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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1935-06-29
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1935
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- Deutsch
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jßk 148, 29. Juni 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. im Film »Triumph des Willens« an unfern Augen vorüber, in feinen Aufmärschen und Huldigungen für den Führer. Das größte Erlebnis war aber doch die Matthäus-Passion von I. S. Bach. Dieses Hör-Erlebnis erhielt seine besondere Weihe durch die Stätte, an der der Meister seine besten Werke geschaffen und auf geführt hat, die Thomas-Kirche. — Und dann sei eines Tages noch besonders gedacht. Am Morgen stand ein Autobus vor unserm Haus. Mit dem fuhren wir frisch und munter mitten in den Früh ling hinein, nach Jena. Durch Anlagen im keimenden Grün gingen wir zum Verlag Gustav Fischer; ein Haus, ganz still und versteckt gelegen, ohne den Lärm des hastenden Betriebes. Und dann gingen wir zum Eugen Diedcrichs Verlag. Der Dicderichs- Löwe wacht vor dem Hause, in dem der Vater der Jungbuch händler für das deutsche Schrifttum gekämpft hat. Sein Sohn Nils führte uns ein in Gedanken und Werke des Hauses. Jena als Universitätsstadt hat Träger großer Namen beherbergt. Zu ihren Wirkungsstätten führte uns Herr Biedermann, der Besitzer der Frommannschen Buchhandlung. Am Hang des Landgrafen saßen wir in seinem Garten und lauschten den Schilderungen über Jena und seine Geschichte; in der Ferne die Burgen des Saaletales. Es war ein köstlicher Tag. Unser Kameradschaftshaus trägt den Namen »Schlageter«. Diesen Namen gab ihm Kamerad Zimmcrmann; als Freund und Kamerad hat er zusammen mit dem großen Toten um Deutsch lands Befreiung gekämpft. Er hat uns in einer stillen Stunde etwas Unvergeßliches gegeben. Schlicht und einfach und kamerad schaftlich geht es in diesem Hause zu, willig nahmen uns die Be wohner in ihre Gemeinschaft auf. Das sind Studenten von neuem Schlag! Mit ihnen standen wir morgens unter der Fahne und sangen unser Lied. Was die Reichsschule darstellen soll, ist in der Presse und anderen Blättern gesagt worden. Was sie aber ist, beweist sie durch die Tat. Hilfe und Unterstützung fanden wir überall. Nicht Lehrer und Vorgesetzte sprachen zu uns, sondern wahrhaste Kameraden. Darum wird der ewige Individualist bewußt ausgeschaltet, wie überhaupt alles unter der Parole der Gemeinschaft und Kamerad schaft geschieht. Das ist der größte Gewinn, daß sich hier Jungen zu einer Gemeinschaft bekannten und eine wirkliche Kameradschaft schlossen. Nicht ohne kleine Kämpfe ist das geschehen. Bestanden doch anfangs Unstimmigkeiten über die größere Zugehörigkeit in der Freizeit. Wollte doch das und jenes nicht klappen in der Erledigung der kleinen Pflichten. Aber diese Mängel haben sich selbst getilgt. Wir waren der erste Kursus, der mithelfen sollte am Aufbau, wir sollten zeigen, ob es glückte, was man geplant hatte, und ich glaube, wir haben unfern Mann gestanden. All ihre großen und kleinen Freuden haben wir erlebt. Da gerieten im Übermut die Stuben aneinander, in Bettenschlachten wurde an Wasser und anderen Waffen nicht gespart. Da geschahen nächtlichcrweise Über fälle, von denen man die Täter nie erwischen konnte. Ein alter Wunsch des Jungbuchhandcls ist in Erfüllung gegangen: Jung buchhändler aus allen deutschen Gauen leben und arbeiten ge meinsam, lauschen gemeinsam einem Dichter, hören gemeinsam deutsche Musik und singen gemeinsam deutsche Lieder. Heinz Bett in. Jubiläen Am 1. Juli feiern verschiedene Firmen im Buchhandel den Tag ihrer Gründung. 125 Jahre I. L. Schräg Verlag in Nürnberg Nach Joh. PH. Palms Märtyrertoö im Jahre 1806 wurde von der Witwe Katharina Palm geb. Stein Johann Leonhard Schräg (1783—1858) aus Landshut i. B. mit der Führung der I. A. Stein'- schen Handlung in Nürnberg betraut. Schräg hatte nach Besuch des Gymnasiums seiner Vaterstadt in der Krüll'schen Universitätsbuch handlung gelernt, auch bei Attenkofer dort mar er tätig; dann folgte ein Aufenthalt in Wien bei der Buchhandlung Alois Toll. Katharina Palm hatte bald erkannt, welch tüchtige Kraft sie zur Leitung ihres Geschäfts gerufen, und gern hätte sie, wie aus noch vorhandenen Briefen hervorgeht, den erfolgreichen Mitarbeiter enger an ihre Seite gefesselt. Schrags Liebe gehörte indeß ihrer Nichte Johanna Maria Sophie Keßler. Sie war eine Tochter von Katharinas älterer Schwester Felicitas, die der Handelsherr und Vorsteher des Nürn berger Handelsplatzes Johann Wolfgang Keßler in zweiter Ehe ge- ehelicht hatte. Am 28. Oktober 1810 machte Johann Leonhard Schräg mit Sophie Keßler Hochzeit. Schrags Vorhaben, eine Sortiments buchhandlung aufzumachen, wurde durch Einspruch der übrigen be rechtigten Nürnberger Handlungen vereitelt. Da entschloß er sich kurzer Hand zur Gründung eines Verlags. Am 1. Juli 1810 ging seine Etablissementszirkular hinaus. Uber Johann Leonhard Schrags Tätigkeit als Verleger berichtet auf Grund reichen Quellenmaterials die gelegentlich der Hundert jahrfeier erschienene Schrift: »Die Veröffentlichungen des Verlags von I. L. Schräg in Nürnberg 1810—1910«. In der deutschen Lite raturgeschichte hat der Name I. L. Schräg einen guten Klang. Schräg war u. a. der Verleger von Jean Pauls »Das Leben Fibels«; von Eichendorffs »Ahnung und Gegenwart«, von Fouquös »Zauberring« und besonders von Chamissos »Peter Schlemihl«. Ter junge Adolf Menzel zeichnete zur Stereotypausgabe 1839 die sechzehn fein aus geführten Holzschnitte. Außerdem war Schräg bekannt als Verleger des durch Fouquo, später durch Nückert und E. Döring heraus gegebenen Frauentaschenbuchs (Jahrgang 1—17, 1815—1831). An Bedeutung nicht geringer mar die Betätigung des Verlags auf natur wissenschaftlichem Gebiete. Durch die im Jahre 1924 erfolgte Schenkung des Briefarchivs des I. L. Schräg Verlags an die Bayerische Staatsbibliothek in München wurde neben den rein ge schäftlichen, aber für die Entwicklung des Buchhandels wichtigen Papieren in rund 7000 katalogisierten Briefen ein reiches und wert volles Material für die Geistes- und Kunstgeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Zeit der Spätromantik, der Öffent lichkeit zugängig gemacht. In den Kreisen seiner Berufsgenossen 534 genoß Schräg durch klugen Rat, seine ausgezeichnete Ehrlichkeit und besonnene Überlegung hohes Ansehen. So war es nur erklärlich, daß er, der neben seinem Nürnberger Freund vr. Friedrich Campe lebhaften Anteil an der Gründung des Börsenvereins hatte, in dessen ersten Vorstand gewählt und ihm das Schriftführeramt übertragen wurde, das er fünf Jahre lang versah. Auch die Bürgerschaft in Nürnberg wußte ihn zu schätzen und ehrte ihn durch die Wahl ins Kollegium der Gemeindebevollmächtigten und in den Magistrat. Bei aller bedachten Unternehmung zeigte er sich als ein Mann des Fort gehens mit dem Zeitgeist. War es doch Schräg, der als einer der ersten deutschen Verleger das Stereotypversahren für seine Verlagswerke in Anwendung brachte und bahnbrechend das erste deutsche wissen schaftliche Buch an Stelle der bis dahin allgemein üblichen Beigabe der Figuren auf Kupfer- oder Steintafeln mit Holzschnitten im Tert versah, und zwar in dem 1833 erschienenen Buch: H. Buff, Grundzüge des chemischen Teils der Naturlehre, mit 77 eingedruckten Holzschnitten. An seinem ältesten Sohn Johann Wolfgang Eduard Schräg (1813—1866), der seine buchhändlerische Ausbildung bei Karl Baedeker in Koblenz vollzogen hatte, war ihm ein schätzenswerter Mitarbeiter zur Seite gegeben, der am Ausbau des Verlags mit Erfolg tätig war. Am 23. April 1858 verschied der Gründer Johann Leonhard Schräg im 75. Lebensjahr. Ein Jahr zuvor hat er einen Großteil seines Verlags an Friedrich Brandstetter in Leipzig abge treten. Johann Wolfgang Eduard Schräg zog sich nach des Vaters Ableben aus Gesundheitsrücksichten ins Privatleben zurück. Der Verlag ging nunmehr in den Besitz von Johann Leonhards zweitem Sohn Georg Friedrich Heinrich Schräg (1821—1883) über. Bei C. Krebs (Pergay) in Aschaffenburg, Victor von Zabern in Mainz und Carl Jügel in Frankfurt a. M. hatte er sich tüchtige Kenntnisse erworben. In Angliederung an die überkommenen Verlagsartikel verfolgte er eine stärkere Betonung der kunstgeschichtlichen Richtung. Die Aufwärtsentwicklung wurde gekennzeichnet durch wertvolle Er scheinungen über Adam Kraft, Peter Bischer, Albrecht Dürer u. a. Ein namhafter Nürnberger Schriftsteller charakterisierte vor kurzem Heinrich Schrags verlegerische Tätigkeit mit den Worten: »Der Name Schräg bedeutet in Nürnberg intensive Pflege der engsten Heimat in einer Weise, daß jeder aus der ganzen Welt das Besondere und Ein malige der Kunst Nürnbergs und Frankens erkennen mag«. Dem Wohl und Wehe des Buchhandels und dessen Interessenvertretung hat Georg Friedrich Heinrich Schräg in besonderem Maße Zeit und Kraft gewidmet. Gleichwie sein Vater an der Gründung des Börsenvereins beteiligt war, kann der Sohn für sich das Verdienst in Anspruch nehmen, den Bayerischen Buchhändler-Verein im Jahr 1879 mit ins Leben gerufen zu haben. Georg Friedrich Heinrich Schräg starb am 19. Oktober 1883.
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