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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1936
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- 1936-05-12
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1936
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Otto von Guericke sucht einen Verleger Ursprünglich hatte Otto von Guericke sgest. 11. Mai 1686) nicht die Absicht, über seine physikalischen Versuche ein Buch zu schreiben. Erst als sich irrige Auffassungen über die Art und Urheberschaft seiner Experimente verbreiteten, griff er zur Feder. Im Frühjahr 1663 beendete er das in lateinischer Sprache niedergeschriebene Manuskript »Lxpsrimenta nova ätz vaeuv spatio« (Neue Magde- burgische Versuche über den leeren Raum«). Seine starke Inanspruch nahme als Bürgermeister und Gesandter der Vaterstadt hinderten ihn jahrelang, die Herausgabe zu betreiben. Auch war's in den Jahr zehnten nach dem 30jährigen Kriege besonders schwer, einen Verleger zu finden. Guericke hatte den Wunsch, sein Werk in Holland, das zur da maligen Zeit einen besonders angesehenen Buchhandel besaß, im Druck erscheinen zu lassen. Er wandte sich zuerst an den Buch- und Landkartenhändler Johann Blaen in Amsterdam, der ihm anscheinend Atlanten und Himmelskarten geliefert hatte. Blaeu antwortete im März 1667, daß infolge des Krieges mit England der Buchhandel ziemlich darnieöerliege; er werde sich aber, sobald die Zeiten wieder besser würden, um einen Verleger bemühen. Am 6. September 1668 erinnert Guericke an diese Zusage und schreibt in der Hoffnung, daß sich Blaeu selbst zur Jnverlagnahme entschließen werde, u. a.: » . . . Das Buch ist nicht groß undt kein worth vergebens darin gesetzet, wirbt also in guarto nuhr zwei Daumen, oder in folio nuhr einen Daumen breit werden: wan ich nur weiß, wie es der Verleger haben will, so sollen die Figuren darnach gemacht werden ... Es ist alles inß reine geschrieben, damit der, so den Druck corrigiret, kein Uhr sache habe, etwas falsch gedrucktes heraus; kommen zu lassen. Es haben die La libro tsrtio offenbarte neue Experimente, deren über vierzig, ein großes gekostet zu perficiren, darumb billig eine gute recompens davor zu fordern (wäre), allein man will dieserseits eben darausf nicht sehen, jedoch etwas wirdt sich der Verläger nicht entbrechen, welches doch unter 200 Rthlr. undt 24 Exemplar nicht sein kann . . .«. Johann Blaeu antwortet sieben Monate später am 16. April 1669, er habe die ihm zugesandte Probe gelesen und daraus ersehen, daß das Werk ohne Zweifel großen Absatz haben werde; seine Pressen seien aber auf zwei Jahre mit Druckarbeit versehen, weshalb Guericke sich an einen andern Verleger wenden möge. Ein Freund Guerickes, Johann von Gersdorff, übernahm nun die Vermittlung bei einem anderen holländischen Verleger, dem Buch händler Johann Jansson van Waesberge in Amsterdam, der sich in einem Schreiben vom 12. Oktober 1669 bereit erklärte, das Gucrickesche Werk in Verlag zu nehmen. Auf Guerickes Wunsch, ein Barhouorar zu erhalten, um durch dieses wenigstens einen kleinen Teil der für seine Versuche im Laufe der Jahre aufgewaudteu 20 000 Taler wieder ersetzt zu bekommen, ging der Verleger aber nicht ein. Er sagte ihm an Stelle eines Honorars 75 Freiexemplare von der ersten und je 12 von jeder weiteren Auflage zu. Guericke ging schließlich auf dieses Angebot ein; ein Kontrakt wurde beiderseits vollzogen und im April 1070 sandte Guericke die fertigen Zeichnungen zu den Kupfcrplatten und sein dem Buche beizugebendes Bildnis, eine Kopie eines von Anselm von Hülle gemalten und von Cornelius Galle gestochenen Porträts, ein. Der Große Kurfürst erklärte sich gern bereit, die Widmung des Werkes entgegenzunehmen: sein Dankschreiben rühmt Guerickes Fleiß in der Naturforschung und die Experimente, die er ihm vor Jahren gezeigt habe, und versichert ihn seiner Huld und Ge wogenheit. Zwei Jahre nach der Übermittlung des Manuskripts und der Zeichnungen konnte das Werk gegen Ostern 1672 ausgegebcn werden. Au die Fürsten und seine Freunde und Gönner übermittelte der Ver fasser Freiexemplare. Guerickes Sohn, der in Hamburg preußischer Resident war, sandte ein solches auch an die in Nom lebende Tochter Gustav Adolfs, die Königin Christine von Schweden, die nach ihrer Abdankung zum Katholizismus übergetreten war. Die Guericke nun im Laufe der nächsten Jahre zugehenden Dankschreiben preisen seine großen Verdienste um die Naturwissenschaften in sehr anerkennenden Worten: das in französischer Sprache niedergeschriebcne der Königin Christine von Schweden fand später eine Wiedergabe in der anläßlich des Todes von Otto von Guericke in Hamburg 1686 ausgegcbenen Parentations-Schrift. Ernst Mühlbach. Dichter aus dem deutschen Süden Zur fünften Berliner Dichterwoche Die Dichterabende der NS.-Kulturgemeinde sind im kulturellen Leben der Reichshauptstadt schon ein fester Begriff geworden, eine Einrichtung, die wir aber nie selbstverständlich nehmen wollen, sondern als Ausdruck eines Auftrages, dichterisches Gut der Gegenwart der deutschen Gegenwart zu vermitteln. Sie wenden sich nicht mehr an einen »Kreis« oder an einen »Club« oder »Zirkel«, sie haben es sich von Anfang an zum Ziele gesetzt, das Volk zu erfassen. Ob dies gelungen ist, vermag der »zufällige« Besucher nicht zu entscheiden, das zu beurteilen vermag nur der, der diese Abende von Anfang an miterlebte — denn es ist ein Miterleben — und der sah, wie all mählich die üblichen Säle zu klein wurden für die Menschen, die kamen, sodah die vierte Berliner Dichterwoche im vergangenen Herbst mehr als 12 000 Besucher vereinigen konnte, und dem deutschen Buch viele neue Freunde zufllhrte. Lag in früheren Wochen, die wir miterlebten, eine Einheit, be dingt durch das Werk der lesenden Dichter, so wurde die Ge schlossenheit dieser fünften Woche noch wesentlich erhöht durch die Wahl der Dichter, die alle aus dem deutschen Süden stammen. Wer zu Anfang die Namen überblickte und sich über diese Tatsache klar geworden ist, mag Bedenken gehabt haben, ob es diesen Dichtern ge lingen wird, mit ihrem Werk in der Weltstadt Berlin in Norddeutsch land den Boden zu finden, den die der früheren Abende unzweifelhaft gefunden hatten. Aber auch hier wurden die Bedenken zerstreut und Zweifel in Verstehen verwandelt. Wer früher, das heißt in den letzten Jahren, etwa von schwäbischer Dichtung oder von einer Dichtung des Hunsrück sprach, dachte immer an eine Art Heimatdichtung, die nur eben fiir die Landschaft Geltung hatte, aus der sie erwuchs, die anderen Landschaften nicht zugänglich sein könne wegen des vielleicht ver wendeten Dialekts und die überhaupt so voll Eigenheiten sei, daß sie dem Norden nichts zu sagen habe. Wer die einzelnen Abende der fünften Dichterwoche besuchte, der spürte, daß das anders geworden ist, der spürte beglückend den Reich tum deutscher Dichtung in ihrer Vielfalt, der erlebte, wie auch Land schaftsdichtung, z. B. in den Abenden von Bauer und Burte, ein Klang ist in dem großen Akkord der deutschen Dichtung, den wir nicht mehr missen möchten, der spürte aber auch gleichzeitig, wie sich die Dichtung aus ihrer früheren landschaftlichen Gebundenheit und dem Verwachsen sein mit einem Volksstamm erhob zu der Gemeinschaft Volk und dem Land Deutschland. Der Hörer erlebte, wie in diesen Dichtungen das begrenzte Erlebnis herausgetreten war und zu einem für alle gül tigen Erlebnis des Volkes sich erhöhte. Kleine Dialekteigenheiten vorschwandcn, sie interessierten nicht mehr, man sah den einzelnen Dichter als denjenigen, der hier für alle Schaffenden sprach und gleich zeitig Kunde gab von Menschen und einer Landschaft, die man seither zu wenig gekannt hatte, die sich aber durch sein Wort mit Leben er füllte und für alle Gestalt anuahm. Es wäre auch töricht, einzelne Dichter nur darnach einteilen zu wollen, wo sie geboren sind und dann von einem süddeutschen, norddeutschen oder ostdeutschen Raum zu sprechen und vou da.aus das Werk solcher Dichter literarisch zu be trachten. So ist z. B. Gerhard Schumann Schwabe und auch Ludwig Friedrich Barthel in Süddeutschland beheimatet, aber ihr Werk läßt sich trotzdem nicht versehen mit dem Kennwort »schwäbische Dichtung«. Sie schaffen zwar aus dem Erlebnis ihrer Heimat, aber dieses Er lebnis war gleichzeitig das Erlebnis aller deutschen Landschaften, des gesamten deutschen Volkes. Und so wendet sich ihr Werk nicht nur an die Landschaft, in der sie leben, sondern es wendet sich als Ausdruck des Erlebnisses an das Volk. Man mag das zugeben, dagegen aber bei Bauer, Burte und auch bei Karl Götz die oben angedeuteten Ein wendungen machen. Doch auch ihre Stoffe bleiben nicht auf eine Landschaft beschränkt oder auf einen Volksstamm, sic werden ähnlich oder ganz gleich in allen Teilen des Reiches erlebt. Und so werden sie sich hier nur durch das Wie der Darstellung unterscheiden von einem ostpreußischen oder norddeutschen Dichter. Daß es töricht ist, nur um der Literatur willen landschaftliche Grenzen aufzurichten, hat diese Dichterwoche gezeigt, denn die lesenden Dichter haben hier eine Zuhörerschaft gewonnen, die in allem mit ihnen gegangen ist, und dieser Zuhörerschaft kam es zum Bewußtsein, wie das dichterische Erlebnis einer Landschaft erfüllt ist von einer Gültigkeit für das Reich. Erich Langenbuche r. 427
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