Nummer 78, 1. April 193« Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 1707 Von Dr. Hans Anna HaunhorsL Kaiser!. Gesandtschafts-Attache a. D. Mit 8 Originalausnahmen auf Kunstdruckpapier in Leinen ge bunden RM Z.50, steif geheftet mit Schutzumschlag RM 2.50 Geishas und Musmeö — Ein wenig Politik — Ein Fest bei Hofe — Im Theatee — O'Harou'san — Saionaca — Nachwort. Endlich ein Buch, das sich bewußt außerhalb des Rahmens der bisher bekannten Japan-Literatur stellt! Es will nicht mehr — aber auch nicht weniger! — als die Atmosphäre dieses für uns augenblick lich wohl interessantesten Landes des Erdballs geben. Diese Atmosphäre dem europäischen Leser zu ver mitteln, war nur möglich auf Grund eigenen Erlebens wie es dem Verfasser als jungem Diplomaten dort drüben zuteil wurde. Aber man muß auch erleben können! Und in wie seltenem Maße der Ver fasser über die Einfühlungsfähigkeik in eine uns so fremde Kultur verfügt, das hat kein Geringerer als der erste Leiter des Japan-Instituts Professor Kana kogi mit seinem Urteil bestätigt, daß dieses Buch „Geradeswegs bis in den Kern" der Kultur Japans vorstößt, wie es dem Blick des Europäers fast nie vergönnt ist. Hier ist — vielleicht zum ersten Male! — Rudyard Kiplings resignierter Ausspruch „Ost ist Ost, und West ist West — und nie werden beide sich verstehen" ln überraschender Weise widerlegt. Der verhältnismäßig bescheidene Umfang des Werkes darf darüber nicht täuschen. Die letzten Möglich keiten sprachlicher Formgebung: erschöpfende Prägnanz und reichste Farbigkeit des Ausdrucks, die des Verfassers besondere Eigenart sind, lassen ihn Dinge fest umreißcn, die zeitlose Gültigkeit beanspruchen dürfen. Und so hat wiederum Professor Kanakogi als der berufenste Kenner Recht, wenn er sagt, daß dieses Buch in einer für den Europäer fast unerreichbar scheinenden Klarheit die „Motive japanischen Handelns" bloßlegk. Wer, ob Mann oder Frau, dieses knappe und doch so inhaltvolle Buch zu lesen versteht, der darf sagen, daß er die japanische Seele wirklich erlebt hat. „Das Lächeln Japans" ist weniger die Arbeit eines Schriftstellers, als die Gestaltung eines Dichters: aber Kinder und Dichter sehen oft mit visionärer Klarheit durch eine Oberfläche hindurch, die das normale Auge nicht zu durchdringen vermag. Und nur ein Dichter kann, selbst als Europäer, auch den japanischen Eros so bis in die feinsten, durchgeistigtsten Schwingungen auf sich wirken lassen, wie es dem Verfasser in seinem wundervollen Erleben einer japanischen Frau vergönnt war, einer Frau, die (um mit des Verfassers eigenen Worten zu reden) „ihn durch seine kleinen irdischen Seligkeiten führte, wie einst Beatrice den göttlichen Dante bei der Hand nahm, um ihn durch seine großen Himmel zu geleiten." Iltit diesem Buche besitzt das Sortiment ein wertbeständiges, keiner Zeit unterworfenes Verkaufsobjekt, das für die gefamte Japanliteratur stets führend bleiben wird. (?) Georg Kummer's Verlag, Leipzig