Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-06-18
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1935
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19350618
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193506186
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19350618
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1935
- Monat1935-06
- Tag1935-06-18
- Monat1935-06
- Jahr1935
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
x° 138, 18. Juni 1SS5. Redaktioneller Teil. Weltanschauungen und Unterrichtsmethoden angepaßt wurde, fielen beim Sortiment beträchtliche Bestände der Vernichtung an heim. Seit jenem Zeitpunkt datiert die Unsicherheit auf dem Schul büchermarkte, die den Sortimenter immer im Zweifel ließ, ob das eine oder das andere Buch nicht wieder abgeschafft würde. Fast jede Lagerbcstellung des Sortiments war mit einem gewissen Risiko verbunden. Allmählich wuchs sich auch der Althandel mit Schulbüchern zur empfindlichen Konkurrenz gegen den Absatz neuer Bücher aus. Noch mehr wurde der alljährliche Absatz durch den Aufbau der Unterstützungsbüchereien an den Schulen zurückgcdrängt. Und in zahlreichen Städten wurde die Lernmittelfreiheit eingeführt, wodurch beim einzelnen Sortimenter der Absatz des V o l k s s ch u l b u ch es - vollständig ausfiel. Außerdem traten die städtischen Behörden immer mehr und mehr mit Nachlaßforderungen an den Buchhandel heran, denen dieser unter dem Druck und mit Rücksicht auf seine Lebensinteressen nachgeben mußte. Heute liegen die Dinge schon so, daß der Nachlaß für die Behördenlieferungen für das ganze Reichsgebiet genormt ist und schon bei einem Stück gewährt wer den soll. Durch diese Entwicklung hat sich dis-Basis des Schulbuch- gcschäfts stark verengt. Es ist fast unwirtschaftlich und zum Verlust geschäft geworden. Der Sortimenter kann sich nur sichern, indem er vorsichtig und in kleinen Mengen bestellt, auch auf die Gefahr hin, den Verdienst durch eine Spesenvermehrung infolge von Einzelbestcllungen noch mehr in Frage zu stellen. Der Wegfall der Stabilität, die Unmöglichkeit einer Übersicht über den Bedarf und die prozentual vergrößerte Spesenlast bei sinkendem Absatz mußten zwangsläufig auch zu einer Unzulänglichkeit der Handelsspanne beim Schulbuch führen, und auch hier besteht die Notwendigkeit, eine Verbesserung zu schaffen. Wir sind der Meinung, daß dem Schulbuchveclag die Erfüllung dieser Forderung heute leichter fällt als früher, nachdem ihm die Umgestaltung des Schulbuch- Wesens die Gelegenheit gibt, die in seinen, eigenen Wirtschafts bereich entstandenen Mängel zu beseitigen und damit eine bessere Wirtschaftlichkeit für sich selbst zu schaffen. Schon der Wegfall der Freiexemplare beim Volksschulbuch, der ohne Schwierig keiten aus alle Schulbücher ausgedehnt werden könnte, be deutet für den Schulbuchverlag ein wirtschaftliches Plus gegen über früher, als die willfährige Hergabe von Freiexemplaren zu einer Schmälerung des Absatzes führte. Wenn wir noch in Be tracht ziehen, daß beim Neuaufbau des Schulbuchwesens von vorn herein eine Ausweitung der Schulbuchliteratur verhindert werden kann, so dürfen wir behaupten, daß auch dadurch die Wirtschaft lichkeit des Schulbuchverlags gehoben wird. Wir dürfen fordern, daß der Vorteil dieser zu erwartenden Gesundung auch auf das Sortiment übertragen, wird, indem diesem ein besserer Verdienst in Form eines höheren Rabattes zucrkannt wird. Ich fasse unsere Wünsche wie folgt zusammen: Befreiung des wissen schaftlichen und Schulbuchsortiments aus ihrer Aschenbrödel stellung, Berücksichtigung ihrer Rentabilität und Schaffung eines ausreichen den Minde st rabattes für das wissenschaftliche und für das Schulbuch. Die schöngeistige Literatur. Ich will mich hierbei nicht in Weitschweifigkeiten verlieren, sondern möchte bei der Betrachtung der schöngeistigen Literatur in ihrer Bedeutung für den wirtschaftlichen Verkehr zwischen Verlag und Sortiment nur eine Erscheinung herausheben. Seit Jahren ballt sich die schöngeistige Produktion im Herbst zusammen. In Börsenblatt-Aussätzen wurde diese geballte Produktionstätig keit als »Springflut« bezeichnet, und auch sonst wird über das Unmaß von schöngeistigen Neuerscheinungen im Herbst Klage geführt, weil es sowohl der Presse als auch dem Sortiment unmöglich ist, den Markt zu übersehen und sich für die gejamte Produktion einzusetzen. Diese Zusammenballung hat rein wirt schaftliche Gründe. Das Buchgeschäft, abgesehen von der Bedarfs literatur, hat beinahe den Charakter eines Saisongeschäfts ange nommen. Der Absatz an schöngeistiger Literatur, besonders im Sommer, steht in einem ganz ungleichen Verhältnis zu dem im Monat Dezember, also im Weihnachtsgeschäft. Der Sortimenter muß seine wirtschaftlichen Dispositionen nach der Einstellung des kaufenden Publikums richten. Wegen seiner geringen flüssigen Betriebsmittel muß er darnach trachten, daß sein in der Ware Buch investiertes Kapital so schnell wie möglich wieder flüssig wird. Er ist gezwungen, sein Lager an schöngeistiger Literatur außerhalb der Saisonzeit auf den notwendigsten Umfang zurück- zudräugen, wenn er seinen Umsatz mit seinen Verpflichtungen aus- gleichen will. In der absatzarmen Zeit bestellt er daher fürs Lager herzlich wenig und beschränkt sich nur auf Neuerscheinungen von zeitgebundener und literarischer Bedeutung. Selbstverständlich muß auch der schöngeistige und kapitalarme Verleger diesem Absatz- aussall im Laufe des Jahres Rechnung tragen, und auch er bringt seine Neuerscheinungen saisonmäßig heraus, zu Zeitpunkten also, die kurz vor der Belebung des Absatzmarktes liegen. Natürlich wirkt sich das nachteilig auf den gesamten Buchabsatz aus, denn ein großer Teil des schöngeistigen Schrifttums ruht in den Regalen und Stapeln der Verleger, anstatt durch die Auslagen und in den Läden des Sortiments vor die Augen des Publikums gebracht zu werden. Daran läßt sich aber nichts ändern, solange die Haltung des Käufers sich nicht ändert, und solange der Sortimenter auf Grund der heutigen Zahlungs- und Kreditbedingungen, die mit Rücksicht auf die große Absatzlücke in der stillen Zeit als zu kurz fristig angesehen werden müssen, zur stärksten Zurückhaltung ge zwungen ist. Wir möchten aber, um wenigstens einen beschränkten Ausgleich zu schaffen, den folgenden Vorschlag machen. Es wird versucht, für das erste bis dritte Viertel des Jahres das jetzige starre Prinzip der Zahlungsbedingungen aufzulockern, damit das Sortiment die schöngeistige Produktion in einem größeren Um fange als bisher auf sein Lager nehmen kann. Hierfür kommen natürlich nur Lagerbestellungen in Frage und zwar solche des bereits vorhandenen Schrifttums. Neuigkeiten scheiden von vorn herein aus. Für die Lieferungen dieser Bestände wird dem Sorti ment ein Ziel eingeräumt, dessen Fälligkeitstag in der Zeit nach dem Weihnachtsgeschäft liegt. Noch besser wäre es, wenn sich der schöngeistige Verlag zur kommissionsweisen Hergabe seiner Bestände an das Sortiment in der genannten Zeit bereit erklärte. Dadurch würde letzten Endes auch die Bewegung der Produktion günstig beeinflußt werden, denn durch die Auflocke rung der Verlagsbeständc ließe sich ein besserer Ausgleich zwischen der alten und der neuen Produktion hcrbciführen. Grundbedin gung wäre jedoch, daß zwischen den Rabatten für Bedingt- und Fcstlieferungen kein Unterschied bestünde, daß die Abrechnung und die Zahlung einheitlich erfolgten und zeitlich mit derjenigen des sonstigen Bedingtgutes zusammenfielen. Zahlungsverkehr. Es wäre müßig, noch über die Kapitalarmut des Sortiments zu sprechen, sie ist hinreichend bekannt. Es ist Tatsache, daß bei einem großen Teil des Sortimentsbuchhandels der Erlös des Umsatzes nicht mehr ausreicht, um die Kosten des Betriebes ein - schließlichder Substanzverlustezu decken. Selbst eine Umsatzsteigcrung kann diesen Zustand noch nicht ändern, solange der Sortimenter gezwungen ist, an einem System der Lager haltung festzuhalten, das ein unnatürlich hohes Maß an Risiko enthält. Die Verluste, die das Sortiment in den letzten Jahren an entwertetem Schrifttum erlitten hat, würden, wenn sie ziffern mäßig erfaßt werden könnten, ein erschütterndes Bild von einem Kapitalschwund geben. Daraus erklärt sich auch, daß es dem Sorti menter, der immer noch seine Aufgabe in der Lagerhaltung des guten deutschen Schrifttums erblickt, kaum möglich ist, die heute gebräuchlichen Zahlungsbedingungen des Verlags zu erfüllen. Hier muß unbedingt eine Lockerung erfolgen, wenn das Sorti ment nicht entweder seine Leistungen einschränkcn oder in eine noch größere Verschuldung kommen will. Ich habe m den Ausführun gen über die schöngeistige Literatur bereits einen Vorschlag ge macht. Schon die Verwirklichung dieses Vorschlages würde eine Erleichterung für das Sortiment bedeuten, weil dadurch dis Schwierigkeiten des gcschästsarmen Sommers zum Teil überbrückt werden könnten. Aber auch beim wissenschaftlichen und Schulbuch ist eine Lockerung der Zahlungsbedingungen erwünscht. Der deutsche Buchhandel ist in der glücklichen Lage, in der Einrichtung der Buchhändle r-A brechnungsgenossen- schaft einen Verrechnungsapparat zu besitzen, wie ihn kaum 4SI
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder