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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-06-29
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1935
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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M 148, 2g. Juni 1935. Redaktioneller Teil. Börlenblatt k. d. Dtlchn Buchiand-l. Mappen, und bald hat uns die Bahn zum Buchhändlerhaus ge schafft. Am Portal I prangt ein sichtlich neues Schild: Reichs schule des Deutschen Buchhandels. Das erste: gut eingerichtete An- klcideräume mit Schränken und nebenan ein Waschraum. Alles ist blitzsauber. Im Arbeitssaal, hoch und weit an Raum, gut getönt und belichtet, steht aus Tischen ein Viereck, an denen nehmen wir Platz, und mit einem Lied beginnen wir unsere Arbeit. Worte großer Deutscher stehen über unserer Arbeit. Bald waren es Worte des Führers, Lagardes, Nietzsches, bald waren es Leitsätze aus dem Munde Eugen Diederichs', Perthes' und anderer großer deutscher Buchhändler oder Wegbereiter und Führer des Natio nalsozialismus. Die erste Stunde, die erste Arbeitsgemeinschaft sei geschildert. Reihen von Büchern bis zum starken Wälzer stehen auf den Tischen. Was soll werden? Aber man kennt diese Bände: Hinrichs, Nationalbibliographie, Barsortimentskatalog usw. Und bald führt uns Herr Schönfelder zum Wesen der Bibliographie und spricht von ihrer Notwendigkeit und ihrem Nutzen. Unsere Ar beit begann mit dem wesentlichsten Teile des buchhändlerifchen Werkzeuges. Diese große Kenntnis der Materie, vom Meßkatalog bis zur Nationalbibliographie dargestellt in dieser klaren Form, war kostbar. So geht es fort in munterer Folge an Gebiet und Stofs bis zum Mittag. Dann stürzt sich alles mit leeren Magen an die gedeckten Tafeln. Der Tischdienst der einzelnen Kamerad schaften klappt gut. Schnell ist alles aufgetragen. Munter ging es oft bei Tisch zu: Gäste, Lehrer und Schüler saßen fröhlich bei sammen beim stets schmackhaften und ausreichenden Mittags mahle. Eine gute Stunde Erholung gönnt man uns dann. Auf Liegestühlen und Polsterbänken machen wir es uns beguem. Der macht ein Nickerchen, der schreibt, und ein anderer liest in bespro chenen Büchern, die in einer Handbücherei allen zur Verfügung stehen. Am Nachmittag heißt es dann: In fünf Minuten versam meln wir uns zur Besichtigung einer der Musterbetriebe des Leip ziger Buchgewerbes. Was wir hier sahen in den Betrieben des Platzes Leipzig, ist nicht festzuhalten. Aber wir wissen nun um die Wichtigkeit der Leistungen jedes einzelnen. Jeder an seinem Platze erfüllt hier seine Ausgabe, deren Zusammenfassung die Größe und Einmaligkeit der Buchstadt Leipzig ausmacht. — Eine besonders beliebte Einrichtung war der Nachmittagskaffee. — Nach dem verdienten Abendbrot saßen wir dann in unserer Ecke und haben gesungen oder vorgelesen. Als am ersten Kamerad schaftsabend jeder in knapper Form seinen Lebenslauf schilderte und die deutschen Mundarten nur so umsprangen, wollten fröh liches Lachen und Beifall kein Ende nehmen. Dieses Gemein schaftsleben war die Grundlage all unserer Arbeit. Was hat sich nun in diesem Rahmen im Unterricht, in der Freizeit und in Gegenwart unserer Gäste zugstragen? Ich will versuchen, wenigstens die wichtigsten und charakteristischsten Stunden festzuhalten. — Ein Dichter, Johannes Linke, hat uns eine be sondere Freude bereitet! Einen ganzen Abend hat er unter uns verweilt, vom Wesen seiner Dichtung gesprochen, uns aus seinem Leben erzählt und aus seinen Dichtungen vorgelesen. In dieser Ursprünglichkeit wird wohl noch keiner von uns einen Dichter er lebt haben. Und in dieser Gemeinschaftsecke unseres Saales hat uns später Pros. vr. Suchenwirth Nöte und Schicksale des deutschen Österreich aus eigenem Erleben nahegebracht, nachdem er uns vorher in meisterhaftem Bortrag ein gewaltiges Bild vom Deutschtum des Südostcns entrollt hatte. Oder vr. Haupt von der Reichsschrifttumskammer saß mit uns zusammen und sprach über den neuen Stil in der Buchwerbung, vr. Bergmann vom Diederichs-Berlag zeigte uns, wie dieser Verlag durch die Persönlichkeit eines großen Mannes aufgcbaut wurde. Uber Ju gend und Buch und die Haltung zu diesem Schrifttum vermochte wohl kaum einer besser zu sprechen als Hans Maurer, der einige Tage auch in unserer Kameradschaft weilte. Meister Poe - schcl hielt uns einen meisterlichen Vortrag über das Werden des Buches. Direktor Walter Hvsmann von den Leipziger Bücher hallen, der Wegbereiter deutschen Volksbüchereiwesens, sprach über Lcserkunde und führte uns später durch einen seiner Muster betriebe. Hans Hagcmeycr, der Leiter der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums, gab uns einen überblick über die Arbeit, die dort von vielen Lektoren geleistet wird. Daß wir jetzt das deutsche Buch und die deutsche Zeitschrift im Ausland als wirtschaftlichen und kulturellen Faktor zu würdigen wissen, bleibt das Verdienst von Herrn Schulz von der Auslandabtei lung des Börsenvereins, vr. Heß sprach über die ständische Neu ordnung des Buchhandels, Herr Saegenschnitter zeigte uns die Schätze der Börsenvereinsbibliothek, Prof. vr. Menz ließ überaus anschaulich die Entwicklung des Zeitschriftenwesens leben dig werden, und Pg. S t ud en t ko w s k i, der sächsische Gau schulungsleiter, war extra von Dresden herübergekommen, um uns eine packende und aufrüttelnde Darstellung der Grundzüge nationalsozialistischer Weltanschauung zu geben. Diese Ausschnitte aus der Arbeit mit unsern Gästen mögen genügen. Unsere Arbeit im eigentlichen Unterricht beschränkte sich wie derum auf eine Auswahl. Ein Lehrplan war hier zugrunde gelegt, der aber sehr beweglich gehalten wurde. — Zu der Arbeit unter vr. Hoyers Leitung waren uns vor dem Kursus Referate über Bücher zugeteilt worden. Wir behandelten den historischen Roman, den Zeitroman, das Jugend- und Abenteuerbuch, den Bauern roman, die Biographie und das Unterhaltungsbuch. Überall arbei teten wir die drei großen Akte der Vermittlung heraus: Wertung, Ordnung und Lenkung. Wertung: Scheiden, Kritiküben, Hilfs mittel in Organen suchen, die unsere schwierige Aufgabe erleich tern. Ordnung: Die Funktionen, Art, Rang und Besonder heiten in einen inneren Sinnzusammenhang bringen. Lenkung: Nach Kenntnis, Gefühl und Verstand versuchen, das Buch dem richtigen Leser in die Hand zu geben. In einem wundervollen Aufriß zeigte uns vr. Hoher die Entwicklung deutschen Schrift tums von den Sagen bis zum heutigen Roman. Wie das Schrift tum mit seinem ständigen Wachsen seine Unmittelbarkeit verliert und in Spaltungen sich zum Spezialschrifttum verändert. Wie aber echtes Schrifttum als Niederschlag eines organischen Lebens die Zeit überdauert. — Das politische Schrifttum lag im Arbeits bereich vr. Eberths. Das Schrifttum über Volk und Rasse, über den Neubau des Reiches, die Geschichte der Bewegung und den völkischen Sozialismus, über Weltkrieg und Auslanddeutsch tum, die historische Biographie und die neue Staatsordnung wur den sichtend durchgearbeitet. Und nun zur Arbeit mit Herrn Schönselder. Was der Buchhändler an technischem Werkzeug besitzen muß, haben wir bei ihm erfahren und einen kleinen Teil von seinem Wissen uns an eignen dürfen. Bon der Bibliographie bis zum Antiquariat, über die Organisation unseres Berufes und aus seiner Geschichte hat er uns Arbeitsstunden geschenkt, die schlechthin ein Vor bild sind. Es ist unmöglich darzustellen, was wir mit ihm erarbeitet haben. Nur einzelne Abschnitte möchte ich hccvorheben. Man muß schon selbst eine Gemeinschaft mit einem unserer größten Verleger gepflegt haben, wenn man eine Persönlichkeit wie die von Eugen Diederichs so zeichnen will und kann, wie es Schön felder getan hat. Der ganze schwierige Weg vom Manuskript bis zur endlichen Herausgabe des Buches ist uns jetzt ein lebendiger Besitz. — Als wir bei der Besprechung des Reichskulturkammer- Gesetzes waren, kam der Aufnahmewagen des Deutschland-Senders und hat aus der Arbeitsgemeinschaft einen Ausschnitt gewählt und die Reichsschule so der Öffentlichkeit vorgestellt. So haben wir in der Arbeit mit unsern Lehrern als Kamera den arbeiten dürfen und haben einen kostbaren Gewinn mit nach Hause genommen. In einem »Börsenblatt der Reichsschule des Deutschen Buch handels« haben wir alle zusammen einen Niederschlag unserer Arbeit und unseres Erlebens in Leipzig gegeben. Viele, die die Reichsschule besuchen, werden hineinschaucn und sehen, wie es im ersten Kursus ausgcsehen hat. In den letzten Tagen haben wir das alles zusammengetragcn und ausgezeichnet, und andere werden die Blätter fortsetzen. So kann eine kleine Kameradschaftsgeschichte an Hand dieser Blätter entstehen. Aber ich will versuchen, noch einige andere Eindrücke fcstzuhaltcn. Wie Leipzig in seiner Be triebsamkeit kaum einer anderen Großstadt nachsteht, so auch nicht in den Künsten. Es ist ein hervorragendes Verdienst der Reichs schule, daß wir nach der Arbeit dann auch einmal gemeinsam ins Theater oder Konzert gehen konnten. So haben wir Kleists »Zer brochenen Krug« gesehen, dieses größte deutsche Lustspiel. Im be rühmten Gewandhaus spielte Edwin Fischer mit seinem Kammcr- orchcster Mozart und Beethoven. Der Reichsparteitag >934 zog b33
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