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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.10.1935
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- 1935-10-15
- Erscheinungsdatum
- 15.10.1935
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240, 15. Oktober 1935. Redaktioneller Teil. des Präsidenten Wilson bekannt, zn dessen Wahl er wesentlich bei- getragen hatte, nnd wofür er dann mit dem Londoner Botschafter posten belohnt wurde. In dem Bnch wird auch sehr lebendig geschildert, wie es bei amerikanischen Verlegern in den Zeiten zuging, als es noch keinen Urheberschutz drüben gab. Die Fortsetzungen von Walter Scotts >Waverley«-Nomanen wurden, wie in der übrigen Welt, auch in Amerika verschlungen. Wenn ein neuer Band der Reihe in England erschien, galt es für die amerikanischen Verleger, einander in dessen Abdruck zuvorzukommen. In einem Falle gelang es Harpers, den Nachdruck innerhalb von viernndzwanzig Stunden nach Erhalt der eng lischen Ausgabe fertig broschiert in die Hände der Buchhändler zu bringen, indem man bei Ankunft des Manuskriptes in Buchform das ganze Setzerpersonal bereithiclt und das zerschnittene Manuskript in möglichst viele Hände zum Setzen gab. Alles in allem gibt das Bnch einen wertvollen Beitrag zur amerikanischen Kulturgeschichte. Gleichsam eine Ergänzung zu den Lebenserinnernngen des Ver legers I. H. Harper bieten die soeben erschienenen Erinnerungen des Verlegers George H. Doran, nnd zwar darum, weil sie sich ans die Tätigkeit einer jüngeren Generation beziehen. George H. Doran gibt seinem Bnch, das einen Zeitraum von fünfzig Jahren, von 1884—1034 umspannt, den seltsamen Titel »Cliromeleg ok Uariabas« (New Dort: Harconrt, Brace L Co. 1935. 416 S. 8 3.5vj. Zn dessen Erklärung erzählt er eine (nicht ganz verbürgtes Anekdote, wonach Lord Büro» von seinem Verleger John Murray einmal eine Bibel zum Geschenk erhielt nnd sie zurückschickte, nachdem er eine Stelle im Neuen Testa ment verändert hatte. In einem der Evangelien hatte er dort, wo in der Verhandlung des Pilatus Barrabas ein »Räuber« genannt wird, diese Bezeichnung ausgestrichen nnd an ihre Stelle »Verleger« gesetzt. Bibelfesten Lesern, die den Barrabas ans der Luther-scheu Übersetzung nur als »Mörder« kennen, sei gesagt, das;, wie ich mich überzeugt habe, in der englischen Bibelübersetzung im Evangelium Johannis, im Gegensatz zu den übrigen, tatsächlich »Räuber« zu lesen ist. Dorans Lebensgeschichte sei hier in großen Zügen wiedergegeben. 1869 ist er in Toronto in Canada geboren. In jugendlichem Alter sah er dort einen Aushang: »Aufgeweckter Junge gesucht«. Er meldete sich und erhielt eine Anstellung in einer Traktatgesellschaft. Später ging er zu Fleming H. Revell in Chicago, einer bekannten Verlagsfirma vorwiegend religiöser Richtung. Bald machte er sich, unterstützt von den englischen Verlegern Hodder-Williams, selbständig. »Es traf sich«, bemerkt er, »das; zu jener Zeit das Verlagsgeschäft in den Vereinigten Staaten eine Art von selbstgefälligem, unagressivem Berns geworden war, der einem Neuling die Gelegenheit bot, sich selbständig zu machen auf einem Feld, das die altangesessenen Häuser ziemlich vernachlässigt hatten.« Er erlebte den großen Aufschwung des amerikanischen Vcr- lagsgeschäftes, den er klug zu nutzen verstand. Offen bekennt er zahlreiche Fehler, die er wie wohl jeder er folgreiche Verleger — beging: so die Zurückweisung eines Buches »In big 8teps« von Charles M. Sheldon, noch während seiner Tätig keit bei Revell, das dann einer der größten Bnchersolge drüben wurde, und einiger anderer während seiner Selbständigkeit. Aber eine statt liche Reihe sehr erfolgreicher Autoren wußte er zu sich zu ziehen, darunter Arnold Bcnnett, Somerset Maugham, dessen Bnch »Ok human Ooncin86« zuerst nicht recht gehen wollte, dann aber eine Aus lage von 250 000 erlebte: Michael Arien, dessen »4416 xreen bat« die gleiche Anflagenhöhe erreichte: außerdem Werke von Conan Doyle, dem Schöpfer des Shcrlock Holmes: Havelock Ellis, dem Sernal- Ethiker: dein späteren Nobelpreisträger Sinclair Lewis: Axel Mnnthe: Hngh Walpole und andere. Von der Art nnd auch Unart mancher von diesen weis; er lebendig zu erzählen, im allgemeinen neigt er zu einer wohlwollenden Be urteilung ihrer Schwächen, wenn auch bisweilen ein kräftigerer Seitenhieb fällt. -Hier eine nette Episode: Ein großes, rothaariges, schlaksiges und etwas fadenscheiniges Individuum erschien eines Tages bei mir, das redegewandter war als irgendjemand, den ich bis dahin getroffen. Er kam von einer Anzeigenagentnr. Für diese Rolle schien er mir zu gescheit — und er war dafür auch tatsächlich unbrauchbar, - aber während unserer Unterhaltung verriet er viel gute Urteilsfähig keit in redaktionellen »nd verlegerischen Dinge», dagegen keine Spur von finanziellen Erfolgen. Eines Tages fragte ich ihn, wie ihm ein redaktioneller Posten in meinem Büro mit einem Gehalt von sechzig Dollars die Woche gefallen würde. Er fiel mir fast um den Hals nnd trat gleich am nächste» Morgen seine Stellung an.« Dieser Mann war Sinclair Lewis. Nach einiger Zeit widmete sich dieser ganz der Schriftstellerei, aber seine ersten Bücher erschienen nicht bei seinem Entdecker. Ein Zusammenschluß mit seinem langjährigen Freunde, dem eben auch die Freundschaft der beiden ging dabei in die Brüche. Mit folgen den Worten legt Doran sein verlcgerisches Glaubensbekenntnis ab: »Ich würde kein Buch verlegen, das. den schlichten Glauben eines Menschen an Gott zerstörte, ohne etwas Positives an seine Stelle zu setzen. Ich würde kein Buch verlegen, das die Einrichtung der Ehe zerstörte, ohne eine Gesellschaftsordnung an ihre Stelle zu setzen, die der kommenden Generation den gleichen Schutz bietet.« Wenn die Versicherung des Verfassers, das; er das Buch ohne Auf zeichnungen, ganz aus dem Gedächtnis verfaßt hat, buchstäblich zu nehmen ist, dann muß er allerdings über ein ganz ungewöhnlich gutes Gedächtnis verfügen. L. H. Schütze. Zur Kulturgeschichte des Papiers Die »Chronik der Feldmühle«, die unlängst veröffentlichte große Festschrift der Feldmühle A.-G, Stettin (Besprechung s. Nr. 1981, die ebenso interessant ist durch ihre inhaltliche Gestaltung wie vorbild lich durch die ungewöhnliche Gepflegtheit ihrer buchkünstlerischen Aus stattung. wird eingcleitct durch einen über hundert Seiten umfassen den Beitrag »Znr Kulturgeschichte des Papiers« von I)r. Hans H. Bockwitz. Die Tatsache, das; ein industrielles Unternehmen seine Jnbilänmsschrist mit einer gediegenen wissenschaftlichen Arbeit kul turhistorischer Prägung eröffnet, die eine Rückschau gewährt auf das geschichtliche Werden nnd die kulturelle Bedeutung des Erzeugnisses, dem sein Schaffen gilt, verdient wärmste Anerkennung. Nunmehr ist die Bockwitz'sche Arbeit auch als Sonderdruck (als Jahresgabe für 1936 für die Mitglieder und Freunde des Deutschen Vereins für Bnch- und Schriftknnde zn Leipzig) in selbständiger Form erschienen, was ein jeder dankbar begrüßen wird, dem an einer modernen, knappen, ans gesicherten Ergebnissen beruhenden nnd wirklich lesbaren Dar stellung der Papiergeschichte gelegen ist. Weit zurück gleitet der Blick in die frühen Zeiten der ägyptischen nnd vorderasiatischen Kulturen, in denen die Schrift bereits zu hoher Bedeutung gelangt war. Auf Stein zunächst, dann vornehmlich auf Tontafeln entwickelten die babylonischen, assnrischen und elamitischen Reiche, die Hethiter und die Kreter ihre Keilschriftsysteme, auf Stein entstand die Bilderschrift der Ägypter. Jahrtausende hindurch dienten die Tontaseln der diplomatischen und kaufmännischen Korrespondenz dritten vorchristlichen Jahrtausend ab ein anderer Bcschrcibstoff nach weisbar, der aus dem Mark der Papyrusstande gewonnene Papyrus. Er wurde zum wichtigsten Schriftträger der Antike, seine Verwen dung bestimmte die Form des antiken Buches: die Nolle. Viel später erst hat sich das Pergament seinen Platz in der Welt der Schrift nnd der Bücher erobert. Obwohl das Beschreiben von Tierhaut schon in neue Buchform hat erstehen lassen, den Codex, der im papierenen Band fortlebt bis znm heutigen Tag. Die Heimat des Papiers aber ist der Ferne Osten. Die Person des Erfinders zwar verliert sich im Dnnkcl legendärer Überlieferung, sicher aber ist, daß in China zuerst das Grundprinzip der Papier bereitung entdeckt worden ist, die Zerfaserung pflanzlicher Stoffe im Wasser und das Schöpfen der Masse mit einem Siebe. Das früheste chinesische Papier, das auf uns gekommen ist, entstammt der Zeit zwischen 150 und 200 n. Chr. und ist von Sven Hedin in Chinesisch- Turkestan entdeckt worden. Uber Korea ist die Kunst der Papier- Herstellung nach Japan gewandert, wo das Papier ebenso wie in China auch als Wäsche- nnd Dekorationsstoff, als Glasersat; und der gleichen eine außerordentliche Nolle gespielt hat. Vor allem hat es aber die Voraussetzung für die frühe Entfaltung der chinesischen Drnckkunst gebildet. Die Wanderung des Papiers nach dem Westen ist den Arabern zu danken. Kriegsgefangene Chinesen begründeten die Einfuhr vom Osten vor, doch schon ermöglichte das Vorhandensein des Papiers den Aufbau der gewaltigen Bibliotheken der Araber. 661
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