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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-08-13
- Erscheinungsdatum
- 13.08.1935
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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x° 186, 13. August 1935. Redaktioneller Teil Gau Weser-Ems. Bersenbrück: vr. Theodor Heckmann, Studiendirektor, Quakenbriick, Theisstr. 24. Emden: Ernst Bahl, Lehrer u. Volksbüchereileiter, Am Marien- wehrster Zwinger 6. Eitel Kaper ist zu streichen. Lingen: Johannes Lenz, Lehrer, Bramhar, Post Bawinkel. Gau Westfalen-Süd. Landesreferent: Gauschulungsleiter Pg. vr. Schwarz schul z, Bochum, Wilhelmstr. 16. Brilon: Christian Züllighoven, Stud.-Assessor, Hansastr. 16. Castrop-Nauxel: Emil Kuhlmann, Volksschulleiter, Bahnhofstr. 206. Berlin, den 8. August 1935 Ennepe-Nuhr: Alexander Scholz, Leiter der kath. Volksschule, Schwelm, Joseph-Wagner-Str. 24. Hagen: Wilhelm Hammerschmidt, Studienrat, Hagen i. Wests., Ascherothstr. 9. Hamm: Dr.-Jng. Kurt Thomsen, Hütteningenieur, Hamm (Wests.), Hestlerstr. 51. Iserlohn: Karl Weis, Schriftleiter, Menden, Hauptstr. 43. Lippstadt: Erich Müller, Stud.-Direktor, Cappeltor 3. Olpe: Emil Stracke, Volksschullehrer, Altenhundem, Wimbergstr. 7 a. Witten: Emil Brockers, Buchhändler u. Buchbinder, Lutherstr. 12. Wittgenstein: Heinz Netzlaff, Stud.-Assessor, Laasphe i. W., Hinden- burgstr. 26. NeichsarbeiLsgemeinschaft für Deutsche Buchwerbung e. V. Der Geschäftsführer: Rein hart? Der Weg zum Buch Von Dr. Karl Robert Popp Als ich vor einiger Zeit mit einem Berlagsfachmann über die Herausgabe eines Buches sprach, meinte er mit einem tiefen Seufzer: »Ach, wir sind ja doch die letzten Volksgenossen, die von den Segnungen des wirtschaftlichen Wiederaufstiegs etwas ver spüren werden! Denn sehen Sie, wenn sich der Lebensstandard des einzelnen hebt, dann werden sich die Leute besser kleiden und be köstigen, sie werden ihre Einrichtung vervollkommnen, öfters aus gehen, Reisen machen usw. usw. Und erst zu allerallerletzt werden sie hingehen und sich auch mal ein Buch kaufen!« — Diese An schauung von der Achtung oder vielmehr Mißachtung des Buches im »Volke der Denker und Dichter« trifst leider auf eine ganze Anzahl von Volksgenossen zu. Es wäre aber vollkommen verfehlt, sie zu verallgemeinern und den Bnchabsatz ausschließlich von wirt schaftlichen Erwägungen abhängig zu machen! Wir scheu ja auf Schritt und Tritt, wie wenig die Liebe zu Büchern mit der Höhe des Einkommens zu tun hat! Die letzten Gründe für die Miß achtung des Buches liegen in uns selbst, in unserer inneren Ein stellung zum Buch, und sie haben herzlich wenig mit der wirt schaftlichen Lage zu tun! Wenn wir uns und unsere Volksgenossen auf das Verhältnis zum Buch hin arischen, dann erkennen wir eine Fülle von den verschiedensten Einstellungen! Da ist zunächst jene Gruppe Men schen, die überhaupt keine Beziehung zum Buch hat. Das regel mäßige Lesen ihrer Tageszeitung mit dem Unterhaltungsroman ist ihnen vollwertiger Ersatz sür jedes Buch. Dann jene harmlosen Gemüter, die dann und wann, — etwa in ihrer Strohwitwer zeit —, von Jugenderinnerungen überwältigt, aus den Boden steigen, um dort aus dem Bauche liegend wieder einmal im Karl May zu schmökern. Ferner der »gutsituierte« Bürger, der »ganz genau weiß, was sich gehört«, und demzufolge in seinem Bücher regal Goethe und Schiller stehen hat. Dann auch jene Sorte Menschen, deren einziges Interesse am Buch im Sammeln von »Klassikern erotischer Literatur« besteht, die sie schamhaft in den Fächern ihres Schreibtisches verbergen. Wer kennt auch nicht den Buchprotzen, der Dir beim Besichtigen der Wohnung den riesigen, reichverzierten Bücherschrank mit stolzer Handbewegung und der Bemerkung »Das ist nun meine Bibliothek« zeigt! Hinter ge schliffenem Glas leuchten die prachtvollen Einbände der — ach so unbenutzten — Klassiker, und in dem Mittclfach, etwas vor gerückt, erblickst Du die repräsentativen Werke der Bewegung gleichfalls in unberührter Pracht. Solltest Du aber die Seiten türen öffnen, so wirst Du im Dunkel der unsichtbaren Fächer diverse Liköre, Zigarren und andere Sorgenbrecher erblicken. Laßt mich den Reigen dieser Typen mit dem »billigen Mann» beschließen! Den reizt nur das vorteilhafte Einkäufen! Ob er nun eine imitierte Bronzeschreibtischuhr für fünf Mark oder eine anti quarische Schiller-Ausgabe zu dem gleichen Preis kauft, ihm kommt cs auf die Billigkeit an!! Und wenn er es auch durchaus nicht nötig hat, derart aus den Preis zu sehen, er wird immer das Billigste vom Billigen kaufen, denn er liebt vor allem das be rauschende Gefühl, für drei Reichsmark drei Kilo Literatur zu 880 erstehen! — Nun soll man aber auch die vielen wahren und treuen Bücherfreunde nicht vergessen, die ein persönliches Verhältnis zu ihren Büchern haben und in ihrer Buchsammlung, sei sie groß oder noch so klein, eine immer offene Fundgrube an Weisheit, Geist und Gefühl erblicken! Da ist ein junger Studienassessor, der sich mit seiner tapferen Frau schlecht und recht durchs Leben schlägt. Voller Stolz führt er Dich zuerst an seinen kleinen Bücher schrank und zeigt Dir liebevoll jedes einzelne der wenigen Bücher. Aber Du spürst, wie gut er ausgewählt hat, Du fühlst, welche lebendigen Verbindungen zwischen diesem Menschen und seinen Büchern bestehen, und schließlich sagt er lächelnd: »Du, das sind meine besten Kameraden!« Und dieses Wort läßt Dich mit einemmal erkennen, warum so viele Volksgenossen das Buch nicht mehr zu würdigen ver stehen. Weil in uns Menschen selber die Wege verschüttet sind, die hin zum Buch führen! Wer von uns liest noch, sich Zeile um Zeile erarbeitend, so wie es eine einfache, alte Magd tut, von der uns Joseph Winckler erzählt?! Diese alte Frau las sich Abend für Abend mit gleicher Freude immer tiefer in Gustav Freytags »Soll und Haben« hinein! Wer gleicht noch jenem Strecken arbeiter, von dem Max Jungnickel berichtet?! Der siel im Welt krieg in der Nähe von Wilna, und die Kameraden fanden zwischen seinem Gewehrputzzeug und der Dienstanweisung für Lokomotivfüh rer den »Schüdderump« von Wilhelm Raabe, zwischen dessen Zeilen wie ein Buchzeichen das Band des eisernen Kreuzes lag. Und ver stehen wir noch den Waldläufer, wie ihn Albert Schweitzer in seinem Buch »Zwischen Wasser und Urwald» schildert?! Im fern sten Afrika nahm dieser einfache und verlassene Mensch auf seine einsamen Fahrten die Werke des deutschen Gottsuchers Jakob Böhme mit ... Diese drei Menschen zeigen uns die Wege zum Buch! Lesen wir wieder wahrhaft gründlich wie die alte Magd! Sehen wir in unseren Büchern Kameraden aus Leben und Tod, so wie es der Arbeiter und Soldat im großen Kriege bewies. Erquicken wir uns in unseren tiefsten Einsamkeiten wieder am Quell des deutschen Sehnens und Suchens! Dann werden wir wahrhaft gute Leser sein und in unseren Büchern Freunde für das ganze Leben besitzen! Aber ist es nicht leider vielfach so, daß wir nur „och mit der kritischen Brille auf der Nase uns zum Lesen hinsetzen können?! Daß wir die »leichte Unterhaltungslektüre« vorzichcn und beileibe nicht erschüttert und aufgewühlt werden wollen?! Daß wir beim Kinobesuch und im Gasthaus die Mark nicht ansehen, die uns für ein gutes Buch zu schade erscheint?! Denken wir an unsere Jugend! Damals gaben wir uns dem Buch ganz hin, da vermochte uns ein Buch noch im Innersten zu ergreifen, ja, zu Tränen zu rühren, da sparten wir uns das Geld für die Bücher noch vom Munde ab, und auf unseren Wunschzetteln stand das Buch voran! Es geht eine Welle von Jugend über das Land, lassen wir von dieser Welle alles Müde und Bequeme abspülen von unserer Seele, seien wir wieder gläubig, und der Begeisterung wie der Hingabe sähig!
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