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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.11.1883
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- Erscheinungsdatum
- 21.11.1883
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- Deutsch
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5314 Nichtamtlicher Theil. HL 270, 2t. November. Zeitgeschmack sind die Fracturlettern stets etwas schlanker: bei I gleicher Breite sind sie durchgehend? etwas höher, bei gleicher si Höhe etwas schmaler als die Antiqualettern. Daher findet man, st wenn man Schriften beider Schriftgattungen von gleicher Breite h mit einander vergleicht, daß die Fractur in der Regel leichter n lesbar ist, als die Antiqua, weil ihre Buchstaben höher sind und n folglich bei gleicher Breite einen größeren Flächenraum einnehmen, p Vergleicht man dagegen Schriften von gleicher Höhe, dann wird h die Antiqua leichter gelesen, weil die gleichlangen Zeilen der schlankeren Fractur mehr Buchstaben enthalten, jeder einzelne a Buchstabe mithin einen geringeren Flächenraum einnimmt. Höhe g und Breite ist aber völlig unabhängig von denjenigen Eigen schaften, welche einer Schrift den Charakter der Fractur oder r der Antiqua verleihen; es gibt eine breitgedrückte Fracturschrift, d wie auch eine schmale Antiqua, und gäbe es eine solche nicht, t so würde sie sich jedenfalls Herstellen lassen, ohne den Charakter L der Schrift dadurch zu alteriren. z Soll man nun aus hygienischen Rücksichten die Fracturschrift ! aus der Schule verbannen, bloß weil sie, nach jetzigem Zeitge schmack, etwas zu schlanke Gestaltung erhalten hat? — Mögen ^ andere Rücksichten auf deren gänzliche Verbannung bestimmend > einwirken — hygienische Rücksichten erfordern die Verwerfung > der Fracturschrift nicht; wohl aber kann zur Frage gestellt wer- - den, ob nicht, im Interesse der Augen des lesenden Publicums, ; die jetzt übliche schmale Fractur in eine breitere, mehr quadra tische Form überzusühren zweckmäßig sein würde. < Im Allgemeinen gilt als Regel, daß Gesichtsobjecte von i gleichem Flächenraum, bei gleicher Helligkeit, aus gleicher Ent- i fernung gesehen, gleich gut erkennbar sind; woraus folgt, daß ! die Lesbarkeit einer Schrift bei gegebener Entfernung abnimmt : mit der abnehmenden Größe des Flächenraumes der einzelnen Buchstaben, und umgekehrt. — Dieser Regel, wenn sie allge mein gültig sein soll, muß aber noch die einschränkende Bedin gung hinzugefügt werden, daß beide Flächendimcnsionen — die Länge und die Breite — nicht erheblich von einander diffe- riren dürfen. Denken wir uns bei gleichbleibendem Flächenraum einen Buchstaben in die Länge gestreckt, bis er zuletzt unendlich lang und fadendünn erscheint, dann wird er in dieser letzteren Form sehr schwer erkennbar sein; und denken wir uns denselben Buchstaben ebenso in die Breite gedehnt, dann wird er zuletzt ebenfalls fast völlig unkenntlich werden. — Daraus allein könnte man schon den Schluß ziehen, daß das Richtige in der Mitte liegen wird, und daß Buchstaben von ungefähr quadratischer Form, unter übrigens gleichen Bedingungen, am leichtesten, resp. in relativ größter Entfernung lesbar sein müssen. Der Versuch bestätigt diese Annahme vollkommen! Ver gleicht man Buchstaben von quadratischer Form mit correspon- direnden Buchstaben, die einen gleich großen Flächenraum ein nehmen, die aber in die Breite oder in die Länge ausgedehnt sind, so findet man, daß die Entfernung, in der solche Buch staben erkannt werden können, in umgekehrtem Verhältnisse steht zur Größe der überwiegenden Dimension. Durch das unverhält- nißmäßige Ueberwiegen einer Dimension verliert also der Buch stabe an Erkennbarkeit, auch wenn sein Areal von gleicher Größe bleibt. Hiernach würde man freilich schon zugeben müssen, daß die jetzt üblichen Fracturbuchstaben um ein Geringes weniger leicht erkennbar sein werden, als Antiquabuchstaben von gleichem Areal, weil jene, wie wir gezeigt haben, fast stets etwas schmaler und höher sind. Die Breiten- und Höhenverhältnisse ändern aber — wie schon gesagt — den Buchstaben-Charakter nicht: Fractur bleibt Fractur, auch wenn die Buchstaben breiter gemacht würden, als sie hoch sind, und Antiqua bleibt Antiqua, auch wenn die Buch staben ganz schmal und hochgezogen werden. Wir können des halb den nachtheiligen Einfluß der Fracturschrift auf das Auge nicht anerkennen und suchen den vermeintlichen Nachtheil viel mehr einfach darin, daß die Fractur schmaler geschnitten zu sein pflegt als die Antiqua, übersehen dabei aber nicht, daß von hochgeschätzter Seite solcher Nachtheil dennoch behauptet worden ist. So heißt es z. B. in dem Gutachten des ärztlichen Central ausschusses im Großherzogthum Hessen, als dessen Verfasser Med.-Rath vr. Adolf Weber genannt wird: Abschnitt VII.: „Man konnte sich nicht überzeugen, daß die mit der Erlernung der Fracturschrift verknüpften Gefahren für das Auge etwa aus historischen oder nationalen Rücksichten er tragen werden müssen, um so weniger als nicht allein andere Völker, welche sich früher der Fractur bedienten, zur Antiqua zurückgekehrt sind, sondern auch ein sehr großer Theil der deutschen Literatur bereits in dieser Buchstabenform erscheint." Noch entschiedener wird der Gebrauch der Fracturschrift verworfen in dem vortrefflichen ärztlichen Gutachten über das höhere Schulwesen Elsaß-Lothringens, in welchem der augenärzt liche Abschnitt III. betitelt: „Schutz des Sehvermögens" ohne Zweifel von Pros. Laqueur in Straßburg entworfen worden ist. Dort heißt es auf S. 39: „Es ist hier der Ort, die in neuerer Zeit viel erörterte Frage zu berühren, ob es zum Schutze der Augen beiträgt, unsere deutschen Buchstabenformen, die sog. Fracturschrift, aufzugeben und durch die lateinischen Formen, die Antiqua, zu ersetzen. Die verwickelten und schnörkelhaften Buchstaben der Fractur als natio nale Eigenthümlichkeit zu schätzen und darum beizubehalten, liegt kein Grund vor, da man weiß, daß sie nichts anderes als Ver unstaltungen der runden und gefälligen Antiqua sind. Auch im pädagogischen Interesse liegt es, unser doppeltes Alphabet aus zugeben und dem Schüler die Mühe zu ersparen, gleich beim Anfang des Lernens seinem Gedächtnisse für jeden Laut des Alphabets 8 verschiedene Zeichen einzuprägen. Ist es auch natür lich sehr schwer, den ursächlichen Zusammenhang des Fractur- drucks mit der Häufigkeit der Kurzsichtigkeit zu erweisen, so ist doch die Schädlichkeit der Fractur für das Auge nicht wohl zu : bezweifeln, wenn auch die Gewohnheit vielfach noch zu einem ' entgegenstehenden llrtheil führen kann. — Schon die Wahrneh- : mung, daß bei den Antiqua lesenden Völkern die Kurzsichtigkeit . viel weniger verbreitet ist, als in Deutschland, läßt auf die un- > gemein hohe Bedeutung der landläufigen Schriftsorm für die Erhaltung der Sehkraft schließen. Trotz der großen Schwierig keiten, mit denen eine einschneidende Neuerung in Ansehung der - Schriftformen verbunden ist, können wir daher nur wünschen, - daß dieser erstrebenswerthe Fortschritt möglichst bald für die t Schulbücher gemacht werde." ' Wir können diesen Behauptungen gegenüber keine Einwen- > düngen erheben, weil alle Angaben fehlen, die zu ihrer etwaigen ° Begründung dienen könnten. Die Angabe: „bei Antiqua lesenden ° Völkern sei die Kurzsichtigkeit viel weniger verbreitet als in - Deutschland", wird wohl kaum ernstlich zu nehmen sein. Auch die aus Entbindung unserer Schuljugend hinzielende e Befürwortung der gänzlichen Beseitigung unserer Fracturschrift t können wir nicht als begründet gelten lassen. , Wenn man meint, für Kinder in früher Schulzeit sei es > zuviel, acht verschiedene Alphabete — nämlich die großen und kleinen Buchstaben von je 2 Antiqua- und je 2 Fracturschriften e (Druckschrift und Schreibschrift) — aus einmal lernen zu müssen, t so mag dies Wohl als richtig gelten können, sofern das AlleD
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