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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1935
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- 1935-06-29
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1935
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X- 148, 29. Juni 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. hinaus gerade von dieser Seite aus, die nach so viel Stagnation einen Anfang setzte, ausgegangen sind. Und dazu kommt schließlich noch eines: es mag eine Reihe von Büchern sein, die an irgend einer Stelle in die Front des Kampfes der Bewegung cintrat; viele von ihnen hatten eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, und es bedeutet keine Verkennung dieser Aufgabe, wenn wir sagen, daß sie oft nur von zeitlicher Bedeutung waren; demgegenüber steht die Tatsache von Hitler «Mein Kampf», das von dieser Zeit an von Geschlecht zu Geschlecht das Buch des Volkes, das Buch der Jugend, das Buch des Lehrenden und Lernenden sein wird, denn eine Abkehr von ihm wäre gleichbedeutend mit einer Abkehr von den tragenden Grundkräften des neuen Deutschland — wäre Untergang. Lange genug konnten die Gegner des Nationalsozialismus nicht begreifen, daß der Kampf der nationalsozialistischen Bewe gung, soweit er im politischen Raum ausgetragcn wurde, nur den Teilausschnitt eines viel umfassenderen Gesamtkampfes dar stellte. Dieser Gesamtkampf aber ging nicht nur auf die äußere, sondern mit gleicher Leidenschaft aus die innere Umformung des deutschen Volkes aus; er ging um eine neue Weltanschauung, um eine neue Weltordnung, als dem Boden, auf dem das Neue auf die Dauer nur stehen konnte. Auch auf dem Gebiet der weltanschaulichen Auseinander setzung war das Gegeneinander der Gruppen und Grüppchen kaum noch übersehbar; eines vermochte ihre angebliche Prophetie aber nicht zu verbergen: den großen Leerraum, in dem sich Zehn- und Hunderttausende des Volkes befanden, und zwar von seinen besten, ernsthaft suchenden Menschen, da viele überkommene Wahr heiten und Glaubenssätze sich im Ansturm der Zeit nicht bewährt hatten. Auch in diesen Leerraum trat zur rechten Zeit ein Buch: es war der »Mythus des 20. Jahrhunderts« von Alfred Rosenberg. Wir vermögen das Buch heute nicht mehr allein von der Bedeutung zu sehen, die es bei seinem Er scheinen schon hatte, da es darüber inzwischen weit hinausgewach- sen ist; zum »Mythus« gehört heute auch die neue Abwehrschrift Rosenbergs-»A n die Dunkelmänner unserer Zeit«, und diese wieder lenkt unseren Blick auf die Anti-Mythus- Literatur. Mag manches davon aus ehrlichen Willen und echte Sorge zurückzusühren sein, so ist vieles doch nur zu verstehen, wenn wir unterstellen, daß die Verfasser oder ihre Hintermänner einfach nicht willens sind, das zu begreifen, woraus es Rosenberg ankam. An wen wendet sich Rosenberg mit seinem »Mythus«? Er schreibt in seiner Einleitung: »Jedoch richtet sich das Werk nicht an Menschen, die glücklich und festgefügt innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft leben und wirken, wohl aber an alle, die sich innerlich von diesen gelöst, zu neuen weltanschaulichen Bin dungen aber noch nicht durchgekämpft haben. Die Tatsache, daß diese heute schon nach Millionen zählen, verpflichtet jeden Mit kämpfer, durch tiefere Besinnung sich selbst und anderen Suchen den zu helfen«, lind wer vermöchte nunmehr ernsthaft zu glauben, daß das Geschrei der Anti-Rosenbergianer nur einen einzigen aus dem Leerraum hätte herauszuholen vermögen, in dem Hundert tausende standen, die nicht mehr »glücklich« und »festgefügt« inner halb einer Glaubens- oder Weltanschauungsgemeinschaft lebten. Die Gegner Rosenbergs befassen sich mit allen möglichen Dingen, aber nie mit der Frage, wie es zu einem Zustand kam, der ein Buch wie den »Mythus« geradezu herausfordern mutzte, wenn jenen Zahllosen, für die dieses Werk zur rechten Stunde kam, nicht der völlige Nihilismus beschieden sein sollte. Hier wird die Bedeutung des »Mythus- deutlich. Auch wenn der »Mythus» nicht herausgekommen wäre, müßte mit der Tatsache des Vorhanden seins jener Deutschen gerechnet werden, die sich heute zum »Mythus« bekennen, und für die aus Gründen, die hier nicht untersucht zu werden brauchen, eine Rückkehr in frühere Glau bens- und Weltanschauungsgemeinschasten nicht mehr möglich ge wesen wäre. Rosenberg hat bei vielen Gelegenheiten betont, daß der »Mythus« keine parteiprogrammatische Bedeutung habe; aber diese Einschränkung schwächt seine sonstige Bedeutung in keiner Weise ab, denn, wie dem im einzelnen auch sei, der »Mythus« wurde von zahllosen suchenden Menschen als erlösendes Wort empfunden, und unter ihnen waren nicht wenige, Vertreter besten deutschen Menschentums, die, da sie sonst der Hoffnungslosigkeit ausgeliefcrt waren, in letzter Stunde für den Kampf der Nation gewonnen wurden. Rosenberg hat mit seinem »Mythus» ein neues Weltbild in die Zeit gestellt, in eine Zeit der Entartung und des Verfalls ein Weltbild des heroischen Lebenskampfes, — und auch ohne dieses Weltbild wäre der Kamps und der Sieg der Bewegung nicht denkbar. Wenn Rosenberg nicht als Mund der Partei ge sprochen hat, dann hat sich in seinem Werk doch die Sehnsucht besten deutschen Menschentums zum fordernden Wort geformt, das leere und inhaltslos gewordene Formen zu zertrümmern wagte, um an deren Stelle neue Formen mit neuen Inhalten zu setzen. Es ist eine Vermessenheit, zu glauben, daß mit Schristchen, Broschürchen, Traktätchen und anonymen Kirchenblatt-Beilagcn diese im »Mythus» Wort gewordene heroische Lebenssehnsucht, von der unsere Zeit und unser Voll erfüllt ist, aus der Welt ge redet werden könnte; auch der »Mythus« wird aufs stärkste in die Jahrzehnte und in die Formung der deutschen Zukunft hinein wirken. Und er wird auch in denen, die nicht restlos ja zu ihm sagen, Kräfte entzünden, die an irgendeiner Stelle wieder zum Einsatz in den Gesamtkampf für Deutschland kommen können. Der »Mythus« ist eine geistig wirkende Macht, die durch keine noch so raffinierte Dialektik überwunden werden wird. Von anderen Büchern erreicht im Kamps um die deutsche Er neuerung keines die Bedeutung der beiden hier genannten. Das bedeutet keine Ablehnung ihres sonstigen Wertes, sondern lediglich die Feststellung, daß keines diesen beiden, von der Fülle der son stigen Inhalte abgesehen, gleichkommt an innerer Dynamik des Kampfes, da sie nicht Auseinandersetzung sind, sondern gleichsam Wort gewordener Kamps selbst. Wir halten auch jenes Bemühen für verfehlt, das krampfhaft versucht, in allen möglichen geistigen Lagern »Vorläufer« des Nationalsozialismus zu konstruie ren. Wenn wir alle derartigen Versuche ablehnen, so bleibt uns um so mehr Spielraum für die Anerkennung der Arbeit derer, die mit den Mitteln ihrer geistigen Kräfte und vom Standort ihrer besonderen Absichten und Möglichkeiten aus den Boden für das Werden des Nationalsozialismus auflockerten, auch wenn die von ihnen gefundenen Formeln noch nicht nationalsozialistisch waren, da der Nationalsozialismus als politische und kulturelle Lebensform ohne die durch die Tat eines Genies bedingte Ein maligkeit seiner Prägung nicht denkbar wäre. Es bedeutet ange sichts der Ungeheuerlichkeit dessen, was für Deutschland zu leisten war, um es auf die Schwelle einer neuen zukünftigen Entwicklung zu stellen, keine Geringschätzung, wenn wir von einer Reihe von Büchern, die auch für den Kampf um Deutschland bedeutsam ge worden sind, betonen, daß sie für die Lösung von Teilaus- gaben wichtig waren, da sie auch in solcher Beschränkung nicht von der Einheit unseres neu gewordenen Lebens hinwegzudenlen sind. Das mag gesagt werden etwa von den Schriften Paul de Lagardes, des Rembrandtdeutschen Julius Lang- behn und von den Werken Moeller van den Brucks. Lagarde gehört sehr stark und unmittelbar in die Kampf strömung der Bewegung, da viele von seinen Formulierungen das Zeitgebundene hinter sich lassen und im Hinblick auf die durch unser besonderes Wesen gegebenen besonderen Lebensverhältnisse von dauernder Gültigkeit sind. Der Rembrandtdeutsche hat auf seiner Suche nach der deutschen Seele manches zu blaß gesehen, aber zu seiner Zeit doch auch zahllosen Deutschen eine erlösende Antwort auf brennende Lebensfragen gegeben und dabei Wahr heiten gesunden, die auch heute noch gültig sind und immer gültig sein werden. Und wenn bei Moeller van den Bruck die Entwick lung ebenfalls über manche von ihm umschriebene Idee hinaus geführt hat, so muß doch immer bedacht werden, daß für viele Deutsche, die dem Reichsgedanken aus irgendwelchen Gründen verständnislos gegenüberstanden, sein Werk -»Das Dritte R e i ch« zu einem Tor des Verständnisses wurde. Auch das dichterische Schrifttum hat hier Beiträge gegeben, wenngleich von der einen wie von der anderen Gruppe nur An deutungen zum Thema gemacht werden können. So ist zum Bei spiel immer noch wenig bekannt, in welch hohem Maße vor allem die theoretischen Schriften Paul Ernsts, in erster Linie die beiden Hauptwerke -»Grundlagen der neuen Gesell schaft» und »Der Zusammenbruch des deutschen Idealismus« Erkenntnisse enthalten, von denen aus ein ge- 531
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