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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1935
- Strukturtyp
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- 1935-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1935
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- Deutsch
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X- 162, lk. Juli 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. nehmen durften. Unser herzlicher Dank gebührt u. a. Herrn Direktor Scheffen, dem geschäftsführenden Vorsitzenden des Grenzbücherei dienstes, sowie den Kollegen Bibliotheksrat vr. Narciß in Breslau und Büchereidirektor vr. Hör st mann in Gleiwitz. Sie haben mit großer Umsicht und unermüdlicher Tatkraft die riesigen organisato rischen Vorarbeiten geleistet und auch während der Fahrt ihre liebe Mühe gehabt, die vielerlei Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen, die sich bei einer solchen Reise ergeben. Es war des Schönen und Lehrreichen soviel auf dieser Reise, daß wir Teilnehmer selbst, sollen wir davon erzählen, zur Karte greifen und uns kurz vergegenwärtigen müssen, welche Strecken wir Tag um Tag bewältigt, welche Stationen wir zurückgelegt haben seit dem erfrischenden Auftakt in Frank furt a. d. Oder, wo wir vr. S ch r i e w e r s, des Leiters der Preußischen Landesstelle für volkstümliches Büchereiwesen, muster gültig und modern eingerichtete Stadtbücherei und Beratungsstelle besichtigten. (Es mag den Buchhandel hier besonders interessieren zu erfahren, daß es dank der Initiative Schriewers im Regierungsbezirk Frankfurt an der Oder gelungen ist, den Aufbau der gemeindlichen Volksbücherei von der dörflichen Schulbücherci aus in Angriff zu nehmen, und zwar durch eine vorbildliche Gemeinschaftsarbeit zwischen Buchhandel und Volksbücherei, die dem dortigen Sortiment eine er hebliche Steigerung, ja Vervielfachung seines bisherigen Absatzes an Schul- und Dorfbüchereien brachte. Näheres darüber hat Schrie- wer selbst im Heft 3/4 des zweiten Jahrgangs der von ihm heraus- gcgebcnen volksbibliothekarischen Fachzeitschrift »Die Bücherei« ver öffentlicht.) Von Frankfurt ging es mit der Eisenbahn zunächst nach der Landeshauptstadt Schlesiens, der altehrwürdigen Domstadt Bres- I a u. Zu kurz war der Abend, den wir hier im Kreise der Kollegen und Kolleginnen der Städtischen Büchereien in frohem Gespräch ver brachten, aber unvergeßlich werden uns allen die Worte sein, die Gauleiter und Oberpräsident Wagner dort zu uns sprach von der Not des schlesischen Ostens, von der Schwierigkeit und Größe der Arbeit für unser deutsches Volkstum, das dort, auf zwei Seiten um brandet von der anstürmenden jungen Kraft der slawischen Nachbar völker, sich behaupten und bewähren muß. Was wir hier aus be rufenem Munde erfuhren, das durften wir nun in den folgenden Tagen mit eigenen Augen und Ohren an Ort und Stelle in uns aufnehmen, während wir in unserem stattlichen gelben Autobus durch das sommerlich blühende Land fuhren. Nur kurz sei die Reiseroute angegeben: Erster Tag: Von Breslau in den Kreis M i l i t s ch. Besichtigung der Dorfbüchereien in Radziuns und Strebitzko. Dann in den Kreis Groß-W arte nberg und über Namslau nach Oppeln. Welchen Segen eine kleine, gut ausgewählte Dorfbücherei unter einer tüch tigen Leitung, die mit ganzem Herzen dabei ist, wirken kann, das erfuhren wir in Radziuns, wo der Büchereileiter Lehrer Schubert uns zuerst einen klaren Überblick über die völkischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Dorfes gab und wo, als wir von den Büchern und den Lesern sprachen, Frau Schubert das Wort nahm und es sich herausstellte, daß diese schlichte Landlehrersfrau ihre Bücher alle genau kennt und sie, seien es auch die schwierigsten, alle »an den Mann« bringt. Sie hat uns allen damit ein unpatheti sches Beispiel gegeben, wie wir unsere Arbeit anzufassen haben: mit dem Herzen und nicht mit dem psychologisierenden Verstand. — Zweiter Tag: Vom Annaberg aus, wohin wir zunächst fuhren und wo ein alter Annabergkämpfer uns von den Leidenstagen des Jahres 1921, von den Tagen des Kampfes um diesen alten Wall fahrtsort mit ergreifenden, schlichten Worten erzählte, ging es nach Groß-Strehlitz (Besichtigung der dortigen neueingerichteten Kleinstadtbücherei), weiter nach H i m m e l w i tz, wo wir eine Stunde am Unterricht der ersten Klasse teilnahmen und die neue Dorfbücherei uns ansahen, und über die Eichendorffburg Tost nach Gleiwitz. Unvergeßlich wird uns allen die kurze Stunde im Schulzimmer zu Himmelwitz in Erinnerung bleiben; die Arbeit, die der junge Lehrer in dieser Stunde geleistet hat, die er und seine Kollegen dort wie in allen Grenzgebieten Tag um Tag an der Dorfjugenö dieser Grenz orte leisten, ist eine verantwortungsschwere, unsagbar schwierige und wichtige Arbeit. »Helden ohne Ruhm«, hat man die auf Grenzvor posten kämpfenden Lehrer mit Recht genannt; dort zu sieben und für deutsches Volkstum zu schaffen, ist ein dornenreickes und mühe volles Amt, das seinen Lohn nur in sich trägt, ist ein Heldentum, von dem kein Lied und kein Heldenbuch berichtet, ist ein stilles, großes Helden- und Kämpfertum, das Anerkennung und Dank der ganzen Nation verdient. Der folgende Tag war Rasttag für unseren treuen Autobus. Für die Fahrtteilnehmer aber war er der büchereipolitische Mittel- unö Höhepunkt der ganzen Reise. Er begann mit einer Besichtigung der von vr. H o r st m a n n geleiteten Stadtbücherei in Gleiwitz und der mit ihr verbundenen Bücherei-Beratungsstelle, die das be- 682 sonders wichtige Gebiet an der oberschlesischen Grenze bearbeitet. In Anwesenheit der Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden und der Partei, der Bürgermeister und Landräte sowie der haupt- und nebenamtlichen Büchereileiter aus der ganzen Provinz Ober schlesien begann dann um 11 Uhr die große, repräsentative Arbeits tagung, in der der gewaltige Umfang und Bereich der von den deutschen Volksbüchereien geleisteten Volkstumsarbeit ihren weithin sichtbaren Ausdruck fand. Schon die zahlreichen Begrüßungsreden konnten ein deutliches Bild geben, wie weit das Feld der Bücherei arbeit sich erstreckt, wie heute Staat und Stadt, Partei und Be wegung in allen ihren Vertretungen und Gliederungen von der un abweisbaren Notwendigkeit der Volksbüchereiarbeit durchdrungen und auf ihre eifrige Förderung bedacht sind. Nach den Begrüßungs ansprachen ergriff Professor vr. Dähnhardt, der Sachbearbeiter des Neichskultusministers für Volksbüchereifragen, das Wort zu seinem groß angelegten Vortrag über den »Aufbau des öffent lichen B ü ch e r e i w e s e n s in Deutschland«, der den zahl reichen Zuhörern eine vorzügliche Übersicht über den augenblicklichen Stand des deutschen Büchereiwesens und über die Ziele und Wege des geplanten Aufbaus im ganzen Reich bot. Die wesentlichen Grund sätze des Aufbaus: In jedes Schuldorf eine Volks bücherei; die Gemeindebücherei soll Eigen lei stung der Gemeinde sein, kamen ebenso klar zum Ausdruck wie die besonderen Aufgaben, die bei dieser Aufbauarbeit den staatlichen Be ratungsstellen zufallen: Hilfe in der Technik der Bücherei; Beratung bei der Zusammenstellung des Inhalts, des Bestandes der Bücherei, und sorgfältige fachliche und geistige Schulung der Büchereileiter. Hatte Professor Dähnhardt mit diesen richtungweisenden Ausfüh rungen uns den Blick geweitet für die großen Zusammenhänge und die das ganze Reich umspannenden Aufgaben des Volksbücherei wesens, so führte vr. H o r st m a n n seine aufmerksam lauschenden Zuhörer an Hand vortrefflichen, fleißig vorbereiteten Anschauungs materials ein in die besondere — frühere und heutige — Lage Ober schlesiens in bllchereilicher Beziehung. In der am Nachmittag folgenden »geschlossenen Sitzung« gaben uns Bürgermeister Hartlieb (Cosel) und Direktor Pnrkosch (Glei witz) aufschlußreiche und ergreifende Berichte über die politische bzw. wirtschaftliche Lage Oberschlesiens. Dann sprach vr. Schriewer über Sinn und Aufgaben des Grenzbüchereidienstes. Sein Vortrag wurde zu einer erhebenden Andachts- und Feierstunde, er war zweifel los der Höhepunkt unserer ganzen Fahrt. Er schilderte uns das Entstehen des Grenzbüchereidienstes, der aus dem Volkstums-Erleben der heimkehrenden Frontsoldaten heraus geboren wurde, und wies darauf hin, wie die Idee dieses geistigen Grenzschutzes in seinen Gründern bis heute lebenskräftig und lebenswirksam geblieben sei. Und so wuchsen mir Jungen, denen auf dieser Fahrt das erste prak tische Grenzbücherei e r l e b n i s zuteil wurde und denen in den Worten Schriewers das geschlossene Bild des starken Volksdeutschen Schaffens und Wollens des Grenzbüchereidienstes lebendig wurde, in die Gemeinschaft der Älteren hinein, die der Sache der Bücherei arbeit in Deutschlands Grenzmarken ihre Kraft und ihr Leben ge weiht haben. Die Worte Schriewers klangen mahnend und fordernd wieder in uns auf, als wir am nächsten Morgen auf der Fahrt nach Beuthen — zur Besichtigung der dortigen Bücherei — an so manchen Schlagbäumen und ans den Höfen deutscher Hüttenwerke an der Grenze standen. Der Nachmittag führte uns zu einer Studienfahrt über die Grenze nach Kattowitz, wo wir das prunkvoll eingerichtete polnische Volksbildungshaus mit seiner vorbildlich modernen und schönen Sejmsbibliothek, seinem einladenden Kinderlesesaal und seiner Volksbücherei sehen durften, um dann noch unter Führung Viktor Kanders die Büchereizentrale des »Verbandes deutscher Volks büchereien in Polen« kurz zu besichtigen, die zwar in engen und ärmlichen Räumen Hausen muß; der Geist aber — das spürten wir alle —, der in diesen wenig repräsentativen Räumen herrscht, ist ein guter und starker Geist, der nie untergeben kann und darf. Wiederum über die Grenze, diesmal in die Tschechoslowakei, gelangten wir auf unserer Studienfahrt am nächsten Tag, der uns über Natibor — die Stadt, die gerade eine neue Bücherei eingerichtet, hatte uns einen feierlichen Empfang in dem stilvollen Nathaussaal bereitet — nach Troppan und M ä h r i s ch - O st r a u führte. Durch Verzöge rungen an der Zollstation war die Zeit so knapp bemessen, daß der Buchwart in Troppau seine äußerst interessanten, in Anwesenheit des Bürgermeisters der Stadt und eines Vertreters der tschechischen Polizeibehörde vorgetragenen Ausführungen über das ausgezeichnet durchorganisierte staatliche Büchereiwesen in der Tschechoslowakei ab kürzen und abbrechen mußte und daß es in beiden Städten nur zu einem Eilmarsch durch die deutschen Büchereien reichte. Der offizielle Empfang in Mährisch-Ostrau mußte außerdem unterbleiben. Spät
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