abstatten wird. Denn das deutsche Volk hat wieder die 424
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